Ein langer Bericht...Von der Einnistung bis zur "stillen Geburt"

Meine Einnistung von meinem Geschwisterchen und mir war nicht geplant. Als Papa und Mama davon erfuhren waren sie erstmal geschockt. Sie sahen uns zum ersten Mai in der 6.Wo.(5+5)auf dem Monitor von dem Utraschallgerät. Mein Herz schlug schon  sehr deutlich. Aber mein Geschwisterchen war nicht so weit entwickelt wie ich.
Der erste Schock war verflogen und Mama und Papa haben viel geredet.
Sie haben auch darüber gesprochen, dass wir vielleicht abgetrieben werden sollen. Mama hat dann ganz doll geweint und der Gedanke machte ihr sehr viel Angst. Angst davor eine falsche Entscheidung zu treffen und sie dann zu bereuen. So entschieden sich Papa und Mama uns zu behalten. Bzw.sagten sie: "Wir lassen die Natur entscheiden.
Bei 6+4 sind sie zum nächsten Termin.
Beide Herzen schlugen. Aber mein Geschwisterchen war weiterhin nur halb so groß wie ich. Mama hatte deshalb instinktiv damit gerechnet, dass es abgehen könnte.
Zwei Wochen später. Also in der 9.Woche war die Fruchthöhle leer. Papa war geschockter als Mama. Auch sie hatte für diesen Moment Tränen in den Augen aber hatte ja auch irgendwie damit gerechnet. Die Natur hat entschieden. Und deshalb war die auch schnell gefasst und konzentrierte sich auf mich.
Es war bereits die 4 Schwangerschaft meiner Mama. Die hatte vor der Zweiten Geburt auch eine FG. Aber dort hat sie nie einen Herzschlag gesehen. Deshalb hat sie es sehr schnell gut verabeitet. Und 2 Monate später war sie mit meinem Bruder Till schwanger.
Mamas Bauch wuchs sehr schnell. Meine Eltern haben meinen Bauch immer viel gestreichelt. Auch wenn ich noch nicht hören konnte, wusste ich wann es Papa's und wann es Mama's Hände waren. Mama hat fast immer kalte Hände und Papa seine sind immer ganz warm. Trotz einer VWP konnte mich Mama schon oft spüren.
Papa war sich immer sicher, dass ich ein Mädchen werde. Mama war sich da nicht so sicher. Vielleicht hatte sie einfach nur Angst vor einer Enttäuschung. Aber einen Jungen hätte sie genauso geliebt wie mich.
Papa und Mama hatten vorher andere Partner und in diesen Ehen entstanden meine Geschwister. Papa hat 2 grosse Jungs und Mama hat auch 2 Jungs. Sie wohnen alle in einem grossen Haus. Meine 4 Brüder haben sich auch schon so sehr auf mich gefreut. Sie sind alle sehr traurig, weil sie mich nicht sehen und berühren konnten. Aber ich werde für sie von oben ein kleiner Schutzengel sein.
Am Freitag den 8.06. fühlte sich Mama gar nicht gut. Sie fühlte sich komisch und schlapp. Die machte Mittags sogar ein Schläfchen. Irgendwann kam ihr alles etwas komisch vor und nahm den Fetaldoppler und meine Herztöne waren einfach viel zu hoch. Dann spürte sie starke Bewegungen von mir. Sie dachte, es hängt mit ihrer Nervösität zusammen. Dann schrieb sie Papa an. Er konnte aber weil er arbeiten wsr, die Nachricht erst später lesen. Mama hatte an diesem Tag kein Auto und Till war nicht im Kindergarten. Und ohne Papa wollte sie sowieso nicht zum Arzt. Dann fuhren sie gegen 18h in die Klinik und mussten noch lange warten. Mama erzählte von ihrem Gefühl das etwas nicht stimmt. Die Ärztin begann zu schallen und sagte lange nichts. Als Mama fragte ob alles ok sei, sagte sie, dass sie keinen Herzschlag finden kann. Die Ärztin selbst war sehr betroffen. Auch der Oberarzt schallte und sagte das er keinen Herzschlag mehr sehen kann. Und er konnte auch sehen, dass es noch sehr frisch war. Die Natur hat entschieden.
Mein Eltern waren einfach nur geschockt und traurig. Mama ging es körperlich soweit gut. Deshalb konnten sie sich mit der Einleitung Zeit lassen. Sie entschieden sich für Montag. So konnten sie sich am WE Zeit nehmen und sich auf die Geburt von mir vorbereiten. Mama hat sehr viel geweint. Aber dann kam der Zeitpunkt an dem sie es einfach nur noch hinter sich bringen wollte um mich zu sehen und auch zu verabschieden.
Obwohl meine Eltern voller Ängste und Trauer in die Klinik gingen um meine Geburt einleiten zu lassen, versuchten sie sehr stark zu sein und entwickelten einen herrlichen schwarzen Humor. Es war schön ihr Lachen zu sehen.

Montag 8h bekam Mama ihre erste Tablette um die Wehen auszulösen. Dann bekam sie alle 4 Std. 200mg Cytotec. Die Ärzte waren sich alle sicher, dass es schnell gehen wird. Denn Mama hat ja schon 2 Kinder spontan entbunden. Naja bis auf ein paar Übungswehen tat sich nichts.
Die letzte Tablette bekam sie 0:20h und auch eine Buscopan dazu. Die sollte bezwegen den Muttermund weich zu machen. Aber es bewirkte ehr das Gegenteil. Es stagnierte und auch die Übungswehen waren kaum da.
Am nächsten morgen waren die Ärzte überrascht meine Eltern noch in der Klinik zu sehen. Am Dienstag bekam Mama alle 4 Std.400mg Cytotec. Dies bewirkte das wieder Bewegung ins Spiel kam. Papa und Mama sind auch immer viel spazieren gegangen um die Geburt anzukurbeln.
Am Nachmittag waren sie im Kreissaal um den Befund ertasten zu lassen. Denn Mama verspürte einen Druck nach unten. Die Ärztin tastete und sagte Ein Finger durchlässig und GMH ist verstrichen. Meine Eltern waren voller Hoffnung, dass es nun endlich nicht mehr lange bis zu meiner Ankunft dauern kann.
Im Laufe des Nachmittags verstärkten sich die Übungswehen und der Druck nach unten wurde stärker. Gegen 19:30h war der Druck nach unten so stark das sie in den Kreisaal gingen. Befund unverändert. Aber die Ärztin sagte, dass es auch gleich blubb machen könnte und ich aus dem warmen Bauch meiner Mama komme. So bekam Mama im Kreissaal eine Infusion mit Buscupan und einem Opiat. Nach etwa 30 Min.war Mama ganz doll müde und schlief ein. Die Medikamente führten leider wieder dazu, dass der Geburtsverlauf stagnierte. Die Wehen und der Druck nach unten waren komplett verschwunden. Papa und Mama gingen wieder auf ihr Zimmer. Um 23h bekam sie noch 400mg.Cytotec. Aber es tat sich nicht. Keine Wehe, einfach nichts. Es kostete Nerven und Kraft weiter darauf zu warten, dass sie mich endlich sehen können.
Am nächsten Tag waren die Ärzte auch langsam verzweifelt und die überlegten, was jetzt am besten ist um die Geburt in den Gang zu bringen. So gegen 10h gingen sie in den Kreissaal. Dort wurde getastet und es gab keinen Fortschritt. Er sagte sogar, dass der GMH noch 3cm hat. Wie konnte das sein. Er war doch schon verstrichen.
Der Arzt entschied sich für den Wehentropf. Mama und Papa waren mit der Entscheidung sehr zu frieden. Alle 20.Min wurde die Dosis erhöht. So langsam kam Bewegung rein. Der Arzt tastete 13h erneut nach dem Befund. Er sagte, er kann eine kleine Veränderung spüren.
Mit jeder Dosis die erhöht wurde, führte es zu stärkeren Wehen. Der Schmerz war für Mama erträglich. Sie war wirklich tapfer. Für Papa waren die Tage auch sehr schlimm. Auch während der Tropf lief und Mama die Wehen hatte, fühlte er sich hilflos und hätte ihr am liebsten die Schmerzen abgenommen. Aber er war die ganze Zeit bei ihr und das war alles was zählte.
Die Hebamme war unheimlich liebevoll und setze sich zu Papa und Mama. Der Wehentropf war jetzt bei der Höchstdosis angekommen. Mama lehnte sich zurück und legte ihr Hand auf ihren Bauch. So wie sie es seit dem sie von der Schwangerschaft erfuhr immer getan hat. Genau unter ihrer Hand machte es blubb und sie konnte genau das platzen der Fruchtblase spüren. Jetzt kam der Moment auf den sie seit 3 Tagen gewartet hatten. Mich endlich zu sehen und sich zu verabschieden.
Dann kam noch eine kleine Wehe. Mama drücke ganz leicht und ich war da.
Auf Wunsch wurde ich auf ihren Bauch gelegt. Sie spürte meine Wärme. So wie Papa es die ganze Zeit wusste, ich bin ein kleines Mädchen. Meine Eltern gaben mir den Namen Nele
Am 13.6.um 15:08h wurde ich in der 17
SSW geboren. Meine Grösse war 13,5 cm und wog 80gr.
Mama musste dann in den OP. Papa hat dann mit mir die Zeit verbracht. Ich wurde in einen kleinen Mantel mit kleinen Decken und Kissen in ein Körbchen gelegt.
Als Mama aus dem OP kam konnte sie auch noch Zeit mit mir verbringen. Auch der Sternenfotograf war da und machte wunderschöne Erinnerungsfotos.
Danach haben sich Mama und Papa von mir verabschiedet und ich wurde von der lieben Hebamme mitgenommen.
Mama: Wir sind zwar unendlich traurig und ich wünsche keiner Frau dieses Schicksal zu teilen. Es klingt sicher etwas paradox aber für mich war es trotzdem eine wunderschöne Erfahrung unser kleines Mädchen zu halten. Auch wenn es nicht geplant war, ist dieses Kind voller liebe entstanden und wird immer in unserem Herzen bei uns sein. Sie war so süss und es war alles dran. Nur eben ein kleines winziges Lebewesen. Wir lassen sie nicht untersuchen. Vielleicht war es einfach die Laune der Natur. Wir werden dieses Schicksal positiv annehmen und mit ihr im Herzen weiterleben.