Wie kann ich lernen damit umzugehen?

Hallo ihr lieben,
ich habe mich entschlossen über ein Thema zu sprechen was mir sehr sehr schwer fällt.
Undzwar über Schwangerschaften.

Etwas zu meiner Vorgeschichte.
Mit 14 wurde ich ungeplant schwanger. Der Vater war auch noch viel zu unreif für ein Kind. Ich wollte es zwar gern behalten, aber es sprach sehr vieles dagegen und ich bekam sehr viel Druck, dass ich es abtreiben soll.
Zum einen war der Vater gerade in einem Familiennachzugsverfahren, also versuchte er gerade seine Eltern und Geschwister aus dem Kriegsgebiet nach Deutschland zu holen. Hätte er hier nun selbst eine Familie, wäre das Verfahren automatisch abgebrochen worden.
Ausserdem habe ich es aus Angst lange verheimlicht, und war in der 11 Woche als es rauskam. So kam auch noch Zeitdruck hinzu da man ja nur bis zur 12 Woche abtreiben kann. Ich habe mich beeinflussen lassen, denn als ich gesehen habe wie enttäuscht alle waren und was für ein Stress dann zuhause war, dachte ich mit der Abtreibung würde ich alles in Ordnung bringen.

Für alle anderen war es dann auch in Ordnung. Aber für mich nicht. Seitdem kann ich es einfach nicht ertragen wenn jemand anderes auch jung schwanger wird und dann auch noch die Unterstützung des Vaters und der Familie bekommt. Ich bin extrem eifersüchtig und kann es denen einfach nicht gönnen.

Wie kann ich lernen damit umzugehen?

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Hei. Ich geb dir mal ein Gegenbeispiel: Ich wurde mir 16 ungeplant Schwanger und habe mich trotz Hilfe und Unterstützung gegen die SS entschieden, ich hatte gerade meine Ausbildung begonnen und meine Beziehung war instabil ( wir haben uns 5 Jahre später getrennt). Jetzt, mit meinem Traumann an meiner Seite, hatte ich bereits eine Eileiter Entfernung links wegen Eileiter Schwangerschaft und dad Risiko ist enorm hoch, dass ich rechts auch noch eine kriege und wir dann angewiesen sind auf künstliche Befruchtung.

Die ss damals mit 16 sass dort wo Sie sitzen muss, in der Gebärmutter.

Ich möchte dir damit sagen dass Hilfe und Unterstützung nicht immer das gelbe vom Ei ist. Bei vielen so jungen Frauen geht die Beziehung kaputt, die Zukunft leidet oftmals denn viele schaffen den Einstieg ins Berufsleben eben dann doch nicht. Wieso neidisch sein auf eine junge schwangere Frau, die vielleicht trotz Unzerstützung gerade voller Sorgen etc ist?

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Naja ich bin wahrscheinlich eher neidisch drauf dass ihr die Wahl gelassen wird. Mir wurde damals vor allem von Seite seiner Jugendhilfe etc. aufgedrängt ich würde ja sein Leben zerstören und seine Aussicht auf eine Zukunft in Deutschland mit seiner Familie zerstören für einen Zellklumpen.
Ich weiss natürlich, dass ich wahrscheinlich mit Kind jetzt nicht da wäre wo ich jetzt bin.
Und dass viele die jung schwanger werden eben eher nicht erfolgreich in beruflicher Hinsicht sind.
Trotzdem habe ich seit dieser Geschichte einerseits einen starken Kinderwunsch, andererseits aber auch Angst davor Kinder zu bekommen.
Es überkommt mich immer so ein unbeschreibliches negatives Gefühl. Ich empfinde keinen Hass oder ähnliches aber eine Art Neid, wobei ich wahrscheinlich auch nicht mit diesen Mädchen tauschen wollen würde, da ich jetzt gerade mitten in der Ausbildung/dualen Studium wahrscheinlich schlecht gestellt wäre mit Baby.

Ich hoffe ich konnte das verständlich erklären.
Ich empfinde einfach Neid, dass einem ermöglicht wird sich selbst zu entscheiden, egal in welcher Situation.

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Dann sitzt das Problem aber so tief, dass du erst die Vergangenheit aufarbeiten müsstest, am besten mit Hilfe. Es gibt verschiedene Strategien aber damit du ohne Angst etc nach vorne sehen kannst ( bezüglich Kinder kriegen irgendwann) müttest du diese Geschichte erst richtig verarbeiten um danach abschliessen zu können. Ich kenne eine Frau die im Jugendalter abtreiben musste und Zuhause sehr viel Gewalt erfahren hat. Sie ist heute glückliche Mama, geht aber nach wie vor 1x pro Monat zum Therapeuten. Dass du dich damit auseinander setzt ist ein erster Schritt aber ich denke bei dir benötigt es definitiv tiefergehende ( arbeit) mit deinem inneren.

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Hallo,

zunächst einmal tut mir dein Verlust sehr Leid. Fühl dich gedrückt.
Ich habe zwar selbst nicht abgetrieben, aber eine Fehlgeburt erlitten und kann deshalb nachfühlen wie es ist ein Kind, das man behalten wollte, zu verlieren.
Unterstützung von meinem Elternhaus habe ich auch nie erhalten (egal für was) und das schmerzt bis heute. Deshalb habe ich meinen Kinderwunsch auch sehr lange zurück gestellt, um erst einmal auf eigenen Beinen zu stehen (was ich jetzt mit 28 Jahren tue, aber nun leider unsere Schwangerschaft in einer Fehlgeburt endete). Auch hier erhalte ich keine Anteilnahme von meinen Eltern und Geschwistern, sondern sie "schimpfen" unser verlorenes Baby auch einen "Zellhaufen".
Was dein verlorenes Baby für dich ist, ist eine Frage, die nur du dir beantworten kannst.
Ich finde es sehr mutig, dass du dich öffnest und über das Thema sprichst. Das ist ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung.
Sicherlich ist es ein sehr guter Tipp, sich professionelle Hilfe zu suchen, um die Aufarbeitung zu unterstützen. Hier kann ich mich den vorherigen Antworten nur anschließen.
Persönlich kann ich nur sagen, versuche vor allem dir selbst und auch allen Beteiligten, das was passiert ist, zu verzeihen. Die negativen Gefühle, die du beim Anblick anderer sehr junger schwangerer Frauen empfindest, können auch daher rühren. Verzeihen ist sehr schwer und Aufarbeitung der erste Schritt dahin.
Wie lange ist das alles denn her? Konntest du um den Verlust deines Kindes trauern? Konntest du dich von deinem Kind verabschieden? Wie sieht das Verhältnis zu den Personen, die damals an der Entscheidung beteiligt waren, heute aus? Hast du noch Kontakt zu ihnen? Könntest du dich mit Ihnen aussprechen, wenn du dich dazu bereit fühlst?
Auch mir hilft mein Mann sehr bei allem und unterstützt uns dabei nach vorne zu sehen und die Hoffnung nicht aufzugeben.
Und auch wenn du dein Kind verloren hast, kannst du ihm einen Platz in deinem Leben einräumen.

LG

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Hey, danke für deine lieben Worte.
Ich glaube da liegt genau das Problem.

Damals waren meine Eltern sowie die Jugendhilfe meines damaligen Freundes daran beteiligt ( er war damals 15 ).
Es war so, dass als meine Eltern das erfahren haben, meine Mutter es zu „ihrem Problem“ gemacht hat. Sie hat es sogar damals mit für mich wildfremden Menschen in privaten Facebookgruppen geteilt und erzählt wie schlimm das doch alles für SIE sei. Ich erinnere mich noch daran dass ich ein Grab hätte haben können, was ich auch grundsätzlich gewollt hätte, aber meine Mutter hat alle Zettel ausgefüllt und mich nicht mitreden lassen. Auch Freundinnen von ihr haben IHR Beileid ausgesprochen (was für mich bis heute unverständlich ist). Mein Vater hielt sich da größtenteils raus, jedoch war klar was er für richtig hielt.

Mir kam es so vor als wolle man es ungeschehen machen und jeden Beweis vernichten. Und eben genau das ist dann auch geschehen. Natürlich kam auch das Thema Kind behalten auf. Aber es war eher so eine Scheinalternative. So nach dem Motto ja, das würde auch gehen, ABER dann … und dann wurde mir erzählt wie sehr das wohl meinem Leben schaden würde etc. Quasi wurde es mir so schlechtgeredet dass ich mich mit meinen 14 Jahren nicht guten Gewissens dafür entscheiden konnte. Ich wollte ja auch keinen enttäuschen.
Mit meinem Ex habe ich keinerlei Kontakt mehr, ich habe ihn mit 17 verlassen weil er mich ausgenutzt und mental sowie physisch missbraucht hat.
Jedoch litt er damals auch darunter.

Mittlerweile bin ich 20 und wohne auch schon seit 1 Jahr alleine. Ich habe einen neuen Freund und meine Umstände sind gefestigt. Also ist das ganze 6 Jahre her, bzw mein kleiner wäre jetzt 5. Jedes Jahr am ET nehme ich mir Zeit um allein zu sein und versuche eben nicht daran zu denken dass ich eine andere Wahl hätte haben können. Ich meine welche 14jährige entscheidet sich freiwillig fürs Heim wenn sie das Kind bekommt. Ich habe auch sehr darunter gelitten dass meine Mutter quasi die Sache zu ihrem Problem gemacht hat, sodass es mir fast leidtun musste ihr sowas angetan zu haben. Direkt hiess es „Ich muss arbeiten ich kann kein Kind grossziehen“ (Was sie nicht gemusst hätte).

Das mit dem Verzeihen klingt sehr schön. Und auch passend. Denn ich werde es nie wieder ändern können. Ich bin sehr früh selbstständig geworden dadurch und ärgere mich am meisten dass ich mich nicht durchsetzen konnte. Trotzdem war ich jung und weiss genau wieso ich es damals nicht tun konnte..

Mittlerweile habe ich seit meinem Auszug ein gutes Verhältnis zu meinen Eltern aber verzeihen kann ich es meiner Mutter bis heute nicht dass sie sich so sehr in den Fokus gedrückt hat obwohl ich eigentlich ihre Aufmerksamkeit gebraucht hätte..

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Hey,

es freut mich sehr, dass sich deine Umstände gefestigt haben und du ein gutes Verhältnis zu deinen Eltern hast. Das ist eine gute Basis.

Es tut mir sehr Leid, dass deine Mutter sich so unsensibel verhalten hat und deine Eltern nicht für dich da waren, wie man es als Kind von den eigenen Eltern erwarten können sollte.

Leider kommt es häufig vor, dass Familienmitglieder die Situation anderer nutzen, um dadurch Aufmerksamkeit zu erhalten. Eine meiner Schwestern erzählt auch mir fremden Menschen ohne mich zu fragen, dass ich eine Fehlgeburt hatte. Da ich drei Schwestern habe und Namen für viele oft schwer zu merken sind, bin ich in ihrem Freundeskreis nun die Schwester, die eine Fehlgeburt hatte. Das tut mir sehr weh und reduziert mich und alles was ich bisher erreicht habe, auf dieses eine schicksalhafte Ereignis.

Dabei kann ich mir vorstellen, dass solches Verhalten auch aus Überforderung rührt. Ich weiß, dass meine Schwestern sehr überfordert sind, mit ihrem eigenen Leben und damit die Fehlgeburt zu verarbeiten. Man denkt immer, das passiert nur anderen und dann passiert es jemanden, der einem biologisch so nah verwandt ist. Das macht Angst.

Außerdem neigen viele Menschen dazu gerne Probleme anderer zu nehmen, um von eigenen abzulenken, Aufmerksamkeit zu generieren und sich mit den eigenen Schwierigkeiten nicht auseinander zu setzten.

Vielleicht trifft das ja auch auf deine Eltern und insbesondere deine Mutter zu.

Verzeihen ist auch nicht von heute auf morgen möglich. Das braucht Zeit.

Ich wünsche dir sehr, dass du das Leben führen kannst, das du möchtest, frei und ohne in der Vergangenheit fest zu hängen. Und ich bin mir sicher, dass du das schaffst.

Wenn du dir Hilfe suchen möchtest, dann empfehle ich dir dich zum Beispiel an pro familia zu wenden, oder einen Arzt, dem du vertraust (zum Beispiel deinen Frauenarzt/ärztin oder Hausarzt/ärztin) und um eine Überweisung zu einem Psychologen zu bitten. Wenn du schilderst, was dir passiert ist und dass es dein Leben nach wie vor sehr belastet, bin ich mir sicher, dass du Unterstützung bekommen wirst.
Pro familia bietet auch direkt Beratungsgespräche an. Wenn du studierst, kannst du dich auch an die psychologische Beratungsstelle deiner Uni wenden.

Wenn du erst einmal für dich selbst Schritte in Ruhe machen möchtest, empfehle ich dir diese Webseite:
http://www.evworthington-forgiveness.com/reach-forgiveness-of-others
Everett Worthington ist ein sehr angesehener klinischer Psychologe, der zum Thema Verzeihen geforscht hat und eine Art Do it yourself Anleitung erstellt hat, auf Basis seiner Forschung. Leider habe ich die Seite nur auf Englisch gefunden, aber vielleicht gibt es auch Bücher von ihm zu dem Thema, die ins Deutsche übersetzt wurden.

Ich hoffe, dass ich dir damit helfen konnte.

LG