Ehrlicher Erfahrungsbericht Einleitung aus medizinischer Indikation 15. SSW

Nun haben wir auch gerade durchgemacht, wovon ich die letzten Wochen hier so viel gelesen hatte und ich möchte nun meine Erfahrungen teilen, da mir andere Berichte sehr geholfen haben

Bei meiner Frauenärztin hatten wir den Praenatest machen lassen und bekamen an einem Donnerstag das Ergebnis: alles in Ordnung! Am nächsten Morgen kam jedoch der Schockanruf, es gebe einen Nachbefund. Leider konnte in der nächsten Woche dann eine sehr schwere Erkrankung unseres Kindes nachgewiesen werden, weshalb wir uns für eine frühe Erlösung entschieden. Das war die schwerste Woche unseres Lebens.

Eine weitere Woche später wurden wir in der Klinik aufgenommen und nach kurzer Aufklärung bekam ich um 11 Uhr die ersten 2 Tabletten Cytotec.
Ich hatte mir vorher einige Erfahrungsberichte durchgelesen und war verunsichert, da so viele 1-2 Tage vor der stationären Aufnahme Mifegyne bekamen, was aber bei mir kein Thema war und es zudem Berichten zufolge ja häufiger mal mehrere Tage dauerte bis etwas passiert.
Wir wurden sehr einfühlsam aufgeklärt und behandelt, was uns ein wenig mehr Kraft schenkte.
Etwa 30 Minuten nach der 1. Cytotec begann starker Schüttelfrost, aber ansonsten passierte nicht viel.

Um 14 Uhr gab es die 2. Dosis Cytotec und danach stieg mein Fieber auf fast 40Grad an. Infusionen mit Paracetamol brachten keine Besserung.
Bald kamen leichte Unterleibskrämpfe hinzu.

Um 17 Uhr hätte ich eigentlich die 3. Dosis bekommen sollen, doch aufgrund eines Schichtwechsels ließ leider die Betreuung stark nach und trotz vielfacher Nachfrage konnte mir niemand weitere fiebersenkende Mittel bzw. Auskunft geben. Erst um 18.45 bekam ich dann die erwartete 3. Dosis und kurz danach Buscopan und Ibuprofen.

Ab 19.30 begannen dann aber extrem starke Schmerzen, wie ich sie noch nie erlebt hatte.

Bei Verdacht auf eine Infektion nahm man mir nochmal Blut ab, aber zum Glück waren die Entzündungswerte nicht erhöht und mein Körper reagierte wohl einfach stark mit Fieber auf die Einleitung.

Als auch Novalgin nicht anschlug wurde es mit einer Opioiden versucht und dann gingen die Schmerzen leicht zurück, aber im Minutentakt kamen sehr starke Wehen. Das Ganze dauerte nochmal etwa 2 heftige Stunden.

Gegen 22:45 ging ich zur mobilen Toilette, wo ich plötzlich eine Druck nach unten spürte und dann unser Kind geboren wurde. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte ich nicht die geringsten Blutungen gehabt. Schlagartig waren alle Schmerzen verschwunden.

Die Hebamme kam sehr schnell und nahm unseren Sohn mit zum waschen, wiegen etc. und wir entschieden uns spontan, dass wir ihn danach sehen möchten. Vorher waren wir diesbezüglich extrem unsicher gewesen, ob es uns nicht langfristig eher noch mehr mitnimmt, aber es war die richtige Entscheidung. Der Kleine war in einen kleinen Schlafsack eingepackt, nur der Kopf guckte heraus und er sah sehr friedlich aus. Wir weinten sehr viel, aber konnten dann auch ein wenig Frieden mit der Situation schließen.

Eine Stunde später wurde ich zum OP gefahren und in Narkose auskürettiert.
Auch danach hatte ich keinerlei Schmerzen mehr und wir konnten noch 3-4 Stunden schlafen. Mein Mann durfte die ganze Zeit dabeibleiben und hatte ein eigenes Bett.
Ich fühlte mich einfach nur leer vor Erschöpfung von den Schmerzen und 10 Stunden Fieber und konnte danach nicht mal mehr weinen.

Am nächsten Vormittag wurden wir entlassen und sind nun froh diese schlimme Zeit in Ruhe zu Hause verarbeiten zu können.

Ich hoffe, dass ich mit meinen sehr ehrlichen, teilweise auch unschönen Schilderungen jemandem helfen kann, dem diese Situation bevorsteht und der Bericht nicht zu abschreckend wirkt. Es gibt einfach unterschiedliche Abläufe und genau so gut kann das Ganze ja wohl auch sehr schmerzarm ablaufen. Ohne seelischen Schmerz geht es aber sicherlich nie von statten.

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Ohje ohje ohje ...fühl dich mal ganz lieb umarmt und mein Beileid zu Eurem Verlust. Danke für deinen Bericht. Solche Erlebnisse und Schilderungen gehören aber dazu und sollten niemals ein Tabuthema sein, dass sind eben die unschönen Seiten die zu einer Schwangerschaft, zum Leben und zum Tod gehören. Ich selbst habe da zum Glück noch nie durchgemusst, hatte 5 FG und alle vor der 12. SSW Ich bewundere Deinen Mut dass offen zu schreiben und freue mich dass die meiste Zeit jemand bei dir war und dich einfühlsam begleitet hat. Ich wünsche Dir, dass Euch euer Sohn bald einen gesunden Regenbogen schickt. Verliere nie den Mut, grüße aus der Ferne.

lg honey

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Hallo,
es tut mir so unendlich leid… Diese Erfahrung der stillen Geburt machen zu müssen ist so schmerzhaft und schrecklich… hinzu kommt dann sogar noch, dass ihr eurem Schatz den leidvollen Weg auf Erden ersparen wolltet und ihn habt ziehen lassen.

Ich bin gerade auf deinen Post gestoßen, weil ich seit Wochen leider auch in diesem traurigen Forum umherkreise. Es ist alles auch noch ganz frisch. Wir haben unsere Tochter in der 19. Woche (Mitte Juli 23) still geboren, um ihr einen schmerzvollen Leidensweg, den sie hier auf Erden gehabt hätte, zu ersparen. Wir haben uns drei Meinungen eingeholt und 7 Wochen überlegt, bevor wir gehandelt haben… die Prognosen standen bis zum Schluss so schlecht.

Ich wurde ebenfalls nur mit Cytotec eingeleitet. Ich hatte 26 Stunden lang Kontraktionen der Gebärmutter. Konnte es aber bis kurz vor der Geburt gut ertragen. Dann ging es zum Glück ganz schnell. Ich hatte nur circa 30 min lang dolle Schmerzen. Auch ohne Blut. Die Fruchtblase platzte, unsere Maus wurde geboren und die Schmerzen hörten ebenfalls schlagartig auf. Wir haben den Abend und den nächsten Morgen auch mit unserer Maus verbracht. Eine Pastorin kam ebenfalls und segnete sie. Ich wurde nach der Geburt ebenfalls ausgeschabt. Ich muss sagen, wir haben uns sehr gut aufgehoben geholt im Krankenhaus. Wir hatten professionelle und erfahrene Ärzte, Krankenschwestern und Hebammen.

Vergangenen Freitag wurde unser Kind mit anderen Sternenkindern beerdigt. Wir hatten Glück, dass der Termin für die Sammelbeerdigung so nah am Geburtstermin lag. Nun brauchen unsere Seelen Zeit zum Heilen… jeden Abend zünden wir eine Kerze an für unsere Kleine.

Seit heute denke ich darüber nach, eine Urkunde beim Standesamt für unser Kind zu beantragen. Ich glaube, ich finde es wichtig. Habt ihr euch schon Gedanken gemacht, ob/wie ihr euren Sohn beerdigt? Oder beim Amt anerkennen lasst?

Ich wünsche euch alles Gute, viel Kraft! Und den Mut zu trauern und darüber zu sprechen. Ich habe das Gefühl, es sind die einzigen Dinge, die helfen.