Erfahrungsbericht 1. SS MA 9.SSW Abgang (ohne Ausschabung) mit Cytotec

Hallo zusammen,

die letzten Wochen waren für mich krass. Ein Teil davon war, dass ich über google nicht wirklich viele und tw sehr alte Berichte gefunden habe, daher heute hier meine Anmeldung- auch wenn ich jetzt sehe, dass es hier wesentlich mehr Berichte gibt #kratz

Aber seis drum, ich denke, das nochmals hoffentlich einigermaßen geordnet revue passieren zu lassen ist nicht verkehrt.
Ich werde versuchen, möglichst sachlich und unverblümt zu schreiben, da mir genau solche Berichte geholfen haben-
das bedeutet aber auch, dass es manchen evtl zu eklig wird #schock

Am 07.12. hatte ich meinen 1. US Termin. Alles gut, 7.SSW, Herz schlägt, Glückwunsch! - und zwar unerwartet und ungeplant aber mit egtl guten Voraussetzungen.

20.12., E 9.SSW, 2.US
Freund dabei und beide mit dem Gedanken versöhnt- kein Herzschlag, keine Durchblutung, SSL 2,3cm, dh vermutlich seit max. 2 Tagen Entwicklungsstopp.
Eine selbst schwangere Ärztin am letzten Arbeitstag vor ihrem Mutterschutz die aber noch meinte, wir sollen die Diagnose im KH verifizieren lassen, dort gebe es im Falle einer Bestätigung die Möglichkeit eine OP (AS) machen zu lassen oder evtl es mit Tabletten abgehen zu lassen. Die Option Tabletten bieten aber nicht alle an, ich solle vorher anrufen und fragen wenn es für mich in Betracht käme.

Nun gut, geschockt nach Hause, KH 1 extrem pampige Frau am Telefon - nein, nur OP. Warum? KH-Richtlinien.
Das Telefonat war schnell beendet. KH 2 wesentlich freundlicher, Tabletten hängt vom genauen Befund ab, generell aber möglich. Ich soll erstmal vorbei kommen, alles weitere sieht man dann.
Ich habe einen Assistenz(?) Arzt erwischt, der sich mit der Situation nicht leicht getan hat.
Die Diagnose wurde bestätigt. Ob ich die 2 Möglichkeiten kennen würde?
Ich, langsam wieder etwas klarer im Kopf, - 3, oder? - fragendes Gesicht und Stirnfalte - naja, OP, Tabletten, Abwarten - ach so, na wenn ich Abwarten als Möglichkeit sehe, dann 3... obwohl das in anderen europäischen Ländern der erste, normale Weg ist,
die OP ist egtl nur in D erste Wahl.
Nachdem ich gesagt habe, dass ich eine OP gern vermeiden würde, hat er mich zu Cytotec aufgeklärt, dem OffLabelUse und auch eine erhöhte Infektionsgefahr beschrieben.
Die klang für mich unlogisch, warum sollte die 2 Tage nach Beendigung des Herzschlags plötzlich so viel höher sein als die allgemein erhöhte in jeder SS?
Wenn der Embryo stirbt, reagiert der Körper wohl entweder mit Abbruch durch ausscheiden, manchmal aber auch mit zersetzen- letzteres kann dann zu Infektionen führen.-
Aha. Also nicht morgen. #pro

Weihnachten stand vor der Tür und da man nicht sagen kann, wer wie auf die Tabletten reagiert, habe ich gesagt, dass ich erst nach der Familientour anfange.
Ich wollte einfach schöne Feiertage und keine der Nebenwirkungen wie Übelkeit und Durchfall beim Festessen haben. Die Familie wusste es auch noch nicht, wir hatten egtl als Weihnachtsgeschenk Tassen mit der Aufschrift "Oma 2019" und "Opa 2019" bestellt.
Die Entscheidung war auch rückblickend für uns die Richtige, es hat geholfen abzuschalten und das ganze Gefühlschaos sacken zu lassen ohne auch noch mit den Reaktionen der Eltern umgehen zu müssen.

28.12. Kontrolltermin
der "schlimmste" Arzt in den ganzen Wochen. Sie haben noch gar keine Tabletten genommen? Na dann brauch ich sie auch nicht untersuchen, da hat sich nix verändert. Sicher keine AS? Seien sie sich über das Infektionsrisiko im Klaren! Die OP ist viel gefährlicher und schlimmer bei bestehender Infektion!
-Ähm.. ja... danke... tschüss.

28.abends-31. abends jeweils morgens und abends 2 Tabletten oral
leichte Krämpfe in unterschiedlichen Abständen, immer das Gefühl, vielleicht gehts los- also Silvester zu zweit daheim. War auch schön und ich hätte keinen großen Rummel gebraucht, war aber trotzdem irgendwie erzwungen.

02.01. nächster Kontrolltermin
Wieder der erste Arzt. Im US hat sich nichts getan.
Eine 2. Runde Tabletten (wieder 3 Tage, 2x2) gibt er mir noch mit, ein drittes Mal eher nicht.
- Ich würde das evtl gern nochmal versuchen, was dagegen spricht? Nebenwirkungen sind tw ähnlich Durchfall, aber nicht schlimm, 2-3 std vor und nach Einnahme nichts essen hilft. Es ist erst 1 Woche tot, andere stellen das erst beim US nach 3-4 Wochen fest, ich denke, mein Körper wird das merken, ist aber eher von der langsamen Sorte.
-Er fragt den Oberarzt... kommt zurück, nein, 3. Versuch gibt es nicht von ihm.
-ob ich dann erst in 2 Wochen oder bei Anzeichen Tabletten nehmen könne
-Nein, man hat ja schon angefangen, wenn dann gleich fortsetzen....

Ich beschließe, erstmal weiter zu sehen. Zum Glück habe ich noch bis 7.01. Urlaub.
Inzwischen lese ich viel, bzw suche ich viel, ich finde die Informationslage sehr dürftig.
Es gibt unglaublich viele Berichte der emotionalen Seite, aber ich will körperliche Reaktionen, Mengen, Gefahren, Tipps, Fotos um mich auf die möglichen Szenarien einstellen zu können (daher auch dieser Bericht).
Für mich ist es das Schlimmste, nicht zu wissen was alles kommen kann. Das ich nicht sagen kann welches Szenario eintrifft, ist ok, wenn ich jedes im Geiste durchspielen kann.
Ich werde mir immer sicherer, dass eine OP nicht der richtige Weg für mich wäre.
Der Gedanke fühlt sich einfach nicht gut an.

Die nächsten 3 Tage Tabletten verlaufen wie die ersten, zusätzlich ganz leichte Schmierblutungen.

07.01. nächster Kontrolltermin
eine Ärztin in meinem Alter. Wenn ich möchte, ein drittes Mal Tabletten geht sie mit, sie würde das wahrscheinlich auch so machen.
Wenn bis in einer Woche aber nichts passiert ist würde sie mich zu OP Vorbereitung schicken, da das Cytotec auch das Auf-und Ablösen beschleunigt.
Der OP Termin ist dann an einem anderen Tag, sollte sich bis dahin was tun, könne er immer noch abgesagt oder verschoben werden.
Ich bin egtl guter Dinge, leichte Krämpfe wurden ja beide Male ausgelöst, inzwischen auch Schmierblutungen. Ich bekomme Pickel, was ich normal etwa eine Woche vor meiner Periode bekomme. Ich muss wieder arbeiten gehen, mit etwas krauser Stirn wird meinem Vorschlag Do-Sa einzunehmen zugestimmt. Ich kann auch vaginale Einnahme versuchen, allerdings mit Desinfektionsmittel und Handschuhen (die sie mir mitgibt).

3. Runde Tabletten, Do früh-Sa früh.
Krämpfe, relativ stark phasenweise. Die vaginale Einnahme hat deutlich mehr Effekt.
Leider nicht mehr als Schmierblutungen und ein paar Schleimhautfetzen,
unterm Strich aber nichts ausschlaggebendes. Das we verbringe ich daheim, es kann ja wieder jeden Moment losgehen...

15.01. nächster Kontrolltermin
wieder die Ärztin vom letzten Mal. Ich erzähle von der letzten Woche. Das war dann im US auch sichtbar, deutlich deformierter schon, aber so ziemlich alles noch da.
Nochmal Tabletten möchte sie mir nicht mitgeben, auch nicht als ich erzähle, dass ich jetzt einen Blähbauch wie normalerweise 1 vor bzw am Tag meiner Periode habe. Ich habe mir selbst die Grenze eine Woche später gesetzt, auch weil der Alltag sich ein bisschen wie mit Damoklesschwert anfühlte.
Da die OP Vorbereitung 2-3 Std dauern kann mache ich einen Termin für Donnerstag.

Noch am Abend des Kontrolltermins fingen leichte Schmierblutungen an, Di stärkere, Mi + Do für meine Verhältnisse sehr ordentliche Blutungen mit größeren Schleimhautfetzen als bei der normalen Periode (etwa doppelt so groß). Jeweils Mi und Do morgens so viel, dass ich im Klo nichts mehr erkennen konnte. Die Blutungen ließen Fr wieder nach, ich vermutete, dass die Fruchthöhle noch nicht dabei war. Da ich aber sehr wenig Vorstellung von dem hatte, was da kommen müsste, hatte ich leichte Hoffnung es evtl morgens übersehen zu haben. Es gab ja einige Berichte von Frauen ohne Schmerzen und so...

22.01. Kontrolltermin mit anschließender OP Vorbereitung falls nötig
Eine andere Ärztin, etwa mitte 40, die Ruhe in Person.
Ein sehr ausführliches Gespräch nachdem im US klar war, die Fruchthöhle ist noch da. Für die Tabletten gebe es keine Einnahmeregelung, da es ja ein OffLabelUse ist, theoretisch gibt es da keine Grenzen- ich atme auf, erzähle, dass meine Mama (die mir körperlich in Bau und Reaktionen sehr ähnlich ist) bei den Geburten jeweils auch immer Medikamente bekam um den Mumu weich zu machen und ich das Gefühl habe, dass es jetzt egtl gelöst ist und nur daran hängt. Hätte ich noch gar nicht auf die Tabletten angesprochen, würde ich es nicht nochmal probieren, aber in der jetzigen Situation würde ich gerne nochmal welche mitnehmen.
Geht in Ordnung, bitte wieder vaginal einlegen #huepf
Von ihr dann mehr Informationen, was mich erwarten kann, dass die Schmerzen wirklich heftig werden können etc. Ich fühle mich das erste Mal wirklich sicher und unterstützt.
Ich mache danach die OP Vorbereitung und nächsten Termin für 28.01., dann US und anschließend wenn nötig OP.

Noch immer 22.01., ich habe homeoffice, gegen 12 lege ich die Tabletten ein.
~13:00 es zieht
~14:00 ich werde unruhig, ziehen wird heftiger, es blutet wieder leicht
~15:00 ich klappe den Laptop zu und gehe aufs Sofa, trotz 2 Decken zittere ich komplett, so sehr friere ich. Die Krämpfe sind deutlich heftiger, aber anders als bei der Periode, größere Pausen und dann um so heftiger. Ich erkenne die Beschreibung von Wehen wieder.
~16:00 - ~19:30 Der Beschreibung von anderen nach sind das Wehen. Da ich noch keine Geburt hatte, kann ich keinen Vergleich ziehen, aber ich fange an sie zu veratmen. Ich trinke Multisaft, damit gibt sich mein Kreislauf wieder stabiler. Zwischenzeitlich überlege ich, die 3. Neuralgin seit 16:00 zu nehmen, da mir die anderen beiden wohl wieder aus dem Mund gehüpft sind- oder warum wirkt der Mist nicht? Oder tut er das etwa doch? Wie viel schlimmer wird das wohl noch? Abstände von kaum einer Minute- alter Falter
19:30 Ich muss aufs Klo. Huch, was ist- plopp. Schmerzen weg. Da ich das bereitgelegte Sieb nicht so schnell erwischen konnte, bewaffne ich mich mit einer Suppenkelle und fische es aus dem Klo- die komplette intakte Fruchthöhle, wenn auch schon deutlich lädiert was das Aussehen der Hülle betrifft. Es füllt die Suppenkelle- also nein, das geht ganz sicher nicht unbemerkt ab!!! und verhält sich etwa wie eine dieser kleinen Wasserbomben. Ich habe sie auch aufgeschnitten, der Embryo hatte sich aber schon relativ weit zersetzt. Sah mehr aus wie ein heller glibbriger wurm mit relativ großen schwarzen Punkten am einen Ende. Im letzten US war die SSL von 9.SSW 2,3cm auf 1,8cm geschrumpft und sah auch schon wieder weniger wie ein werdender Mensch aus.
Es gab wohl sogar einen kleinen Hormoncocktail, danach war ich richtig aufgedreht und erleichtert, auch weil eine OP jetzt extrem unwahrscheinlich wurde.

Unterm Strich ist mein Fazit, für mich war es der richtige Weg und die Reihenfolge in der ich die Ärzte traf wohl auch ein bisschen Glück.
Die Wehen an sich waren krass, aber lieber das als eine OP und das Risiko, niemals Mama werden zu können. Es zu sehen war wahnsinnig interessant, ich habe wieder ein Stück mehr vertrauen in mein Bauchgefühl, ich hatte schon 2 Wochen keine Schwangerschaftsanzeichen mehr und denke schon wieder viel rationaler- was die Situation vielleicht auch wieder erträglicher macht.
Jetzt, 2 Tage später, habe ich noch 1 Cytototec heute mittag genommen um nochmal den Mumu für das restliche Gewebe weicher zu machen- sieht aus, als würde sich der Rest ganz locker lösen und abfließen. Mir ist nun wieder bewusst, wie toll OBs sind :D
Der Unterbauch fühlte sich gestern wie bei einer abklingenden Zerrung an, heute wie an einem 2. Tag einer normalen Periode- also es arbeitet, aber es tut nicht weh.

Ich habe die Fruchthöhle auch fotografiert, ich kann die Bilder auch versenden falls jemand Interesse hat, aber ich denke sie hier anzuhängen ist evtl zu viel für manche.

Sollte ich, was ich definitiv nicht hoffe oder brauche, das nochmal durchmachen müssen werde ich wohl wieder Tabletten nehmen- aber erst, wenn mein Körper eindeutige Anzeichen zeigt und bis dahin mache ich nur Kontrollen zum Ausschluss etwaiger Komplikationen, zumindest innerhalb von 6 Wochen nach Entwicklungsstopp. Mein Körper lässt sich einfach nicht gern was aufzwingen.

Ich hoffe, es ist nicht zu wirr und gibt evtl der ein oder anderen die Vorstellung eines möglichen Szenarios.

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Ich war damals auch in der ca 9.ssw als die MA festgestellt wurde.
Meine kurzform des natürlichen Abgangs schreibe ich oft, da ich frauen zeigen möchte dass ein Koerper sowas alleine schaffen kann. Ich wollte meinem koerper definitiv keine Op antun, denn ich wollte keine OP an der Gebärmutter, da es fuer mich logisch schien danach wieder besser schwanger werden zu koennen.
Also habe ich gewartet, ganze 11 Wochen lang. Natürlich war ich oft zum us u Bluttest. Us lies erahnen, dass es nur langsam fortschreitet. Entzündungswerte waren immer top und HCG sank recht langsam. hatte ca alle 3 Wochen leichte Blutungen, ganz schmerzfrei..am Ende hatte ich wehenähnliche Schmerzen, die aber gut auszuhalten waren. Diese hoerten sofort auf, nachdem die intakte Fruchtblase rauskam. 3 Monate später war ich mit meiner Heute 7 jährigen schwanger. Auch due Schwangerschaft mit meinem 4 Jährigen verlief super. Ich wuerde alles wieder genauso machen.

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Danke für diesen ausführlichen Bericht.
Ich hatte auch eine Missed AB in der 9.SSW, Embryo hatte die Größe von Ende 7.SSW. Ich habe eine Woche gewartet und dann mit Cytotec begonnen, allerdings anders dosiert. 3 vormittags (sublingual) und 3 nachmittags (auch sublingual), hab ca. 5 Stunden Abstand zwischen den Tabletteneinnahmen gelassen. Erst nach den 2. Einnahme ging es los, davor hat sich auch kaum was getan. Vielleicht war die Dosierung bei dir zu niedrig?! Es freut mich, dass es jetzt im Endeffekt bei dir geklappt hat und du dir dadurch die OP erspart hast.

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Hallo!

Erstmal tut ea mir leid, dass du so etwas durchmachen musstest!

Danke für diesen ausführlichen Bericht! Den hätte ich wirklich schon vor 2 Tagen sehen sollen, denn da bekam ich die Nachricht in der 12.ssw, dass mein baby schon in der 10.ssw gestorben ist!

Ich hatte panische Angst vor dem Prozedere aber ich habe mich auch gegen die OP entschieden!
Ich bekam um halb 9 vormittags die erste Tablette und sollte nach Hause fahren!
Den ganzen Tag hatte ich bereits Regelschmerzen und leichte Blutungen und um 19 Uhr bekam ich sehr heftige Geburtswehen im Minutentakt!

Um 21 Uhr machte es Plopp und das Baby war da! Die Fruchtblase geplatzt!
Ich dachte, das schlimmste wäre überstanden.. Leider wurden die Wehen so stark und die Blutung nahm ein gefährliches Ausmaß an! Mit der Rettung kam ich ins Kh und gestern Vormittag verlor ich die Plazenta!

Die Ultraschalluntersuchung ergab, dass alles sauber ist und ich keinen Eingriff mehr brauchte!

Ich bin sehr froh, es so geschafft zu haben und würde es immer wieder so machen!

Ich möchte auch allen Mut machen, ihr schafft das!🍀

Lg Julia mit Moritz 2 an der Hand und 🌟 ganz fest im Herzen!

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Vielen Dank euch allen für den Zuspruch, schön dass es der ein oder anderen hilft :)
Ich hab am Montag den Abschlussbrief vom kh bekommen, alles raus, alles gut 👍