Sollen wir den einladen?

Hallo miteinander,

wir brauchen einen Rat. Meine Tochter hat nächste Woche Geburtstag und wird sieben. Sie freut sich schon riesig auf ihre Kindergeburtstagsfeier. Sie hat schon eine lange Gästeliste. Nur bei einem Kind ist sie sich nicht sicher, ob sie ihn einladen soll und erwartet von mir einen Rat, und ich stehe da und weiß nicht, wie ich selbst darüber denken soll.

Er heißt Marco und wohnt im Nachbardorf. Im Herbst haben sie sich kennengelernt, weil er in ihre Parallelklasse geht (sie sind in der 1. Klasse). In Religion sind sie nicht nur zusammen im Unterricht, sondern saßen gleich von Anfang an zufällig nebeneinander. Sie haben sich sofort angefreundet.

An diesem Tag war mein erstes Mutter-Kind-Turnen mit der Kleinen, und da ich für die Große keinen Aufpasser hatte, habe ich sie mitgenommen. So ein Zufall, dass auch Marco dort war - mit seiner Mutter, die mit dem kleinen Bruder dort war. Meine Tochter und Marco verzogen sich sofort und schauten die ganze Stunde am Rand Bilderbücher an. Von diesem Tag an war MARCO das große Thema bei uns. Marco hin, Marco her, Marco überall. Seine Mutter war total von den Socken, dass ihr Sohn seine große Liebe gefunden hat. Denn laut ihren Erzählungen schwärmte er auch nur noch von meiner Tochter, wie hübsch sie sei, sie habe so wunderschöne Augen, und er finde sie ganz toll. Meine Tochter und Marco haben irgendwann beschlossen, sie werden auf jeden Fall heiraten, und außerdem küßten sie sich auch ab und zu, naja, solange es nur die Wangen sind.....

Recht und gut. Den ganzen Herbst und Winter war das wohl die große Freundschaft, in der Schule spielten sie viel in den Pausen zusammen und wenn es sich einigermaßen einrichten ließ, kam er zu uns zum Spielen oder sie zu ihm. Irgendwann schlug seine Mutter vor, dass sie doch jeden Dienstag während dem Mutter-Kind-Turnen zu ihm kommen soll und bei ihm spielen. Dann könnte ich sie danach bequem abholen (sie wohnt direkt an der Turnhalle). Nach dem ersten Mal schlug sie dann auch gleich vor, dass wir abends zum Essen bleiben sollen, was wir auch spontan gemacht haben. Sie wollte dann, dass wir das nun jeden Dienstag machen (meine Tochter spielt dort und anschließend komme ich mit der Kleinen dazu und wir bleiben zum Essen), aber ich wehrte das erst mal ab, weil mir das zu stressig war. Ich sagte, wir können das ja ab und zu machen. Ich war sowieso etwas irritiert, wie sich diese Frau gleich auf uns stürzte, als ob wir nun die dicksten Freundinnen wären, dabei kenne ich sie ja nun wirklich erst seit diesem ersten Mutter-Kind-Turnen. Sie erzählte auch überall gleich herum, dass unsere Kinder mal heiraten (sollte wohl spaßmäßig rüberkommen) und sie meinte auch, dass sie voll und ganz damit einverstanden wäre, wo wir doch so eine sympathische Familie seien. Ich meine, ich fand die Mutter von Marco auch ganz nett, aber ich bin, was Freundschaften anbelangt, eher zurückhaltend und lasse sowas wachsen.

Nun, um auf den Punkt zu kommen, seit Februar etwa verhielt sich Marco dann plötzlich komisch. Es ging damit los, dass seine Mutter mich darum bat, dass ich meine Große ins Turnen mitbringen soll, unbedingt, weil Marco auch kommt und mit ihr zusammen sein will. Zweimal hintereinander bat sie mich darum, beide Male nahm ich meine große Tochter mit und was war? Die gute Frau kam gar nicht mit ihren Kindern. Das erste Mal waren sie plötzlich krank geworden, nun gut, aber das zweite Mal hat sie mir nie erzählt, warum sie mich herbestellt hat (besser gesagt meine Tochter) und dann nicht gekommen ist (bzw. ihr Sohn). Meine Tochter war jedesmal total enttäuscht. Als ich sie das nächste Mal zur Oma schickte an dem Tag, hatte ich das Gefühl, dass das Marcos Mutter gar nicht paßte. Dann war es so, dass Marco wohl meine Tochter darum bat, dass sie mit ins Turnen kommen soll. Ich sagte, dass ich mir ihre Enttäuschung über sein Fehlen kein drittes Mal antue, und schickte sie zu einem anderen Freund. Zum Glück, denn im Turnen war von Marcos Familie wieder niemand zu sehen. Ich hab sie mal drauf angesprochen, ob sie eigentlich gar nicht mehr kommt, und sie meinte, nö, ihr kleiner Sohn sei doch schon zu alt dafür, aber ich verstehe dann echt nicht, weshalb sie mich dann Woche für Woche fragt, ob ich meine große Tochter mitbringe, weil sie ihren großen Sohn mitbringt. So, dann hatten sich meine Tochter und Marco wieder an einem Tag verabredet (in Absprache mit seiner Mutter!), und als dieser Tag dann kam, kam meine Tochter enttäuscht von der Schule und meinte, er habe gerade zu ihr gesagt, dass es heute Mittag doch nicht klappe, weil er lieber mit seiner Freundin Alina spiele. Ich wurde dann schon ziemlich ärgerlich. Und einige Zeit später machte er das wieder. Da hatte aber sogar seine Mutter mit mir ausgemacht, dass meine Tochter zu ihnen zum Spielen kommt. Mich packte die Wut und ich nahm mir vor, da gleich nach dem Essen anzurufen. Leider kam er mir zuvor und rief bei uns an. Er sagte, dass meine Tochter doch zum Spielen kommen könne. Er wolle mit seiner Freundin Alina draußen spielen bei ihr, aber meine Tochter könne ja auch dazukommen. Schließlich hatte ich seine Mutter noch an der Strippe. Sie wollte noch, dass meine Tochter ein Fahrgerät mitbringt. Unbedingt. Egal was. Auch wenn bei uns noch alles winterlich eingemottet ist. Ich hätte ja am liebsten das ganze abgeblasen, was soll das, aber meine Tochter wollte auf jeden Fall dahin. Also habe ich sie hingebracht mit ihren Rollschuhen. Wann ich sie abhole, darüber haben wir keine Uhrzeit ausgemacht. Irgendwann nach dem Turnen. Ich habe mir dann Zeit gelassen, da seine Mutter uns ja auch wieder danach zum Essen eingeladen hatte, und ich dachte, da kommt es auf fünf Minuten nicht an. Außerdem hat sie es selbst mit der Uhrzeit auch öfter nicht so genau genommen. Als sie meine Tochter bei seiner Geburtstagsfeier vor kurzem um halb sieben heimbringen wollte, kam sie erst um halb acht mit ihr an. Ohne Vorwarnung. Als ich also an die Stelle kam, wo sie spielen wollten, hat es mich noch gewundert, warum die noch draußen waren, wo es doch mittlerweile kalt geworden war. Marcos Mutter war stinkwütend auf mich und giftete mich an. Wo ich denn bleiben würde, sie würden sich den A... abfrieren. Ich war sehr überrascht. Denn sie standen vor Alinas Haus. Warum gehen die dann nicht rein, wenn sie frieren? Überhaupt, warum sind sie nicht schon längst nach Hause gegangen? Ich wäre ja fast schon automatisch zu denen gefahren, weil ich nicht gedacht hätte, dass die bei der Kälte noch draußen sind. Diese Frau schaute mich verständnislos an und herrschte ihre Kinder an, dass sie jetzt sofort nach Hause gehen, und Alina solle sie auch begleiten. Sie zogen dann ab, und Alinas Vater begleitete sie auch noch (ich verstand nicht so ganz, warum), von einem Essen war keine Rede mehr. Alinas Mutter stand dann noch mit dem kleinen Bruder vor dem Haus herum, und ich fragte, ob es irgendeinen Ärger mit meiner Tochter gegeben hat? Sie sagte, dass die Rollschuhe nicht gepaßt haben, sie mußten sie verstellen und wußten nicht, wie es geht, aber sonst sei alles normal gewesen. Ich sagte, dass ich gleich gesagt habe, meine Tochter kann nichts mitbringen, weil bei uns noch alles winterfest eingemottet ist, aber sie wollte ja unbedingt, dass sie trotzdem die Rollschuhe mitbringt, und sie würde sich um alles kümmern. Alinas Mutter war freundlich. Ich wußte nicht, was ich falsch gemacht hatte. Meine Tochter hatte auch gute Laune nach dem Tag. Sie fand den Nachmittag schön, obwohl sie auch erzählte, dass der Marco ständig mit der Alina rumgeflüstert und rumgekichert hatte und durch gewisse Aussagen versucht hatte, meine Tochter vom Spielen auszuschließen. Alina habe aber die Situationen immer entschärft und sich freundschaftlich gegenüber meiner Tochter gezeigt.

Seitdem hat Marcos Mutter sich nicht mehr bei uns gemeldet. Meine Tochter erzählte, dass sie sie vor kurzem an der Schule getroffen hat, und da habe sie sie gefragt, ob wir in den Ferien Zeit hätten, mal was auszumachen. Meine Tochter hat ja gesagt. Was soll sie sonst sagen? Auf der anderen Seite hat sie erzählt, dass Marco sich in der Schule in letzter Zeit sehr gemein verhalten würde. Ständig würde er ihr erzählen, dass er sie nicht mehr heiraten werde, sondern die Julia, und er hätte sich letztes Mal in Religion neben die Julia gesetzt und sie demonstrativ im Unterricht laufend abgeknutscht. Meine Tochter meint nun, der Marco sei ein Heiratsschwindler, und er verletze sie. Ich kann das verstehen!!!

Jetzt stehen wir vor der Frage, ob sie ihn zu ihrer Geburtstagsfeier einladen soll. Ein halbes Jahr die große Liebe, große Versprechen, große Schwüre, dicke Freundschaft, natürlich die Zusage: ich lade dich auf jeden Fall zu meinem Geburtstag ein!, sie war vor kurzem ja auch bei ihm eingeladen, und nun seit ein paar Wochen plötzlich solche fiese Aktionen, dieses unfreundschaftliche Verhalten, er versetzt sie laufend, spielt mit ihr wie mit einem Gegenstand, den man herumschieben kann und verletzt bewußt und demonstrativ ihre Gefühle.

Also instinktiv würde ich den Kerl nicht einladen, vielleicht merkt er dann mal, dass er mit meiner Tochter nicht alles machen kann, und dass es durchaus nach hinten losgehen kann, mit anderen Menschen nur herumzuspielen (Alina steht nämlich auf der Gästeliste!), auf der anderen Seite weiß ich nicht, da ja so eine Einladung für Kinder so unglaublich viel bedeutet, ob es nicht zu hart ist, vielleicht nimmt meine Tochter das ja alles viel leichter, als ich denke, und es ist ihr egal, dass seine großen Worte plötzlich nichts mehr gelten?

Meine Tochter weiß auch nicht, wie sie darüber denken soll.....

Würdet Ihr in einladen oder nicht?

LG Franka