Mein Beitrag dient viel mehr dafür mir etwas vom Herzen zu schreiben, als dass ich eine Frage habe .
Also fange ich mal an aber als erstes möchte ich eine Triggerwarnung aussprechen, weil ich niemand mit meinen Text verletzen etc. möchte.
TW Fehlgeburt
Mein Mann und ich erlitten während der Pandemie zwei aufeinanderfolgende Fehlgeburten.
Für mich war das Trauma dreifach. Das erste Trauma bestand darin, herauszufinden, dass man sein Kind verloren hat. Das zweite Trauma ist, in eine medizinische Einrichtung gehen zu müssen, wo das Kind aus deinem Körper entfernt werden muss. Diese Endgültigkeit ist unglaublich traumatisierend. Und das dritte Trauma besteht darin diese Erlebnisse mit seinem Umfeld, seinen Liebsten, den Freunden und der Familie teilen zu müssen und das Trauma durch das Teilen erneut zu erleben.
Mein Mann und ich haben mit den Jahren immer besser gelernt mit den Schmerzen umzugehen. Vielleicht findet sich durch diesen Beitrag noch weitere Frauen/Männer/Paare mit einer ähnlichen Geschichte. Wir würden uns sehr über einen Austausch freuen.
Mit freundlichen Grüßen
Andre & Samantha
Das dreifache Trauma einer Fehlgeburt
Hallo Samantha
Ich kann deinen Schmerz sehr gut nach empfinden. Was kommt bei dir denn nach dem dritten Trauma ? Noch ein viertes ?
Ich hab das erste Trauma und das zweite sehr schwer verkraftet. Bei uns ist es zwar noch recht frisch(1.6.23) Ich war in der 16SSw als unser Baby gehen musste. Wir mussten natürlich die Geburt einleiten lassen. Das war für mich ein großer und auch traumatisierender Moment. Da ich zu der Zeit ganz alleine für mich war( ich lag zwar im Krankenhaus ,aber war alleine auf der Toilette)und ich komplett unter Schock stand. Dieses Trauma zu verarbeiten dauert und braucht seine Zeit. Aber mittlerweile dauert es mit ganz schön lange.
Das schlimme was ich im Umfeld so bemerke. Die Leute gehen alle auf Abstand. Keiner kommt auf einen zu. Ich hab nur eine alte Freundin, die aber gerade selbst ihr Baby im Mai bekommen hat. Die sich nach mir erkundigt oder auch mal fragt ob sie vorbei kommen darf oder ich vorbeikommen möchte. Da merkt man wieder das die Leute einfach am liebsten nix mit einem zu tun haben wollen wenn es ums Thema Fehlgeburt geht.
Bei mir/uns folgte nach dem dritten Trauma, online oder auch im ,,echten Leben“ zu zusehen wie Frauen schwanger werden usw.
Das kann schon sehr triggernd sein. Mein Mann und ich haben auch gemerkt, dass es jetzt für uns sehr heilsam ist darüber zu sprechen, unsere Geschichte zu teilen und uns nicht zu verkriechen. Das hat, aber auch seine Zeit gedauert, am Anfang wollten wir mit unseren Schmerz allein sein. Das mit den Umfeld kann ich nur gut verstehen. Ich glaube für Freunde und Familie ist das alles auch nicht leicht. Sie wissen nicht was für uns angemessen ist, was uns kränken könnte. Ich denke deshalb ziehen sich viele zurück, weil sie selbst überfordert sind mit der Situation. Und das ist sehr schade, weil ich glaube (nicht alle) aber einige brauchen genau in dieser Zeit ihr Umfeld am meisten. Ich wünsche dir ganz viel Kraft und fühl dich fest gedrückt!
Hallo ihr Lieben,
liebe Samantha und alle anderen, die hier geschrieben haben...
Man spürt euren Schmerz in jedem Wort. Es tut mir sehr leid, was ihr erleben und durchmachen müsst.
Ich kenne die Verzweiflung nach einer FG, solange man noch kein Kind hat. Die bohrende Frage "Werde ich jemals Mutter sein und ein Kind im Arm halten dürfen?" Nicht, dass ein verlorenes Kind einen nicht auch schon zur Mutter macht. Ihr wisst aber sicher, was ich meine.
Und selbst wenn man schon Kinder hat, ist jeder Verlust absolut schmerzhaft und tragisch. Es entstehen Gefühle, die kein Ausstehender nachvollziehen kann.
Das ist vielleicht auch der Grund, warum sich viele der Freunde/Bekannte/Verwandte zurückziehen. Sie haben einfach Angst, etwas falsches zu sagen. Und was wären schon die richtigen Worte?! Jede geht mit dem Erlebten anders um. Wir machen es unserem Umfeld da auch nicht leicht - auch wenn das natürlich keine Absicht ist und man einfach nur funktioniert, weit entfernt von bewusster Handlung.
Ich möchte euch Hoffnung machen.
Ich hatte 2006 eine FG und eine ELSS (ich denke heute noch jedes mal beim errechneten ET an diese Kinder). Danach bekam ich 3 gesunde Kinder.
Und nun hatte ich bei einer überaus überraschenden und ungeplanten SS wieder eine FG. Obwohl die Umstände nicht ideal für ein weiteres Kind wären, hätte ich mich riesig darüber gefreut.
Aber ich bin absolut überzeugt, dass es einen wichtigen Grund dafür gab, dass das Kind nicht zu uns kam. Und ich bin überzeugt, dass dies immer der Fall ist - auch wenn wir es nicht verstehen können.
Und auch wenn es so unglaublich weh tut.
Wir haben die Kraft, das zu schaffen und irgendwann wird es einfacher.
Ich wünsche euch von Herzen, dass es bald einfacher wird und dass ihr - in nicht allzu ferner Zukunft - euer kleines Wunder in den Armen halten dürft.
Alles Liebe
Thala
Dankeschön Thala, für deine mutmachenden Worte! Fühl dich bitte ebenfalls gedrückt und ich wünsche dir auch viel Kraft!
Hallo Samantha, ich hatte 3 Missed Aborte hintereinander und weiss, wie es dir geht. Bin und war verzweifelt. Ich drücke dir die Daumen, dass es bald klappt. In meinem Umfeld werden im Moment irgendwie alle Eltern und ich hatte zum 3. Mal eine Ausschabung. Das schwierigste an der ganzen Sache ist, dass wir die letzten 2 Mal den Embryo zur Untersuchung weggebracht haben. Das bedeutet, der Embryo war in einem durchsichtigen Behältnis in einer durchsichtigen Tüte. ( So wurde mir das übergeben) Ich konnte sehen, wie es in der Flüssigkeit schwimmt. Mein Mann musste dann dieses " Material" selber wegfahren, weil es keinen Transport für soetwas gibt. Das war und ist mein Trauma und ich weiss ehrlich gesagt nicht, ob ich das je verarbeiten werde. Fühl dich gedrückt und alles Liebe
Oh, das ist krass 😲 fühl dich gedrückt ❤️
Bei meinem MA hat die Klinik den Embryo selbst zur Pathologie geschickt, an der Aussage, dass es nicht möglich sein soll, habe ich starke Zweifel.
Es muss ja auch niemand eine Gewebeprobe bei Krebs selbst einschicken oder so etwas.
Ich kann mir das auch nicht vorstellen, es war leider so. Sie hatten die Tüte im Kühlschrank und als ich im AWR war, kam eine Schwester zu mir und sagte, dass ich darauf schön drauf aufpassen soll, dass muss mich heute verfolgen. Ich war geschockt und traurig zugleich.
Trauma ist ein starkes Wort, das vielleicht etwas zu oft verwendet wird.
Wenn du so empfindest, hat es seine Berechtigung, aber ich persönlich bin mit solchen Formulierungen vorsichtig.
Ich hatte 3 frühe FG, bevor ich - nach etlichen Jahren, Behandlungen und OPs - endlich mein Baby im Arm halten konnte.
Insbesondere die 1. FG, MA mit AS in der 10. SSW wegen Trisomie 16, war schlimm, ich habe nie etwas Schlimmeres erlebt. Der Schmerz ist auch jetzt über 6 Jahre später noch nicht ganz weg.
Aber ich habe mich nie traumatisiert gefühlt.
Die AS an sich fand ich nicht schlimm, für mich war es unvorstellbar, noch länger mit dem toten Baby im Bauch herumzulaufen.
Ich bin mit den FG offen umgegangen, es hat mir sehr geholfen darüber zu reden, es war heilend.
Und Schwangerschaften im Umfeld sind etwas Normales und Schönes, die nichts mit meiner eigenen Situation zu tun haben. Ich habe es einfach akzeptiert.
Ich möchte dir nicht deine Gefühle absprechen, nur eine andere Sichtweise darstellen.
Alles Liebe für euch ❤️
Vielen Dank für deine Antwort. Ich verstehe deine Standpunkt. Für mich war diesen Wort treffend. Für uns waren diese beide Erlebnisse + die Pandemie. Ein unbeschreiblich Situation/Zeit. Ich wünsche dir ebenfalls alles gut!
Hallo liebe Samantha,
Ich durchlebe gerade meinen 4. frühen Abgang innerhalb von 10 Monaten. Ich habe schon ein gesundes Kind und weiß, wie glücklich ich mich schätzen kann. Und dennoch bleibt die Enttäuschung und Verzweiflung. Jedes Mal stirbt die Hoffnung darauf, ein zweites Baby in den Armen zu halten, immer mehr.
Beim ersten Kind habe ich keinerlei Unterstützung in Form von Hormonen oder Blutverdünner gebraucht. Ich wurde einfach schwanger und blieb es auch. Und jetzt nehme ich jeden Tag fünf Tabletten zu mir, weil mir niemand sagen kann, warum es nicht klappt.
Jedes Mal fühle ich mich unnütz und mein Selbstwert sinkt mit jedem Mal.
Ich rede offen darüber mit Freunden und Familie. Das hilft mir, alles zu verarbeiten. Ich habe viel Rückhalt, was mir wieder die Stärke gibt, am nächsten Tag aufzustehen und weiterzumachen. Natürlich durchlebt man alles nochmal, aber das gehört für mich in der Trauerphase eben auch dazu. Damit ich etwas akzeptieren kann, muss ich für mich damit umgehen lernen.
Verdrängung, Wut, Verhandlung, Depression und Akzeptanz sind nicht umsonst die fünf Phasen der Trauer. Ich bin aktuell in der Depri-Phase, wo ich mich frage, ob das alles noch einen Sinn hat, aber je mehr ich darüber rede, desto schneller komme ich aus dem Loch wieder raus. Aber jeder trauert anders und die Phasen dauern unterschiedlich lang.
Wenn ich mitkriege, dass jemand schwanger wird, freu ich mich auch für diejenige. Was nicht heißt, dass die Sehnsucht nicht da ist.
Als Trauma würde ich meine FG jetzt weniger bezeichnen, aber ich hatte auch keine AS. Das Gesundheitssystem hat mich bisher gut unterstützt, sodass ich auch hier nicht von einem Trauma sprechen kann. Ich kann mir aber vorstellen, dass einige Vertreter im System nicht immer so feinfühlig sind. Und sowas wäre dann auch nur Öl ins Feuer.
Ich trauere nun zum vierten Mal um ein Sternchen und es wird von Mal zu Mal schwerer. Ich frag mich, wie lang dieser Weg noch geht oder ob ich diesen Weg überhaupt noch gehen möchte. Aber ich hoffe natürlich, dass wir unser zweites Wunder irgendwann in den Händen halten dürfen.
Ich wünsche dir ganz viel Kraft!
Ich freue mich ebenfalls für jede Frau die schwanger ist/wird usw. Das klingt vielleicht doof oder wie ein Klischee, aber uns hat es auch wirklich geholfen als wir unseren Hund adoptiert haben. Er hat uns sehr mit der Trauerbewältigung geholfen, sowie auch das reisen, neue Länder/Orte gemeinsam zu entdecken. Unser Umfeld unterstützt uns ebenfalls sehr. Fühl dich fest gedrückt!
Super, dass ihr eure Bewältigungsstrategien gefunden habt und solchen Rückhalt habt!
Klischee hin oder her: Ein Hund gehört auch zur Familie! Ich bin auch ein Hundefreund und ich hatte auch kurz überlegt, aber mein Mann mag keine Hunde. Da passt eine Hund also weniger. Oder ich muss noch mehr Überzeugungsarbeit leisten.
Unser Sohn gibt uns ganz viel Kraft und wir sind so froh, dass wir so einen kleinen Goldspatzen haben.
Danke für die guten Wünsche. Ich wünsche euch auch nur das Allerbeste!