Hallo in die Runde,
ich habe gelesen, dass 90 % aller Schwangerschaften, bei denen beim Kind Down-Syndrom festgestellt wird, abgebrochen werden. Ich stehe nun selbst vor dieser schwierigen Entscheidung. Gesetzlich ist es erlaubt, einen Spätabbruch durchzuführen, wenn das körperliche und seelische Wohlbefinden der Mutter gefährdet ist.
Mich würde es interessieren, welche psychischen Folgen auf der anderen Seite ein Spätabbruch haben kann. Hat man danach überhaupt noch Lust nochmal schwanger zu werden und nicht Angst, dass nochmal Trisomie21 festgestellt wird? Wird man für immer von Schuldgefühlen geplagt, weil man das Leben seines eigenen Kindes vorzeitig ausgelöscht und nur das Schlechte erwartet hat? Ich würde mich über Erfahrungsberichte freuen.
Schwangerschaftsabbruch aufgrund von Down-Syndrom
Hallo Lily,
das ist wirklich nicht leicht zu entscheiden. Es tut mir sehr leid für dich und deinen Partner.
Habt ihr euch mal zusammengesetzt und darüber geredet? Wie steht dein Partner dazu und in welcher SSW ?
Ich kenne ein Paar die haben sich gegen ein Down Kind entschieden, da sie dem Kind das nicht antuen wollten und weil sie ihr Leben nicht komplett umstellen wollte. Da ein behindertes Kind je nach schwere und Grad der Behinderung das Leben mehr als einschränkt. Sie haben einen gesunden jungen später bekommen.
Man darf aber auch nicht vergessen das es physisch sehr belastend sein kann eine Schwangerschaft bewusst abzubrechen. Nicht jeder kann damit leben und die letzte Entscheidung liegt bei dir. Selbst wenn dein Partner sagt daß er abbrechen will, kannst nur du es.
Es gibt mittlerweile aber auch gute Einrichtungen für Kinder mit Behinderungen und man kann Hilfe anfordern zur Unterstützung.
Ich wünsche dir alles gute und viel Kraft 💓
Habt ihr euch bereits für den Abbruch entschieden oder sucht ihr noch Stimmen, Erfahrungen und Gedankenanstöße?
Es gibt hier im Forum ja einige ähnliche Fälle. Als nicht Betroffene enthalte ich mich jeglicher Meinung oder Verurteilung, weil ich denke, dass nur jemand mit einem gleichen Schicksal so etwas beurteilen kann.
Aber ich möchte dir (einfach nur zum Lesen in einer ruhigen Stunde) einen Link da lassen, der für mich persönlich eine absolute Perle in diesem Forum ist. Vielleicht hilft er dir. Alles Gute ❤️
https://www.urbia.de/forum/172-praenataldiagnostik-schwangerschaftsvorsorge/5643998-archiv-thema-14-ssw-nt-4-6
Puh.. die psychischen Folgen sind nicht ohne.
Das ist aber auch Charakter abhängig.
Als ich meinen Abbruch hatte (24. Woche) war es im ersten Moment nach dem Fetozid wie eine Erleichterung. Danach jedoch.. ging es stark bergab.
Ich hatte enorme Suizidgedanken, keinen Lebenssinn mehr und das Gefühl, dass ich niemals wieder Kinder haben möchte, da ich sonst auch meinen Sohn verraten würde.
Wichtig ist der Halt von Familie/Freunden. Auch professionelle Hilfe ist definitiv nicht verkehrt.
Du befindest dich im Wochenbett, jedoch ohne Kind. Und das ist körperlich auch spürbar. Irgendwie sind die gesamten Tage einfach an mir vorbeigeflogen. Jeder Tag war als wäre es derselbe. Grau.
Mit der Zeit ändert sich das aber, auch, wenn es unmöglich scheint/klingt. Das erste Lachen taucht wieder auf, „leben“ ist wieder ein Begriff.
Und nun, drei Monate später, bin ich wieder schwanger. Zwar ungeplant, aber ich bin’s eben. Und es ist okay so. Die Gefühle sind zwiegespalten. Die Angst vor einer erneuten Trisomie21 habe ich nicht. Eventuell auch deshalb nicht, weil sich das Gehirn schützen will (einfach alles geschehen lassen..).
Betonen möchte ich jedoch auch, dass es nicht jeder Frau so geht. Von mehreren Vereinen weiß ich, dass die meisten Frauen kurz trauern & dann aber wieder „normal“ ins Leben starten.
Ich wünsche dir nur das Beste & wenn du Fragen hast, oder reden willst, schreib mir eine Nachricht.
Alles Liebe
Deine Geschichte ist sehr berührend. 🥹 das ist ja toll, dass du nun wieder schwanger bist 🎉 danke, vielleicht komme ich auf dein Angebot zurück.
Kommt drauf an, wie stark du bist . Dem Kind wird das gleiche Mittel injiziert, wie den Todeskandidaten in den USA , damit das Herz stehen bleibt.
Manchmal funktioniert die Abtreibung nicht und Pflegeeltern kümmern sich dann um ein Kind , dass noch mehr Behinderungen davon getragen hat, als es ohne den Eingriff gehabt hätte.
Oh wow,was bitte ist das für ein Kommentar, was sind deine Quellen? Ich lese heraus,dass du dagegen bist abzutreiben,dass ist ok. Allerdings glaube ich nicht,dass Angst schüren zielführend für Entscheidungen ist.
Ich denke sie spielt auf "Tim" an, dessen Mutter im 7. Monat einen Spätabort durchführte, ein sehr trauriger Fall.
https://de.wikipedia.org/wiki/Oldenburger_Baby
Aber: das ganze ist fast 30 Jahre her und dürfte so in heutiger Form nicht mehr passieren. Es findet vorher ein Fetozid bei so später SSW statt. Die meisten Abbrüche sind aber sowieso deutlich früher. Außerdem wurde mir mal von einer Ärztin der Frühchen-Station gesagt, dass ab 24+0 jedes lebend geborene Baby intensiv-medizinisch versorgt wird. Dazu kenne ich allerdings kein Gesetz.
Hey Lily,
diese Diagnose und die daraus entstehende Entscheidung tut mir wahnsinnig leid.
Ich habe letzten Sommer meine Schwangerschaft in der 17. Woche aufgrund von T21 abgebrochen. Ich muss dazu sagen, dass meine Entscheidung schon mit Durchführung des Tests klar war - sonst hätte ich ihn nicht machen lassen.
Für mich kam es einfach nicht in Frage. Es gab Zeiten in meinem Leben, da habe ich darüber ganz anders gedacht aber das tue ich heute nicht mehr. Es war definitiv das Schwerste und beschissenste, was ich je erlebt habe aber ich bereue es absolut nicht.
Ich bin und war oft traurig über den Verlust aber hätte immer wieder so entschieden.
3 Monate später bin ich wieder schwanger geworden. Die Angst war zwar da aber ich hatte von Anfang an ein besseres Gefühl als in der ersten Schwangerschaft.
Mittlerweile ist mein Sohn knapp 3 Monate alt und bisher kerngesund.
Ich habe mir damals den Fötus auch nicht angeschaut - das hätte mich vermutlich traumatisiert. Viele in meinem Umfeld haben das nicht verstanden und meinten, ich könne das dann niemals verarbeiten.
Ich kann dir folgende Tipps geben wenn du du dich für einen Abbruch entscheidest:
Geh zu einer Schwangerschaftskonfliktberatung (das war für mich sehr gut aber mein Entschluss stand ja auch fest), erzähle die genauen Umstände nur deinen Engsten (für die Mehrheit habe ich das Kind einfach verloren ohne große Erklärungen, denn du wirst verurteilt werden! Vor allem von Frauen, die selbst kein behindertes Kind haben und
Nie eine solche Entscheidung treffen mussten und denke auch einfach an dich! Das darfst du! Und das musst du sogar 🫶🏼
Ich wünsche dir alles alles gute. Wie auch immer du dich entscheidest - es wird das Richtige sein!
Hallo,
wir haben einen Abbruch in der 25. SSW durchgeführt. Grund war aber nicht T21, denn das wäre für uns kein Abbruchgrund gewesen. Betonung auf das "uns", weil das selbstverständlich eine sehr persönliche Sache ist und man hier niemanden verurteilen kann/sollte/darf.
Wir haben es einigermaßen gut verkraftet (es ist nun 16 Monate her). Das Leben danach ist nicht schlechter, aber anders. Für uns gehört unser Sohn zur Familie.
Sehr wichtig ist in meinen Augen, dass man die Entscheidung nicht überhastet trifft und sich Zeit nimmt. Uns hat allein das Zeit nehmen damals am meisten geholfen. Eine im Nachhinein überhastete Entscheidung kann zerstörerisch sein, egal ob man sich für oder gegen einen Abbruch entscheidet. Also nehmt euch die Zeit, auch wenn es schwer fällt.
Abgesehen davon kann ich nur dazu raten, dass ihr die Geburt bewusst erlebt. Wenn du/ihr euch dazu in der Lage fühlt, dann erklärt eurem Kind die Situation und nehmt eurer Kind nach der Geburt in den Arm und macht Fotos. Wir haben z.B. bis zum letzten Moment mit unseren Sohn geredet, den Bauch eingeölt und mehr. Auch wenn es einem das Herz zerreißen mag, so war es für uns der richtige Weg.
Macht das, was für euch machbar ist. Uns hat die Zeit mit unserem Sohn nach der Geburt sehr viel gegeben und geholfen.
Ich wünsche euch von Herzen alles erdenklich Gute!
Liebe Lily,
Fühl dich erst mal gedrückt! Da habt ihr eine schwere Entscheidung vor euch!
Ich habe mich gerade neu angemeldet, weil ich dir gerne antworten wollte.
Zunächst einmal gibt es keine richtige oder falsche Entscheidung, wichtig ist, dass es eure Entscheidung ist, ganz egal was andere sagen oder davon halten!
Und wie Stern gerade schon geschrieben hat, solltet ihr euch die Zeit nehmen, die ihr braucht.
Wir haben diesen langen Weg auch hinter uns, es war zwar eine andere Diagnose aber ich denke um dir von meinen Erfahrungen zu berichten, reicht eine ähnliche Grundsituation aus!
Die Zeit der Entscheidungsfindung war damals für mich die schwerste und härteste Zeit meines Lebens, aber im Nachhinein war sie trotzdem gut
so, weil wir dadurch die Möglichkeit hatten wirklich alle Eventualitäten durchzugehen und uns unterschiedlichen Szenarien vorzustellen.
Geholfen hat mir wie weiter oben empfohlen die Schwangerenkonfliktberatung (bei der Diakonie), bei der ich dreimal war und die Möglichkeit hatte wirklich ganz (ergebnis)offen zu sprechen Auch nach dem Abbruch wurde ich hier weiterbetreut, also hatte noch drei Monate lang eine verlässliche Ansprechpartnerin, die mich bei Bedarf auch bei Ängsten o.ä. in einer Folgeschwangerschaft unterstützt hätte.
Auch das Gespräch mit meiner FA, meiner Hebamme, einem spezialisierten Pädiater sowie im letzten Schritt mit meinem Pränataldiagnostiker war sehr hilfreich. Die professionelle Ebene fand ich sehr hilfreich, da ich mich so weniger mit den Emotionen anderer Menschen befassen musste, meine eigenen Emotionen waren schon verwirrend genug.
Der Abbruch an sich fand ebenfalls in einem sehr professionell wirkenden aber wertschätzenden Umfeld statt. Wir wurden hierbei auch von einer Seelsorgerin betreut, die zweimal vor Ort und bei Bedarf darüber hinaus auch für weitere Gespräche zur Verfügung gestanden hätte.
Hierbei haben wir auch gelernt, dass auch wir trauern dürfen und uns ebenfalls als Sterneneltern sehen dürfen. Dies wirkt natürlich für manche komisch, weshalb auch in unserem Fall nur die engste Familie sowie das Fachpersonal die genaueren Umstände kennt.
Ich wollte zwar nichts verschweigen, hätte aber nicht die Kraft gehabt mich für diese sehr persönliche Entscheidung vor anderen rechtfertigen zu müssen.
Unsere Sternentochter gehört so ebenfalls zu uns und wir besuchen regelmäßig ihr Grab.
Das Grab als Ort für meine Trauer sowie dass ich ein Tagebuch mit "Briefen" an meine Sternentochter geschrieben habe, in dem ich ihr auch unsere Abwägungen und Gedanken geschrieben habe, hat mir sehr bei der Verarbeitung geholfen. Gerade der erste große Brief gibt mir auch heute noch Halt, wenn ich doch mal ins Grübeln komme, was wohl gewesen wäre wenn...
Trauer und die Verarbeitung ist sicher sehr individuell, aber wie mein Mann im Entscheidungsprozess einmal sagte: Wenn ich eine Entscheidung getroffen habe, dann werde ich sie nicht bereuen, dann werde ich lernen damit zu leben. So seltsam es für mich auch klang, aber es stimmt irgendwie. Ich weiß warum wir uns so entschieden haben und ich stehe weiterhin hinter diesen Argumenten.
Daher noch einmal mal Rat an dich/euch: Nehmt euch die Zeit, geht alle Optionen durch, informiert euch über alle Wege, in eurem Fall auch was ein Kind mit T21 für Möglichkeiten und Unterstützungsangebote bekommen kann, und geht dann EUREN Weg!
Alles Gute euch!
PS: Auch ich habe die Zeit nach der Geburt mit meiner Tochter genutzt, wir hatten eine tolle Sternenfotographin da, ich habe sie gehalten und geweint und später haben wir noch eine kleine Segnung vorgenommen. Für mich war das so genau richtig und ich bin dankbar für die Fotos und die kleinen Andenken (Sternenbärchen, Engelchen), die mich seither begleiten.
Es tut mir leid das ihr vor einer sehr schwierigen Entscheidung steht.
Ich kann dir nur soviel sagen das ich ein Kind kenne mit trisomie 21 , ja und was soll ich sagen, sie ist jetzt 1 Jahr alt und total normal entwickelt .
Sie redet, krabbelt , steht halt alles was man in dem Alter so macht.
Sie hatte lediglich einen Herzfehler aber der musste nicht Mal operativ behandelt werden.
Ich wüsste allerdings auch nicht was ich in so einer Situation machen würde.
Jetzt wo ich ein Kind kenne würde ich mich wahrscheinlich dafür entscheiden.
Die psychische folgen nach einem spät Abbruch wird auch immer von der jeweiligen Person selbst abhängen. Da wird jeder anders mit umgehen können.
Wünsche euch alles alles gute .