Missed Abort in der 17SSW

Ich möchte gerne meine Geschichte mit euch teilen, vielleicht gibt es ja die/den ein oder anderen der etwas ähnliches durch gemacht hat oder grade durchmacht und einfach nur mitlesen oder sich gerne austauschen möchte.

Ich bin 32 Jahre alt, verheiratet und habe eine 4 Jährige Tochter.
Meine Tochter war absolut nicht geplant, mein Mann und ich waren damals grade ein halbes Jahr zusammen als wir von ihr erfuhren. Ich hatte mir 5 Monate zuvor noch den IUB einsetzten lassen, da ich aufgrund einer Nierenerkrankung gerne Hormonfrei verhüten wollte. Der Schock war anfangs recht groß, da auch mein Plan in den nächsten 5 Jahren kein Kind vorgesehen hatte... Ich wollte erstmal die Karriereleiter rauf und viel reisen, mein Mann ebenso. Wir entschieden uns aber für unser Baby und wurden mit einem wunderschönen und kerngesundem Mädchen belohnt.
Ein paar Reisen haben wir in den letzten Jahren gemacht aber der Karriereaufschwung blieb aus, was aber keinen von uns sonderlich störte, denn wir beide fanden unser Glück in unserer kleinen perfekten Familie. Für uns war klar, dieses Jahr würden wir unser zweites Baby bekommen wollen... schon nach 3 Monaten hatte ich den ersehnten positiven Test! Unsere Freude war unbändig groß!
Dann bei der ersten Untersuchung (SSW 6+5), der erste Schock, neben dem Baby ein riesiges Uterushämatom. Meine Gyn bereitete mich schon auf das schlimmste vor, sie sagte das dies eine der häufigsten Ursachen für eine Fehlgeburt im 1 Trimester sei... so hieß es erstmal Magnesium oral und Uterogest vaginal einnehmen... bei der nächsten Kontrolle dann ein zweites Hämatom, trotz verordneten und eingehaltener lockerer Bettruhe. Ich durfte spazieren gehen (Kind in die Kita bringen, mit dem Hund raus gehen usw) sollte nur nicht schwer heben oder anstrengende arbeiten machen, was ich auch nicht tat. Dann wieder zwei Wochen später, glücklicherweise nur noch 1 Hämatom und alles weiter wie bisher... insgesamt war ich 5 Wochen krank geschrieben. In der Zeit war ich einmal beim Betriebsarzt der mir auch eine Gefährdungsbeurteilung ausstellte mit dem Rat entweder den Arbeitsplatz zu wechseln oder ins BV zu gehen.
Bei der letzten Kontrolle in der 12SSW war dann wieder alles in Ordnung. Meine Gyn genehmigte sogar unseren Urlaub mit Kurzstreckenflug (ca 2,5h).
In diesem Urlaub fing ich auch an die Kindsbewegungen zu spüren (ca 14SSW).
Wir waren so glücklich, es war einfach alles perfekt. Ich hatte im Gegensatz zur ersten Schwangerschaft deutlich stärkere Anzeichen. Ich hatte Dauerübelkeit, Schwangerschaftsakne und Zahnfleischentzündungen aber das alles nahm ich liebend gerne in Kauf denn meine Hoffnung auf einen Jungen wurden immer stärker. Auch meine Tochter sprach immer nur von ihrem kleinen Bruder in meinem Bauch, auch wenn wir ihr oftmals sagten das es auch ein Mädchen sein könnte bestand sie darauf das es ein Junge ist. Da war kein Bitten, oder Betteln ob es ein Junge sein würde, nein, sie war sich 100000% sicher das sie einen Bruder bekommt. Sie hat so oft meinen Bauch gestreichelt und liebkost und zu ihrem kleinen Bruder gesprochen.
Auch in der 15SSW Woche nach unserem Urlaub war noch alles in Ordnung mit dem Baby, das Geschlecht konnte sie nicht bestimmen, da die Füßchen genau davor lagen.

Wie bereits erwähnt spürte ich schon ein paar Wochen ordentlich Bewegung in meinem Bauch... bis da plötzlich nichts mehr war. Ich kann es nicht richtig beschreiben, es hat sich plötzlich angefühlt als wäre ich aus einem Traum erwacht und wäre nicht mehr schwanger. Ich spürte mein Baby nicht mehr und auch mein Bauch, der vorher schon nach deutlich mehr aussah fühlte sich anders an. In mir stieg ein ganz ungutes Gefühl auf und ich sprach mit meinem Mann darüber. Er sagte ich solle am nächsten Tag zu meiner Gyn fahren und das kontrollieren lassen. Der Montag war leider ein Feiertag und am Dienstag hatten sie wohl Probleme mit dem Telefon. Da die Praxis auch fast 40km von mir entfernt ist wollte ich nicht einfach auf gut Glück hinfahren. Am Mittwoch hatte ich keinen Mut mehr alleine dahin zu fahren, geschweige denn anzurufen. Als mein Mann von der Arbeit kam und fragte ob ich nun da gewesen sein fing ich unkontrolliert zu weinen an und sagte ihm das ich mich nicht traue und ein ganz schlimmes Gefühl hatte. Wir fuhren dann zusammen ins KH und bekamen leider die Bestätigung das unser Baby nicht mehr lebt. Wir sollten am nächsten Tag nochmal zu meiner Gyn um ganz sicher zu sein, aber leider bestätigte auch sie das es keinen Herzschlag mehr gab. Ich musste dann wieder ins KH wo ich eine Tablette Mifegyne bekam um die Entbindung einzuleiten und durfte dann erstmal nach Hause. Ich sollte mich jederzeit wieder vorstellen falls es los ging aber spätestens am Samstag wieder Stationär aufgenommen werden. Am Freitah hatte ich schon Schmerzen die mit der Menstruation vergleichbar waren.
Ich wollte unserem Baby so gerne noch etwas persönliches mit auf den Weg geben und entschied mich ein kleines Tuch zu häkeln in das ich es einwickeln wollte. Also häkeln ich den gesamten Freitag und sogar am Samstag bis in die Abendstunden durch und ließ mich auch von den Schmerzen nicht abhalten. Ich ging dann nach aRücksprache mit der diensthabenden Ärztin erst am Sonntag ins KH und dort kam dann um 14:09Uhr unser Sohn zur Welt. Die Hebamme sagte mir das seine Nabelschnur zweimal sehr eng um seinen Hals lag und das wahrscheinlich nur Ursache sei.

Nach der Entbindung konnte ich ihn kurz halten bevor ich dann in den OP musste. Mein Mann blieb mit unserem Sohn im Kreißsaal zurück. Als ich wieder zurück war wurden wir ins Zimmer gebracht und mein Sohn wurde mir in einem kleinen Stoffkörbchen ins Bett gelegt. Ich behielt ihn bis zum nächsten Morgen bei mir und weinte jedesmal wenn ich ihn ansah.
Am.nächsten Tag kamen mein Mann und unsere Tochter ins KH und wollten sich auch noch verabschieden. Wir machten noch ein paar Bilder von seinen kleinen Händen und Füßen und davon wie unsere Große ihren kleinen Bruder im Körbchen im Arm hielt. Es war so schwer ihn dann der Hebamme zu übergeben und ohne Baby im Arm das KH zu verlassen. Wir haben es uns so anders ausgemalt, was vor wenigen Tagen noch wie ein buntes Bilderbuch mit Happy End aussah war nun ein schwarzweiß Bild voller Trauer.
Ich finde immernoch keine Worte für meinen Schmerz und weiß nicht wie ich aus diesem Loch wieder raus komme... Ich gebe jeden Tag mein Bestes um meiner Rochter etwas Normalität zu schenken aber ich habe auch Angst davor wie es sein wird wenn ich bald allein zuhause bin. Mein Mann geht ab nächster Woche wieder arbeiten und auch meine Tochter möchte gerne wieder in die Kita aber ich bleibe noch zuhause... Wir mussten uns auch schon mit der Beisetzung auseinander setzen da wir keine Sammelbestattung im Sternenfriedhof wollten. Statt dessen bekommt unser Sohn einen Platz im Familiengrab bei meinem Vater. Ich hoffe das es nach der Beisetzung Schritt für Schritt besser wird und ich einen Weg finde mit dem Schmerz umzugehen.

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Das tut mir sehr leid ich habe das auch mitmachen müssen Ende Februar und man hat kein Worte wie sich das anfühlt unser Baby wer auch ein Junge nge geworden unser drittes Kind und ich denke auch jeden Tag an unseren Sohn Felix.

Lass dich drücken unbekannterweiese🌈⭐🕯️

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Es tut mir sehr Leid, dass ihr das durchmachen musstet! Ich wünsche euch ganz viel Kraft! Nimm dir die Zeit die du brauchst und finde heraus, was dir hilft. Leider ist es bei jedem anders und es gibt kein Patentrezept. Alles Gute!

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Es tut mir so leid, was ihr erleben musstet!

Du bist nicht allein! Das fand ich ganz wichtig zu wissen, als wir unsere Tochter in der 21. SSW haben zu den Sternen ziehen lassen, weil sie aufgrund massiver Fehlbildungen nicht lebensfähig gewesen wäre. Es tut unfassbar weh, sein Baby zu verlieren und man sollte als Eltern einfach nicht sein eigenes Kind beerdigen müssen! Dein Papa wird im Himmel gut auf euren Sohn aufpassen, er ist nicht alleine! Hat er einen Namen bekommen?

Ich finde es schön, wie ihr eure Tochter mit einbezieht. Versteht sie, was passiert ist und was mit ihrem Bruder ist? Unser 3 jähriger weiß zwar, dass seine Schwester jetzt im Himmel ist und von da uns auf uns aufpasst und auch, dass sie ein Grab am Friedhof hat. Trotzdem fragt er manchmal, ob sie noch in meinem Bauch ist uns wie lange sie noch wachsen muss 😢 eure Tochter wird euch so viel Kraft geben, die Situation so gut wie möglich zu bestreiten. Ohne unseren Sohn wären wir jetzt nach einem Monat nicht da, wo wir ohne ihn wären. Die kindliche Leichtigkeit schenkt so viel Normalität und damit auch Trost!
Wir haben unseren Sohn bei der Urnenbeisetzung nicht dabei gehabt, aber mit ihm ein Ritual geschaffen, dass wir jedes Jahr am Geburtstag unserer Tochter wiederholen wollen. Jedes Familienmitglied hat ein Schiffchen für unsere Tochter gefaltet und es mit Wünschen/Gedanken beschriftet oder einfach nur angemalt. Die Schiffchen haben wir dann gemeinsam mit Blütenblättern in einem Bach schwimmen lassen. Wir fanden das symbolische loslassen und etwas wegziehen lassen für unseren Sohn wichtig. Alternativ vielleicht einen Luftballon, beschriftet mit Gedanken und Wünschen, steigen lassen. Das haben mein Mann und ich bei der Beisetzung gemacht. Es gibt auch schöne Bücher für Geschwister, die fordert über Sohn oft ein zum Vorlesen.

Triff dich nach Möglichkeit viel mit Freundinnen wenn dein Mann wieder arbeiten ist und deine Tochter im Kiga. Sprich über deinen Sohn und das was ihr erlebt habt. Es tut zwar verdammt weh, aber in der Regel tut es auch gut. Erzähl der Welt ruhig von ihm, er hat es verdient!
Vielleicht gibt es ja auch eine Elterngruppe bei einem Sternenkinder Verein in deiner Nähe? Oder einen Rückbildungskurs für Sternenmamas? Da geht's überwiegend um den Austausch, das tut bestimmt gut.

Fühl dich, wenn du magst, ganz fest gedrückt!
Melde dich gerne, wenn du den Austausch brauchst .

Unsere Kerze brennt heute für euren Sohn mit! ⭐

Bearbeitet von Butzerle