Ich hoffe, dass ich mit diesem Post niemanden hier verletze. Es ist schlimm, was ihr hier alle schon mitgemacht habt! Mein Mann hat mir eben mitgeteilt, dass unsere engsten Freunde ihr Kind gestern viel zu früh (22. SSW) zur Welt bringen mussten und das Kleine sofort verstorben ist.
Mir tut das so unendlich leid. Die beiden hatten schon die gesamte SSW über viel mitgemacht und jetzt das!
Wir haben natürlich sofort angeboten, die beiden (in welcher Form auch immer) zu unterstützen, aber ehrlich gesagt, habe ich keinen Schimmer, wie ich mich richtig verhakte soll/kann.
Vielleicht mag die ein oder andere von euch mal berichten, was ihr gutgetan hat.
Danke schon einmal vorab und euch allen alles Gute bei euren Wegen!
Wie unterstützt man ein Paar nach einer „stillen“ Geburt?
Hallo Elja,
zunächst mal möchte ich dir sagen, wie toll ich es finde, dass dich der Schicksalsschlag deiner Freunde berührt und du dir Gedanken machst, wie du ihnen helfen kannst! Das ist wirklich keine Selbstverständlichkeit.
Ich glaube, was mir persönlich sehr geholfen hätte bzw. hat, war wenn mir jemand einfach offen und ehrlich schreibt, dass sie der Schmerz sehr betroffen macht, den man erlitten hat und dass sie viel an uns denken. Zudem könntest du sagen, dass es sehr schwer greifbar ist, welchen Verlust sie erlitten haben und du unsicher bist, was sie sich wünschen, dass du aber jederzeit für sie da bist wenn sie den Wunsch hat, zu reden oder zu weinen, oder aber sich abzulenken, Zuversicht zu spenden, einmal richtig auf die Welt zu schimpfen...egal was, einfach das, was sie sich in dieser schweren Zeit wünschen.
Umgedreht hat es mich sehr verletzt wenn andere einfach gar nicht auf das Thema eingegangen sind, insbesondere wenn es sehr nahestehende Personen waren. Ach persönlich absprechen fand ich anfangs auch sehr schwer, da wäre ich sofort in Tränen ausgebrochen, das wollte ich vermeiden, insbesondere auf Festen etc. Also zeitnah schreiben, vielleicht sogar eine wohlbedachte Karte oder einen liebevollen Brief!
Ach und eins noch, versteht sich eigentlich von selbst, habe ich aber dennoch oft mitbekommen: sämtliche Babythemen sind erst einmal tabu, es sei denn deine Freundin ergreift die Initiative. Also keine Ankündigungen wie etwa „die oder die ist schwanger“ oder „wir wollen es jetzt auch versuchen“. Aber du machst das schon, ich traue dir da Feingefühl zu! 😊 ich wünsche deinenFreunden von Herzen, dass sie den Verlust irgendwie überwinden können.
Liebe Rivka,
danke, dass du dir die Zeit genommen hast, mir so ausführlich zu antworten!
Ich hatte selbst auch schon gedacht, dass ein persönlicher Brief vielleicht ganz gut sein könnte. Deine Antwort bestätigt das ja auch.
Es ist schwer, die richtigen Worte zu finden in so einer Situation und ich möchte auf keinen Fall zusätzlich dafür sorgen, dass die Zwei sich noch schlechter fühlen.
Das Thema „Schwangerschaft und Baby“ wird definitiv erst einmal nicht auf den Tisch gebracht. Das ist auch etwas, dass mir ziemlich zu schaffen macht, da wir das Thema in diesem Jahr auch wahrscheinlich angehen wollen. Irgendwie hab ich regelrecht „Angst“ davor, dass es bei uns relativ schnell klappen könnte.
Ich hoffe einfach nur, dass die beiden einen guten Weg für dich finden und wir sie (soweit es eben möglich ist) irgendwie unterstützen können.
Noch einmal herzlichen Dank für deine offenen und wirklich hilfreichen Worte!
Selbst musste ich zum Glück noch keine Stille Geburt erleben, aber welche im näheren Umfeld. Und dazu mit dem was man hier so liest gibt es nicht den einen Weg damit umzugehen. Manche Eltern möchten lieber für sich trauern, aber haben lieber den Dialog und ihnen tut es gut wenn andere dran teilnehmen. Als erstes wäre es daher vermutlich ratsam herauszufinden, wie eure Freunde lieber trauern. Dafür würde ich raten lieber zu schreiben als anzurufen, damit sie nicht gezwungen sind mit euch zu reden, denn der Respekt, wenn sie lieber alleine sein wollen, kann auch viel wert sein. Eine Nachricht, dass dir die Worte für den Schmerz, den sie empfinden fehlen und du für sie da bist, wenn sie es möchten und dich anrufen können, wenn sie möchten reicht für den Anfang auch völlig.
Die einen Eltern hatten sich z.B. gewünscht, dass alle zur Beerdigung einen Brief an das Sternenkind schreiben, die Karten kamen dann mit ins Grab.
Liebe Java,
vielen Dank für deinen Beitrag! Mein Mann hatte auch schon geschrieben, dass wir jederzeit da sind, wenn sie uns brauchen. Allerdings ist er in Gefühlsdingen eher „pragmatisch“ unterwegs. Ihn nimmt das auch sehr mit, er kann es nur nicht gut zeigen. Deshalb ist es mir so wichtig, auch von meiner Seite aus noch ein paar Worte an die beiden zu richten.
Ich finde die Idee mit der Karte für das Sternenkind übrigens richtig schön (wenn man das in so einer Situation überhaupt sagen kann). Ich hoffe sehr, dass es deinen Freunden/Bekannten bei der Trauerbewältigung geholfen hat!
Hey elja
Was das ansprechen etc. angeht, musst du wirklich selber beurteilen, wie viel gewünscht ist, und was zu viel ist.
Was ich dir aber aus eigener Erfahrung sagen kann: bringt essen vorbei! Kochen, essen und das wenn möglich noch gesund, steht einfach nicht zu Oberst auf der Prioritätenliste in solchen Momenten. Aber gutes Essen ist nun mal seelenbalsam und hilft! Wir haben letztes Frühjahr unsere Tochter in der 35ssw verloren und das war etwas, was wir so geschätzt haben! Eine gute Freundin hat uns eine frühstückskiste vor die Tür gestellt, wir haben X mal abedessen gekriegt und haben diese Zeichen sehr geschätzt.
Und das "jetzt" da sein ist sicher wichtig. Noch fast wichtiger ist aber, auch in den kommenden Monaten das passierte nicht zu vergessen. Bei uns ist's jetzt 9 Monate her und unser Leben ist noch immer nicht so, wie es vorher war (und wird es auch nie mehr). Für unser Umfeld und unsere Familie ist aber mittlerweile alles wieder wie gewohnt. Das mögen wir ihnen sehr gönnen, sie haben genug von unserem Schmerz mitgetragen. Aber schon sehr bald nach einem solchen Verlust werden die Karten und sms weniger, bis man schlussendlich alleine mit dem Schmerz ist. Da ein kleines Zeichen ist doppelt wertvoll ❤️
Alles liebe
Vielen lieben Dank für deine offenen Worte! Erst einmal mein Beileid für euren Verlust! Ich mag mir gar nicht ausmalen, wie man sich in einer solchen Situation fühlen muss. 😔
Danke aber auch für den Hinweis mit dem Essen. Ich denke, das können wir Sicherheit und wieder mit einbauen.
Ich kann sehr gut verstehen das du nicht weißt wie du dich verhalten sollst, es ist ja auch wirklich schwierig.
Als unsere Tochter in der 40ssw kurz vor der Geburt plötzlich verstarb war es für mich sehr schlimm, dass wir plötzlich nicht mehr als mündige Erwachsene wahrgenommen wurden. Jeder dachte er wüsste was wir brauchen und möchten oder hat sich zurückgezogen aus Angst etwas falsches zu sagen. Das war sehr schlimm für uns. Ich hätte mir sehr gewünscht das uns einfach mal jemand fragt was wir möchten. Wie wir damit umgehen möchten. Das alle wie auf Zehenspitzen um uns rumgeschlichen sind war kaum zu ertragen.
Euren Freunden wurde der Boden unten den Füßen weggerissen, das urvertrauen auf eine schreckliche Art und Weise absolut erschüttert.
Ich persönlich wollte keine "geschenke" für unsere Tochter. Alles was sie bekomme sollte, sollte von uns ihren Eltern kommen. Das ist jetzt bei weitem nicht mehr so aber in der akuten trauerphase war es so.
Ich würde dir wirklich ans Herz legen ganz offen zu sein. "Xy wir sind überfordert und wissen garnicht was tun oder sagen sollen. Wir möchten aber für euch da sein und euch unterstützen. Wir wissen grade nur nicht was ihr braucht."
Und zieht euch nicht zurück wenn erstmal nichts zurück kommt. Mir hat es sehr viel bedeutet das meine Freunde trotzdem immerwieder gefragt haben was sie tun können oder einfach nur geschrieben haben das sie an uns denken und wir nicht alleine sind. Auch wenn ich mich darauf nicht zurück melden konnte weil ich einfach keine Kraft hatte.
Ich denke das wichtigste ist wirklich erstmal rauszufinden was die Eltern möchten.
Bei uns war es so, dass meine beste Freundin auch in einem forum gefragt hat was sie tun kann. Ihr wurde dann geraten einen Stern im Namen unserer Tochter zu kaufen und uns zu schenken. Alle in diesem forum fanden die Idee wohl ganz toll. Ich war wütend. Ich fand das total Übergriffig und hätte mir gewünscht das sie mich selbst gefragt hätte ob ich das möchte oder nicht. Und das meine ich damit die Eltern mit einzubeziehen und ruhig auch ehrlich zu sagen das man einfach nicht weiß was man tun soll
Die beiden wissen viel besser als jeder in diesem forum hier was sie brauchen.
Hab keine Angst sie zu fragen auch wenn sie es dir immoment vielleicht garnicht sagen können.
Ich wünsche euren Freunden und auch euch viel Kraft für die nächste Zeit und hoffe, dass ihr einen guten Weg zueinander findet.
Vielen herzlichen Dank für deine ehrlichen Worte! Unfassbar, was euch passiert ist! Es tut mir wirklich sehr leid!
Du hast recht, es ist schwer, die passenden Worte zu finden und gezielt zu fragen, was die zwei wirklich brauchen. Man will ja auch nicht aufdringlich sein.
Aber ich werde deine Worte auf jeden Fall berücksichtigen!
Ich denke, dass ich dank der ganzen Kommentare jetzt ein etwas besseres Bild davon habe, wie wir uns verhalten können - natürlich nach den Wünschen und Bedürfnissen unserer Freunde.
Das ist sehr unterschiedlich. Die einen wollen drüber reden, andere lieber nicht. Das solltet ihr vorsichtig herausfinden. Wir mussten Ende September unseren Sohn in der 15. SSW gehen lassen. Und obwohl es wahnsinnig weh getan hat, hat es gut getan darüber zu reden. Und ich finde es auch eher schade wenn es tod geschwiegen wird. Denn auch wenn er nur so kurze Zeit da war, gehört er für immer zu uns und ist ein Teil von uns.
Für uns ganz wichtig war die Kondolenzpost. Ich kann dir genau sagen, wer zeitnah geschrieben hat und wer erst spät und wer gar nicht. Das hat auch Freundschaften beendet.
Ansonsten: Zeit und da sein.
Dräng dich nicht auf. Trauer ist sehr individuell und man möchte sie nicht immer und mit jedem teilen. Aber zeig, dass du da bist - ob für pragmatische oder emotionale Dinge.
Wir brauchten jemanden zum Ausheulen genauso wie jemanden, der uns an den Papierkram erinnert und uns dabei hilft.
Biete nur an, was du leisten kannst.
Eine Freundin hat mir gesagt, sie ist für mich da, egal was ist. Aber wenn ich am Telefon geheult habe und die ganze Welt angeklagt, dann konnte sie das nicht ertragen und hat sich möglichst schnell aus dem Gespräch gewunden. Das hat sehr wehgetan.
Was mir erstaunlicher Weise irgendwie geholfen hat, waren die Leute, die ganz ehrlich gesagt haben, dass sie überfordert sind und überhaupt nicht wissen, was sie sagen und tun sollen. Das war aufrichtig und uns ging es auch so.
Und uns ist sehr wichtig, dass unsere Kinder nicht vergessen werden. Es tut weh, dass sich nur die Paten unseres Sohnes an ihren Tagen melden, oder dass niemand aus unserer Familie vorschlägt, zum Friedhof zu gehen, wenn sie uns besuchen. Dass nur über die beiden gesprochen wird, wenn wir das Thema aufbringen.
Du brauchst Sensibilität. Es gab Tage, in denen mich verletzt hat, dass Freunde wieder nachgefragt haben, obwohl ich schon gesagt habe, dass sie mich in Ruhe lassen sollen. An anderen Tagen hat mir genau das gutgetan.