Schwangerschaftsabbruch 23 Woche

Hallo ihr Lieben
Letzte Woche wurde festgestellt, dass unseres Wunschkind sehr schwere Fehlbildungen hat. Unsere Welt ist zusammen gebrochen und wir haben uns nach unzähligen Tränen und vielen Gesprächen (in mehreren unikliniken) zu einen Abbruch entschieden.
Ich bin jetzt in der 22 Woche und die Einleitung wird wahrscheinlich in der 23 Woche stattfinden. Das schlimmste ist, das Baby lebt noch und bei jeder Tritt den ich fühle, kommen mir die Tränen.

Könnt ihr mir bitte von eure Erfahrungen erzählen? Ich habe natürlich Angst vor dem Eingriff aber auch vor die Zeiten die danach kommen.
Wir haben noch ein 6 jährige, und ich weiß, ich soll stark für ihn sein, aber in Moment kann ich das einfach nicht.
Ich weiß wirklich nicht wie ich das überleben kann. Ich bin in einem Loch gefallen und alles fühlt sich irreal, es ist einfach nur ein Alptraum.
Wird mann irgendwann wieder glücklich?

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Hallo meine Liebe,
es gibt kaum Worte dafür die ausdrücken wie schwer die Situation ist, in der ihr euch befindet und wie unglaublich leid es mir tut, dass ihr diese Erfahrung machen müsst. Ihr habt mein vollstes Mitleid und schicke euch aus der Ferne eine Umarmung und Kraft für alles was noch kommt.
Vielleicht hilft es, wenn ich von meiner stillen Geburt letztes Jahr im Oktober berichte...mir haben solche Berichte tatsächlich gut getan in dem Wissen, dass man nicht alleine ist. So traurig es auch ist.
Auch bei uns wurden in der 22 Woche schwere Fehlbildungen festgestellt und wir entschieden schweren Herzens die Schwangerschaft abzubrechen. In der Zeit bis zum Fetozid hat mir jeder Tritt im Herzen weh getan und ich konnte es kaum ertragen meinen Bauch anzusehen und zu Wissen, dass es unserem Baby darin überhaupt nicht gut geht. Im Nachhinein wünschte ich mir, ich hätte ihn noch ein paar Mal öfter über den Bauch streicheln können, versuch das also, falls du es emotional schaffst. Den Fetozid als solches habe ich tatsächlich als nicht schlimm empfunden, sondern ihn als Erlösung für unser krankes Baby gesehen. Für mich war es der erste Teil des Loslassens.
Ich stand der Geburt sehr ängstlich gegenüber und konnte mir nichts schlimmeres vorstellen, als dieses kleine Wesen in einem normalen Geburtsvorgang zur Welt zu bringen. Und so traumatisch die Geburt als solches auch war (aus anderen Gründen traumatisch), habe ich persönlich diesen bewussten und auch schmerzhaften Teil des Abschieds gebracht. Es war unheimlich wichtig ihn danach noch auf dem Arm zu haben, Fotos zu machen und Erinnerungen zu schaffen. Lass dir das nicht nehmen, egal ob du es dir jetzt vorstellen kannst oder nicht. Es sind eine der wenigen Erinnerungen, die wir an unser Baby haben.
Ich will nicht lügen, die Zeit danach war schlimm und ich habe selten so viel in meinem Leben geweint. Anfangs konnte ich nicht drüber reden, dann nur mit ausgewählten Personen und letzten Endes heilt die Zeit tatsächlich viele Wunden. Man kann es sich am Anfang nicht vorstellen, aber es kommen immer mehr gute Tage dazu, auch wenn man plötzlich wie aus dem nichts doch wieder weinen muss. Hol dir auf jeden Fall Hilfe, wenn du das Gefühl hast, dass so gar kein Licht am Ende des Tunnels kommt! Ich hatte noch einige Male meine Hebamme hier und habe zum Glück ein tolles Netzwerk aus Familie und Freunden.
Mittlerweile rede ich gerne über unser Baby, dem wir auf die schnelle noch einen passenden Namen gegeben haben. Kann über die Schwangerschaft sprechen und gucke mir immer wieder die Fotos an, die wir von ihm gemacht haben.
Du darfst dich gerne jederzeit bei mir melden, wenn du dir noch mehr Austausch wünscht. Fühl dich für jetzt auf jeden Fall fest gedrückt!

Bearbeitet von Cornelia
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Vielen lieben Dank für deine Antwort. Es bricht mir das Herz wenn ich sehe , wie viele Frauen durch diese Hölle gegangen sind.
Darf ich dich fragen, warum die Geburt "aus anderen Gründen" traumatisch war? Wenn du nicht antworten kannst / willst, ist völlig in Ordnung.
Liebe Grüße!

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Ja, das ist eine Erfahrung, die man wirklich keinem anderen wünscht.
Leider war das Krankenhaus in dem ich dann entbunden habe nicht sehr fürsorglich und da ist einiges nicht gut gelaufen. Da es meine erste Geburt war, wusste ich natürlich überhaupt nicht, was mich erwartete und es hieß die ganze Zeit es würde lange dauern, bis nach den Tabletten zur Einleitung überhaupt was passiert. Das wäre wohl üblicherweise so. Bei mir haben die Tabletten aber quasie direkt reingehauen und ich hatte für mein Empfinden starke Wehen (hatte ja aber keinen Vergleich). Letzten Endes wurde ich nur in den Kreissaal gebracht, weil ich am ganzen Körper zitterte und sie mir da nochmal ein Schmerzmittel und etwas für den Muttermund geben wollten. Danach sollte ich wieder hoch. Was soll ich sagen, eine Stunde später wurde unser kleiner Junge noch in der Fruchtblase geboren und wir waren komplett alleine. Meine Frau musste auf den Flur laufen und jemanden holen und dann wurde es ganz hektisch. Musste dann auch noch zur Ausschabung, wegen einer Nebenplacenta.
Immerhin konnten wir unser Baby direkt nach der Geburt noch halten und hatten auch noch nach der Ausschabung Zeit zusammen. Das war wirklich heilsam auf seine eigene Art uns Weise.
Aber dieses alleingelassen sein und dass mir einfach nicht geglaubt wurde, dass ich schon starke Wehen hatte, hat mich wirklich mitgenommen und ich werde zukünftig nur noch mit Beleghebamme entbinden, weil ich genau weiß, dass ich mein Vertrauen so nicht wieder abgeben können werde.
Aber das war nur meine Erfahrung und ich hoffe ich hatte nur unglaubliches Pech mit der Hebamme und Ärztin, die in meinem Fall vor Ort waren. Deswegen unterscheide ich es schon von dem eigentlichen Thema der stillen Geburt, die ja an sich schon traumatisch genug ist.
Fühl dich weiterhin gedrückt!

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Hallo erstmal mein tiefes Mitgefühl ich hoffe in einem solchen nie richtig mitreden zu können keiner Mama sollte sowas passieren
Ganz viel Kraft dir 🙏🏼
Seit meinem letzten frühen Ende in der 11. Woche (kam dann natürliche Weise zuhause in der 13. Woche) nur sagen und hoffen das irgendwann die Angst weggeht das es wieder passiert. Ich bin aktuell in der 15/16 Woche und frag mich immer wie kann es sein das so spät sowas festgestellt wird? Ich habe aufgrund meines Alters in der 13. Woche eine feindiagnosik machen lassen da war alles gut aber wenn ich sowas wieder lese das macht mir Angst das was wenn doch was übersehen wurde
Kann man das nicht früher schon feststellen ? Ändert auch nicht viel aber naja ich weiß nicht ganz wie ich es sagen soll vielleicht anders?

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Vielen Dank für die Antwort.
Das frag ich mich auch, wie kann es sein dass diese Fehlbildung bei mein Baby so lange unentdeckt geblieben ist. Ich habe die nackenfalten Messung, die praenatest, die früfeindiagnostik (in der 14 Woche - da war alles gut) + alle Untersuchung mit ultraschall bei meiner Frauenärztin gemacht - alles unauffällig. Ich habe wirklich alles gemacht und es war immer alles gut, bis in der 21 Woche.
Ich wünsche dir alles Gute und vor allem Gesundheit!

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Liebe Evia, ich habe dir privat geantwortet!
Mein inniges Mitgefühl dir!

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Keine Erfahrung aber ich schicke dir auf diesem Weg eine kraftspendende Umarmung für die schwere Zeit