Liebe Mitglieder,
vielleicht habt ihr ähnliche Erfahrungen gemacht wie ich und könnt mir davon berichten.
Mein Sohn wurde im August 5 Jahre und müsste nächstes Jahr im September als Muss-Kind in Bayern eingeschult werden. Bei der letzten U9 im Juni befand unser Kinderarzt meinen Sohn als vollkommen fit und sah bzgl. der Einschulung im nächsten Jahr keinsterlei Probleme. Auch sonst gab es noch in keiner U irgendwelche Beanstandungen. Mein Sohn hatte aber bis zu den Sommerferien große Schwierigkeiten die Grundfarben rot, grün, gelb und blau zu lernen. Bei den Sehtests gab es aber nie Anlass für eine Farbenblindheit, auch sonst gibt es weder väterlicher- noch mütterlicherseits irgendwelche Verwandte mit Farbschwäche oder Farbenblindheit. Unser Kinderarzt meinte, dass es dieses Phänomen manchmal gibt und man dem Kind einfach Zeit lassen sollte.
Unsere Erzieherin im Kiga war hier anderer Meinung und glaubte mir nie, dass mein Sohn nicht farbenblind wäre und dies ärztlich abgeklärt wurde. Immer wieder sprach sie mich auf dieses Thema an - auch vor dem Hintergrund, dass es doch keine Schande wäre, wenn jemand farbenblind ist und dass dies für die Zukunft keine Auswirkungen hätte. Ich kam mir immer vor, als wenn ich die Krankheit leugnen würde. Die Tatsache der ärztlichen Abklärung hat sie schlicht immer überhört. Dies ging im Kindergarten so weit, dass sie meinen Sohn nur noch mit den Farben triezte, ihm sogar aufs Klo nachrannte und ihn drängte, die Farbe grün zu sagen (habe dies zufällig mitbekommen, da ich meinen Sohn mal überraschend ohne Vorankündigung im Kiga eher abholen musste). Vor den Ferien bekam mein Sohn dann zu Hause einen enormen Anfall und heulte nur noch und wollte nie mehr irgendetwas lernen, geschweige denn etwas von Farben wissen.
Zu diesem Zeitpunkt im Juli wollte die Erzieherin nun erneut mit mir reden. In diesem Gespräch erörterte sie mir, dass sie bei meinem Sohn erhebliche Defizite hinsichtlich Feinmotorik und Schüchternheit im Hinblick auf die Einschulung sehe. Ich solle mich einmal mit dem Gedanken von Frühförderung befassen - sie würde einen Termin mit einer entsprechenden Mitarbeiterin sofort vereinbaren und es wäre keine Schande eventuell über Diagnose-Förder-Klasse nachzudenken. Nach ihrer Auffassung könnte mein Sohn keinen Stift halten (unser Kinderarzt meinte die Stifthaltung wäre gut) und auch sonst könnte mein Sohn im feinmotorischen Bereich im Vergleich zu den anderen Kindern seines Alters (sind alle allerdings ein gutes 1/2 Jahr älter) nicht mithalten. Auch im Hinblick Zahlbegriff wollte sie wohl in Richtung Rechenschwäche hinaus und sie hat auch Zweifel an der Merkfähigkeit meines Sohnes. Alles eigentlich Bereiche, die auch unser Kinderarzt in der U9 getestet hat. Unser Kinderarzt meinte zur Zeichnung meines Sohnes, dass man sieht, dass er sehr ins Detail bei seiner Zeichnung geht und dass er eben wie viele Jungs nicht viel Interesse am Ausmalen und genau Malen und an Schönheit zeigt. Aus entwicklungspsychologischem Gesichtspunkten hat er aber bei seinem Lokbild sehr viele Details gezeichnet. Ich war selbst als Schulpsychologiepraktikantin bei Einschulungsuntersuchungen dabei und aus dieser Sichtweise muss ich ihm zustimmen. Hinsichtlich Mengenbegriff hat er meinen Sohn auch sehr ausführlich gestestet (mehr - weniger, Zählen, Mengen vergleichen) und kam zu keinen Aussergewöhnlichkeiten. Ich selbst konnte eigentlich auch nichts feststellen. Das Thema Schüchternheit habe ich bei unserem KA selbst angesprochen: Mein Sohn ist wie seine Eltern und viele Verwandte eben recht ruhig, er antwortet auf Fragen der Erzieherinnen mit knappen und kurzen Sätzen (das nötige halt), hat aber mit den Kindern in seiner Gruppe keinsterlei Probleme (da ist er auch nach Angaben der Erzieherinnen eine Quasselstrippe). Bei Problemen, wenn er z.B. in einem Freizeitpark kurz außer Sichtkontakt geriet, sprach er selbst andere Eltern an ohne in Tränen zu verfallen. Er bleibt ohne Probleme alleine bei Kindergeburtstagen, was viele ältere Kinder in seiner Gruppe nicht tun. Im Stuhlkreis zu sprechen fällt ihm aber sehr schwer und er kann sich wohl nicht darstellen. Hier kann man sicher noch am Selbstbewusstsein arbeiten, ein Problem, welches aber auch seine Eltern immer hatten. Aus meinem Sohn wird nie - wie auch aus seinen Vorfahren nicht - ein "Versicherungsvertreter". Die Sache mit der Konzentration sehe ich wie die Erzieherin - hier ist er sehr schwankend, vor allem wenn ihm etwas nicht interessiert, hört er erst gar nicht zu. Das bedingt dann oft auch seine mangelnde Merkfähigkeit. Wenn er zu Hause etwas durchsetzen möchte, kann er sich komischerweise bis ins Detail an Aussagen ... vor Monaten erinnern, die irgendjemand mal gemacht hat.
Mein Sohn ist wahrlich kein Überflieger, allerdings so wie ihn die Erzieherin darstellt, ist er auch nicht. Problematisch hinsichtlich Schüchternheit war auch im letzten Kiga-Jahr die Personalsituation in seiner Gruppe: die Kinderpflegerin ist seit September letzten Jahres erkrankt und so gaben sich Praktikanten und befristete Aushilfen die Klinke in die Hand.
Ich bin mir nun selbst auch recht unsicher: einerseits gebe ich meinem, KA recht, andererseits komme ich ins Zweifeln, wenn ich die Aussagen meiner Erzieherin überdenke hinsichtlich Einschulung. Wäre er ein Kann-Kind, würde ich ihn zurückstellen. Als Muss-Kind ist dies in Bayern ja nicht so einfach und ihn bei einer Zurückstellung vollkommen durchtherapieren zu lassen oder in eine Diagnose-Förder-Klasse stecken zu lassen möchte ich aber auch auf keinen Fall. Ich habe mit der Erzieherin im Juli vereinbart, dass wir uns im Herbst nochmals zusammen setzen. Irgendwie graut mir sehr davor.
Wer hat ähnliches erlebt und weiß vielleicht einen Rat.
Vielen Dank.
Einschulung / Zurückstellung von der Schule in Bayern
Hallo,
das mit den Farbenlernen kenne ich auch von meinem Kleinen. Er hatte keine Probleme weiß und schwarz und gelb zu benennen aber mit blau, rot und grün hat das eine ganze Weile gedauert. Er war auch schon 5, als er die Farben dann endlich alle konnte. Ich habe dann einfach aufgehört ihn damit zu löcher und irgendwann hat er es dann einfach gekonnt.
Er gehört zu den Kindern, die dichtmachen, wenn man sie immer und immer wieder drängt dies und jenes zu tun oder zu sagen und macht dann halt gar nichts mehr.
Er malt auch nicht so gerne und ist auch sonst körperlich und geistig superfit. Aber wir haben uns auch dazu entschieden ihn 1 Jahr zurückstellen. Ich hatte einfach auch, weil es mit den Farben so lang gedauert hatte, bis er diese konnte, große bedenken ihm mit (fast 6) in die Schule zu geben. Übrigens wir kommen auch aus Bayer.
Unser Kleiner war letztes Jahr auch noch schüchtern. D.h. er hat zwar mit einzelnen Leuten schon geredet, aber auch im Stuhlkreis hatte er sich einfach nicht getraut. Das hat sich aber im letzten Kindergartenjahr total gelegt. Er ist in diesem einen Jahr sehr viel selbstbewuster geworden und hat sogar bei der Sommerfest-Vorführung eine Sprechrolle angenommen und hat das ganz super gemacht. vor einem Jahr wäre dass für ihn unvorstellbar gewesen.
Du siehst 1 Jahr kann sehr viel bringen und die Kinder können sich in diesem einen Jahr auch sehr viel weiterentwickeln. Ich würde schauen, ob ich ihn noch ein Jahr zurückstellen kann. Unser Sohn ist dieses Jahr mit fast 7 (Oktoberkind) in die Schule gekommen und es klappt bis jetzt alles sehr gut.
LG
lalelu74
Danke Lalelu74,
die Sache mit den Farben ist bei uns - wie bei Euch jetzt auch - ausgestanden. Er hat vollkommen dicht gemacht und auf einmal in den Sommerferien konnte er sie ohne zu lernen. Klingt alles doch recht ermutigend.
Ihr habt Glück mit dem Oktoberkind (Kann-Kind). Was ich so im Internet lese und finde auch vom Kultusministerium über Muss-Kinder ist wie gesagt nicht so prickelnd. Werde dies aber bei meinem nächsten Gespräch mit der Erzieherin ansprechen. Vielleicht weiß die Rat. Auf jeden Fall will ich keine Diagnose-Förder-Klasse.
Liebe Dank
Kessylein3
Wenn ich es richtig verstehe ist dein Sohn ein Muss Kind im Jahr 2011! Also NÄCHSTES Jahr! Das aktuelle Jahr hat gerade begonnen! Dein Sohn hat also noch ein ganzes Vorschulkindergartenjahr Zeit seine Fähigkeiten, sein Selbstbewusstsein etc zu verbessern!
Daher weiß ich ehrlich gesagt nicht was die Erzieherin von Dir da will! Wenn diese "Defizite" nächstes Jahr immer noch da sind zur Schuleingangsuntersuchung, dann kannst du gern nochmal mit deinem Kinderarzt reden! Von meiner Sicht aus, ist dein Kind völlig Zeitgerecht entwickelt! Kein Kind kann alles schon! Mein Kind hat es mit dem Malen und Zeichnen z.B. überhaupt nicht! Und dafür kann er anderes!
Vor allem die Konzenration ist auch bei meinem Sohn schwankend, mal klappt es mal nicht! Ich mach mir da keinen Kopf! Er wird seinen Weg gehen genau wie andere Kinder auch!
Ich finde es allerdings von der Erzieherin eine Frechheit das sie deinem Sohn so hinterherrennt und ihn in die Farben reindrängt! Sie sollte ihn lieber mal bissl Pause lassen damit sein Gehirn das mal verarbeiten kann!
meine tochter ist auch 2011 ein musskind (ende september erst geboren) udn wir kommen auch aus bayern. daher habe ich mich schon eingehend mit der problematik der zurückstellung befasst . das letzte wort hast im grunde DU (also ihr, falls ihr zu zweit seid). du gehst zur schuleingangsuntersuchung (ab märz 2011, den brief müsstest du schon haben). bis dahin habt ihr erst mal noch monate zeit. in monaten tut sich manchmal ja gewaltig was. da wird gecheckt und eine empfehlung ausgesprochen. es wird aber auch erwähnt, dass das letzte wort die schule dann hat. das stimmt aber auch nur bedingt. wenn man gute gründe hat und die seinem kinderarzt darlegt (vorausgesetzt du hast nen guten), dann kann der arzt schon auch sich dafür oder dagegen aussprechen und dieses besprichst du dann wiederum mit der schule. so ist es in bayern gott sei dank noch kein grosses problem (wie in anderen bundesländern, wo man psychologische gutachten vorlegen muss).
du hast also erstens mal die ruhe und zeit, noch bis frühjahr einfach unvorgeingenommen abzuwarten. dann hast du die gewissheit, das DU da ein (DAS) wörtchen mitzureden hast. und letztelich muss auch dein sohn berücksichtigt werden, will er überhaupt schon in die schule.
die erzieherin allerdings überschreitet hier eindeutig ihre kompetenzen und dies kannst du ihr bei gelegenheit auch nahe legen. sie kann eine empfehlung aussprechen, kann sagen, hier und da haperts oder da klappts super. was sie aber sicher nicht kann, ist beurteilen, ob dein sohn die seelische, soziale und körperliche reife hat, in die schule zu gehen. das können nur mehrere institutionen gemeinsam. allen voran die eltern, auch die erzieher (ich sage auch und nicht nur), der arzt und die schule. also bleib ganz ruhig, pfeif die dame mal zurück und warte ab.
liebe grüße von sina
Hallo,
ich habe Deinen Beitrag mit Interesse gelesen. Du hast das Glück / Pech im Kindergarten eine Erzieherin zu haben die für Deine Begriffe sich ein wenig zuviel für Dein Kind interessiert. Und so markaber das klingt, schreibe ich Dir sei froh darüber, auch darüber das Ihr in Bayern wohnt.
Die Vorsorgeuntersuchungen sind relativ neutral gehalten und geben einen Anhaltspunkt ob eine Entwicklungsverzögerung eventuell vorhanden ist oder auch nicht. Vieles hängt dabei auch vom Kinderarzt und seinen Fähigkeiten bezg. dessen wie er Entwicklungsverzögerungen sieht oder auch nicht.
Ich selbst habe zwei Kinder die die Frühfördereinrichtung besuchen und das mit Erfolg. Beide bekommen pro Woche einmal Logo und direkte Frühförderung, verordnet vom Arzt beim Großen und auf eigenen Wunsch beim Kleinen und der Erfolg spricht für sich. Der Große wird dann nach 6,5 Jahren Förderung regulär eingeschult werden, beim Kleinen werde ich darum kämpfen müssen das er nur auf eine Sprachheilschule kommt und nicht auf eine andere Förderschule.
Die Entwicklungstest´s sind Bundesland bzw sogar deutschlandweit nach einem Standart entwickelt und die Therapeuten die die Tests durchführen sind neutral und unabhänig. Klar kennt man im Laufe der Jahre die Leute die die Tests durchführen, aber da wird bei jedem Kind in der Altersgruppe ab ...Jahren der gleiche Test gemachr. Ich oder mein Mann sind bei dem Test mit dabei und füllen einige Bögen aus zum Sozialverhalten aus. Beim Kleinen mussten solche Fragen beantwortet werden ob er sich alleine an- und auszieht, mit Messer und Gabel isst uä. Nach Beendigung des Tests wird er in Deinem Beisein ausgewertet und anhand der Entwicklungskurve die dabei entsteht, siehst Du sofort ob Dein Sohn Förderbedarf hat oder nicht. Danach könnt Ihr dann entscheiden wie es weitergeht, unabhängig vom Kindergarten.
Wenn Du also einen Rat haben möchtest. Melde Deinen Sohn alleine zum Austesten in einer Frühförderstelle an und warte ab was das Ergebnis bringt. Danach weißt Du auch wie Du mit der Erzieherin umgehen solltest.
Meiner Freundin ging es ähnlich wie Dir, mit dem Resultat das die kleine Dame unterfordert ist.
Unsere Frühfördereinrichtung hat sehr viele Kinder in Betreuung aber die wenigsten Ärzte schicken die Kinder dorthin, weil sie im Glauben sind das sich das alles noch gibt. Oftmals sind es Erzieher oder unsichere Eltern die die Einrichtung um Hilfe bitten.
Alles Gute
Geli