MA abgewartet - ein FG Bericht einer natürlichen „kleinen Geburt“

Ich möchte meine traurige Erfahrung mit euch teilen, weil mir in der letzten Woche jeder einzelne Bericht sehr geholfen hat. Ich war in der 9. SSW und berichte chronologisch, was passiert ist:

Sonntag:
Komischer Schleim im Ausfluss mit brauner Schliere

Montag:
Bräunlicher Ausfluss

Dienstag:
Kontrolle bei meiner Gyn mit der traurigen Nachricht, dass das Herzchen anscheinend vor 2 Tagen aufgehört hat zu schlagen (bei 8+2, obwohl ich das Herz schon bei 6+5 habe schlagen gesehen). Gyn meinte, es gibt zwei Möglichkeiten: Ausschabung oder medikamentöse Einleitung (Myfegine + Cyprostol) und hat mir eine Einweisung ins Krankenhaus gegeben. Ich war am selben Tag noch dort und mir wurden nach einem US die gleichen Alternativen angeboten. Ich habe gefragt, ob ich auch einfach abwarten kann und die Ärztin meinte, 1-2 Tage wären okay, aber dann soll ich wieder kommen.
Habe danach sehr sehr viel im Internet gelesen, dieser lange Artikel hat mir auch sehr geholfen: https://www.sggg.ch/fileadmin/user_upload/PDF/Kindsverlust-ch_Fehlgeburt_A5_RZ_WEB.pdf
Da ich schon einen bräunlichen Ausfluss hatte, habe ich mich entschlossen einmal 2-3 Tage abzuwarten.

Mittwoch:
Habe begonnen, ein leichtes Ziehen im Unterleib zu spüren, so wie wenn sich die Tage ankündigen. Ansonsten habe ich auch gemerkt, dass ich plötzlich nicht mehr so einen Blähbauch hatte wie davor. Das war für mich ein Zeichen dafür, dass mein Körper schon zu arbeiten begonnen hat. Der braune Ausfluss ist aber weniger geworden, was mich dann doch wieder etwas verunsichert hat. Da ich meinem Körper auf anderer Weise helfen wollte, habe ich viele Hebammen kontaktiert. Nur eine hat zurückgerufen und mir dann eine TCM Ärztin für Akupunktur empfohlen.

Donnerstag:
Habe gleich einen Termin zur Akupunktur bekommen. Die Ärztin meinte, mein Puls fühle sich nicht mehr so an wie bei einer Schwangeren, was mich wieder darin bestätigt hat, dass mein Körper schon arbeitet. Am Abend und in der Nacht hatte ich leichte Krämpfe/Wehen und es hat eine braune Schmierblutung eingesetzt.

Freitag:
Habe noch eine chinesische Kräutermischung von der Ärztin zur Unterstützung bekommen und zusätzlich noch Himbeerblättertee getrunken.

Samstag:
Keine Krämpfe mehr aber weiterhin Schmierblutung. Ich war laufen, um meinen Kreislauf etwas anzukurbeln.

Sonntag:
Zum ersten Mal rotes Blut - ich habe mich richtig darüber gefreut, dass es voran geht.

Montag:
Die Blutungen sind etwas stärker - so wie in der letzten Tagen der Mens.
Ich war ein zweites Mal bei der Akupunktur und kurz darauf haben Wehenartige Schmerzen begonnen, die gut zu veratmen waren, aber doch stärker als normale Regelschmerzen. Ich habe unterstützend noch eine große Kanne Tee mit einer Mischung aus Himbeerblätter und Hirtentäschel getrunken.
Bald darauf (am späten Nachmittag) ist die Blutung deutlicher stärker geworden mit einigen Blutkoageln. Nach 1-2 Stunden kam ein Tischtennisball großes Gewebestück heraus, das aber einige Zeit gebraucht hat, um rauszukommen (habe es raushängen gesehen und bin in der Badewanne in die Hocke gegangen, damit es leichter rauskommt). Ich war etwas nervös zu dem Zeitpunkt, da das Gewebe im Geburtskanal gesteckt ist und ich nicht wusste, ob ich da irgendwie nachhelfen muss/kann/soll, weil ich ja keine Wehen zu diesem Zeitpunkt hatte. Aber es ist nach 5-10Minuten ganz herausgekommen.
Danach waren die stärkeren Krämpfe weg und ich hatte wieder nur leichtere Krämpfe bzw ein Ziehen im Unterleib. Das hat mich verunsichert, weil ich wusste, dass da noch mehr drinnen sein muss.
Habe nochmal einiges an Tee getrunken und auch ein Glas Rotwein, zum Wehen anregen und auch zur Beruhigung. Es hat sich an dem Tag nichts mehr getan (nur mehr deutlicher weniger Blut) und ich bin schlafen gegangen.

Dienstag:
Da ich nur mehr leichte Krämpfe hatte, wollte ich ins KH, um mir noch Cyprostol (wehenförderne Medikamente) zu holen. Kurz bevor ich losgefahren bin (gegen 10 Uhr) hat sich dann doch noch ein weiteres Tischtennisball großes Gewebe den Weg nach draußen geschoben - ich war wieder hockend in der Badewanne, diesmal aber ruhiger, weil ich wusste es kommt raus. Ich bin trotzdem ins Krankenhaus, da ich die Fruchthülle nicht gesehen habe und neugierig war, wieviel jetzt noch da ist.
Der Arzt war super lieb, hat gesagt, dass es eine sehr gute Entscheidung von mir war, dem Körper einfach Zeit zu geben und abzuwarten. Der US hat gezeigt, dass nur noch eine kleine Blutansammlung in der Gebärmutter war und ich es somit praktisch geschafft habe. Der Arzt meinte, es wird jetzt noch ein paar Tage bluten, nach 4-6 Wochen soll ich noch zu einer Kontrolle bei der Gyn und danach kann ich - vom Körper her - problemlos gleich wieder schwanger werden.
Ich war sehr froh, auf so einen lieben Arzt zu treffen, da ich in diversen Foren gelesen habe, dass viele Ärzte beim abwarten sehr skeptisch sind.
Ich hatte gehofft, den Fötus zu sehen, aber ich Nachhinein kann ich mich an etwas erinnern, was wie eine zerissene Fruchthöhle ausgesehen hat. Wahrscheinlich war der Fötus irgendwo mitten in den Koageln und ich habe ihn übersehen.


Fazit: es hat mir sehr gut getan, 1 Woche Zeit zu haben, den Verlust zu verarbeiten. Ich bin richtig stolz auf meinen Körper, dass er das selber geschafft hat und es gibt Mut zu sehen, wie gut der Körper arbeitet.


Nun ist der Bericht sehr lange geworden, aber ich hoffe, ich helfe damit in Zukunft, wenn andere in dieser traurigen Situation vor einer Entscheidung stehen.

Alles Liebe :*