Fehlgeburt verarbeiten

Hallo Kollegen,
meine Frau hatte vor drei Wochen eine Fehlgeburt nach der 10. Woche. Wir haben nach dem ersten Schock und der Ausschabung getrauert und unseren "Krümel" beerdigt. (Der Embryo kam zum Glück am Abend vor der Ausschabung von selbst heraus).
Eigentlich ist es mir klar, dass Frauen ganz anders und heftiger trauern als ihre Männer (schon allein die hormonellen Umstellungen) aber wie ist das bei denen von Euch die so etwas auch erlebt haben? Ich frage mich mittlerweile (und meine Frau mich auch) ob ich gleichgültig oder gefühlskalt bin oder lediglich ein zwanghaftes Persönlichkeitsproblem. Ich denke nach mittlerweile drei Wochen sehr wenig an unser totes Kind, während meine Frau eigentlich jeden Tag weint, traurig und deprimiert ist und natürlich Angst vor der nächsten Schwangerschaft hat.
Vielleicht sind Männer von Gott lediglich pragmatischer getunt worden oder ich gehöre zu der unsensiblen Sorte. Ich höre meiner Frau eigentlich immer sehr aufmerksam zu, wir reden mehrmals die Woche, fast jeden Abend darüber aber die wirkliche Trauer ist für mich eigentlich vorbei.
Über irgendwelche Antworten würde ich mich sehr freuen.

LG

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Hallo und einen schönen Abend:-)

Zunächst mal tut es mir sehr leid für euch!
Ich glaube so geht es den meisten männern. Sie haben ja auch nicht so die bindung zu dem kind wie die frau. Und schon garnicht in einer so frühen phase.
Wie du schon sagtes bei ihr spielen ja auch mit die hormone ein erolle, sie hat die veränderung gespürt und sich bestimmt auch sehr stark damit befasst jetzt ein Kind zu bekommen. Bei männern kommt es meist erst etwas später, wenn man einen baus sieht z.b oder die frau ein ultraschall bild mitbrings wo man auch schon was erkennen kann (deutlich)

Mein mann hat auch erst richtig war genommen das wir ein kind bekommen als der bauch kamm. Natürlich weiß man das ein kind kommt aber so richtig war nimmt ein mann es halt erst etwas später.

Finde gut das du dir darüber gedanken machst!!! Aber ich finde auch das du ganz normal bist! Du solltest dir keine schuld gefühle machen weil du nicht die gleichen gefühle wie deine frau hast.

Steh ihr so gut es geht bei. Rede mit ihr viel darüber wenn sie es will.
Und mach ihr mut!


Ganz lieben Gruß Janna (die kein mann ist #hicks)

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Hallo Schaa,

meine Meinung ist die, das Männer wahrlich etwas unsensibler in diesen Dingen sind. Schauen mein Mann und ich Nachrichten und es wird über ein Unglück berichtet, habe ich oft Mitleid. Mein Mann meint dann nur: "Sowas passiert eben..." Am Anfang unserer Beziehung nannte ich ihn oft Holzklotz, da er bei "bitteren" Themen oft keinerlei Gefühlsregung zeigte. Im Laufe der Zeit merkte ich dann jedoch, dass es da schon Gefühlsregungen gibt, diese jedoch viel schneller verarbeitet werden. Woran das liegt?? Ich vermute die Hormone.

Du solltest nun jedoch nicht anfangen, dir ein schlechtes Gewissen einzureden, dass du "zu wenig" getrauert hättest. Gegen deine Natur kannst du nicht ankämpfen.

Lass deiner Frau die Zeit, die sie braucht. Das ist eigentlich mein einziger Rat.

Gruß
Beate

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Es ist für mich nachvollziehbar, dass Männer es nicht so stark berührt. Aber Du darfst nie aufhören, für Deine Frau da zu sein. Sonst verlierst Du sie. Und wenn sie zum millionsten Mal darüber reden will, dann lass sie.

Fakt ist, Deine Frau ist nun eine Mutter. Aber sie hat kein Kind. Und das ist unendlich traurig für eine Frau. Völlig egal, zu welchem Zeitpunkt sie das Kind verloren hat. Unterstütze sie, wo Du kannst.

Viel Glück für euch. Hoffentlich gibts dann bald für euch den gewünschten Nachwuchs. Bei uns hats auch 2,5 Jahre inkl. einer Fehlgeburt gedauert.

LG
Mel

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Hallo,

ich hatte (zum Glück) noch keine FG, momentan aber große Angst davor, weil ich erst in der 7. Woche bin.

Mein Gefühl sagt mir, dass du dich nicht schämen musst und dass deine Gefühle ganz normal sind. Eine Schwangerschaft ist erstmal noch total abstrakt. Das war bei meiner ersten für uns BEIDE ganz lange so und ist es jetzt am Anfang der zweiten auch.

Bei deiner Frau spielen sicherlich noch viel mehr Faktoren eine Rolle, als bei dir. Viele wurden ja schon genannt. Die Hormone ganz bestimmt. Ich habe aufgrund dieser Hormone nach der Geburt meiner Tochter mehrere Wochen geheult und mich depressiv gefühlt. Obwohl sie gesund und munter war. Die Schwangerschaft deiner Frau war kürzer, aber die Hormonumstellung ist sicher die gleiche. Dazu die Trauer.
Das Gefühl, dass ihr Körper zunächst mal ganz erfolgreich eine wundersame Entwicklung eingeschlagen hat, die plötzlich jäh unterbrochen wurde. Nun muss sie "von Vorne" anfangen. Naja und vieles mehr.

Ich würde auch sagen - fühl dich nicht schuldig, deine Gefühle sind ok. Aber akzeptiere, dass sie viel länger braucht als du, dass sie das nie ganz vergessen wird, nim sie ernst und sei immer für sie da!

Ich glaube, du machst das schon ganz gut. Sei auch ruhig ehrlich, heuchel keine Trauer, aber sie dabei einfühlsam. Leicht gesagt, aber du machst das schon.

Lg Jana + Lena *18.05.06 + #ei

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Hallo Schaa!

Deine Art der Fragestellung zeigt mir schon, daß Du weder gefühlkalt noch gleichgültig bist. Ihr Männer habt oftmals nur eine andere Art zu trauern.
Wir haben zwei Fehlgeburten hinter uns gebracht in der 6. und 9. Woche jeweils, und bei beiden hab ich mich dem ersten Eindruck nach schnell erholt und wollte auch viel Ablenkung haben. Habe deswegen das Lachen nicht verlernt und bin auch meiner Arbeit weiterhin nachgegangen. Der Haken war bei mir bloß, daß die Trauer einen eher chronischen Verlauf genommen hat. Es gab Phasen, da hat mich die Trauer regelrecht überrollt ohne Vorwarnung, noch Monate später, gepaart mit der Angst, meinen Wunschtraum für ein ganzes Leben aufgeben zu müssen.
Mein Mann hingegen hat sehr intensiv getrauert die ersten paar Wochen, und dann hat er es abgehakt. Wir wußten bei beiden Schwangerschaften jeweils nur wenige Wochen davon, aber in dieser Zeit hat er schon emotional eine so starke Beziehung zu dem Zwerg aufgebaut, die er zuvor nie für möglich gehalten hätte. Die Trauer war kurz und gründlich, und dann konnte er sich auch immer mit anderen freuen, wenn sich im Freundeskreis mal wieder ein Baby angekündigt hat, während ich emotional dann immer auf Abstand ging und vor Neid und Eifersucht fast geplatzt wäre.
Vielleicht ist es einfach gut, daß Du als Mann etwas rationeller denkst, um den "normalen Alltag" irgendwie am Laufen halten zu können, denn - ob man es will oder nicht - das Leben geht ja weiter.
Ich finde, Du hast Deiner Frau gegenüber schon die richtige Haltung, indem Du aufmerksam bist und ihr zuhörst. Außerdem habt Ihr eine gemeinsame Kraftquelle, bei der Ihr auftanken könnt.
Ich wünsche Euch viel Kraft weiterhin!

LG, Rebekka

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Hallöle,

ich bin zwar auch kein Mann hatte aber eine Fehlgeburt in der 11. Woche auch zu Haus und mein Mann war halt auch dabei. Und ich hab ja mitbekommen wie er so drauf war. Vielleicht hilft dir das etwas? Ich bin nach der Fehlgeburt total abgestürzt woran auch die Hormone schuld waren. Da hatte mein Partner gar keine Chance zu trauern weil ich so viel brauchte. Dann ca 1 Woche später war ich halt nur noch traurig meinem Mann war jedoch gar nix anzumerken.
Man hat jedoch immer wieder darüber geredet (wir haben auch eine Therapie zusammen gemacht daher weiß ich was besser was bei ihm so los war hat uns auch total geholfen) und beim reden wenn man an dieses Thema kam hat man gar nicht gemerkt das es ihn ihrgendwie ge- oder betroffen hätte. Es tat ihm zwar leid aber gefühlsmäßig kam nix. Und zwischendurch hatte er es immer wieder "vergessen" also total verdrängt und konnte mich dann auch teilweise gar nicht mehr verstehen. Und erst viel später kam die Trauer. Ich denke aber auch durch das immer wieder drüber reden bei ihm raus. Und er heulte ohne ende da war bei mir schon alles "verarbeitet" und ich dachte "hä, warum ist das jetzt so schlimm". Er hatte aber weder Zeit noch Kraft damals das zu verarbeiten daher kam es bei ihm stückchenweise und anders. Das heißt aber auf keinen Fall find ich das man gefühlskalt ist im Gegenteil er ist sehr gefühlvoll. Und du bist es sicher auch nicht sonst würde es dich auch nicht so beschäftigen oder ;-)

Und ich weiß ja nicht wie das bei euch war ich hatte die fehlgeburt auch allein also zu Haus aber ich wollt meinen Mann auch nicht dabei haben und war allein auf dem "klo"quasi und ich muss sagen ich glaub für mich wär es besser per ausschabung gewesen weil so wird man ja noch mal anders konfrontiert und es war mehr zu erkennen als ich dachte und ich hatte ja auch leichte wehen. Man muss sich also auseinandersetzten auf eine Art wo man total machtlos ist (hm kann man das jetzt verstehen?) Mein Mann sagt immer er hätt es gern auch gesehen um besser trauern zu können und ich wollte ihm das nicht zumuten so kam ich nur zu ihm fertig und blutete wie abgeschlachtet. Und wenn ihr das auch getrennt erlebt habt fühlst du auch anders. Vielleicht mal drüber reden? Meiner wollte genau wissen wie es war aussah etc.....?

Ich hatte auch totale panik vor der nächsten schwangerschaft! Und immer wieder angst.Mein mann war da ganz anders der war überzeugt alles wird gut. Und tatsächlich ich wurde schwanger und die Schwangerschaft war auch schlimm voller angst aber hab eine gesunde Tochter ;-) Es kann alles gut werden ;-)

Kopf hoch
lg

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Hallo,

mal ganz nüchtern: Ein Abgang in dieser Phase der Schwangerschaft ist normaler als kein Abgang. Der Körper deiner Frau hat höchstwahrscheinlich nur seinen Job gemacht. In dieser Phase der Schwangerschaft sortiert der Körper noch aus. Macht das Kind eine Fehlentwicklung wird es abgestoßen. In ca. 90 % der Fälle wäre das Kind schwer behindert gewesen. Seht es als Chance für ein gesundes Kind. Lies mal dies hier: http://de.wikipedia.org/wiki/Fr%C3%BChabort

Männer sind nicht schwanger - sie fühlen sich nicht schuldig, wenn die Babys nicht da bleiben, wo wir sie gern hätten. Deswegen ist es ganz natürlich, wenn sich deine Frau anders verhält als du.

LG Marion

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Ich bin gerade der Mann zu Helen.Da sie im krankenhaus liegt. Wir hatten Ende Februar /Anfang März eine Fehlgeburt. Das war schrecklich für uns beide . Habe auch sehr gelitten. Wir haben dann einfach unserm Baby einen Namen gegeben unsere Emma.
Helen hat einen Sohn . um ihm konnte sie sich erst gar nicht kümmern . das hgat ihre freundin dann übernommen.
also die zeit wwar nicht so gut . wir lagen oft in den armen haben zusammen geweint.
dann wussten wir aber wir wollen es so schnell wie möglich wieder versuchen und jetzt sind wir in der 12 woche.

so liebe grüße Hans

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Hallo Kollege,
ich weiß wie das ist - meine Frau und ich mussten unsere Sophie in der 16. Woche "ziehen lassen". Es fällt mir heute noch schwer darüber zu reden. Zu allererst mal - du solltest keine Schudgefühle oder dergleichen haben. Ich glaube nämlich das das eine Art Verdrängung ist. Jeder trauert verschieden. Meiner Meinung nach ist das deine Art die Sache zu verarbeiten. Wie gesagt spreche ich nicht gerne darüber und versuche nicht so sehr daran zu denken (was natürlich nicht wirklich funktioniert) Ich weiß das man das nicht machen sollte und eine offene Verarbeitung besser ist - aber ich kann nicht anderst. Meine Frau hilft mir aber sehr wenn ich darüber reden will und wir sind immer füreinander da und hören uns zu wenn wir darüber reden. Es wird immer wieder Tage geben an denen man richtig fertig ist weil die ganze Sache wieder hoch kommt. Bei uns kam noch dazu das es unsere erste Schwangerschaft war und wir auch sehr große Angst hatten und auch heute noch manchmal sehr ängstlich sind wenn es um unseren Schnuckel geht. Meine Frau brachte Sophie unter Einleitung der Wehen zur Welt - das war sehr schwer für uns aber so durften wir wenigstens noch Abschied nehmen. Das Krankenhaus hat uns geholfen so gut sie konnten und wir haben auch Hilfe durch den Verein "Initiative Regenbogen" erhallten kann ich euch nur empfehlen - sind auch im Web (www.initiative-regenbogen.de). Besonders das Gedicht "der geborgte Stern" ist sehr schön. Auch wir haben unsere Tochter beerdigt so haben wir wenigstens eine Stelle wo wir hin können. Auch gibt es jedes Jahr am 2. Sonntag im Dezember das Worlwide-Candle-Lightning (Weltweites Gedenken an verstorbene Kinder). Wichtig ist das "Sternchen" nicht zu vergessen. Ich kann euch nur raten weiterhin zueinander zu stehen und euch gegenseitig zu helfen auch wenn der eine Teil das ganz anderst versucht zu verarbeiten als der Andere. Ich wünsche euch viel Glück