Gefühlschaos...

Ihr Lieben,

Im Mai musste ich in meiner ersten und lange ersehnten Schwangerschaft meinen Krümel aufgrund einer Trisomie18 in der 15.SSW gehen lassen. Die Erfahrung hat mir den Boden unter den Füssen weggezogen und obwohl es mir inzwischen wieder besser geht sitzt die Trauer noch sehr tief und es vergeht wohl keine Stunde, in der ich nicht daran denke.
Ich war / bin jedoch fest entschlossen, wieder nach Vorne zu schauen und ich dachte, dass mir das soweit auch ganz gut gelingt. Bis mir vor 2 Wochen meine jüngere Schwester eröffnet hat, dass sie in der 8. Woche schwanger ist. Sie wollte mir das eigentlich gar nicht erzählen aber aufgrund ihres Verhaltens war es sowieso für alle schon offensichtlich. Ich sollte mich eigentlich mit ihr freuen aber stattdessen hat diese Neuigkeit wieder alles zum Einsturz gebracht. Es zerreisst mir fast das Herz... gerade war ich doch noch schwanger und plötzlich ist sie es und ich nicht mehr... mir ist natürlich bewusst dass ich kein Recht dazu habe, von ihr zu erwarten, dass sie bei ihrer Familienplanung auf mich Rücksicht nimmt... trotzdem hat mir das irgendwie den Rest gegeben.. es macht mich total fertig, ich kann nachts kaum noch schlafen und fühle mich gleichzeitig furchtbar egoistisch, weil ich mich nicht mit ihr freuen kann und ihr am liebsten erstmal aus dem Weg gehen würde :( Und ich fühle mich auch wahnsinnig einsam...da mein Abbruch nun gut 2 Monate her ist, scheint das Thema und damit das Verständnis für meine Trauer längst vom Tisch zu sein (was ich auch verstehe), aber für mich ist es nach wie vor sehr präsent :(
Irgendwie musste ich mir das Mal von der Seele schreiben.
Liebe Grüsse, Snowflake

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Hallo Liebes,

Ich find dich nicht egoistisch. Ich find dich absolut menschlich.
Ich bin zwar nicht in der Situation, dass es meine Schwester ist, aber eine Freundin, die mein Leid mit FG Nr3 kennt und mir das erzählen musste, nachdem ich ihr von meinem nächsten Rückschlag in Sachen Arbeit erzählt habe... . Und mit einer anderen Freundin war ich kürzlich noch schwanger. Beide Mädels haben schon gesunde Töchter und es macht mich einfach fertig, dass die mir öfters Bilder schicken oder jetzt von ihren SS erzählen.
Ich bin traurig, dass andere soviel Glück haben und genervt nicht zu wissen, warum es bei mir jetzt 3 x schief gegangen ist oder wann ich wieder ein Zyklus nach der Sache habe. Trotzdem liebe ich beide und wünsche Ihnen, mit etwas Abstand zu Ihnen, dass alles gut läuft und Sie wieder gesunde Zwerge zur Welt bringen können.
Ich hab bei der einen Freundin damals 1 Jahr nicht mit ihr geredet, weil ich einfach gar nicht damit klar kam, daß wird mir aber nicht noch einmal passieren. Ich hab viel zu viel Zeit mit Rosa deswegen verloren und sie ist so ein goldig es Kind. Ich will ihr und den anderen Zwerg eine gute "Tante" sein, denn sie können nichts für meine Verluste.

Ich denke es wird einfach Zeit brauchen, bis du dich mit den Gedanken anfreunden können wirst, erstmal Tante anstatt Mama zu werden. Und es kann und darf keiner dir das übel nehmen, eben das es dauern wird.
Wenn du meinst etwas Abstand könnte for helfeb- nehm ihn dir. Sag deiner Schwester, dass du sie liebst und das du dich für sie freuen wirst, aber erstmal etwas Zeit zum verarbeiten brauchst.

Wie steht es denn mit deinem Mut es erneut zu probieren?

Ich drück dir die Daumen, dass du bald auch Glück hast!

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Hallo, ich habe meinen Vater nach einen Raubüberfall verloren. In den ersten Wochen war es in meinem Leben natürlich sehr präsent. Nach einiger Zeit, das Leben ging natürlich weiter, fragte kaum mehr einer wie es mir damit geht. Ich dachte die meisten hätten es abgehakt. Bis mich eine sehr gute Freundin ansprach und meinte sie hält es nicht mehr aus und muss jetzt wissen wie es mir geht. Ich war total überrascht. Sie sagte mir dann das sie sich einfach nicht getraut hat zu fragen weil sie selbst nicht wusste wie sie mit mir umgehen soll. Ich wiederum weiß jetzt das ich speziell immer zu ihr kommen kann wenn ich reden möchte. Auch mir war das nicht bewusst, ich dachte ich gehe den anderen mit meinen Gedanken auf den Geist. Ich habe es solange immer und immer wieder erzählt bis ich gemerkt habe das ich damit umgehen kann. Ergo reden hilft. Man muss nur jemand finden dem man sich anvertraut. Du hast einen Verlust erlitten und trauerst, es gibt keinen Grund da nach 2 Monaten keinen Grund einen Haken dahinter zu machen.

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Ich kann deine Gedanken komplett verstehen. Ich habe eine Freundin, wir waren gleichzeitig schwanger. Sie ist es noch, ich nicht mehr.

Sag deiner Schwester (da ist es j nochmal intimer) einfach die Wahrheit! Gerade weil sie jetzt schwanger ist, kann sie dich wahrscheinlich noch besser verstehen. Und auch, dass es nicht abgehakt ist! Sie weiß doch jetzt, wie sehr man so ein kleines etwas im Bauch schon liebt und dass man es jetzt schon nicht mehr missen will. Und dass du Zeit und Abstand brauchst.
Sie wird es verstehen. Und wenn du soweit bist, wirst du eine tolle Tante und sicher auch eine tolle Mama und sie dann eine tolle Tante für dein Kind.

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Hallo,
ich kann dich zu 100% verstehen. Wir mussten unser Stern ziehen lassen da ich eine schwere Zytomegalie hatte. AS Anfang März. 6 Wochen später verkündet mein Bruder, dass sie schwanger sind.
Es fällt mir sehr schwer, da unsere Kinder nur 6 Wochen unterschied gehabt hätten.

Nach guten 4 Monaten (seit meiner Ausschabung) komme ich mit der ganzen Situation soweit klar. Es gibt immer wieder Tage an den ich abends zuhause sitze und einfach weinen muss. Die werden aber immer weniger.
Bei uns wusste nur sehr wenige von der Schwangerschaft bescheid. Aber z.B. meine Mutter dachte auch mir würde es viel besser gehen als es mir ging und war dann doch sehr erschrocken wie schlecht es mir ging als ich es ihr offenbart habe.

Meinem Bruder und Schwägerin habe ich nicht gesagt wie schlecht es mir manchmal mit der Situation geht. Das liegt aber daran, dass ich 2017 schwanger geworden bin relativ zeitig und meine beste Freundin es schon über 4 Jahren probiert hat. Und ich hatte die ganze Schwnagerschaft wie ein schlechtes gewissen wegen ihr und ich möchte nicht das sich mein Bruder und Schwägerin so fühlen.

Die Wunden werden mit Zeit heilen. Aber es wird immer Tage geben die einen runter ziehen.

Fühl dich gedrückt. Ich weiß wie es dir geht

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Liebe Snowflake, fühl dich fest gedruckt. Es ist eine harte Zeit und es tut mir sehr leid was du erleben musstest. Ein Sternchen gehen zu lassen ist ein schlimmer Gang und wird immer ein Teil von einem selbst bleiben. Während die Welt sich gut alle weiterdreht, nachdem sie kurze Zeit für einen fa waren in dem Schmerz - bleibt sie für uns immer noch eine Weile stehen und man „muss und soll funktionieren“. So war es letztes Jahr bei mir. Ich mochte dir einfach sagen bleib stark und vergiss niemals: du bist nicht alleine. Denn jeder der hier so etwas bereits erlebt hat kann ja dem Schmerz der in dir immer wieder stark hoch kommt nachvollziehen. Wir sind alle in Gedanken miteinander verbunden und haben Ähnliches erlebt. Der Austausch hier im Forum gibt wieder Kraft und hilft beim verarbeiten. Nimm dir die Zeit die du brauchst. Tu dir was gutes. ❤️🍀

Ich habe damals bei meiner FG (MA) mal einen Spruch gelesen: „Wenn alles gegen dich zu sein scheint: erinnere dich daran, dass das Flugzeug gegen den Wind abhebt, nicht mit ihm.“ du schaffst das.
Fühl dich gedruckt. Lg aus der Ferne