Danke für Eure Antworten zu meiner Frage gestern (Meine Tochter möchte aus ihrer Lehrerin eine selbstbemalte Tasse schenken sollte, Wert ca. 1,50 €, es war ihre eigene Idee).
Die meisten von Euch waren ja dagegen und ich denke eigentlich genauso. Ich bin aber nicht meine Tochter und versuche immer einigermaßen objektiv zu entscheiden. Sie ist 6 Jahre alt und ihre Idee ist kindlich naiv. Sie will sich damit nicht anbiedern oder einschleimen. Ich glaube, sie weiß auch gar nicht was das ist. Im Grunde tut sie auch genau das, was ich ihr immer "predige": "Denk auch mal an andere Menschen, nicht nur an dich selbst. Mach anderen Menschen eine Freude usw."
Aus diesem Grund habe ich beschlossen, sie nicht vom Gegenteil zu überzeugen. Wenn sie diese Tasse bemalen und ihrer Lehrerin schenken möchte, dann soll sie das tun. Sollte sie damit eine schlechte Erfahrung machen (Lehrerin lehnt das Geschenk ab oder die anderen Kinder reagieren komisch), dann ist es eben so. Da wird sie dann eben mit leben müssen. Lebenslange Ablehnung von ihren Mitschülern wird sie dadurch sicher nicht erfahren.
Vielleicht vergisst sie es (sie bemalt immer nur mal zwischendurch eine Tasse, nicht alle auf einmal), dann werde ich sie nicht erinnern. Wenn sie aber daran denkt, dann soll sie es halt machen.
Ich sehe es überhaupt nicht ein, ihr einen schlechten Charakterzug einzureden, der in ihrem kleinem Köpfchen noch gar nicht existiert. Wie soll ich das auch erklären? "Denk auch mal an andere, aber nicht an deine Lehrerin, die Du täglich 5 Stunden siehst, die dich betreut und sich um dich kümmert, die Du gern hast und die sich viel Mühe gibt..." Das ist doch Schwachsinn!
Und wenn ich mal genau darüber nachdenke... ich habe von meiner Grundschullehrerin mal eine Maske aus Bali geschenkt bekommen. Die hat sie mir aus dem Urlaub mitgebracht und ich habe sie immer noch. Die Lehrerin ist mittlerweile tot, aber wenn ich die Maske sehe, dann lebt sie doch noch irgendwie. Sehr sentimental, ich weiß. Aber diesem Geschenk MUSS irgendein Geschenk meinerseits voraus gegangen sein. Dunkel erinnere ich mich daran, dass wir sie mal zu Hause besucht haben, Bekannte wohnten im gleichen Haus. Vielleicht war sie krank oder so... Und später in der Berufsschule habe ich einem Lehrer mal ein Filmplakat geschenkt. Damit wollte ich mich auch nicht anbiedern. Er war einfach total nett, er war großer Fan des Films wie ich und es war eine rein private Sache. Er hat mir dann im Gegenzug sogar eine Sammleredition als Videokassette mitgebracht, die er doppelt hatte und sie mir vor allen anderen überreicht. Ein bißchen peinlich war das schon, aber ich habe dafür nie einen blöden Spruch der anderen bekommen und wenn hätte ich das entsprechend quitiert.
Und früher haben bei uns sogar die Müllmänner und Postboten Geschenke zu Weihnachten bekommen und Silvester gab es Piccolo. Diese Tradition ist etwas eingeschlafen. Schade eigentlich. Vielleicht führe ich sie dieses Jahr wieder ein.
Lange Rede, kurzer Sinn: Daumenhoch für Geschenke, die von Herzen kommen!
Nochmal zu Weihnachtsgeschenk für die Lehrerin
Ich habe die anscheinend vorausgegangene Diskussion nicht verfolgt, finde aber an einem selbstgemachtem Geschenk einer Schülerin an ihre Lehrerin überhaupt nichts schlimmes.
Wenn du jetzt irgendetwas "teures" kaufend würdest und es ihr mitgeben würdest wäre das etwas anderes. Aber so finde ich es nicht unnormal.
Ich finde es auch vollkommen richtig ihr das nicht auszureden!
Viell. schenken ja auch noch andere Kinder der Lehrerin etwas. Wer weiß ...
Ansonsten kann man noch überlegen, ob Deine Tochter ihr das Geschenk erst ganz zum Schluß der Schulstunde überreicht (wenn viell. nicht mehr soviele Kinder in der Klasse sind) oder ob man es per Post verschickt mit einer netten Karte oder so.
Hallo!
Ich habe die Diskussion überflogen, bin selbst GS-Lehrerin und Mutter einer Erstklässlerin und kann dich nur in deinem Denken unterstützen:
Lass deine Tochter die Tasse verschenken, wenn sie möchte. Ich bin mir recht sicher, dass sich die Lehrerin freut (ich würde es tun) und dass andere Erstklässler keinen Gedanken an "uncool"/"anbiedern" etc verschwenden... Das tun eigentlich nur die Eltern.
6jährige haben noch nicht diese Hintergedanken. Zum Glück.
Ich selber freue mich, wenn ich zum Geburtstag/zu Weihnachten eine Aufmerksamkeit bekomme, die mir zeigt, dass jemand an mich gedacht hat. Natürlich bekomme ich mein Gehalt, aber ein Blümchen oder ein von den Kindern gemaltes Bild zeigen mir, dass ich wertgeschätzt werde.
Und das bedeutet mir etwas - mein Gehalt kommt nämlich nicht von Herzen, sondern vom Landesbesoldungsamt.
Und wie du schon sagtest, auch Postboten, Müllmänner etc bekommen Gehalt, aber ich kann mit einer kleinen Aufmerksamkeit zeigen, dass ich ihre Arbeit schätze.
Muss man nicht, aber es macht das Leben manchmal herzlicher
LG
d