Positiver Blick in die Zukunft - Mein Erfahrungsbericht (lang)

Ich habe in den letzten Wochen so viel in diesem Forum gestöbert und wirklich eine Menge gelesen was mir geholfen hat.

Vor 2 Monaten hatte ich das Glück zum ersten Mal in meinem Leben einen positiven Schwangerschaftstest in den Händen zu halten. (WAS? Hä?) Haltet mich für verrückt, aber ich habe in meinen Handballmannschaften wirklich AUSSCHLIESSLICH Mitspielerinnen gehabt, die ALLE ab irgendeinem Zeitpunkt von einer FG betroffen waren. Demnach war für mich die Wahrscheinlichkeit, einen Abgang zu bekommen, ganz ganz hoch. (So statistisch im Kopf). Zumindest war das Bewusstsein dafür da.

Auch hatte ich mehrere Frauen in den Mannschaften, die grundsätzlich Probleme hatten, schwanger zu werden. Da ich meinen Körper sage und schreibe 9 Jahre (!) in Folge mit einem Implanon bestraft habe (damals war es ein "so geil! ich bekomm fast nie im Jahr meine Tage und hab einfach 3 Jahre Ruhe), war ich mir einfach "sicher", dass ich es nicht hinbekommen werde, natürlich schwanger zu werden. Ich bin jetzt 31, das Implanon ist seit 1,5 Jahren raus. Ernsthaft "probiert" haben wir das ganze auch nicht wirklich, weil "wenn, dann würd's ja einfach passieren". (Ich sehe jetzt schon einige mit dem Kopf schütteln). :D

Diese 1,5 Jahre waren eigentlich trotzdem sehr toll für mich. Ich habe einfach zum ersten Mal so richtig meinen Körper und meinen Zyklus kennengelernt. Dieser hat einfach bisschen gebraucht, um sich einzupendeln, weil ich während dieser Zeit noch 3x am Knie operiert wurde und das hat immer wieder dazu geführt, dass sich die entsprechenden Zyklen verschoben haben. (Eigentlich ist das ein gutes Zeichen, weil warum sollte mein Körper den Wachstum eines Embryos befürworten, wenn ich gerade aus einer Narkose komme und mein Körper anderweitig helfen muss).

Auf jeden Fall kam dann dieser Test doch "voll überraschend", aber absolut erwünscht.

Am Anfang habe ich mich auch sehr schwanger gefühlt. Ich bin so froh, im Home Office arbeiten zu können, weil ich alle 10 Minuten auf die Toilette musste.

Dann kam aber der Tag, an dem ich gespürt habe, dass was nicht stimmt und es hat mich fertig gemacht und in Panik versetzt. Zusätzlich habe ich versucht den Gedanken zu pflanzen: "guck, durch die ganzen Geschichten, die du kennst, bist du jetzt so. Das wird sich auch nicht mehr ändern und jeder Tag der nächsten 9 Monate wird so sein".

Beim Arzt war ich dann, weil ich einmal rosafarbene Schmierblutungen hatte - wie so viele. Aber irgendwas war einfach nicht richtig. Es hat sich zusätzlich falsch angefühlt und nicht normal. Wieder ein Beweis für mich, dass ich meinem Körper nicht vertrauen kann, denn alle anderen fanden das "alles nicht auffällig". Im Ultraschall konnte man nur eine Fruchthöhle sehen, aber "nichts schlimmes.. manchmal ist es später". Das hat sich dann noch 1,5 Wochen so hingezogen und ich habe Schmierblutungen bekommen. Jeden Tag. Nach dem 2. Termin beim FA, der trotzdem immer sehr zuversichtlich war, habe ich auch heulend meine Ängste kundgetan, vor allem, weil ich mich schlecht gefühlt habe, dass ich kein Vertrauen in die SS hatte.

Sie wollte mich dann am 28.11. noch einmal wiedersehen "um Gewissheit" zu haben. Ich habe nach einem Termin die Woche davor noch einmal gefragt, da ich am 01.12. heiraten werde und ich mir sicher war, dass das nichts wird. (Ich hatte Angst eine FG auf meiner Hochzeit zu haben und das wäre einfach scheiße, weil ich wirklich was weißes trage :D)

Der Termin war heute - mein natürlicher Abgang zufälligerweise in der Nacht von Montag auf Dienstag. Das habe ich Sonntag schon gespürt. Deswegen habe ich vorsorglich einige Dinge und Aufgaben bis zum Mittwoch abgegeben. Es kam aber wider erwarten keine unfassbare Menge Blut aus mir heraus (ich denke durch die anhaltenden Schmierblutungen war da schon einiges weg), aber die Fruchthöhle ist irgendwann mit rausgekommen - begleitet von einer Menge wehenartiger Krämpfe - das war so fremd für mich, dass ich am Ende dachte, ich würde innerlich vergiften. Ich hatte Kreislaufprobleme, musste mich 4x übergeben und hab mich auf den harten Boden gelegt. Mein Partner war so wundervoll - es tat mir für ihn leid, dass er dieses Gefühl von vorher nicht auch fühlen konnte. Ich denke, er hatte wie alle anderen mehr Hoffnungen als ich. Wir haben aber immer ganz, ganz viel darüber gesprochen, denn ich bin aus dieser Geschichte so wahnsinnig positiv und hoffnungsvoll herausgekommen.

Ich war so glücklich darüber, dass diese Diskrepanz zwischen dem was ich gefühlt habe und dem was dann passiert ist, nicht mehr geherrscht hat.

Das hat mir das Gefühl gegeben, dass ich meinem Körper nämlich doch vertrauen kann. Und auch, wenn ich das wohl nicht schreiben würde, wenn ich einen anderen Abgang gehabt hätte (trotzdem steigendes HCG etc., sodass es eine verhaltene FG gewesen wäre), denke ich aktuell so und fühle das auch.

Ich habe mich in der Zeit so viel mit meinem Körper, mit Schwangerschaften, meiner Ernährung, meinem Leben beschäftigt, dass ich total gestärkt in meinen nächsten Zyklus starte.

Ich möchte betonen, dass ich NIEMANDEM seine Trauer abschreibe und das absolut nachvollziehen kann, denn ich habe mich selbst gewundert, weshalb das keine Trauer bei mir ist. Ich habe einen noch unfassbar dolleren Kinderwunsch bekommen und werde mit einem viel größeren Verständnis für alle Prozesse in die nächsten Monate starten und dadurch fühle ich mich wahnsinnig stark. Ich bin auch froh, dass die Natur und mein Körper erkannt haben, dass irgendwas nicht in Ordnung ist und die Schwangerschaft natürlich und von selbst abgebrochen haben.

Ich bin auch froh, dass ich das alles natürlich zu Hause gemacht habe. Ich konnte danach auch wieder lachen als ich ins Bett gekrabbelt bin. Ich bin stolz auf meinen Körper und wie er das gemeistert hat.

Ich nehme so viele Dinge aus dieser Zeit mit und werde auch langfristig meine Ernährung aus der Zeit während der SS weiter fortführen. (Mir ist dann doch echt einiges aufgefallen was ich sonst in mich reingestopft habe.. :D Vollkornprodukte waren ein Fremdwort für mich und Inhaltsstoffe habe ich so Pi Mal Daumen (aus der Grundschule noch gemerkt) hervorbringen können).

Auch war ziemlich früh folgende Sache ein absoluter "Trost" für mich: Durch die ganzen "Horrorgeschichten" aus meiner Mannschaft, kenne ich ausschließlich Regenbogenkinder. Und ich weiß, dass man, sollte man das weiter zerdenken, immer zu einem absolut paradoxen Ergebnis kommen würde, aber: Ich würde keines dieser Regenbogenkinder gegen irgendwas eintauschen wollen. Ich bin so begeistert von den Kindern und Babys, die ich kenne in meinem Umkreis. Es sind wirklich Regenbogenkinder. (Paradox meine ich, dass ich das natürlich höchstwahrscheinlich zu jedem Kind und Baby gesagt hätte. Ich kenne aber nur die Regenbogen und deswegen nehme ich das als meinen Status Quo).

Ein bisschen so wie es Pflegestellen bei Hunden machen. Wenn sie keinen Abschied nehmen bei der Weitervermittlung, hätten sie all die anderen fantastischen Hunde nicht kennengelernt, weil sie keine Pflegestelle mehr hätten sein können. Das hat mal eine Influencerin im Internet erzählt und die anderen 11 Welpen und Hunde gezeigt, die sie dadurch kennenlernen und weitervermitteln durfte. Den Gedanken konnte ich richtig fühlen und ich fand ihn wunderschön.

Durch diese ganze Erfahrung bin ich voll und ganz mehr im hier und jetzt. Ich verdränge auch nichts. Wenn es mir noch einmal passiert und mich das komplett aus den Socken haut, dann ist es so. Ich möchte mir alles zugestehen, was ich benötige. Aber in diesem Fall blicke ich absolut positiv in die Zukunft. Ich habe vorher so viele Berichte hier gelesen von absolut entspannten Schwangeren, die den "viel zu frühen Termin" beim Arzt nicht nachvollziehen konnten. Ich dachte mir jedes Mal "mit was für einer Resilienz muss man gesegnet sein?!" - und jetzt denke ich mir auch: "Lieber später als früher um ehrlich zu sein". Wichtig für mich war aber auch, den ersten Termin während dieser Schwangerschaft an 6+5 gehabt zu haben. Man wächst einfach wirklich an seinen Erfahrungen. Manchmal auch an der Erfahrung der anderen, aber in einigen Fällen muss man das wohl einfach mal selbst durchgemacht haben.

Ich weiß, dass mir das auch noch einmal passieren kann. Es kann mir auch noch 3 oder 4 Mal passieren. Die Wahrscheinlichkeit bei Windeiern ist theoretisch immer die gleiche, aber nicht erhöht. Es kann aber auch sein, dass ich - wenn sich das nächste Mal ein Embryo entwickelt, es sich nicht weiterentwickelt, weil ich andere Probleme habe.

Das werde ich herausfinden. Aber bis dahin achte ich auf mich, auf alles, was ich zu mir nehme. Ich werde mir aus grundsätzlichem Interesse auch selbst mal einen Laborbericht anfertigen lassen. Einfach, um mal meine Werte zu checken. Ich esse nie Fisch. Als ich schwanger war, hab ich jeden Tag Lust auf Lachs gehabt und Spinat. Alle (auch ich) dachten: "HA VERRÜCKT DIESE SCHWANGERSCHAFTSHORMONE" - heute denke ich, dass ich höchstwahrscheinlich einen Eisen- und Omega 3 Mangel gehabt habe und mein Körper mir das signalisiert hat. Wo soll ich Omega 3 auch herhaben, wenn ich es nicht zuführe. Mittlerweile tue ich das. Ebenso wie Eisen. (Ich war 2 Monate lang auf einem Hummus-Trip und hab einfach kaum Dinge zu mir genommen, die Eisen beinhalten :D...

Also.. Windeier und Fehlgeburten KÖNNEN mir auch noch einmal passieren - aber ich denke die Entfernung zwischen meinem Körper und mir wird nie wieder so groß sein, wie sie vor meiner Schwangerschaft waren.

Und zu guter letzt: Wir sind alle so unterschiedlich, unsere Körper sind wahre Wundermaschinen. Keiner muss sich so fühlen wie ich, keiner muss denken, dass er nicht traurig sein darf oder etwas Positives mitnehmen. Ich hatte mir nur vorgenommen von mir zu erzählen. Entweder wäre das eine krasse „entgegen aller Erwartungen ist ein Wunder passiert“-Geschichte gewesen oder so eine wie jetzt: eine individuelle Geschichte mit den Lehren, die mir die Schwangerschaft und der Abgang geschenkt haben.