Ist Stillsitzen in der Schule heutzutage nicht mehr möglich?

Hallo Ihr lieben Mütter

Ich habe eine Frage, bin zwar noch keine Mama aber es geht um mein Patenkind Julian. Er ist in der 3. Klasse und hat grosse Probleme in der Schule. Dort ist es an der Tagesordnung dass sich die Kinder verprügeln #schock er wird unterdrückt und weiss sich kaum zu wehren.

Seine Mutter (meine Schwester) muss oft in die Schule, um mit dem Lehrer zu sprechen #augen und sie sagt, dass scheinbar die ganze Klasse nicht 5 Min. ruhig auf dem Stuhl sitzen kann, dass dauernd gequasselt und rumgelaufen wird #schock

Ehrlich gesagt kann ich mir das nicht vorstellen. Als wir noch jung waren, da war es doch normal, dass man still auf dem Stuhl sitzen bleibt, bis die Stunde zu Ende ist? #kratz Der Lehrer sei überfordert und wisse sich bald nicht mehr zu helfen #heul

Nun meine Frage: Ist das die heutige Zeit? Hat sich soviel verändert? Wie ist das bei Euch?

Ich mache mir ernsthaft Sorgen, auch weil wir gerade selber mitten in der Familienplanung stecken und ich mich bald frage, ob wir überhaupt #baby in eine solche Welt setzen sollen #gruebel

Wie denkt ihr darüber?

#danke und Gruss
ANDREA

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Hi Andrea,

wir haben zwar noch kein Schulkind, aber wenn ich von den Lehrmethoden (keine Noten bis zur 4 oder 5 Klasse, Rechnen nur mit komischen Zahlenkästchen, das ABC wird auf keinen Fall in der 1 Klasse geschafft, keine Schreibschrift sondern Druckschrift) höre, dann mach ich mir auch so meine Gedanken. Den so genannten Frontalunterricht (alle sitzen in der Bank und schauen zur Tafel) gibts ja wohl gar nicht mehr. Die Kinder hocken in Gruppen um Tische herum, der eine sieht schräg zur Tafel der andere muss sich umdrehen, das fördert natürlich schön die Unruhe, weil in den Gruppen alles erarbeitet wird und ich kann mir nicht vorstellen, dass da Ruhe herrscht.

Vielleicht hab ich da aber auch zuviele Vorurteile, ich kann nur sagen, ich war nie Fan von Gruppenarbeiten, bei uns ging es nur drunter und drüber und wenn ich etwas nicht selbst erarbeitet/erlesen habe, dann hat mich das auch nicht interessiert, sprich es wäre wohl nicht hängen geblieben.

Na ja, deshalb aber auf einen Kinderwunsch zu verzichten?? Nee, vielleicht können uns ja einpaar Mamas von Schulkindern oder gar Lehrer etwas positives berichten.

LG

Ilka mit Hannes (4 J.) und Zoe (bald 21 M.)

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Hallo Andrea,
mein Sohn kommt dieses Jahr in die Schule und um ganz ehrlich zu sein, mache ich mir da auch schon Gedanken.
Ich finde, den Kindern werden zuviele Freiheiten gelassen, und wenn ich als Mutter nur das Wort "Disziplin" in den Mund nehme, werde ich von den anderen entsetzt angeschaut, als wäre ich die Rabenmutter schlechthin...
Auf der einen Seite finde ich es sehr schön, dass die Psyche der Kinder mehr verstanden wird und mehr Rücksicht darauf genommen wird. Andererseits kann man den Kindern doch nicht jeden Stress abnehmen, vor allem schützen und ihnen alles erlauben, nur weil sie z.B. keinen Bock haben, 45 Minuten still zu sitzen.
Auch was meine Vorrednerin erwähnt hat, dass z.B. nur Druckschrift gelehrt wird, und das noch in einem Tempo, das mich erschreckt... Wir haben damals fast jeden Tag einen neuen Buchstaben gelernt, man musste üben und dann konnte man das. Druckschrift extra zu lernen würde niemandem einfallen, das lernt man automatisch, wenn man gedrucktes Wort liest. Und sie schreiben mit Bleistiften, um einen Füller benutzen zu können, müssen sie wohl einen "Füller-Führerschein" machen. Entschuldigt, aber wenn das alles so abläuft, dass sie in der ersten Klasse nicht mal alle Buchstaben lernen und Zahlen nur bis 10 oder so, addieren nur das Einfachste - wundert uns da das Pisa-Ergebnis???
Der Lehrer darf nicth die Stimme erheben, weil gleich alle Eltern auf der Matte stehen, Kinder machen, was sie wollen,.....
Ich hoffe einfach, dass diese Eindrücke, die ich bis jetzt nur aus zweiter Hand habe, sich nicht bestätigen und mein Kind eine schöne, aber vor allem auch lehrreiche Zeit in der Schule haben wird. Mal schauen...
LG
ismena

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lies mal bitte meine antwort zum obigen thread.

habe gestern erst von meinem vater mein mitteilungsheft und sonstiges schulzeug aus der ersten klasse bekommen. ich war damals mit sieben eingeschult worden, meine maus letztes jahr mit fünf. ich war eine der besten, ständig wochenbeste-stempel in meinem mitteilungsheft. aber schreiben konnte ich noch lange nicht und auch rechnen war ich auch kaum so weit, wie sie heute in der ersten klasse sind. da sind wir wieder beim schnell überbewerten. weder kann ich für alle sprechen, noch du. aber meine persönliche erfahrung beweist mir, dass damals viel zuviel zeit für disziplin draufgegangen ist. wie schnell ist einem die lust am lernen vergangen, wenn man den ganzen tag stur zur tafel schauen musste und nur was sagen durfte, wenn man gefragt wurde? das ist doch alles nicht mehr zeitgemäß. lieber sollen die kinder freiwillig und mit spaß lernen als aus zwang heraus.

Zum Thema Druckschrift: Ich habe schon immer eine saumäßige Schrift, trotz Schreiben lernens mit Schreibschrift. Mal sehen, was es wird, wenn die Kinder in der zweiten Klasse Schreibschrift lernen... Früher gabs auch die alte Schrift, die inzwischen keiner mehr kann, vermisst du sie? mit druckschrift kann man wenigstens jede schrift lesen ;-)

zum thema pisa: ich finde mit sieben kinder einzuschulen hätte schon längst abgeschafft werden sollen. dadurch sind wir quasi im verzug. außerdem spielt meines erachtens auch die familie und ganztags"beschulung" eine rolle. nur wird in deutschland gern alles auf die schule geladen und die familie ist für solche sachen nicht zuständig. hat was mit mentalität zu tun, denke ich. und weil wir so weich sind, möchte keiner sein kind länger als vier stunden in der schule wissen. auch das ist in anderen ländern anders.

klar, ich bin sehr diszipliniert aufgewachsen und des öfteren wünscht ich mir, dass die kinder heutzutage mehr respekt hätten. aber war es wirklich respekt, oder die angst vor sanktionen, die uns hat "vernünftig" handeln lassen? möchtest du, dass dein kind angst hat? früher gehörte das zur erziehung. stubenarrest, prügel, strafarbeiten... das kennen hier bestimmt einige noch. würdest du das wieder einführen wollen?

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Tja, das ist eben das Problem mit dem Wort "Disziplin". Da wo ich herkomme war dieses Wort noch vor ca. 100 Jahren ebenfalls ein Synonym für das Lineal, mit dem Kinder auf die Hände geschlagen wurde. Und NEIN, ich würde es nicht gerne einführen wollen!
Dennoch finde ich es erschreckend, dass Kinder tun und lassen dürfen, was sie wollen. Für mich ist Disziplin, wenn Kinder auf den Lehrer (oder zu Hause auf die Eltern) hören und auch tun, was verlangt wird. Ich habe versucht, zum Ausdruck zu bringen, dass man heutzutage zu sehr in die entgegengesetzte Richtung geht, als zu meiner Zeit - wir mussten alles brav mitschreiben im Unterricht, das Ganze lernen und wiedergeben. Das ist sicherlich nicht der richtige Weg! Aber das Kinder in der ersten Klasse noch eher wie im Kindergarten spielen, Monate brauchen, um Buchstaben zu lernen, das kann ich einfach nicht nachvollziehen!
Ich finde es grandiös, dass man auf deutschen Schulen die Freiheit hat, im Unterricht mitzureden, zum selbständigen Denken aufgefordert wird usw. Das war da, wo ich herkomme, lange nicht der Fall und ich bin mir nicht ganz sicher, ob sich das bis heute geändert hat... :-(
Übrigens finde ich Einschulung mit 7 viel besser als mit 6!
Ich gebe dir auch Recht, dass vieles nciht auf die Schule, sondern vielmehr auf das Elternhaus zurückzuführen ist. Denn letztendlich müssen die Kinder schon zu Hause lernen, dass man anderen Respekt entgegenbringt, und dazu gehört eben auch, dass man dem Lehrer zuhört.
Ich möchte weder behaupten, heute würde alles falsch laufen, noch dass es früher alles besser war. Ich sehe halt einige Punkte, die mir nicht so gut gefallen, aber wer weiß - wenn Jan nächstes Jahr in die Schule kommt, vielleicht werde ich dann einiges anders sehen oder besser verstehen?
LG
ismena

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Von einem Fall auf alle zu schließen ist schon gewagt.

Heutzutage sollte es so sein: Die Kinder gehen früher in die Schule (mit 5) und bekommen den Anfangsstoff der ersten Klassenstufen dafür langsamer und altersgerecht nahegelegt. Das heißt zum Beispiel, dass der Frontalunterricht seltener stattfindet. Es gibt mehr Gruppenarbeit, wo die Kinder sich gegenseitig besser kennenlernen und lernen, sich zu vertrauen und als Team zu arbeiten etc. Außerdem ist es möglich, auch mal außerhalb des Klassenraums zu arbeiten, oder Vorschläge der Schüler zur Projektarbeit in den Unterricht einzubeziehen. Die fächer sind nicht unbedingt an den Stundenplan gebunden, können auch mal angepasst werden, um Stundenausfall zu vermeiden oder Stoff zu vertiefen, der nicht ganz kapiert wurde. Außerdem ist es dem Lehrer möglich, sich selbst auf schwierige Fälle zu konzentrieren, denen es dann zugute kommt, da die anderen Kinder mit Projekten beschäftigt sind.

Das wird bei uns größtenteils so gehandhabt (keine Flexklasse übrigens) und ich finde es gut. Leider liest man hier oft, dass den Lehrern die Umstellung schwerfällt und die Umsetzung nicht gelingt. Aber ich habe die Hoffnung, dass sich das zukünftig einpendelt (beispielsweise die Einschulung aller 5Jährigen) und somit eine gelungene Bildung für alle ermöglicht wird.:-D

Übrigens gab es das bei uns auch früher: Essen im Unterricht dank mir, da die Pausenzeit zum Einkaufen missbraucht wurde, oder Unterricht im Pausenhof, Projektarbeiten, Unterrichtsstoff teilweise durch die Schüler entschieden, freiwillige Vorträge anstatt Pflicht"kür", offene Diskussionen als Einstieg in neue Themen... Also ganz neu ist das alles nu auch wieder nicht.

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Hallo!

Ich habe 2 Jungs, der eine hat letztes Jahr die Grundschule verlassen und der andere wechselt dieses Jahr auf die nächste Schule.
Und was soll ich sagen? Sie haben beide Lesen, Schreiben (auch in Schreibschrift) und Rechnen gelernt!;-)

Wir waren/sind auch nicht mit allen Lehrmethoden einverstanden, da sie uns "merkwürdig" vorkamen. Alleine die neu Schreibschrift#augen war sehr gewöhnungsbedürftig (vereinfachte Ausgangsschrift).

Aber das Lernen in Gruppen ist eine gute Sache, gehen die Kinder auf weiterführende Schulen, wird von ihnen erwartet, dass sie selber Themen ausarbeiten und darauf baut das auf.

Worüber ich mich allerdings immer noch wunder, ist die Tatsache, dass in Mathe Lösungen ausdiskutiert werden! Für mich hat Mathe immer etwas ganz klares gehabt, 2+2 ist 4, da kann ich nicht drüber diskutieren#kratz
Aber der Mathelehrer hat uns auch hier auf einem Elternabend aufgeklärt, dass würde hier allerdings den Rahmen sprengen...

Ich kann nur abschließend sagen: Man muß nicht alles gut finden, was an den Schulen geändert wurde, aber man sollte sein Kind unterstützen und beim Lehrer nachfragen, wenn man pädagogische Zweifel hat.

Lieben Gruß Angi 05






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Ja! Leider ist das so!

Wie schon geschrieben wurde, liegt das nicht zuletzt an den modernen Lehrmethoden: Gruppenarbeit, Themen selbst erarbeiten (indem man sich in diverse Ordner vertieft, die irgendwo im Raum oder auch auf dem Flur herumstehen). Ich selbst bin absolut kein Freund von diesen Lehrmethoden, die sich wie so vieles in der Theorie ganz toll anhören, in der Praxis aber dazu führen, dass nicht wenige Kinder ernsthafte Probleme haben.

Ich selbst war für Gruppenarbeit als Schüler nie zu haben und ebenso geht es meiner Tochter. Themen, die so erarbeitet wurden, müssen wir zu Hause nacharbeiten, weil z.T. völlig falsche (!) Sachen ins Heft geschrieben werden. Der Lehrer wäre maßlos überfordert, das alles zu kontrollieren, also muss man es zu Hause machen.:-[ Eigentlich sehe ich das nicht als meine Aufgabe an.

Zudem ist meine Tochter überfordert mit der ständig herrschenden Lautstärke und der Unruhe im Klassenraum.

Was mir ebenfalls zu Denken gibt: Früher war die schlechteste Zensur an der GS eine 4. Schlechter war niemand. Heute ist es offenbar ganz normal, dass Kinder 5er und 6er schreiben, also scheinbar NICHTS vom Unterricht mitbekommen haben. Wie kann das sein? An der Grundschule! Leider gibt diese Entwicklung den Lehrern nicht zu denken.

Ich bin absoluter Verfechter des Frontalunterrichts. Angesichts dieser Zustände, die ich mitbekomme (und das wird nur die Spitze des Eisbergs sein), stellen sich mir die Haare zu Berge.

Noch so ein Beispiel: Rechtschreibung war früher vom ersten Schultag an wichtig. Heute heißt es: bloß nicht verbessern. Damit nimmt man den Kindern den Mut, selbst zu schreiben.#kratz Spätestens im 4. Schuljahr dann wird von heute auf morgen korrekte Rechtschreibung erwartet. Da stimmt doch etwas nicht!

Leider hat man wenig Einfluss auf diese zweifelhafte Modernisierung des Schulsystems!

LG, Cassiopeia