Rechtschreibung egal?

Im letzten Schuljahr sagte uns die Klassenlehrerin meiner Tochter, dass ab der 3. Klasse mehr Gewichtung auf das Aufsatzschreiben als auf die Rechtschreibung gelegt wird. Diktate werden nur noch als Lückentexte geschrieben. Na gut, dachte ich, wenn das eben so ist, dann ist das wohl so. Die werden schon wissen, was sie tun.

Meine Tochter (inzwischen in der 3. Klasse) hat gestern eine Religionsarbeit wieder bekommen. Sie hat eine 1 geschrieben. Toll oder? Aber als ich mir die Arbeit angesehen habe, wollte ich es fast nicht glauben. Sie hatte recht viele Rechtschreibfehler gemacht und der Lehrer hat diese nicht mal korrigiert. Bei den sogenannten Diktaten können die Kinder die Wörter in den Lückentexten vorher doch gut üben. Ich persönlich finde Lückentexte viel einfacher als richtige freie Diktate. Nach der Grundschule - ist ja nur noch 1,5 Jahre - wird sie auf eine weiterführende Schule gehen und da verlangen sie dann doch wieder exakte Rechtschreibung - die unsere Kinder aber in der Grundschule offensichtlich nicht mehr richtig lernen.

2. Problem: mein Sohn, bisher ein sehr guter Schüler - auch oder gerade in Deutsch - macht plötzlich eine Rückentwicklung durch. Durch SMS schreiben und Internetdeutsch (alles klein schreiben, Rechtschreibung egal) scheint er immer seltener zu wissen, wie Worte richtig geschrieben werden. #schock

Was ist los in Deutschland? Stirbt richtiges Schreiben (und somit dann auch richtiges Sprechen) aus, weil es allen egal ist? Scheinbar ja sogar unseren Lehrern?

Ratlos
Alma

1

Hallo!

In unserer Grundschule läuft es ähnlich. Allerdings erklärte uns die Lehrerin, dass die Kinder beim Aufsatzschreiben so auf den Inhalt des Geschriebenen konzentriert sind, dass sie die Rechtschreibung außer acht lassen. Konnte dies bei meinem Sohn (4. Klasse) auch beobachten. Bei Diktaten, auch ungeübten, ist er nie schlechter als 3 (meist 2er), schreibt er aber einen Aufsatz, stehen mir die Haare zu Berge:-p!

Ab der 6. Klasse soll die Rechtschreibung aber so gut sitzen, dass sie auch in Aufsätzen von den Kindern angewandt werden kann. Ausnahmen bestätigen die Regel. Meine Tochter hingegen schreibt schon seit der 4. fast alles richtig, allerdings hatte ihre Klassenlehrerin auch immer viel Wert auf Rechtschreibung gelegt und alles korrigiert.

Also warten wir ab, ob Sohnemann das bis zur 6. hinkriegt, melde mich dann wieder#tasse#gruebel!

Liebe Grüße
Tanja#klee

6

Hallo Tanja,
danke für dein Feedback. Ich finde es ja auch nicht verkehrt, dass bei Aufsätzen oder Facharbeiten die Rechtschreibung nicht bewertet wird, aber dass sie nicht nicht mal korrigiert wird, hat mich schon geschockt. Das fände ich doch sinnvoll. Auch dass die Kinder die falsch geschriebenen Worte hinterher noch mal richtig schreiben sollten. Naja...ich bin keine Lehrerin und Pädagogin. #kratz

Bei geübten Diktaten (ungeübte haben sie noch gar nicht geschrieben) schneidet meine Tochter auch gut ab. Aber wenn sie einfach drauf los schreibt, gucke ich schon manchmal nicht schlecht, wie sie manche Worte schreibt. Ich bin auch gespannt, ob meine Tochter bis zur 6. Klasse eine perfekte Rechtschreibung drauf hat. #schwitz

LG
Alma

2

Hallo,

also bei uns werden Diktate immer komplett diktiert und in HSU müssen die Fachbegriffe richtig geschrieben werden, sonst gibt es einen Punkt abgezogen. In den anderen Arbeiten werden die Fehler korrigiert, aber nicht mit bewertet. Bei uns sagen sie das viele Fehler im Aufsatz "normal" sind, da die Kinder mit der Geschichte mehr beschäftigt sind als mit den einzelnen Wörtern. Meine sind 2. und 3. Klasse und haben in Diktaten meist einen "blöden" Fehler und in Aufsätzen wimmelt es oft nur so von Flüchtigkeitsfehlern. Wir wohnen in der Nähe von München. Ich denke es liegt entweder am Bundesland oder an der Lehrerin.

LG Bluetoungelizzard

7

Hallo Bluetoungelizzard,
danke auch dir für deine Antwort. Es liegt vermutlich wirklich auch am Bundesland, denn die Länder bestimmen ja den Lehrplan. Ich fände es besser, wenn hier, wie bei euch, noch richtige Diktate geschrieben würden. Und mit mir sind viele Eltern der gleichen Meinung. Aber wir Eltern haben ja leider nicht viel zu sagen bezüglich der Schulpolitik.

Lieben Gruß
Alma

3

Hi,

bei unserer Tochter (3. Klasse) wurden im Aufsatz die Wörter gezählt und ein Fehlerquotient errechnet. Die Rechtschreibung wurde also mit bewertet.

Dies hat mich etwas gewundert, weil es dann später am Gymnasium (hier in Niedersachsen) nicht mehr so ist - da darf die Rechtschreibung im Aufsatz sogar in Deutsch nicht gewertet werden.

Korrigiert soll aber alles werden - in allen Fächern. Ich mache das auch immer (meine Fächer sind Mathe und Musik).

Die Sache hat zwei Seiten: Eine übertriebene Wertung der Rechtschreibung kann dazu führen, dass die Kreativität abgewürgt wird. Schüler schreiben dann nur noch einfache Sätze, um auch ja keinen Fehler zu machen. Das wäre schlecht.

Das andere Extrem beobachte ich aber auch: Die Rechtschreibung ist vielen egal (siehe Internet / SMS / Chat), und man gewöhnt sich eine lasche Haltung an. Ich halte das für schlecht, denn später im Beruf ist eine gute Rechtschreibung immer noch sehr wichtig.

Übrigens: Im Abitur führt mangelnde Rechtschreibung zu Punktabzügen - und zwar bei den Notenpunkten! Wir haben an unserer Schule beschlossen, zumindest bei den Arbeiten vor dem Abitur den Schüler darüber zu informieren, wie viel Punktabzug es gegeben hätte, wenn das schon Abitur gewesen wäre.

Eine Lösung habe ich aber nicht anzubieten. Meine Tochter hat damit auch keine größeren Probleme - ich auch nicht.

Liebe Grüße,

ez-p

8

Hallo ez-p,
ich komme auch aus Niedersachsen. Dass in der dritten Klasse die Rechtschreibung bei Aufsätzen oder Facharbeiten nicht bewertet wird, finde ich ja noch ok. Aber dass der Lehrer die Fehler nicht mal angestrichen hat, das finde ich nicht ok. Da spiegelt sich ja seine eigene lasche Haltung der Rechtschreibung gegenüber wider. Wie soll man den Kinder dann klar machen, dass es wichtig ist, richtig schreiben zu lernen? Vor allem auch deshalb, weil, wie du sagst, die Rechtschreibung bei späteren Prüfungen (z.B. Abitur) dann doch wieder eine Rolle spielt.

Danke dir für deine Antwort.

LG
Alma

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Hallo,

meine Tochter geht auch in die 3. Klasse und wir haben im Grunde das Gleiche "Problem".

Je nach Lehrer, werden die Rechtschreibfehler in Arbeiten oder Übungen verbessert oder halt eben nicht. Diktate werden laut Berliner Schulgesetz wohl nicht mehr geschrieben und in den Aufsätzen zählt der Inhalt und die Grammatik. Wenigstens korrigiert die Deutschlehrerin die Fehler und es werden trotzdem kleinere Übungsdiktate oder Wörterdiktate geschrieben.

Ein Erlebnis fand ich aber ziemlich frustrierend: Meine Tochter schrieb letztens ihren 1. Aufsatz zum Thema: Einladungen verfassen. Es gab eine "Vorschrift", die von der Lehrerin auf Inhalt und grammatische (tlw. auch rechtschreibliche) Fehler überprüft wurde, ebenso gab es Tipps, wie man es besser machen "sollte", bzw. wenn etwas fehlte. Diese korrigierte Version wurde an die Schüler (unbenotet) zurückgegeben. Wir hatten zwischendurch ein Gespräch mit der Lehrerin, wo sie uns sagte, dass meine Tochter dieses Vorschreiben wirklich gut bewältigt hat. Dazu muss man sagen, dass Sophie extreme Schwierigkeiten mit dem Lesen und Schreiben hat. Nachdem der Aufsatz von den Kindern (nach Wunsch der Lehrerin) verbessert wurde, hatte meine Tochter letztendlich eine 3- (4 Fehlerpunkte). Die "Vorschrift" war 2 (zählt aber nicht), aber die Verbesserungsanleitungen haben sie so wuschig gemacht, dass sie zwar einzelne Wörter ersetzt/verbessert hat oder Sätze umgestellt hat, aber die Grammatik (z.B. von Singular ins Plural) völlig außer Acht gelassen hat.

Ich finde diese Art der Bewertung nicht gut, aber was soll man machen. Naja, Deutsch ist halt nicht ihre Stärke, dafür ist sie in den anderen Fächern gut. Wir werden weiter fleißig üben, aber trotzdem stehe ich weiterhin diesem angewandten (oder heißt es angewendeten) System in Deutsch recht kritisch gegenüber.

Gruß

suse

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Hallo Suse,
auch dir lieben Dank für dein Feedback. Tja - wir Eltern scheinen uns alle über das selbe Problem zu ärgern. Wieso finden so viele Eltern dieses "Schulprogramm" so schlecht und wer hat sich diesen Mist eigentlich ausgedacht?

Hoffend, dass man seinen Kindern selber eine vernünftige Rechtschreibung beibringen kann

Alma

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hallo alma!!

bei meinem sohn wurde in der grundschule ebenfalls sehr wenig wert auf rechtschreibung gelegt, das ende vom lied ist, dass mein sohn seit der 5 klasse (gym) in den diktaten grauenvolle noten heimbringt und in den aufsätzen immer notenabzug wegen der rechtschreibung kassiert.

nun in der fünften klasse dachte ich noch er bekommt das auf die reihe, aber in der sechsten siehts nicht besser aus und deshalb üben wir jeden tag rechtschreiben. ab der siebten zählen rechtschreibfehler auch bei arbeiten in den anderen fächern.

schon lachhaft, wenn die grundschule den kindern nicht einmal die rechtschreibung der muttersprache vermitteln kann. wenn mein sohn ein einzelfall wäre, könnt man ja noch sagen er hats nicht so mit deutsch, allerdings sind alle seine grundschulklassenkameraden auf den weiterführenden schulen in deutsch grottenschlecht.

also mein tip an dich: übe jetzt schon mit deinen kinder zuhause viel rechtschreibung.

lg bluedelfin




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Hallo Bluedelfin,
danke dir für deine Antwort. Siehst du - genau das, was du da beschreibst, befürchte ich eben. Wer denkt sich solche blöden Lehrpläne und Vorgehensweisen aus? #kratz

Gefrusteten Gruß
Alma

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Was ich fast noch viel schlimmer finde, ist - zumindest in NRW ist das so - dass die Kinder ihre Lehrer dutzen oder gar mit dem Vornamen ansprechen. Wie sollen sie da den respektvollen Umgang miteinander und vor allem mit Erwachsenen lernen?

DAS gibt mir zu denken.

VG,
t-jy

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