Ihr Lieben,
es gibt Dinge im Leben, die erwartet man nicht. Und wenn sie geschehen, kann man es kaum realisieren. Im November/Dezember 2018 ist uns so ein Schicksal passiert und heute dachte ich, es wäre vielleicht eine gute Möglichkeit, diese Erfahrung zu teilen.
Viele, die dasselbe erlebt haben, kennen sicher die Hilflosigkeit des Umfeldes. Nach einigen Wochen braucht man dieses Thema meist gar nicht mehr ansprechen, es scheint abgehakt. Jetzt fühle ich mich aber bereit, diese Geschichte zu erzählen. Und jeder, der sie erfahren möchte, darf gerne weiterlesen. Es wird lang, das steht fest.
Als wir im April letzten Jahres beschlossen, an einem dritten Kind zu basteln, klappte es direkt im 3. ÜZ. Ich war sehr erleichtert und glücklich. Dennoch hatte ich die gesamte Schwangerschaft über schaurige Träume und seltsam negative Gedanken und Gefühle. So bin ich nicht von Natur aus, ich bin eher optimistisch eingestellt.
Letztlich träumte ich sogar davon, mein Kind tot zur Welt zu bringen. Ich fing an, mich mit dem Thema "Stille Geburt" zu befassen, habe mir Erfahrungsberichte durchgelesen und mich gefragt, wie sowas abläuft. Mag absolut verrückt klingen - war es auch. Schließlich war ich eigentlich eine total normale Schwangere, ohne Komplikationen, im Alter von 25 Jahren.
Einen Tag nach meinem 26. Geburtstag begann dann das Unglück...
Ich hatte eine Routine-Vorsorgeuntersuchung und freute mich schon, vielleicht endlich das Geschlecht zu erfahren. Ich wusste es zwar schon aus meiner Intuition heraus, aber ihr kennt das sicher - man braucht dennoch eine Bestätigung. Doch was die VU für mich bereit hielt, war alles andere als das, was ich mir gewünscht hatte.
Meine Frauenärztin ist toll. Sie macht jedes Mal einen Ultraschall, kassiert nicht extra ab und ist sehr positiv eingestellt. Sie würde nie einer Schwangeren grundlos Angst machen oder etwas dramatisieren. Ich bin schon Jahre bei ihr und daher wusste ich das so sicher.
Beim Ultraschall war sie still. Bis sie sagte "Da stimmt etwas nicht. Du musst sofort ins Krankenhaus." Und dieser Satz ertönte wie tausend Kirchenglocken in meinen Ohren. Ich wollte nur, dass es aufhört, meine Tränen liefen wie auf Knopfdruck. Als wüsste mein Inneres bereits, was passieren wird. Die Umgebung wurde taub. "Du hast kein Fruchtwasser mehr. Hattest Du einen Blasensprung?" Ich verneinte. Zumindest hatte ich keinen bemerkt.
Es folgten 4 Tage der Untersuchungen, durchgeführt von 3 verschiedenen Oberärzten. Sie fanden einen Herzfehler, stellten die absoluten Zwangshaltung unseres Babys aufgrund des fehlenden Fruchtwassers fest und teilten uns den Grund dafür mit. Multizystische Nierendysplasie - beidseitig. Nicht lebensfähig. Prognose im Mutterleib: schlecht.
Ich stimmte noch einer Fruchtwasseruntersuchung zu, auch wenn diese sich als sehr schwierig erwies, es waren schließlich kaum Depots da. Es schmerzte unheimlich.
Mit meinen Tränen hätte ich einen See füllen können in diesen 4 Tagen und den Tagen, die darauf folgten. In so einem Zustand klar zu denken ist unmöglich. Wir wurden darüber aufgeklärt, dass wir einleiten lassen können. Wir entschieden uns dafür. Es war unsere Entscheidung und der Weg, mit dem wir am besten leben konnten. Ich wollte, dass es zu einem Abschluss kommt und ich das Ganze mit meinem Mann verarbeiten kann. Das taten wir und es fühlte sich richtig an. Er war von Anfang bis Ende an meiner Seite.
Am 03.12. wurden wir stationär aufgenommen und sie begannen mit der Einleitung. Mit Tabletten, oral. Später auch vaginal. Sie dehnten per Hand meinen Muttermund, weil der sich selbst unter den starken Wehen nicht öffnete. Ich hatte wahnsinnige Angst. Ich kam in den Kreißsaal, alle Bilder glücklicher Mütter mit Babys wurden abgehängt, damit ich es nicht sehe. Ich wurde mit Medikamenten zugedröhnt, mein Blutdruck sackte immer wieder in den Keller, sodass ich kaum noch richtig mitmachen konnte.
Am 05.12. kam unser wunderschöner Sohn Liam zur Welt. Mein Körper war völlig ausgelaugt, ich war vollgepumpt mit Medikamenten und leider durfte ich ihn nur 10 Minuten im Arm halten, da ich dann in den OP zur Ausschabung musste. Als ich zurück war, war er bereits kalt. Es brach mir an diesem Tag mehrfach das Herz. Schwallartig überkamen mich andauernd Schübe und ich musste weinen, teils ohne dabei richtig Luft holen zu können.
Mittlerweile habe ich das Ganze als Teil des Lebens gut akzeptieren können, mein Mann und meine Kinder sind ein guter Halt und unser Stern ist für immer bei uns.
Wir beschlossen, nicht zu verhüten und unseren Körper selbst entscheiden zu lassen, wann ein Regenbogenbaby sich auf den Weg macht. Einen Eisprung hatte ich bereits an Heiligabend wieder. Schwanger wurden wir im Februar und nun bin ich in der 12. Woche mit unserem 4. Wunder.
Es geht uns wunderbar und wir sind guter Hoffnung, dass wir im November unser Baby gesund und munter im Arm halten werden.
Ich glaube daran, dass Liam über uns wacht und auch, dass uns das nicht noch einmal passiert. (Es war eine Laune der Natur, die Genetik hat nichts ergeben.)
Danke für's Lesen und ich zünde eine an für alle, die dasselbe erleben mussten.
Die stille Geburt unseres Sohnes
Wieviel Leid muss ein Mensch ertragen können?!? Wenn man diese Zeilen liest verstummt man kurz und weiß nicht, was man sagen soll...auch mir ging es gerade so und ich bewundere Deine Stärke zutiefst. Dass mir Euer Verlust ohne Ende leid tut brauche ich in an dieser Stelle eigentlich nicht zu erwähnen und doch möchte ich es tun. Es ist einfach schrecklich sowas! 😔 Da wir uns selbst vor knapp 2 Wochen von unserem Wunschkind (auch mein 3.) verabschieden mussten, weil das kleine Herzchen einfach nicht mehr schlagen wollte, geht mir das gerade unheimlich nah und ich bin beinah erleichtert, dass unser Weg viel früher geendet hat. (Auch ich hatte ein komisches Gefühl und dann stand in der 10. Woche ein schlimmer Verdachtsmoment auf schwerwiegende Behinderungen im Raum. 3 Tage später blieb das Herz einfach stehen. Meine AS ist nun 9 Tage her!) Aus Deinen Zeilen lese ich dennoch keine Wut...auch ich empfinde es nicht als Strafe, dass mir bzw. uns das passiert ist. Viel mehr akzeptiere ich es und glaube, dass uns diese schlimme Zeit möglicherweise vor einer noch schlimmeren bewahrt. Ich freue mich sehr für Dich, dass nun ein neues Wunder auf dem Weg zu Euch ist und bin mir sicher, dass nun alles gut wird. 🥰 Verlier' niemals Deine positive Einstellung und genieß' diese Schwangerschaft in vollen Zügen. Ich wünsche Euch alles Glück dieser Welt! ❤❤❤
Es tut mir auch sehr leid für Dich. Es ist ein schweres Päckchen, was man trägt wenn man sowas erlebt. Ich wünsche Dir alles Gute weiterhin 🍀
Hallo! Euer Verlust tut mir sehr leid. Doch bei all deiner Trauer merke ich auch, dass du eine starke Persönlichkeit bist.
Ich habe eine sehr ähnliche Geschichte, von den Träumen bis hin zum Ende. Ich glaube ich weiß sehr wohl wie es dir geht. Mein Regenbogenbaby wird demnächst 1 Jahr alt. Die liebevollen Gedanken an meinen Sohn begleiten mich jeden Tag und ich bin glücklich und dankbar, dass er uns für seine große Schwester noch eine kleine Schwester geschickt hat. Dennoch vermisse ich ihn jeden Tag. Es wird immer weh tun, aber ich habe gelernt das Geschehene zu akzeptieren. Allein schon für meine Kinder und meinen Mann.
Ich bin mir sicher, dass auch ihr das alles meistern werdet. Es braucht Zeit und wird immer wieder zu Tränen rühren... aber es wird erträglicher.
Ich wünsche dir und deiner Familie alles Gute!💝
LG Bohne
Es ist schön zu lesen, dass bei euch die Folgeschwangerschaft gut gegangen ist. Das ist meine große Hoffnung. Alles Gute auch für Dich ♥️
Hallo,
Danke das du uns teilhaben lässt an eurer Geschichte.
Deine Tränen und Gefühle kann glaub ich jede Frau und jeder mitfühlende Papa gut verstehen. Mir ging es ähnlich. Ich musste ständig weinen über Tage hinweg... 7ch hatte das Gefühl es würde niemals aufhören. Als ich am 25.3. die Diagnose bekam das unser Baby nicht mehr lebt liegen bei mir auch die Tränen und ich war wie betäubt. An diesem Tag hatte ich noch das Gefühl das ich es irgendwie packe aber der Tag danach wo dann die Untersuchungen kamen sah das alles ganz anders aus. Diese Leere wird uns unser Leben lang begleiten und für jede weitere SS prägen. Ich lese hier auch viel und es mag vielleicht 'kalt' klingen aber es ist erleichternd zu wissen das man mit so einem Schicksalsschlag nicht allein ist sondern auch andere das durchmachen und überstehen.
Als ich deine Geschichte gelesen habe habe ich Gänsehaut bekommen.
Denn ich bin der Meinung das wir bereits mit positiven Schwangerschaftstest 'Mama' und Papa sind.
Ich wünsche euch alles gute für euch und euer November Baby.
LG
Danke für Deine Worte. Es tut mir leid, dass Du das auch erfahren musstest und ich wünsche Dir natürlich auch alles Gute weiterhin 🌷♥️
Deine Erfahrung ähnelt meiner sehr. Uch hatte vor 3,5 wochen eine stille Geburt in der 20. Ssw. Von Tag zu Tag wird es besser und man lernt damit umzugehen und wieder nach vorne zu blicken.
Ich wünsche dir alles gute, genieße die Schwangerschaft :)
Hallo
Uns ist genau das Gleiche passiert 😪
Bei 18+5 zur VU, zweites Kind, einen Tag vor meinem Geburtstag.
Meine Gynäkologin schickte mich zum Kollegen ins Krankenhaus (ein Heimspiel für mich, ich arbeite auf der Gyn), dort sagte er dann, nicht lebensfähig, multizystische Nierendysplasie beidseits!
Wir sollten dann einen Tag später zu einem weiteren Kollegen. Dieser bestätigte die niederschmetternde Diagnose.
Ich hatte mit der Einleitung wirklich Schwierigkeiten, wollte dort nicht liegen, nicht bei meinen Kollegen.
Ich durfte das Cytotec mit nach Hause nehmen. Nach 1 1/2 Tagen, bei 20+1, sind wir dann in den Kreißsaal, dort ist er geboren, lebend, in der Fruchtblase. 16 Minuten hat er uns geschenkt 😥 16 Minuten durfte ich ihn lebend im Arm halten. Anschließend bin ich in den OP.
Eine Fruchtwasserpunktion haben wir vorher noch machen lassen, leider ohne Ergebnis da zu wenig Zellen in Material waren. Aber uns wird auch ständig gesagt, das es eine Laune der Natur war. Das uns diese Laune erwischt hat ist manchmal unglaublich schwer zu ertragen.
Die Zeit lässt alles etwas verblassen, vergessen kann und wird man das nie!
Und doch geht es weiter. Und doch stehen wir jeden Morgen wieder auf!
Ich wünsche dir eine schöne Schwangerschaft!
Fühl dich unbekannterweise fest umarmt
Trulla
Das klingt wirklich sehr ähnlich! Aber ich klammer mich auch ganz bewusst an die „Laune-der-Natur-Theorie“ und auch, wenn wir unsere Babys nun nicht im Arm halten, sie haben uns diesen kurzen Moment unheimlich viel mitgegeben. Und die wenigen Minuten wirst Du immer in wertvoller Erinnerung behalten.
Alles Gute Dir auch 🍀♥️
Ich drücke dich ganz fest. Eine sehr harte Geschichte. Es tut gut zu sehen, dass es immer das Licht nach der Dunkelheit kommt 🌸 alles Liebe für deine Schwangerschaft 🤰🏼
Ich hatte vor einer Woche eine AS in der 10. Woche. Unser erstes Baby mach Kinderwunschtherapie. Es war wie bei dir. Ich ging zur Vorsorgeuntersuchung und das Herz hatte nicht mehr geschlagen. Das war am Dienstag. Das Wochenende zuvor habe ich schon von Blutungen geträumt und immer wenn ich auf der Toilette war, hatte ich Angst ich verliere es. Mein Mann hat mich am Sonntag noch beruhigt, dass ich meinen Körper vertrauen soll. Nun habe ich jegliches Vertrauen verloren. In mich und in meinen Körper 😔 ich frage mich immer wieder, wieso klappt es nicht auf natürlichem Weg und jetzt hat es funktioniert und mein Körper schafft es auch nicht mit Unterstützung... ich hoffe das hört bald auf 🍀
Das tut mir leid das ihr diesen schmerz auch durch machen müsstet und drücke euch ganz dolle die Daumen das diesmal alles gut geht.
Wir haben unsere Sohn im Januar verloren, 3 Tage vor et. Waren im Krankenhaus weil er zum et geholt werden sollte und wollten als besprechen. Eine Woche vorher war ich noch bei meiner Ärztin da hätte sein Herz noch kräftig geschlagen und im Krankenhaus war nix mehr zu finden. Wenn man das hört geht für einem die Welt unter. Man kann leider nur weiter machen und an sein Kind denken. So was wünscht man nichtmal seinem schlimmsten Feind.
Fühl dich gedrückt
Das tut mir unglaublich leid! Das klingt wirklich furchtbar. 😥
Danke für deine Geschichte und alles Gute für euren Engel Liam.
Ich erkenne so viel wieder, obwohl so viel anders war.
Ich bin auch sehr dankbar, wenn ich von Linn erzählen kann. Im Alltag ist es viel zu selten. Hier wird man verstanden.
Alles Gute für euch und vor allem für dein Regenbogenbaby.
Verena mit Till an der Hand, Linn (9.9.15, 21.ssw) & 2 weiteren Sternchen fest im Herzen und Lova im Arm.
Danke. ♥️
Ja, im Alltag geht das einfach sehr schnell unter, es geht eben weiter und für die Meisten war das noch kein Kind.
Aber das denken sie eben nur, weil es ihnen selbst nicht widerfahren ist.