Ausschabung und natürlicher Abgang - ein Erfahrungsbericht

Hallo zusammen,

ich bin hier schon seit ein paar Monaten stille Mitleserin und weil mir das Forum so sehr geholfen hat, wollte ich jetzt auch mal meine Erfahrung teilen.

Ich habe dieses Jahr schon zwei Fehlgeburten hinter mir, einmal habe ich eine Ausschabung machen lassen und einmal habe ich abgewartet. Vielleicht hilft ja der ein oder anderen mein Bericht bei einer Entscheidung.

1. Fehlgeburt - Ausschabung
Ich habe Anfang des Jahres erfahren, dass ich schwanger bin. Es war meine erste Schwangerschaft und ich war etwas überfordert aber sehr glücklich, dass es gleich funktioniert hat.
Beim ersten Termin (5+1) war noch kein Herzschlag sichtbar, es war aber auch noch früh.
Beim zweiten Termin (9+5) wurde leider eine Missed Abortion festgestellt. Es gab keinen Herzschlag und die Embryonalentwicklung war auch überhaupt nicht der Woche entsprechend.
Der Vertretungsarzt hat mir direkt eine Überweisung in die Klinik ausgestellt, damit die noch mal nachschauen und eine Ausschabung machen. Er meinte ich soll direkt hinfahren, damit ich Klarheit habe. Er meinte zudem, dass ich auch abwarten könnte, die Blutungen könnten aber sehr stark und schmerzhaft sein und es kann nachts oder auch während der Arbeit passieren. Außerdem könnten Reste verbleiben, die sich entzünden könnten und es müsste dann eventuell doch noch eine Ausschabung gemacht werden. Eine Ausschabung hingegeben sei dank Narkose schmerzfrei und ein Routineeingriff und er würde mir dazu raten. Man könnte auch direkt danach wieder schwanger werden.
Ich bin dann direkt ins Krankenhaus gefahren und habe dort die Bestätigung bekommen und einen Termin zur Ausschabung am nächsten Tag. Ich habe nicht viel drüber nachgedacht, ich war total überfordert, traurig und dachte, dass das wohl so sein muss.
Im Krankenhaus waren alle sehr nett zu mir, ich hatte aber extreme Angst vor der Vollnarkose und konnte den Tag davor auch nicht richtig schlafen. Die OP hat nicht lange gedauert und ich konnte ein paar Stunden danach gleich nach Hause. Ich wurde eine Woche krankgeschrieben und hatte in der Zeit leichte Blutungen und Schmerzen beim Sitzen und beim Stuhlgang, es war aber nicht der Rede wert. Mein Körper war aber durch die Narkose schon ein paar Tage sehr geschwächt. Eine Woche später war ich beim Frauenarzt zur Kontrolle und es waren leider noch Reste in der Gebärmutter verblieben. Ich sollte eine Periode abwarten und anschließend sollte kontrolliert werden, ob alles draußen ist.
Die Wartezeit bis zur 1. Periode war furchtbar. Ich hatte Angst, dass bei der Ausschabung etwas schief gegangen ist und ich nicht mehr schwanger werden könnte, dass die Gebärmutter sich entzündet, dass es ewig dauert bis ich meine Periode bekomme, dass noch eine Ausschabung gemacht werden muss usw. usw. Ich habe dann jeden Tag mehrere Tassen Nestreinigertee getrunken, wozu mir eine Hebamme geraten hat.
Genau vier Wochen nach der Ausschabung bekam ich meine Periode. Sie war sehr stark und sehr schmerzhaft. Ich war aber trotzdem sehr froh denn im Normalfall wartet man wohl 4-8 Wochen auf die 1. Periode. Die anschließende Kontrolle ergab auch, dass nun alle Reste draußen waren.
Im Nachhinein hatte ich psychisch sehr an der Ausschabung zu knabbern. Ich hatte das Gefühl, dass mein Körper noch nicht bereit war das Baby loszulassen und ihm keine Zeit gegeben wurde. Auch die Narkose und OP waren sehr anstrengend für ihn. Zudem fand ich das Prozedere im Krankenhaus mit Anmeldung und Vorbesprechung sowie dem OP Tag sehr zeitintensiv und belastend. Auch das Warten auf meine Periode war mit viel Angst verbunden.

2. Fehlgeburt - Natürlicher Abgang
Zwei Monate nach der Ausschabung bin ich wieder schwanger geworden.
Beim ersten Termin (5+2) wurde wieder kein Herzschlag entdeckt, es war aber laut meiner Ärztin alles in Ordnung, da es ja auch noch früh war.
Beim 2. Termin (9+4) wurde wieder eine Missed Abortion festgestellt. Auf Anraten meiner Ärztin habe ich mich diesmal aber dazu entschlossen abzuwarten. Das wäre besser für meine Psyche und schonender für die Gebärmutter und der Körper kann selbst entscheiden, wann er die Schwangerschaft gehen lässt. Sie sagte mir ich soll in zwei Wochen wiederkommen, damit wir den HCG Wert kontrollieren und wieder einen Ultraschall machen. Vielleicht würde bis dahin auch die Blutung einsetzen, dann soll ich aber unbedingt trotzdem kommen. Ich soll mir aber keine Sorgen machen, sondern nur bei Fieber, starken Schmerzen oder sehr starkem Blutverlust ins Krankenhaus fahren. Zudem könnte ich natürlich jederzeit eine Überweisung zur Ausschabung erhalten, da es auch mal mehrere Wochen dauern kann, bis die Fehlgeburt einsetzt. Ich habe dann sofort wieder angefangen den Nestreinigertee zu trinken.
Drei Tage später ging es dann schon los mit Schmierblutungen, weitere drei Tage später habe ich Nachmittags um 16:30 Uhr starke Krämpfe bekommen. Ich konnte aber noch einigermaßen entspannt Feierabend machen und meine Arbeit beenden. 1,5 Stunden später, um 18 Uhr, waren die Schmerzen so stark, dass ich nur noch in der Wohnung rumgelaufen bin und meinen Mann vollgejammert habe. Es hat dann auch stark geblutet aber ich hatte es mir schlimmer vorgestellt. Ich habe dann aber angefangen sehr viel zu trinken wegen dem Blutverlust. Plötzlich merkte ich nach ein paar sehr starken, wehenartigen Krämpfen, dass sich da etwas auf den Weg macht. Es ging dann um 18:15 Uhr ein großes Stück Gewebe ab. Eine halbe Stunde später dann noch mal das gleiche und eine Stunde später wieder. Das Gewebe war jedes Mal sehr voluminös aber sehr weich. Danach waren die Schmerzen nicht mehr so schlimm, die Blutung aber schon noch stark. Ich bin dann erschöpft um 21 Uhr eingeschlafen. Am nächsten Tag bin ich in die Arbeit, da ich dachte ich habe es schon überstanden und da ich nur noch leichte Schmerzen hatte. Mittags merkte ich dann wieder, dass sich etwas Großes auf den Weg macht und bin schnell aufs Klo geflitzt. Da kamen noch mal zwei größere Gewebestücke. Ein paar Stunden später habe ich wieder starke Krämpfe bekommen, die ich in der Arbeit aushalten musste. Es kam dann noch einmal ein Gewebestück, diesmal etwas kleiner aber dafür fest und zylinderförmig (die Fruchtblase?). Danach waren die Schmerzen schlagartig weg und die Blutungen nur noch schwach.
Eine Woche später war ich bei der Frauenärztin und sie meinte es wäre nur noch ein kleiner Rest in der Gebärmutter. Da ich aber noch Schmierblutungen hatte, würde dieser sicher noch von selbst abgehen. Eine Woche später war ich noch einmal zur Kontrolle da. Der Rest war fast weg und der HCG weiter gesunken und kaum mehr messbar und somit alles in Ordnung.
Zusammenfassend war die natürliche Fehlgeburt zwar schmerzhaft aber psychisch viel weniger belastend für mich. Ich war sogar richtig stolz auf mich, dass ich das körperlich so gut weggesteckt habe. Einen Tag nach der Fehlgeburt war ich schon wieder top fit. Da ich ab der Diagnose ständig Binden und Slipeinlagen dabei hatte, hatte ich auch nie Angst, dass mich eine Blutung böse überrascht. Letztendlich war es sogar möglich den letzten Teil der Fehlgeburt im Büro zu überstehen.

Ich hoffe meine Erfahrungsberichte helfen euch bei einer Entscheidung.

Wir werden uns jetzt in einer Kinderwunschklinik durchchecken lassen, bevor wir es wieder versuchen.

Ich wünsche euch einen schönen Abend. Meldet euch gerne wenn ihr noch Fragen dazu habt oder vielleicht selber eure Erfahrung teilen wollt. #herzlich

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Hallo,

ich danke dir für diese Offenheit und diesen Beitrag. Es tut mir unfassbar leid, dass du diesen Verlust bereits 2 mal erlebt hast und auch zweimal in der 10 Woche.

Ich habe auch schon eine hinter mir und wollte dich fragen, ob du damals SS Symptome hattest, als du in der 10 SSW beim Frauenarzt warst? Als ich meine Missed Abortion hatte, war ich so überrascht, weil ich eigentlich auch weiterhin meine SS Symptome hatte. Ich hatte nur nachts davon geträumt, dass der Arzt mir sagen wird, dass keine Weiterentwicklung stattgefunden hat...so kam es dann auch als ich auf dem Stuhl saß..mir hat der natürliche Abgang sehr geholfen und ich bin froh, dass alles von allein abging.

Ich wünsche dir alles Gute und danke für deine Offenheit.

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Hallo Heike,
danke dir für deine lieben Worte!
Es tut mir sehr leid, dass du es auch durchmachen musstest.
Ich hatte beide Male nur leichte Symptome. Es hat immer wieder mal im Bauch gezwickt und ich war müde. Mehr aber nicht…
Liebe Grüße und alles Gute für dich!

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Hallo Liebes,

habe es tatsächlich genau wie du erlebt- nur anders rum. Zuerst die natürliche FG und jetzt eine Ausschabung da Zwillinge.

Du hast mein größten Respekt, dass du in der Arbeit warst.

Ich hatte meine FG zum Glück zuhause an einem Samstag und sie war an einem Nachmittag vorbei.
Ich fand die Schmerzen auch erträglich und bin sehr stolz, dass mein Körper, mein Mann und ich das so weggesteckt und gemeistert haben.

Solche Erfahrungsberichte wie deiner, haben mir damals gefehlt! Danke ♥️

Ich würde Dir raten, schon jetzt in die Ursachenforschung zu gehen, wenn es auch erst ab der 3.FG geraten wird.
Ich hatte meine 3.FG und wäre froh gewesen, wenn ich bereits nach der zweiten auf Suche gegangen wäre!

Ich wünsche Dir von Herzen alles Gute❤️❤️❤️

4

Hallo Marielo,
es ist sehr schön zu hören, dass dir mein Beitrag geholfen hätte. Es war/ist auch meine Hoffnung, dass er jemandem nützlich sein kann. Man weiß ja doch nicht so ganz genau, was auf einen zukommt.
Es tut mir sehr leid, dass du das gleiche durchmachen musstest. Ich muss für mich persönlich aber sagen, dass es mich noch stärker gemacht hat. Viele Dinge, über die ich mich früher aufgeregt habe, sind mir jetzt egal. Und generell versuch ich mich mehr auf die Dinge zu konzentrieren, die ich habe und diese mehr wertzuschätzen. Mein Mann war so eine große Unterstützung und ich liebe ihn jetzt sogar noch mehr als vorher ;-).
Wir werden uns jetzt in einer Klinik durchchecken lassen, da ich es nicht noch einmal darauf ankommen lassen möchte. Meine Frauenärztin hat mir auch eine Überweisung ausgestellt.
Ich wünsche dir auch alles, alles Gute!! #herzlich#herzlich#herzlich#blume#blume#blume

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Bei meinem Freund und mir ist es genauso - wir sind noch enger als Team zusammen gewachsen!
Ich versuche mich mittlerweile auch nicht mehr zu stressen und nicht wegen allem an die Decke zu gehen - klappt mal besser mal schlechter 😅🙈

Wir sind auch ganz frisch in einer Kinderwunschklinik - ich drück euch die Daumen 🌷🌷🌷🍀🍀🍀

6

Fühl dich gedrückt liebe Saionara ❤️❤️❤️

Ich hatte beides in einem, MA 9. SSW, Warten auf natürlichen Abgang bis zur 15. SSW, 1 Woche Blutungen, dann mega starke Sturzblutung (habe etwa 1,2 Liter Blut dabei verloren) mit Not-Cürretage am selben Abend. Habe noch immer ziemliche Kreislaufprobleme, vor der starken Blutung ging es mir besser. Ist nun 11 Tage her.

Bin aber dennoch dankbar, gewartet zu haben, auf dass mein Körper bereit war, mein Baby gehen zu lassen, auch wenn es bei mir in so heftigen Blutungen geendet hat. Bin seitdem auch nicht mehr arbeitsfähig, muss beruflich Kraftfahrzeuge steuern und das geht aufgrund von Dauerschwindel erstmal längere Zeit nicht mehr.

Ich hoffe, dass ihr bald euer Wunder in eurem Armen halten könnt, dass eine Ursache gefunden wird 🙏🏽❤️