Ich habe letzten September unseren Sohn in der knapp 22ssw verloren, meine Tochter war zu dem Zeitpunkt 2.5. Ich muss aber dazu sagen, dass sie eine extrem aufmerksame 2 (jetzt 3 jährige) ist, also in der Entwicklung u sprachlich eher 1 Jahr weiter. Sie hat sich total auf ihren kleinen Bruder gefreut, ich hatte auch wirklich einen riesen Bauch (eher so ein 8M Bauch optisch), hat jeden tag mit dem Bauch geredet, ihn gestreichelt u ihn auch schon treten gespürt. Natürlich kam der Verlust sehr unerwartet, und mir ging es auch sehr schlecht u ich musste mich viel schonen danach weil ich 2l Blut verlor während der Geburt. Meine Tochter war dann die ersten 4m ein anderes Kind (zusätzlich zu den normalen entwicklungssprüngen) u das ganze war enorm traumatisch für sie u sie hat anfangs nonstop davon geredet aber mit der zeit wurde es weniger u ihr kleiner verstorbener bruder ist nun "normal" in unsere familie integriert, sie sagt auch immer wieder, dass sie eine große Schwester ist, redet im kiga von ihm, malt ihn oft, sagt oft dass er leider sterben musste aber ist generell wieder sehr fröhlich u offen.
Nun waren wir einige Tage in einem familienhotel wo natürlich viele Babys, schwangere, geschwisterkinder waren u das war für mich schon mal ziemlich schwer u meine Tochter hat bestimmt auch meine Traurigkeit gespürt aber seitdem ist sie wieder enorm anhänglich (war sie die ersten Monate nach Verlust auch) u redet nonstop von ihm, also wirklich viel viel mehr als die Wochen/Tage davor u fragt wieder ganz oft nach wo er jetzt ist, warum er sterben musste, dass er jetzt eigentlich das u das mit ihr hätte machen sollen, malt mich mit einem babybauch u ihn in mir usw. Wir sprechen ihn jetzt nicht nonstop an, natürlich hab ich manchmal sehr traurige Tage u da sage ich ihr auch, dass ich ihn vermisse wenn sie fragt, aber es geht schon alles von ihr aus u ich hab das Gefühl diese Situation im familienhotel war ein bisschen ein triggern für sie u das belastet mich.
An alle die spätere Verluste erleiden mussten u die lebenden Geschwisterkinder das auch mitgekriegt haben - wie sind eure Kinder damit umgegangen, reden die auch noch regelmäßig über das verstorbene baby bzw überhaupt?Ich glaube das Verhalten meiner Tochter ist normal, aber sie ist noch so klein, deswegen bin ich überrascht/überfordert, dass sie das doch so intensiv wahrnimmt u thematisiert, selbst 8m noch nach Verlust.
Späte Verluste - ältere Geschwisterkinder
Hallo, mein Sohn war 6 und meine Tochter 4 jahre alt als ich in der 17 ssw meinen zweiten Sohn gehen lassen musste. Mein Sohn war sehr anhänglich, aber ehern ruhig und hat nicht viel darüber geredet. Meine Tochter war ähnlich wie deine. Wir waren viel auf dem Friedhof und sie redete und malte und pfluckte immer Blumen fürs Grab. Ich hatte ihr damals ein Buch gekauft, das war extra für geschwisterkinder von sternenkindern. (weiß leider nicht mehr wie es heißt) Als sie älter wurde ist es dann weniger geworden. Alles gute für dich.
Liebe Grüße Celebrian
Tut mir leid was ist erleben musstet. Das mit dem Buch ist ein guter Tipp!
Liebe LaLacrima,
euer Verlust tut mir sehr leid!
Unser Sohn war knapp 3 Jahre alt, als seine kleine Schwester 6 Tage nach der Notsektio in der 30. SSW gestorben ist.
Anfangs war er auch sehr verändert, jähzornig und verwirrt, aber eher durch mein plötzliches "Verschwinden" ins Krankenhaus und unsere Traurigkeit danach.
Wir haben dann auch Bücher für ihn besorgt, einerseits ein Sachbuch allgemein zum Thema Abschied Tod & Trauer, und auch Bücher, die das Thema in einer Geschichte aufarbeiten. Die hat er Anfangs sehr viel verlangt, und viele Fragen gestellt. Nach ca 2 Monaten wurde es dann etwas weniger, und wir haben seine kleine Schwester auch im Alltag integriert (zB beim Schlafen gehen wünschen wir ihr auch eine gute Nacht, und schicken ein Bussi in den Himmel). Er geht auch gerne ab und zu mit ans Grab, und hilft beim Blumen Gießen.
Und jetzt nach über 4 Monaten kommen eher Fragen, die allgemein mit dem Tod zu tun haben, also dass er sich fragt, wann wir oder er sterben muss. Er verarbeitet das Thema auch viel im Spiel, so dass wir oft Mama und Baby mit großem Bruder spielen müssen (was mir immer das Herz bricht...).
Ich habe mir vorgenommen, dass ich auch noch weitere Angebote in Anspruch nehmen werde, also zB zu einer Trauerbegleiterin zu gehen, die auch Erfahrung mit Geschwisterkindern hat. Und es gibt auch so Spielgruppen von einem Verein, die für verwaiste Geschwister sind.
Ich glaube also, dass die Reaktion deiner Tochter ganz "normal" ist (falls man in einer solchen Ausnahmesituation überhaupt von normal sprechen kann), und auch schon so junge Kinder viel mehr mitkriegen, als man denkt. Hoffe ich konnte dir mit unseren Erfahrungen ein wenig helfen und wünsche euch alles Gute!
Notsectio in der 30ssw mit Verlust ist einfach nur ein horror, tut mir wirklich leid:/ Ich bin auch einfach ohne Vowarnung 2,3 tage "verschwunden" - das hat ihr denk ich auch ganz viel angst gemacht, einfach die Kombi-mama auf einmal weg, dann wieder da aber ohne Bauch u baby u total geschwächt u traurig. Wir haben uns eigentlich auch psychologisch beraten lassen wie wir sie begleiten sollen u ich dachte bis dato, dass wir es gut hingekriegt haben (trauerbegleitung für geschwisterkinder wird bei uns erst ab 4 angeboten), aber nach dem Urlaub jetzt bin ich etwas verunsichert. Unser Sohn ist so semi im Alltag integriert, also wir reden oft von ihm aber haben kein tägliches Ritual wo wir ihn einbeziehen, finde das gute nacht sagen total schön was ihr macht. Mich macht es einfach so fertig, dass meine Tochter sowas erleben musste, aber so ist das Leben leider. Ich wünsche dir auch viel Kraft.
Vielen Dank!
Kann ich gut verstehen, mir tut es auch furchtbar weh, dass unser Sohn das durchmachen muss. Eine Bekannte hat kürzlich zu mir gesagt, dass diese frühe Erfahrung mit dem Tod vielleicht auch positive Auswirkungen auf die Kinder hat. In den Sinne, dass sie vielleicht dann später schon die nötigen Skills für etwaige weitere Trauerfälle mitbringen, und es sozusagen ihre Resilienz stärkt.
Wir werden sehen - ich hoffe es zumindest.
Dieses plötzliche "Verschwinden" wg Notsektio war auch mit der Grund, warum mein Sohn seine Schwester leider nie persönlich kennenlernen/verabschieden konnte. Daran habe ich immer noch ziemlich zu knabbern. Als wir erfuhren, dass sie in den nächsten Stunden sterben würde, könnten wir uns einfach nicht vorstellen, wie wir das mit unserem Sohn managen sollten. Er hatte mich seit 6 Tagen nicht mehr gesehen, seine Schwester hing an furchteinflößenden Kabeln und Monitoren auf der NeoIntensiv, und vor allem wussten wir nicht, wie schnell es gehen würde/wie lange sie noch leben würde. Mein Mann hat dann entschieden, dass er es nicht möchte, weil er eine Traumatisierung befürchtet hat und selbst von der Situation (wie auch ich) völlig überfordert war. Wie habt ihr das gemacht?
Hallo, erst einmal möchte ich Dir und Deiner Familie mein Beileid zum Verlust Eures Sohnes aussprechen.
Das Verhalten Eurer Tochter ist vollkommen normal.
Seit dem Verlust ihres Bruders sind ca. 9 Monate vergangen. Das bedeutet auch, dass Eure Tochter 9 Monate älter geworden ist. Ihr Verstand wächst von Monat zu Monat und dementsprechend befasst sie sich jetzt auch gerade anders mit dem Tod und dem "Nicht-Hiersein" ihres Bruders als noch vor kurzer Zeit. Sie begreift und versteht immer mehr und das bringt auch neue (Trauer-)phasen auf, dementsprechend auch neue Fragen, möglicherweise auch frische Ängste. Aber keine Sorge, Eurer Tochter wird das an und für sich nicht schaden, da ihr sie begleitet und unterstützt. Findet gemeinsame Rituale, beantwortet ihre Fragen kindgerecht, stillt das Nähebedürfnis und gebt Euch allen noch viel Zeit, um das Erlebte zu verarbeiten.
Alles Liebe
Danke für deine Antwort ❤️ ja ich hab naiverweise gedacht sie wird ihn vielleicht vergessen, weil sie noch so klein war u auf ihr Kinderleben gerechnet schon so viel Zeit seitdem vergangen ist, aber sie wächst ja damit auf u anscheinend bleibt das dynamisch, so wie meine Trauer auch.
Meine große Tochter war auch ca. 2,5 Jahre alt, als ihr Uropa gestorben ist. Sie wird dieses Jahr 6 Jahre alt und redet noch immer von ihm und seinem Tod.
Also ja, Trauer ist auf jeden Fall dynamisch und vielfältig, auch bei den Kleinsten.
Liebe Grüße
Es tut mir wirklich leid, dass ihr euren Sohn verloren habt!
Bei uns war die Situation in sofern anders, als dass unser großer Sohn von Anfang an wusste, dass seine Schwester sterben wird (Gendefekt).
Für ihn war seine Schwester bis zum Schluss ein brandaktuelles Thema. Er hat ihr jeden Abend am Fenster eine gute Nacht gewünscht und bei jedem Regenbogen hat er zum Himmel gewunken, weil er sicher war, dass sie ihn dann besonders gut sehen kann. (Wir hatten ein Buch über die "Regenbogenbrücke" in den Himmel)
Mir hat das Buch "Gute Hoffnung, jähes Ende" gut geholfen. Da gibt es auch einen Abschnitt über die Geschwisterkinder.
Mich hat unser Sohn auch manchmal überrascht. Er war auch etwa 2,5, als seine Schwester starb. Und wenn ich geweint habe, dann hat er mir gesagt, dass es okay ist. Oder er hat, wenn er ein Baby gesehen hat, gesagt: "Mama, du möchtest auch Theodora dahaben, oder?"
Wir sind oft mit ihm zum Friedhof gegangen und durch Fotos ist unsere Tochter auch im Haus präsent.
Uns ist jetzt auch bei unserem dritten Kind wichtig, dass er mit seinen Geschwistern aufwächst, auch wenn die nicht mehr leben. Er ist jetzt 13 Monate alt und erkennt den Friedhof wieder. Er ist gerne dort, ist mein Eindruck.
Wir haben ihm auch (etwas kitschig, das gebe ich zu) ein Kuscheltier geschenkt, dass ein T-Shirt mit einem Foto seiner Geschwister trägt. Uns war einfach wichtig, dass sie für ihn auch greifbar sind und er liebt dieses Kuscheltier heiß und innig.
Ich glaube, ihr macht vieles schon ganz richtig. Dass ihr mit ihr über den kleinen Bruder redet etc.