Hallo,
Ich möchte hier meine jüngste tragische Erfahrung zur stillen Geburt unseres Sohnes teilen. Ich erhoffe mir dadurch das erlebte besser verarbeiten zu können, denn aktuell ist der Schmerz schwer zu ertragen.
Meine Frau war in der 40 SW, ET war der 04.04.22. Es ist unser erstes Kind.
Vorgestern kam meine Frau abends zu mir um mir eine gute Nacht zu wünschen und sagte mir während dessen, dass sie den Kleinen den ganzen Tag nicht gespürt hat. Ich war etwas beunruhigt da er normalerweise sehr aktiv ist, vor allem am Abend. Also wollten wir erstmal versuchen ihn zu wecken sollte er schlafen. Treppen rauf und runter, rein in die Badewanne, leichtes schütteln aber wir konnten keine Bewegung feststellen. Am Vorabend war alles noch normal.
Wir sind dann zur Sicherheit ins Krankenhaus gefahren. Ich musste draußen warten wegen Corona. Als ich im Auto gewartet habe überkam mich ein seltsames Gefühl. Ich kann es nicht beschreiben aber ich war sehr unruhig. Nach nur 10 Minuten bekam ich einen Anruf von der Klinik. Ich wußte sofort das etwas nicht stimmt und sollte umgehen auf die Entbindungsstation kommen. Dort angekommen nahm mich eine Hebammen in Empfang. Auf meine Frage ob alles ok sei antwortete sie erst nach kurzem Zögern mit nein.
Als ich in den Untersuchungsraum kam starrte mein Frau mich nur fragend an. Ich schaute zum Oberarzt, er sagte irgendwas, ich erinnere mich nicht mehr was es war aber ich wusste was es bedeutete. Ich ging zu meiner Frau und nahm sie in den Arm. Eigentlich bin ich nicht nah am Wasser gebaut aber ich konnte meine Tränen nicht zurückhalten.
Man ließ uns kurz alleine und klärte uns im Anschluss über den Befund und die weitere Vorgehensweise auf. Es war kurz vor 1 Uhr Nachts. Wir sollten nach Hause fahren und am nächsten Morgen um 8 Uhr anrufen, da aktuell alles belegt war.
Meine Frau stand völlig unter Schock, sie konnte es einfach nicht verstehen und ich auch nicht. Die Fahrt nach Hause waren die schrecklichsten 30 Minuten meines Lebens. Der Gedanke an das Kommende und das Verlorene war einfach unerträglich.
Nach surrealen 6 Stunden rief ich in der Klinik an. Leider war alles belegt aber man prüfe noch und würde uns sonst in einer anderen Klinik unterbringen. Um 9:30 machten wir uns auf den Weg in eine anderes Krankenhaus. Das einzig wichtige in diesem Moment war bei meiner Frau bleiben zu können.
Wir haben uns entschieden keinen Kaiserschnitt durchführen zu lassen, sondern die Geburt einzuleiten. Es soll helfen später besser damit klar zu kommen.
Dort angekommen wurden wir sofort zusammen in den Kreissaal gebracht. In diesem können wir bleiben so lange wir wollen. An die folgenden Stunden kann ich mich nur wage erinnern. Wir wurden über den Ablauf aufgeklärt, auf Corona getestet und eine Anamnese wurde erstellt.
Die Einleitung der Geburt kann 2-3 Tage dauern was uns große Angst gemacht hat.
Nach der ersten Untersuchung kam heraus das der Muttermund bereits 3cm geöffnet ist und erstmal abgewartet wird ob es von alleine losgeht. Gegen 18 Uhr abends bekam meine Frau wehen, welche immer intensiver wurden.
In der Zwischenzeit habe ich unsere Familien informiert, es war mir unmöglich zu telefonieren daher schreib ich eine Nachricht in unsere Familiengruppe und bat darum nicht anzurufen, ich versprach jedoch soweit es uns möglich war alle auf dem laufenden zu halten.
Um 22 Uhr ist dann die Fruchtblase mit einem lauten Plopp geplatzt. Um Mitternacht waren die Schmerzen so schlimm, dass meine Frau um eine PDA gebeten hat. Gegen 1 Uhr war diese gelegt ist aber leider nicht richtig angeschlagen, daher wurde über den Tropf noch ein starken Schmerzmittel zugegeben. Erst gegen 6 Uhr morgens wurde es langsam besser. Ich hatte keine Ahnung was für ein Kraftakt soeine Geburt ist.
Der Muttermund war inzwischen 9cm geöffnet.
Um 10 Uhr beschloss man dann die Schmerzmittel abzusetzen und sie an den Wehentropf zu hängen, da die Presswehen nicht einsetzten wollten. Mit dem letzten Rest Kraft den wir noch hatten wurde unser Sternenkind um 11:32 geboren. Er war perfekt, als würde er nur schlafen. Ich habe noch nie eine solche Trauer empfunden.
Meine Frau hat das alles unglaublich gut gemacht und ich bin einfach nur stolz auf sie und dankbar sie zu haben.
Wir haben uns einige Stunden mit dem kleinen genommen um ihn für immer in Erinnerung zu behalten. Die Ursache seines Todes ist nicht bekannt und wir haben uns gegen eine Obduktion entschieden.
Um 20 Uhr haben wir das Krankenhaus verlassen, man wollte uns zwar noch da behalten aber wir wollten unbedingt nach Hause. Ich wusste nach Hause zu kommen ohne unser Kind wird einfach nur schrecklich aber je früher wir uns all den schmerzhaften Dingen stellen desto früher können wir anfangen das erlebte zu verarbeiten.
Zuletzt ist es mir noch wichtig zu sagen, dass wir von den Hebammen und dem Krankenhauspersonal super betreut wurden. Es war fast durchgehen jemand bei uns, außer wir haben um etwas Zeit für uns gebeten. Man hat uns alles erklärt und war einfühlsam. Es hat uns sehr geholfen gut aufgehoben zu sein.
Ich würde mich freuen wenn der/die eine oder andere mit ähnlichen Erfahrungen noch Tipps hat was uns in der kommenden schweren Zeit helfen kann.
Gruß Martin
Totgeburt 3 Tage vor ET
Martin, ich weiß nicht was ich sagen soll. Ich wünsche euch einfach alle Kraft der Welt und ganz viel liebe. Es tut mir so leid.
Ich hab ein Baby jetzt auch grad verloren ganz früh allerdings. Ich kenne meinen Schmerz aber kann mir euren nicht mal vorstellen.
Hallo Martín, ich drück euch erstmal ganz fest aus der Ferne.
Ich versteh dich so gut.
Bei uns passierte es im 6. Monat…
Unser sohn schon Tod und trotzdem notkaiserschnitt, weil die Plazenta sich teilweise vorzeitig löste und ich in Lebensgefahr war.
Habt ihr die Möglichkeit einen Sternenkind Fotografen zu bekommen?
Wenn nicht meld dich dort! Die machen das ehrenamtlich!!!
Deiner frau kann ich von Herzen einen „leere wiege“ Kurs zu besuchen. Es ist ein Rückbildungskurs/trauerkurs für sternenmütter.
Du musst nur schauen wie das bei euch in der Umgebung heißt.
Ich hab auch eine Therapie gemacht…
Genau 4 Monate nach samuels Tod, testete ich wieder positiv. Unsere Tochter hatte es aber eilig und kam schon in der 28. Ssw zur Welt. Heute mit korrigiert 6 Monaten liegt sie neben mir und zugleich brachte sie wieder so viel Hoffnung und Glück zurück.
… hab auf Instagram ganz viel über die Zeit geschrieben… Abenteuer_patchwork_
Du/deine frau kannst dich gern melden!
Dort bin ich halt aktiver…
Und die anderen sternenkind/Mütter/Väter waren wirklich eine Hilfe in der schweren Zeit
Lieber Martin,
fühlt euch ganz feste feste gedrückt. Was das für ein Schock gewesen sein muss, kann ich mir leider gut vorstellen. Gerade 3 Tage vor ET, dieser Schmerz ist unbeschreiblich brutal. Je weiter man zum Ende kommt, desto schlimmer ist es, finde ich.
Wir haben unseren Sohn bei 18+6 verloren. Unser Sohn war gesund. Mein Körper war das ‚Problem‘ durch Vorzeitige Wehen und einer vorzeitigen Muttermundöffnung, müsste er geboren werden. Und verstarb auf Grund der geplatzten Fruchtblase.
Nimmt euch die Zeit zu trauern, auch du als Mann!! Mein Freund hat immer versucht der Starke zu sein und der positive, was sehr gut ist nur manchmal hätte zusammen weinen einfach mehr geholfen. Es muss keiner versuchen Stark zu sein, gerade nicht in den ersten Wochen, ihr habt euer Kind verloren und kein Fahrrad. Gerade bei der ersten Ss so etwas zu erleben, ist so extrem traumatisierend. Und du darfst gerne, wenn man nach deiner Frau fragt, auch sagen dass du darunter leidest. Mein Freund war irgendwann traurig, dass kaum jmd nach ihm gefragt hat. Na klar ist man als Frau die schwangere Person, aber auch der Mann hat sein Kind verloren. Gibt euch Verständnis, irgendwann kommt der Punkt wo einer weiter mit seiner Trauerverarbeitung sein wird und da braucht es Verständnis für die Person die noch nicht loslassen kann.
Für deine Frau und für dich, ich weiß nicht wie es bei euch auf der Arbeit aussieht, kommuniziert mit dem Chef wie sich die Kollegen verhalten sollen. Meine Chefin hat so getan als sei nichts passiert und ich weiß noch am ersten Arbeitstag kam sie mir mit einem freudestrahlen ‚Hallo Frau Josefine‘ und ich dachte was ist hier los. Ich war so traurig über diese Reaktion, schweigen ist noch schlimmer als blöde Kommentare.
Wir waren beide sehr offen mit unserer Gesichte, es ging mir immer wieder ein Stück weit besser unsere Geschichte zu teilen, damit Karl ein Stück in die Erinnerung von anderen zu verankern. Wir haben jedem der wollte auch ein Bild von Ihm gezeigt, denn er war ein richtiger kleiner Mensch, einfach perfekt. Denn ich weiß selber, dass wir ihn im KH nicht sehen wollten, weil wir uns etwas Monsterähnliches vorgestellt hatten. Ich wollte nicht, dass sich Leute irgendwelche abstrusen Bilder von unserem ersten Kind ausmalen!
Mir hat der Austausch mit Gleichgesinnten am besten getan, denn sie verstehen einfach am besten. Denn ohne das erlebt zu haben, kann man es einfach nicht nachvollziehen. Es stirbt ja nicht nur das Kind, sondern mit ihm alle Zukunftsvisionen, Ziele und Pläne.
Eine Therapie habe ich 9 Monate später angefangen, hier war der Punkt erreicht wo ich alleine nicht mehr weiter kam.
Unser erste Todes-/Geburtstag war am 22.03.2022 und es wird besser. Die Narbe bleibt für immer, ich denke jeden Tag an unseren Sohn. Ich muss aber nicht mehr bitterlich weinen. Wir haben kleinen Rituale in unser Leben integriert wo wir an Karl denken und ihn feiern.
Ich bin wirklich überzeugt, das zu gegebener Zeit für uns alle die Sonne wieder scheinen wird ♥️
Ich finde es sehr stark von dir, dass du dich ans Forum wendest.
Mein herzliches Beileid!
Ihr habt alles geplant und vorbereitet für ein Baby, und doch, so plötzlich und unerwartet eine Beerdigung zu organisieren.
Ein Baby zu gebären ist anstrengend. Und ihr dürft stolz auf euer Baby sein!
Diese Schockstarre, diese Fassungslosigkeit und die ewige Frage nach dem Warum. Es wird mit der Zeit besser, erträglicher.
Was mir wichtig war und jetzt wichtig ist: Fotos!
Mir hat ein Rückbildungskurs für verwaiste Mutter geholfen.
Ihr dürft das tun, wonach euch ist. Redet viel über eure Gefühle. Macht eine Reise, um abzuschalten. Versucht für euch Rituale/ Aufgaben zu finden.
Jetzt organisiert ihr die Beerdigung. Ihr dürft euer Kind nochmal sehen, im Arm halten. Der letzte Gang wird sehr schwer.
Es gibt Trauergruppen als Paar, als Mutter und als Vater.
Für die nächste Schwangerschaft lasst euch komplett untersuchen (Gerinnungsstörungen, Blutzucker vor der 13. SSW, eine "Abtrennung" in der Gebärmutter...). Wahrscheinlich wird man nichts finden. Aber es tut dem Kopf gut, alles getan zu haben, was möglich ist.
Viel, viel Kraft !
Alle Kraft der Welt für euch. Es tut mir so unfassbar leid und ich weine hier gerade. Es zerreißt mir das Herz. Wie muss es euch da gehen. Alles Liebe
Ich möchte mich herzlich für eure lieben Worte, die Erfahrungen und Tipps bedanken.
Wir hangeln uns aktuell von Moment zu Moment, weinen gemeinsam und reden viel miteinander. Unsere Familien und Freunde sind sehr nah bei uns und geben uns viel Kraft.
Es hilft zu wissen, dass irgendwann auch wieder eine Zeit beginnt in der es Lichtblicke gibt, auch wenn wir das aktuell nicht empfinden können.
Wir haben uns dazu entschieden ein Baumbestattung für unseren kleinen Engel zu machen. Dort gibt es einen Baum extra für Sternenkinder. Dieser Gedanke ist sehr tröstlich.
Ich hoffe irgendwann vielleicht anderen die solch einem Schicksalsschlag erleben mussten von meinen Erfahrungen erzählen zu können und ihnen Mut zu machen.
Liebe Grüße Martin
Lieber Martin,
Es tut mir so leid, dass euer perfekter Sohn nicht bei euch bleiben konnte. Diese Welt kann so ungerecht sein.
Leider hatten innerhalb der letzten 3 Monate gleich zwei meiner Freundinnen ein ähnliches Schicksal (einmal am ET und einmal in der 35. SSW). Ihnen haben gute Hebammen, viel reden und der Austausch mit Leuten mit ähnlichem Schicksal geholfen. Doch auch sie stehen erst am Anfang des Verarbeitens.
Ich wünsche euch von Herzen alles Gute und hoffe ihr findet die Unterstützung die ihr braucht. Alles Liebe
Ich weiß das Dir meine Worte euren Sohn nicht zurück bringen können, aber es tut mir wahnsinnig leid was euch passiert ist.
Mir geht das sehr nah.
Das mit der Baumbestattung klingt sehr schön, sofern man das in solch einer traurigen Situation sagen kann.
Wir hatten auch erst an so was gedacht uns aber umentschieden.
Hier haben Dir schon einige Ratschläge/Tipps gegeben und ich habe gelesen das deine Frau und Du euch Halt gibt, weint, darüber redet und ihr liebe Menschen in eurem Umfeld habt dir euch unterstützen, dass ist sehr wichtig.
Wir haben unserem Umfeld gesagt, dass wir offen darüber reden wollen und Sie es auch jeder Zeit tun können, schließlich haben Sie sich auch auf unseren Sohn gefreut und wenn Sie nicht wissen wie Sie mit uns umgehen oder was Sie fragen/sagen sollen oder können, Sie es einfach machen sollen.
Man kann nicht wie andere Eltern über die Fortschritte erzählen die das Baby macht, sondern nur über die Momente in der Schwangerschaft oder das Erlebte des Verlustes, die Gefühlswelt etc.
Was ich Dir noch mitgeben kann:
Ihr habt bestimmt eine Hebamme, oder?
Sie wird deine Frau jetzt unterstützen, Sie hat euren Sohn zur Welt gebracht und dem Körper ist es leider egal ob man sein Kind verlordn hat, es ist auf "Baby Versorgung" eingestellt.
Das wird für euch beide nicht leicht.
Jede Hebamme ist anders und ich weiß nicht wie ihr mit eurer zurecht kommt, aber unsere Hebamme war eine enorme Unterstützung.
Sie macht Hausbesuche, arbeitet aber zwischendurch im Krankenhaus und hatte dort schon stille Geburten, allerdings waren wir ihr erstes Paar in der Wochenbett Betreuung.
Ich konnte Sie jeder Zeit anrufen, ihr eine Mail schreiben, teilweise kam Sie einfach vorbei und redete - mit uns beiden, weil mein Mann diese Unterstützung genauso brauchte, fragte wie Sie ihm helfen kann.
Hat gemeinsam überlegt wie Sie uns durch gewisse Dinge helfen kann, hat von ihren Erfahrungen gesprochen und nach diesen Gesprächen ging es uns "besser" sofern man das sagen kann nach solchen Erlebnissen.
Ich finde auch gut das hier einige geantwortet haben, dass Du genauso trauerst und auch Du deinen Sohn verloren hast, dass das leider oft untergeht, aber das scheint in eurem Umfeld kein Problem zu sein.
Vergiss nur nicht, nicht Du allein musst für euch beide stark sein, ihr habt beide euren Sohn verloren und ihr müsst euch beide unterstützen.
Manchmal wird es Tage geben da wirst Du deiner Frau mehr halt geben müssen und mal wird Sie es sein weil Du nicht mehr kannst.
Ich wünsche euch für die nächste Zeit und für die Zukunft alles Gute.
Ich habe dir eine Nachricht geschrieben.