Da ich heute Abend etwas Zeit habe versuche ich einen weiteren Infopost zu schreiben. Er wird leider lang, da das Thema komplizierter und abenteuerlicher ist.
Zum Hintergrund: Nach der 2. FG und Ausschabung gehe ich auf Ursachenforschung. Ich finde es erschreckend wie wenig Infos man beim FA bekommt. Hätte ich nicht weiter nachgefragt wäre es bei einem "Man kann nicht wissen woran es liegt, könnte das Alter sein." geblieben. Weitere Aussage mit der ich mich nicht zufrieden gebe: "Hauptsächlich sind Gendefekte dafür verantwortlich." Es klingt provokativ, aber das kann ich nicht glauben!
Ich bin aktuell davon überzeugt, dass mehrere Faktoren zu FG beitragen können, dieses Wissen habe ich sowohl aus Forenbeiträgen als auch aus Studien und weiteren qualifizierten Infoseiten zusammengetragen.
Die drei Hauptbereiche sind meiner Meinung nach: Mikrobiom (Gebärmutter, Scheide, Darm), Hormonungleichgewicht (Östrogen, Progesteron, Kortisol), Blutgerinnung (div. Faktoren). Zusätzlich ein sehr wichtiger Bereich: Histamin! Histamin verknüpft alle drei Bereiche!
Nun zu den Hormonen:
Ich habe im ersten Zyklus nach der Ausschabung auf eigene Faust einen Hormon-Speicheltest aus dem Internet gemacht. Habe diesen am 3. Tag nach Einsetzen der Periode und am 21. oder 22. Tag gemacht, also zwei Tests. Ergebnis hat mich nicht überrascht...sehr niedrige Östrogen und Progesteronlevel (entsprachen eher dem Level einer postmenopausalen Frau). Überdies hinaus habe ich eine relative Östrogendominanz. Kortisol war immer im Normbereich.
Es gibt also ein bestimmtes Verhältnis zwischen Östrogen und Progesteron, welches optimal ist.
Östrogen und Progesteron dominieren die Umstellungen im mütterlichen Organismus während der Schwangerschaft.
Die Rolle von Östrogen: reguliert die Produktion von Progesteron und fördert die Entwicklung und Funktionsfähigkeit der Plazenta sowie der Nebennieren des Fötus. Letzere produzieren Cortisol, dies ist entscheidend für die Entwicklung der Lungen, Leber und anderer Organe und Gewebe. Gewicht und Durchblutung des Uterus steigen östrogenbedingt um das 15-fache an. Östrogen -> wichtig
Die Rolle von Progesteron: ist zur Aufrechterhaltung einer Schwangerschaft essenziell. Wird erst vom Gelbkörper produziert und später von der Plazenta. Der Zeitraum, in dem die Plazenta ausreichend Progesteron produziert, ist bei jeder Frau unterschiedlich, zwischen 8. und 12. ssw. Das liegt wohl daran, dass der Hormonspiegel bei jeder Frau unterschiedlich ist. Progesteron -> auch sehr wichtig
Wichtig ist hier, dass die Hormonspiegel sich wechselseitig beeinflussen. Progesteron zB. ist ein "Antagonist" zu Insulin und Adrenalin. Ich nehme an, dass dies auch umgekehrt der Fall ist (dies habe ich noch nciht nachgesehen). Hier liegt vermutlich der Grund, warum Reduzierung / Verzicht auf Zucker eine Veränderung bringt. Das liest man ja wirklich häufig. Viel Zucker wiederum steigert Insulin und Insulin steigert Kortisol.
Weiter gehts mit Kortisol. Bei zu viel Kortisol wird Progesteron irgendwann umgebaut in Kortisol. Kortisol vermindert also direkt den Progesteronspiegel. Hier kommt ein sehr wichtiger Faktor ins Spiel, nämlich Stress. Bei der Recherche ist mir immer wieder Stress als ziemlcih gewichtiger Auslöser für hormonelle Dysbalancen aufgefallen. Man sollte hier auch an den Kaffee denken, der direkt den Kortisolspiegel beeinflusst. Es gibt auch eine neue Studie zum Thema Kaffee und Fehlgeburten https://www.aerztezeitung.de/Medizin/Schwangerschaft-und-Koffein-vertraegt-sich-das-412642.html ...ich mache nun eine längere Kaffeepause (für immer?), die ersten zwei Wochen waren schwer, aber jetzt ist alles wieder wie mit Kaffee. Bei der ersten (intakten) Schwangerschaft habe ich auch von Anfang an auf Kaffee verzichtet, also mache ich es einfach wieder genauso.
Nun zum Schluss zum Histamin. Histamin ist ebenfalls ein Hormon, das sehr viele Aufgaben im Körper hat. ZB. spielt es eine zentrale Rolle bei allergischen Reaktionen und ist am Immunsystem, d. h. an der Abwehr körperfremder Stoffe, beteiligt. So dient es als einer der Botenstoffe in der Entzündungsreaktion, um eine Anschwellung des Gewebes zu bewirken.
Nun kann man zB. durch eine Dysbiose im Darm, Fehlernährung, Vitaminmangel oder durch Infektionen (auch Impfung?) eine gesteigerte Reaktion auf Histamin haben. Schuld daran sind die Mastzellen, die Histamin speichern. Diese setzen bei entsprechenden Reizen, zB. auch Kälte oder Wärme Histamin frei. Dann kommt es zu einer Entzündungsreaktion (das was passiert wenn man Halsschmerzen hat oder allergische Reaktion, Fließschnupfen etc.). Eine Überempfindlichkeit / Ungleichgewicht an Histamin hat aber noch viele weitere Symptome, die meist unerkannt bleiben. ZB. Kopfschmerzen und Unwohlsein während des Zyklus. Histamin kann auch durch Nahrungsaufnahme übermäßig in den Körper gelangen. In der schwersten Form nennt man das Mastzellenaktivierungssyndrom und dann ist man quasi ständig krank und der Körper ständig auf Entzüdung und Abwehr geschaltet.
Interessant ist,das das Enzym, was zum Abbau von Histamin benötigt wird, "Diaminoxidase" beim Menschen hauptsächlich im Darm, den Nieren und in der Plazenta (!) produziert wird. Der Körper hat also offensichtlich ein Interesse daran, die Histaminfreisetzung in der Plazenta zu hemmen. Interessanterweise haben Schwangere etwa 500 bis 1000 mal höhere Blutdiaminoxidasespiegel als Nicht-Schwangere. Der Spiegel steigt allerdings wieder erst ab der magischen 12. Woche.
Auch hier ist es so, dass sich Histaminspiegel und Östrogen / Progesteron wechselseitig beeinflussen. Die Mastzellen haben Rezeptoren für Östrogen und für Progesteron. Östrogen aktiviert die Mastzellen, Progesteron hemmt die Ausschüttung von Histamin. Kortisol wiederum aktiviert die Mastzellen und damit die Freisetzung von Histamin. Histamin wiederum aktiviert den Sympathikus (Kortisolausschüttung). Ich vermute dass es umgekehrt auch der Fall ist, also dass die Aktivierung des Parasympathikus (Meditation, Ruhe etc.) die Mastzellen stabilisiert.
Meine Vermutung ist nun, dass wenn die Mastzellen zB. durch einen starken Infekt aktiviert werden, der Körper den Hormonspiegel runterfährt, um die Entzündungsreaktion in Schach zu halten. Das würde also konkret bedeuten, wenn man oft krank ist oder aus sonstigem Grund einen hohen Histaminspigel hat, der Körper weniger Östrogen produziert, um eine Überreaktion des Immunsystems zu vermeiden.
Eine nicht ganz geklärte Rolle hat hier auch Vitamin D, auch ein Hormon. Es ist für die Produktion von Östrogen notwendig. Wie es sich auf Histamin auswirkt, ist mir noch nicht ganz klar.
Es ist ein schwieriges Thema und ich bin weit davon entfernt es zu durchblicken. Was aber wichtig ist und bestimmt auch klar wird, ist, dass sich alle diese Hormone wechselseitig beeinflussen. Somit wird dann auch klar, dass es bestimmte Dinge gibt, die zunächst banal erscheinen, aber einen ziemlich großen Einfluss auf das ganze System haben können. So zB. Stress und Entspannung, Zucker, stilles Wasser, allgemein Ernährung
Auf die Empfehlungen zur Behandlung einer Östrogendominanz (Frauenmantel, Mönchspfeffer, Leber unterstützen, etc.) bin ich gar nicht eingegangen...wenn Interesse besteht, schreibe ich dazu nochmal was
Danke fürs Lesen und lieber Gruß.
Hormone, insbes. Progesteron, Östrogen, Kortisol, Histamin
Wow! Vielen lieben Dank für die Infos!
Das was du anschneidest, ist Teil von reproduktiver Endokrinologie. Ich bin der Meinung, jeder Endokrinologe und Gyn sollte sich auskennen. Aber Pustekuchen, ich habe noch keinen angetroffen. Ich habe auch schon Mrdizinlitetatur gewälzt um das Thema etwas zu verstehen, aber ohne die Basis ist es extren schwer.
Interessant, dass du den Hormonprofil selbst beauftragt hast. Denkst du, du findest einen Arzt, der die hilft, damit was anzufangen?
Progesteronmangel führt zu Östrogendominanz. Das ist leider ein normaler Prozess der Alterung und könnte schon auf die Perimenopause hindeuten. Aber bevor Progesteron sinkt, fällt als erstes Testosteron. Fällt Testosteron, steigt Prolaktin (auch für die Milchbildung zuständig). Hoher Prolaktin verhindert Eisprünge. Das begünstigt zusätzlich das Abfallen von Progesteron.
Und auf Testesteron hat die Schilddrüse eine große Einwirkung. Die Schilddrüse kann man aber aufpäppeln! In erster Linie durch eine Leberreinigung. Damit die Leber gut funktioniert, sollte die Verdauung gut funktionieren.
Das Thema ist super spannend! Wenn man nur wüsste, wo man anfangen sollte zu suchen, könnte man viele Fälle ungewollter Kinderlosigkeit verhindern!
Es gibt wohl auch Ärzte, denen man einen Befund zuschicken kann. Die sind dann eher auf diese Hormonfragen spezialisiert. Bei dem Internet-Test war ja auch eine standardisierte Erklärung mit dabei, also da stand drin, dass die Werte eher niedrig sind und dass es eine Östrogendominanz ist. Ich habe auf den Tag genau zeitgleich beim FA Blut abnehmen lassen, habe aber mit dem Arzt hinterher nicht drüber gesprochen. Ich glaube ehrlich gesagt nicht, dass er Östrogendominanz ansprechen würde. Bei solchen Dingen sagen die Ärzte oft "das gibt es nicht". Gerade Freitag war ich beim HNO, weil ich seit einer starken Infektion Probleme mit einem Ohr habe. Es ist wohl eine Verknöcherung im Ohr, die langsam zur Schwerhörigkeit führt. Diese soll durch eine Entzündung verursacht werden. Ich habe ihn einfach mal so auf Histaminintoleranz angesprochen. Immerhin ist er HNO und müsste sich mit Allergien und Histamin auskennen. Sein Kommentar war "Er persönlich glaubt nicht daran, dass es Histaminintoleranz gibt". Tja, was will man da noch dazu sagen?
Es ist wirklich spannend, aber auch etwas anstrengend sich damit zu beschäftigen. Mit Testosteron und Schilddrüse habe ich mich noch gar nicht beschäftigt, obwohl die Schilddrüse für FG auch total wichtig sein soll. Das wäre noch mein nächster Schritt, beim Hausarzt Blutwerte kontrollieren lassen.
Naja.. der HNO Arzt macht mal schnell Allergietests mit.. das ist aber definitiv kein Spezialgebiet von ihm..
Dafür gibt es ja wieder Allergologen - da bist du mit deiner Frage richtig aufgehoben..
Auch Ärzte sind nur Menschen. Jeder hat ein Spezialgebiet - und je nachdem wo und wie er arbeitet kennt er sich dann damit aus.
Er hat natürlich viel schon gehört und gelernt - aber sind wir uns mal ehrlich.. bei den meisten Menschen funktioniert das Gehirn eben so, dass es Dinge vergisst die man nicht nutzt.
Unser HNO (Kleinstadt Land) schaut am Tag 99x in Hals und Ohren.. jo das klappt gut..
da er aber sonst nix tut, kann man sich da bestimmt kein großartiges Mega Wissen mehr erwarten 😅
In meiner Kiwu Klinik konnten super viele Hormon Fragen beantwortet werden. Meine normale FÄ kennt sich damit natürlich nicht aus 🤷♀️ sie macht Routineuntersuchungen.. ist auf der Suche nach (bösartigen) Erkrankungen, klärt Basis Standard fragen und macht Standard Untersuchungen bei Schwangeren..
Ich glaub da musst du schon echt fair bleiben den Ärzten gegenüber. Ja sie haben super viel gelernt. Ja es wäre natürlich toll wenn sie in ihrem Fachgebiet alles wüssten, aber realistisch ist das nicht.
Ich bin froh wenn meine FÄ gewissenhaft ihre Untersuchungen macht, Abstrich, Brust, Ultraschall.. mich jetzt in der SS gut untersucht und mich im Zweifelsfalle an Spezialisten anderer Gebiete weiterüberweist
Wow, JaDoe, das ist wirklich extrem spannend, was du zusammengetragen hast!
Sehr gerne lese ich mehr von dir!
Vielen Dank für deine Informationen! 🥰