Bevormundung

Hallo,
vielen Dank für Deine Antwort.
Ja, sie versucht zu Hause zu bestimmen. Sie ist sehr selbstbewußt und weiß, was sie will. Wir haben fast täglich Diskussionen. Manchmal kann sie sich durchsetzen, aber meistens wir. In wichtigen Dingen sowieso. Aber bei Kleinigkeiten lassen wir uns schon überreden. Ich möchte sie natürlich nicht unterdrücken.Habe schon manchmal das Gefühl, daß ich hier zu Hause auf einem Kasernenhof bin. Wir Erwachsenen sind die Bestimmer. Es ist schwierig, bei meiner Tochter das Mittelmaß zu finden. Reicht man ihr den kleinen Finger, reißt sie uns den Arm ab.
Sie hat uns versprochen, daß sie sich bessert. Habe aber Scjwierigkeiten ihr zu glauben. Selbst die Lehrerin hat gesagt, es ist ihr Charakter zu bestimmen. Und soll ich ihren Charakter brechen? Sie hat schon als Kleinkind in der Kita die Anderen versucht zu beherschen und den Chef zu spielen. Hat auch meistens geklappt. Auch bei den Größeren.
Es ist schwierig ein gesundes Mittelmaß zu finden.
LG
Karola

Hallo- ich finde es schön, das du so offen bist und dein Kind im richtigen Licht siehst- etwas zu verharmlosen oder zu beschönigen währe nicht im Sinne deiner Tochter, denn ihr muss man helfen.

Meine Meinung und auch Erfahrung ist, das sie ihr Verhalten nicht einfach so ablegen wird, auch weil sie es nicht für falsch hält. Sie ist so "erzogen" worden und auch du hast es nur gut gemeint. Natürlich hat es jetzt erst mal einen Beigeschmack von- den Willen brechen- aber dem ist nicht so!

Die Kleine braucht eine Richtung an der sie sich orientieren kann und die muss du, oder müsst ihr ihr geben! Es gibt unzählige Ratgeber in Buchform, aber ich würde, und das meine ich garantiert nicht böse, eine Erziehungsberatung vorschlagen! Das ist nicht schlimm und du musst auch nicht mit ihr hin um sie zu verunsichern.

Ich kann ja mal ganz kurz erzählen, wie es bei mir war.

Ich bin alleinerziehend und vor einigen Jahren, die Kinder waren so 6 und 11 glaube ich, war es ganz schlimm- ich war hier nur am schimpfen, am streiten am schreihen, alle waren unglücklich!

Entnervt wendete ich mich an den Psychologischen Beratungsdienst- da kann man auch anonym hingehen, ich hatte immer 1 mal in der Woche einen Termin, ca. 1-1,5 Stunden und immer beim selben Berater.
Ich ging ohne Kinder und ohne deren Wissen hin.
Dort sprachen wir über meine Situation, über den Tagesablauf, wo es Probleme gibt und wie ich damit umgehe.

Ein Beispiel- die Frühstückssituation! Ich hätte es gerne gesehen, das die Kinder sich morgens mit mir an den Tisch setzen und mit mir Frühstücken, wenigstens was trinken. Aber das klappte nie.
Zuerst stellten wir im Gespräch und beim beschreiben der Situation fest, das ich morgens hecktisch hin und her renne und die Kinder diese Betriebsamkeit unter umständen nicht mögen. Also schlug er mir vor, den Tisch bereits abends soweit zu decken, das man nur noch Brot und Marmelade auf den Tisch stellen muss. Das machte ich auch- die Kinder fanden es so viel besser, wir frühstückten zusammen- 3 mal, dann hatten sie keine Lust mehr und maulten rum.
Beim nächsten Gespräch meinte der Berater, das es auch sein kann, das die Kinder einfach keinen Hunger morgens haben, lieber ne viertel Stunde länger schlafen wollen- und so war es schlussendlich auch.
Heute trinken sie manchmal war morgens, manchmal machen sie sich auch ein Brot. Andere Mahlzeiten nehmen wir immer gemeinsam ein aber wir sind total verschiedene Morgentypen und das habe ich akzeptiert.

Ich schreibe es dir hier so ausführlich, weil ich weis, welche Gedanken man hat, wenn man das Wort Erziehungsberatung hört- das hört sich immer so schlimm an, als währe man unfähig, aber so ist es nicht.

Meine Kinder wissen bis heute nicht, das ich ca. 15 Stunden bei der Beratung war, hab vieles ausprobiert und vieles auch wieder gelassen, aber immer nur wenn ich dahinter stand! Übrigens ist das kostenlos!

Um ihr zu helfen würde ich den Schritt gehen, und glaub mir, es ist auch echt eine Erleichterung sich mal einem Menschen zu offenbaren, der einen auf keinen Fall missversteht und auch die Probleme ernst nimmt.

Du kannst dir auch nen Stall voll Bücher kaufen, ich les auch wieder eines- das neue von Michael Winterhoff, aber in der Beratung wird dir und deinem Kind geholfen, die Bücher beraten irgendwie alle und auch niemanden!

Liebe Grüße und sorry für das lange posting!!!!
Würde mich sehr freuen, wieder von dir zu hören!