psychische Belastung nach Ausschabung, Bericht mit Triggerwarnung

Hallo liebes Forum,

ich möchte hier einen Erfahrungsbericht teilen. Allerdings möchte ich vorab jeder Frau raten diesen Bericht nicht zu lesen, wenn die Entscheidung für eine Ausschabung bereits gefallen ist!

Meine Erfahrung war für mich persönlich leider nicht so schön. Ich möchte niemandem Angst machen, aber ich hätte mir auch sehr gewünscht mehr Erfahrungsberichte zu lesen.

Im Vorfeld war es bei mir so, dass ich ganz klar den natürlichen Weg wollte. Allerdings war mir bewusst, dass er nicht einfach werden würde, da der Fötus bis in die 9. oder 10. Woche zeitgerecht entwickelt war. Leider fehlte mir auch etwas (mentale) Unterstützung: FA sagt geht nicht, Freundin sagt lass Ausschabung machen und Mann sagt gar nichts dazu "ist deine Entscheidung" letzten Endes habe ich aus lauter Unsicherheit doch einen Termin zur Ausschabung machen lassen. Ich wollte auch nicht, dass mein Sohn etwas von dem vielen Blut mitbekommt.

Hier kommt also der ehrliche Erfahrungsbericht, wenn du zur Zeit auch betroffen bist, dann überfliege den Text am besten nur.

Im Vorfeld habe ich versucht 2 Krankenhäuser in der Nähe wegen einem natürlichen Abgang zu fragen, habe aber von beiden eine Absage bekommen. Dann habe ich versucht meine alte Hebamme zu kontaktieren. Sie meldete sich nur per Whatsapp, dann einen Tag gar nicht mehr. Auch telefonisch nicht erreicht.

Aus lauter Sorge entschied ich mich für eine Ausschabung. Habe beim Frauenarzt nachgefragt, ob ich den Fötus mitnehmen könnte. Würde er mir erlauben hat er gesagt (rechtlich hat man sogar einen Anspruch darauf!). Da ich viel gelesen hatte, wusste ich, dass wohl die Schleimhaut abgesaugt wird. Vielleicht war ich wirklich naiv, aber mehr konnte ich mir darunter nicht vorstellen. Dann habe ich Mittwochmorgen einen Termin zur Ausschabung gemacht. Leider konnte man mir nur gleich den nächsten Tag, Donnerstag, anbieten, die darauffolgende Woche wäre der Arzt nicht da. Also schon wieder Pistole auf die Brust, wie bei Diagnose, als ich gleich 2 Tage später zur Ausschabung sollte, den Termin aber abgesagt habe. Habe dann für Donnerstag, 31.08. zugesagt. Ich sollte noch Unterlagen aus der Praxis abholen, Arzthelferin sagte noch den Rest können Sie dann mit dem Arzt im OP besprechen. Kurz vor dem Termin wurde mir klar, dass ich das absolut nicht möchte. Viel geweint. Aber ich bin trotzdem hingegangen.

Aus meiner Sicht war es fürchterlich. Direkt vom Wartezimmer in Umkleidekabine, blaues LED Licht, Nachthemd anziehen, OP Haube aufsetzen. Dann weiter in Wartezimmer, 3 andere Frauen warten dort, längere Wartezeit. Kurzes Gespräch mit Narkosearzt, Kanüle in den Arm. Dann sofort weiter in den OP, ca. 6 Personen anwesend, und sofort auf den Stuhl, festgeschnallt. Narkosemittel fließt schon in den Arm. Mein Frauenarzt hat auch operiert, er guckt nur noch kurz. Ich konnte ihm grad noch so sagen "ich möchte es mit nach Hause nehmen". Die ganze Zeit geweint, bis Narkose gewirkt hat.

Aufgewacht, wieder geweint. Irgendwann kam die Schwester zu mir und sagte die Natur wollte es so. Dann hab ich ihr mein Herz ausgeschüttet. Es ging mir gar nicht so sehr um die MA, sondern um die Ausschabung, die ich eigentlich nicht wollte. Sie meinte immer wieder das wäre notwendig. Ich sagte ihr das glaube ich nicht. Als ich abgeholt wurde musste ich noch fragen ob ich es mitnehmen kann. Schwester holt das Gefäß "hier ist es, oder eher das was noch übrig ist". Ich erschrocken "ist es nicht mehr heil?" Sie "man kann es doch nicht in einem Stück rausholen". Da war ich schockiert und wütend zugleich. Mit der Info hätte ich keine OP machen lassen. Genau darüber habe ich im Vorfeld schon nachgedacht, aber ich war wohl zu naiv. Es war tatsächlich so, dass im Behälter nichts Erkennbares mehr drin war.

Dieser Tag war für mich psychisch sehr belastend. ich weiß nicht wann ich es das letzte Mal in meinem Leben so erlebt habe. Ich denke bis heute noch, dass es nicht so sehr die MA war, sondern die Tatsache, dass alles operativ entfernt wurde. Auch der Blick in den Behälter ist mir nicht so schwer gefallen, wie man vielleicht vermuten würde. Richtig geweint habe ich nur rund um die OP. Es war der Kontrollverlust und der Gedanke, dass der Arzt den Fötus entfernt. Es war alles wie am Fließband. Ich hatte keine ruhige Minute um mit dem Arzt zu sprechen. Man hat den Zeitdruck förmlich gespürt. Hätte ich ein richtiges Gespräch gewollt, hätte ich mir alles im Vorfeld extra einfordern müssen. Obwohl mir gesagt wurde ich könnte das noch mit dem Arzt besprechen. Tja, der hatte anscheinend überhaupt keine Zeit.

Ich muss aber auch sagen, dass es bereits nach 10 Tagen schon deutlich besser geworden ist. Die weibliche Seele kann damit gut umgehen. Zum Zeitpunkt einer Geburt (auch Fehlgeburt) ist man sehr verletzlich, als hätte man eine offene Wunde in der Seele. Die heilt aber sehr schnell wieder zu. Aber gerade auch aus diesem Grund finde ich persönlich es wichtig, mentale und liebevolle Unterstützung zu bekommen.

Ich hoffe ich konnte den Bericht relativ neutral darstellen. Er soll aber auch die Wahrheit widerspiegeln, daher habe ich die Dinge, die mich belastet haben so aufgeschrieben wie sie waren...

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Hallo Liebes
erst einmal tut es mir sehr leid, dass du so eine Erfahrung machen musstest. Fühl dich gedrückt und viel umarmt.

Ich hatte auch erst vor kurzem eine Ausschabung (9 ssw) und ich kann deine Situation sehr gut nachvollziehen. Bei mir lief es nämlich ähnlich ab.

Ich war total traurig, habe geblutet und hatte starke Schmerzen, sodass dass Aufklärungsgespräch im Krankenhaus an mir vorbeigegangen ist.
Ich dachte auch, dass es abgesaugt wird.

Ich hatte aber solche Schmerzen, und war psychisch einfach nur ein Wrack. Die Oberärztin war auch nicht sonderlich freundlich und die Schwestern meinten ich solle wirklich nicht weinen, es gibt viel schlimmere Schicksale und es ist alles ein super normaler Routineeingriff.
Ich hatte mit meiner Frauenärztin im Nachgang über die Methode gesprochen, warum nicht abgesaugt wurde und man diesen stumpfen Löffel benutzt. Sie meinte, dass die Absaugmethode eher häufiger bei Schwangerschafsabbrüchen verwendet wird, wenn der Fötüs noch lebt. Und die Methode mit dem Ausschaben(Löffel) sehr gängig ist und eigentlich immer in den Kliniken gemacht wird.
Da hätte man vorher recherchieren müssen, ob es eine andere Klinik gibt, die das anders macht.
Es ist alles sehr schwer ich weiß, ich versuche mich aktuell auch noch davon zu erholen. Ich kann dir nur sagen, dass es mir geholfen hat alle meine Fragen aufzuschreiben und mit der FA zu besprechen, ggf. auch mit einer Hebamme auch im Nachgang um alles aufzuarbeiten. Bei uns gibt es eine Sammelbestattung mit allen Föten die es in dieser Zeit nicht geschafft haben, keines wird entsorgt. Das läuft wohl aber überall unterschiedlich hab, ich hätte mir gewunschen dass man mir mehr Zeit gegeben hätte diese Entscheidung zu treffen. Versuche aber auch so wie du nach vorne zu blicken und alles zu verarbeiten.
Ich wünsche dir alles Gute♥️

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Ich habe gehört, dass es bundeslandabhängig ist. Auch bei uns besteht Bestattungspflicht..FInde ich wichtig für die Trauer.

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Mein aufrichtiges Beileid. Ich hatte 2009 2 AS in einer grossen Uniklinik. Und es war beide Male vorbildlich, wie ich behandelt wurde. Am Abend vorher die KH Seelsorge, die mit mir sprach, ich bekam einen Engelsanhänger. Ich durfte entscheiden, ob ich einen Namensgebungszeremonie statt Taufe haben möchte..MEine beiden wurden beerdigt, EIne wirklich gute Zeremonie. Ich war froh, dass ich heweils eine AS hatte und so meine beiden nicht im Klo endeten, sondern ein Grab haben.