Stille Geburt

Hallo meine Lieben,

Nach langer Zeit möchte ich auch meine Geschichte aufschreiben.

2022 wurde ich im frühen Sommer schwanger. Es war meine zweite Schwangerschaft und ich war eher ängstlich.

Wir wurden sehr schnell mit einem Herzschlag belohnt. Viel früher als bei meinem ersten Kind.
In der 9 ssw. dann der erste Schock. Das Kind war viel zu klein und rutschte sogar unter der unteren Linie im Mutterpass. Ich hatte furchtbare Angst.

Zwei Wochen später sollten wir zur Kontrolle. Das Mäuschen war immer noch extrem klein, aber es gab eine Entwicklung. Wahrscheinlich war der Eisprung später.

Grünstes Licht. Und weil wir fast die 12. ssw erreicht haben und eine Woche später kirchlich heirateten, wollten wir all unseren Freunden Bescheid geben.

Die Schwangerschaft haben wir in der Kirche über ein Video bekannt gegeben. Es war wundervoll.

Eine Woche später gingen wir zur Feindiagnostik. Mein Mann kam mit. Noch im Wartezimmer schrieb ich mit Freunden und verabredete mich für den nächsten Tag. Dann wurden wir aufgerufen und plötzlich hatte ich Angst.

Wir setzten uns gegenüber den Arzt, scherzten, sprachen über mein erstes Kind und wie unwahrscheinlich Auffälligkeiten sein würden.

Wir wären jung, gesund und hätten schon ein gesundes Kind.

Ich legte mich hin und beobachtete meine Maus. Er lutschte an seinem Daumen. Und gleichzeitig eine unheimliche stille. Minutenlang.

Dann sprach der Arzt endlich.

„Das ist der Oberschenkel. Das Baby ist viel zu klein. Es hat Auffälligkeiten.“.

Angst stieg in mir auf. Ich fragte wie dick der Nacken wäre.
7 mm.

In dem Moment brach alles zusammen. Immer mehr Fehlbildungen kamen zum Vorschein.

Verdachtsdiagnose Trisomie 18;13;21.

Plötzlich sprachen wir über einen später Abbruch, über eine Fruchtwasseruntersuchung.

Zwei Tage später war diese dann. In der Zwischenzeit brach ich sämtliche Kontakte zu allen ab.

Über die Diagnose der Untersuchung erfuhr ich dann das Geschlecht. Anhand der Gene…

Die Trisomie 18 war bestätigt. In allen Zellen.

Von diesem Zeitpunkt war in offiziell scheinbar krank, anstatt schwanger. Jedenfalls wurde ich oft so behandelt…

Zu der Trisomie folgten etliche fehlbildungen.

Der Magen, die Leber und die Niere waren außerhalb seines Körpers, Zysten am Hals, schwerer Herzfehler. Beidseitige Lippen-Kiefer-Gaumenspalte.

Und das schlimmste: der Arzt konnte mir nicht sagen, ob mein Sohn schmerzen fühlt.

In diesem Moment entschieden wir uns, die Geburt einzuleiten und unseren Sohn die Entscheidung abzunehmen.

Ich stand vor der Frage: so egoistisch sein und ihn leben lassen, bis er selbst stirbt. Mit der Gefahr das er unfassbare Schmerzen in meinem Bauch hat ?

Oder das, für mich unverzeihlichste zu tun und ihn aktiv sterben lassen.

Unter Schmerzen kam mein Sohn in der 18. ssw. Auf natürlichen Weg zur Welt. Trotz seinen fehlbildungen war er der schönste Junge der Welt. Gerade mal so groß wie meine Hand. So zarte Finger, die meine nie halten würden.
So zartw Füße, die nie den Boden berühren dürfen.

1 Tag und eine Nacht hatten wir mit ihm. Das schwerste, dass ich je im Leben tun musste, war ihn einer Hebamme zu übergeben und dann selbst nach Hause zu fahren. Neben mir, der Kreißsaal, die schreie der kleinen Babys, die leben durften.

Wir beerdigen ihn mit anderen sternenkinder . Keine. Tag vergeht, ohne dass wir an Ihn denken .