Hallo ihr Lieben,
ich bin mir mit etwas super unsicher und würde gern eure Meinungen dazu hören/lesen.
Wir haben im Dezember die 3. Fehlgeburt gehabt. Alle 3 waren in der Frühschwangerschaft: 8. Woche, 5. Woche und die letzte in der 10. Woche. Ich bin schon fast 37 Jahre alt.
Nach der letzten wurden wir von meiner FÄ, die uns mit Aussagen wie "Bitte werden Sie erstmal nicht schwanger, das lege ich Ihnen wirklich ans Herz" total Angst gemacht hat, zur Diagnostik geschickt: Blutgerinnung und Humangenetik, weil sie was chromosomales als Grundproblem vermutet.
Dieses ganze Paket - 3 Fehlgeburten plus die Angst vor Ergebnissen und kein Baby mehr bekommen zu dürfen - hat mich unheimlich geschafft, ich bin sehr verzweifelt, habe furchtbare Angst vor allem, was da noch auf uns zukommen mag.
In meinem Umfeld gibt es nur sehr wenig Leute, die das irgendwie nachvollziehen können, teilweise wird das total abgetan und runtergespielt, das kennen wir ja alle. Grade bei Verlusten in Frühschwangerschaften spielt das Umfeld das mit unpassendsten Kommentaren runter oder es wird gleich zum Tabu gemacht. Am Ende fühlte ich mich fürchterlich allein und wurde halt lieber schweigsam, sodass ich mir eine Selbsthilfegruppe hier gesucht habe. Ich wollte mich gern austauschen mit Menschen, die das verstehen können.
Gestern war nun der erste Termin. Die Runde ist ganz toll, die Teilnehmerinnen und Teilnehmer wirklich sehr sehr nett, auch die Damen des Vereins ganz wunderbar! Ich denke, da würde niemals irgendjemand werten oder ein schlechtes Wort verlieren.
Das Problem ist wohl eher mein Sorgen-Kopf. Ich mache mir Gedanken, ob ich wirklich dazu gehöre und in dieser Runde einen Platz verdiene:
In der Gruppe sind nun nur Familien, die ihre Babys später in der Schwangerschaft verloren haben, medizinische Abbrüche hatten oder nach Frühgeburten erst in die Arme schließen durften und dann ziehen lassen mussten. Ich habe wirklich herzzerreißende Geschichten gehört, die Familien haben ganz schlimmes durchgemacht, was sie jetzt verarbeiten müssen.
Und dazwischen sitze ich, die natürlich und völlig gerechtfertigt traurig ist und Angst hat und Hilfe dabei sucht. Aber irgendwie kam bei mir auch unheimlich viel Schamgefühl auf, diesen Platz zu besetzen, wo meine Geschichte vergleichsweise "harmlos" ist.
Ich weiß natürlich rational, dass vergleichen nicht angebracht ist. Für jeden Menschen ist der eigene Schmerz, den er grade fühlt, einfach der schlimmste und meine Trauer über meine Babys darf einen Platz haben. Sie ist völlig angebracht und sollte nicht klein gemacht werden. Damit würde ich die Gefühle, die ich für meine Babys habe, klein machen. Das sollte es gar nicht sein. Die Liebe und die Freude, die ich gefühlt habe, war genauso überwältigend wie der Schock und die Trauer.
Doch natürlich vergleicht man das eigene Leid immer mit dem der anderen, das ist völlig natürlich. Und nun frage ich mich, ob die anderen Frauen sich nicht völlig verarscht oder vor den Kopf gestoßen fühlen, wenn ich mit so einer "normalen Geschichte" jammere, wo sie viel schlimmeres verarbeiten müssen? Ich möchte das auf gar keinen Fall.
Ich tendiere sowieso sehr dazu, mich selbst immer klein zu reden, anderen viel mehr Raum zu geben und mir das selbst zu versagen. Das weiß ich und ich versuche gerade, das auch mit in meine Überlegung einzukalkulieren.
Dennoch überlege ich, ob ich wirklich einen Platz dort habe oder nicht.
Was sind denn eure Meinungen dazu?
(Vielmals sorry für den langen Text)
Selbsthilfegruppe
Hallo!
Jeder geht anders mit Verlusten um, und jeder Verlust ist schlimm. Ich selbst hatte vor 3 Wochen eine Ausschabung wegen eines Windeis, es wurde in der siebten Woche festgestellt. Ja, ich bin froh, dass es so früh war und nicht später, aber trotzdem zerplatzen so viele Hoffnungen und Träume auf einen Schlag. Ich hatte mich so sehr auf unser zweites Kind gefreut. Natürlich hoffe ich ganz stark, dass ich das nicht nochmal erleben muss und dass es beim nächsten Mal gut geht. Wenn ich daran denke das 3x durchmachen zu müssen, so wie du es erlebt hast...das will ich mir gar nicht vorstellen.
Du bist stark und wenn die Selbsthilfegruppe dir hilft, geh bitte weiter hin! Niemand dort wird wegen des Wettbewerbs dort sein, wem es wohl schlechter geht und niemand wird dich verurteilen.
Ich wünsche dir alles Gute!
Liebe TE,
es tut mir sehr Leid, dass du diesen Verlust nun bereits zum dritten Mal erleben musstest. Das ist ja auch noch ganz frisch und die Trauer bestimmt noch unheimlich präsent.
Ich selbst habe im September mein zweites Kind in der 26 ssw still zur Welt gebracht. Seitdem besuche ich - nicht regelmäßig, aber immer mal wieder - eine Sternenelterngruppe. Und als Mitbetroffene kann ich dir sagen, dass du dort - wenn es sich für dich richtig und gut anfühlt - auch genau richtig bist. Alle dort kommen ja mit unterschiedlichen Geschichten, ob sie ein Kind kurz nach der Geburt verloren haben, bei der Geburt, in der späten Schwangerschaft oder der Frühschwangerschaft; ob aufgrund einer Diagnose, einer eigenen Krankheit oder aus ungeklärter Ursache. Ich war am Anfang bspw. auch sehr befangen, allein weil ich ja ein lebendes Kind an der Hand halten darf, während manche mit der Möglichkeit konfrontiert sind, das vielleicht nie erleben zu dürfen. Du siehst also, jeder ist sich da vielleicht mit seiner Position in der einen oder anderen Hinsicht unsicher.
Wichtig ist ja aber, das alle nachvollziehen können, wie schwer dieser Verlust wiegt. Und nach meiner Erfahrung teilen fast alle die gleichen Gefühle und Ängste. Dieser Austausch tut dann einfach sehr gut. Es stimmt, dass wohl hauptsächlich Frauen anzutreffen sind, die spätere Verluste erlitten haben. Bei unseren Treffen waren aber immer wieder mal auch Frauen dabei, die mehrere frühe Verluste erlitten hatten - und ich hatte überhaupt nicht das Gefühl, dass das nicht passen würde oder so. Wir hatten alle sehr sehr ähnliche Themen miteinander.
Wenn es dir also gut tut, zu diesen Treffen zu gehen, möchte ich dir Mut machen, weiter dort hinzugehen!