Erfahrungsbericht natürlicher Abgang nach Diagnose missed abortion

Liebe Leidtragende,
erst Mal einen herzlichen Dank an eure Anteilnahme, besonders dir Moro. Ich war ganz überrascht als ich heute eine Nachricht von dir gesehen habe.

Letzte Woche hatte ich meine natürliche kleine Geburt und ich möchte hier gerne von meinen Erfahrungen berichten und andere Leidtragende ermutigen Ihren Weg zu gehen.

Kurze Zusammenfassung: Nach 9 langen Monaten hatte es endlich geklappt und ich war schwanger. Von Anfang an hatte ich ganz leichte, bräunliche Schmierblutungen, in der 6. Woche sagte die Ärztin es stehe 50/50. In der 7 Woche war der Fötus nochmal gewachsen und ich voller Hoffnung; die Ärztin war weiter misstrauisch, da es zu klein war. Anscheinend ist es kurz davor gestorben. Erst in der 11. Woche habe erfahren, dass es gestorben ist. Dann hat es nochmal zwei Wochen gedauert, bis die natürlich Geburt los ging.

Diese Zeit habe ich als unerträglich erlebt. Ich habe zwar getrauert, konnte aber nicht richtig abschließen, da der Körper weiter schwanger war. Die Zeit fand ich am schlimmsten. Alle, denen es so geht, haben mein tiefes Mitgefühl!
Die zwei Tage vor der Fehlgeburt bin ich in ein tiefes depressives Loch gefallen. Dann kam die Blutung. Die kleine Geburt hat ca. 4-5 Stunden gedauert. Ich hatte es mir ganz anders vorgestellt! Ich dachte es wird ganz traurig und auch traumatisierend die Fruchtblase zu sehen. Das war es für mich nicht. Seit Diagnosestellung hatte ich fast täglich Jemandem erzählt, was ich durchmachen muss und dadurch wohl gut verstanden, was gerade passiert. Besonders hilfreich fand ich den Gedanken, dass das nur noch das abgelegte Gewand von meinem Kind ist, aber nicht der Teil, den ich so sehr liebe. Das hat mir geholfen während der Fehlgeburt zu merken, dass es hier nur um mich geht.
Der folgende Teil ist mir etwas peinlich: Aber ich hab davor mit meinem Körper gesprochen :) Das ist stolz auf ihn bin und dass ich ihm jetzt vertraue, er hat jetzt das Sagen. Und das hat wunderbar geklappt. Ich hab mich zurückgelehnt, hatte keine Verantwortung und hab genau das gemacht, was mein Körper mir gesagt hat: jetzt rumlaufen, jetzt atmen, jetzt ganz viel Hirtentäscheltee trinken. Spascupreel hat mir auch sehr geholfen, gegen die Schmerzen. Auf chemische Schmerzmittel hatte ich keine Lust (verrückt, ich hatte mich davor damit eingedeckt; das wollte wohl mein Körper nicht).
Die Schmerzen waren wehenartig. Bei der Periode bin ich viel wehleidiger. Hier habe ich gemerkt, dass das jetzt gut und wichtig ist.
Und ich hab mir immer gesagt, wenn sich etwas komisch anfühlt, kann ich sofort in die Klinik fahren. Auch wenn mich das ganze psychisch überfordert hätte, wäre ich sofort in die Klinik zur Ausschabung.
Die Blutung war wirklich sehr stark. Normale Binden hätten mir nicht ausgereicht. Ich hatte welche bekommen, die nach gynäkologischen OPs in der Klinik mitgegeben werden, die waren super, weil ich nicht alle 10 Minuten wechseln musste, sondern mich ausruhen konnte.
Die Fruchtblase zu sehen, fand ich wichtig. Ich war ganz verwundert über meine Stimmung (so neutral-positiv). Erst dachte ich, das könnte auch ein Verarbeitungsmechanismus sein. Es ist aber so geblieben. Die Fehlgeburt habe ich auch weiterhin als positiv erlebt. Viel schlimmer fand ich es davor zu erfahren, dass das Kind gestorben ist.

Den halben Tag danach ging es mir auch gut. Ich war stolz auf mich und meinen Körper. Wir haben ein Abschiedsritual mit der Familie veranstaltet.

Erst die Woche danach bis jetzt war ich phasenweise tief depressiv. Meist vor stärkeren Blutungen. Es war echt gruselig. Ich hab mich selber nicht mehr erkannt. Hat das von euch auch Jemand erlebt und kennt das Jemand in Verbindung mit den Blutungen?
...Ich habe den Eindruck, dass das weit über die Trauer hinaus geht.

Deshalb konnte ich auch erst jetzt schreiben, liebe Moro. Aber ich wüsste so gerne, wie es dir geht.
Ich schicke allen Trauernden und Wartenden viel Kraft und ich hoffe, dass euch mein Erfahrungsbericht hilft, die für euch richtige Entscheidung zu treffen!
Alles Liebe,
P
P.s: Noch als Info: Die Ärztin sagt, es schaut sehr gut aus. Alles ist abgegangen, der HCG- Wert sinkt stimmig. Ich habe das Gefühl, dass es schnell heilt. Jetzt muss die Psyche noch hinterherkommen. Hierfür suche ich gerade eine Psychotherapeutin, die sich mit dem Thema auskennt.

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Danke, dass du deine Erfahrung geteilt hast! Du kannst wirklich stolz auf dich und deinen Körper sein. Ich wünsche dir viel Kraft für die nächste Zeit und alles Gute ❤️🍀