Hallo,
ich habe mal eine Frage bzgl. eines neuen Schulsystems, welches ab kommenden Schuljahr bei uns im Kreis entsteht. Hier sollen aufgrund mangelnder Schülerzahlen an den Hauptschulen, alle Haupt- und Realschulen zu einer Schulform zusammengefasst werden. Das Ganze nennt sich dann "Sekundarschule". Bisher wissen wir nur durch ein Infoschreiben und durch die Presse davon, morgen wird ein Info und Diskussionsabend dazu stattfinden.
Unser Grundschulrektor hat uns alle dazu aufgerufen, daran aktiv teilzunehmen und nicht alles wortlos hinzunehmen, was die Politiker entschieden haben.
Es weiss allerdings kaum jemand richtig Bescheid, wie es letzten Endes alles ablaufen wird. Nur ungefähr, dass es so wie eine Art Gesamtschule funktionieren soll, d.h. Haupt und Realschüler kommen in eine Klasse, hinzu kommt noch, dass es alles integrative Schulen werden, die auch lernbehinderte Kinder aufnehmen.
Die Kinder können dann in den Fächern, in denen sie gut sind, in die Realschulkurse gehen und in den schlechteren dann eben in den Hauptschulkurs.
Laut Politikern wäre das ja für alle ein Vorteil, nicht so gute Realschüler müssten nicht gleich auf die Hauptschule gehen und bessere Hauptschüler könnten eben in den Fächern gefördert werden, in denen sie gut sind.
Wir sind mit unseren Meinungen hin und hergerissen, zum einen ist es tatsächlich vielleicht ganz gut. Allerdings sind die heutigen Hauptschüler zum grössten Teil nicht mehr so, wie sie es früher waren. Dort gibt es viele agressive und ADHS Kinder, die schon die Grundschule nicht gut geschafft haben. Dadurch, dass es hier kleine Orte sind, kennt man ja die Kinder. Unter ihnen haben auch die restlichen normalen Hauptschüler sehr zu leiden.
Kennt jemand von Euch schon so ein Schulsystem und wenn ja, wie funktioniert dass? Wo sind die Schwachstellen, die wir zur Sprache bringen könnten?
Liebe Grüsse, Celia.
Neue Schulform soll entstehen / Real- und Haupt- wird zusammengelegt
Bundesländer mit teilintegriertem Schulsystem
In vielen Bundesländern ist die Realschule als eigenständige Schulform entweder abgeschafft oder, wie in den neuen Bundesländern, gar nicht erst errichtet worden. Sie existiert jedoch weiterhin in Form eines teilintegrierten Bildungsganges, das heißt, die Bundesländer stellen durch ihr Schulsystem sicher, dass der mittlere Bildungsabschluss erworben werden kann.
Brandenburg legte 2005 alle Realschulen und Gesamtschulen ohne gymnasialer Oberstufe zur Oberschule zusammen.
In Berlin wurden zum Schuljahr 2010/2011 die Realschule zusammen mit der Hauptschule und der Gesamtschule in die Integrierte Sekundarschule integriert. Somit gibt es nur noch zwei Schulformen im Land Berlin, das Gymnasium und die Integrierte Sekundarschule.
Bremen fasste 2004 die Haupt- und Realschulen zur Sekundarschule zusammen. In dieser werden bis zur 6. Klasse alle Schüler gemeinsam unterrichtet. Ab der 7. Klasse findet dann in den Fächern Mathematik und Englisch eine kursbezogene Leistungsdifferenzierung statt, ab der 8. Klasse auch im Fach Deutsch. Ab der 9. Klasse werden die Schüler in abschlussbezogene Profilklassen (Haupt- bzw. Realschulprofilklassen) eingestuft.
Im Saarland wurde vor einigen Jahren die Realschule mit der Hauptschule zusammengelegt. Die neue Schulform ist nun die Erweiterte Realschule, in der die Schüler in den Klassen 5 und 6 gemeinsam lernen, ab der 7. Klasse dann aber in verschiedene Zweige aufgeteilt werden (Haupt- und Realschulzweig). Ähnliche Wege gingen Mecklenburg-Vorpommern und Rheinland-Pfalz mit der Einrichtung Regionaler Schulen (die in Rheinland-Pfalz im Jahr 2009 in Realschulen plus überführt wurden), Sachsen mit der Errichtung der Mittelschule, Sachsen-Anhalt mit der Zusammenlegung des Haupt- und Realschulbildungsganges in so genannten Sekundarschulen sowie Thüringen mit der Einführung der Regelschule.
Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Realschule#Bundesl.C3.A4nder_mit_teilintegriertem_Schulsystem
Bist du aus BW? Da wird es einiges an Veränderungen geben und ob gut oder schlecht - sei dahingestellt.
Ich finde den Wegfall der verbindlichen Grundschulempfehlung schonmal sehr gut. Es nimmt den Kindern den Druck, weil gerade in der 4ten Klasse drehen die Eltern ab und übertragen es auf die Kinder.
Seit G8 platzen in BW die Realschulen aus allen Nähten. Ein homogener Unterricht ist nicht möglich. Gesamtschulen (so in der Art hört sich das Konzept an, von dem du schreibst) gibt es kaum. Was tun also?
Veränderungen sind immer mit viel Arbeit und z.T. Widerstand verbunden. Wer bricht schon gerne diese verkrustuten Strukturen auf? Aber ich bin um ehrlich zu sein froh darüber, dass in diesem elitären Schulsystem wie wir es in BW hatten nun endlich mal Bewegung kommt.
Es blieben zu viele "Spätzünder" auf der Strecke unabhängig davon, dass jeder mit dem Totschlagargument "zweiter Bildungsweg" kommt.
Ich selber finde die Form wie du sie beschreibst gar nicht mal so übel.
LG
B.
Hallo Celia,
also bei uns ist es so, da gibt es entweder Mittelschule, wo Realschüler und Hauptschüler gemeinsam lernen.
Oder aber Gymnasium bis zur zwölften.
An dem Gym meines Sohnes sind beispielsweise auch Rollifahrer und LRS Kinder integriert. Aber wie Du so schön schreibst, das Dein Kind am besten nicht mit ADHS Kindern lernen soll (liest man so heraus) finde ich das mehr als daneben. Wie sollen sich die Kinder später mal behaupten, wenn sie von allem "schlechten" (ironisch gemeint) ferngehalten werden.
Ich habe auch sehr lange überlegt gehabt, was ich mache, da ein sehr verhaltensauffälliges Kind mit in der Gymklasse war, teilweise gewaltbereit, aber vorallem immer bereit zu stören. In einer Biliklasse mehr als schwierig. Ich sagte mir dann immer wieder das nicht die Lösung wäre ihn in die andere Klasse zu stecken sondern ihn zu bestärke sich Freunde zu suchen, die ihm guttun und ihn lernen lassen.
Ein was hielt ich mir immer vor Augen, wenn er dann mal in der 11ten oder zwölften ist und auf dem Pausenhof raucht oder Drogen nimmt, kann ich auch nicht mehr viel tun, aber bis dahin, ihn auf den richtigen Weg zu bringen ihn zu bestärken in Gut und Böse das kann ich schon tun.
LG Mimi
Hallo,
danke für Deine Antwort. Uns geht es nicht darum, dass unsere Kinder gar nicht mit ADHS Kinder in einer Klasse sein sollten. Wir haben zur Zeit auch 2 solche Kinder in der Grundschulklasse. Sie stören zwar massiv den Unterricht, aber die anderen Kinder lassen sich nicht darauf ein. Was wir meinen, ist, dass durch die Zusammenlegung ganz viele solcher Kinder in einer Klasse sein werden, denn es gibt ja auch ADHS Kinder auf Realschulen. Dazu kommen dann noch die lernschwachen Kinder und die Kinder mit Migrationshintergrund, die aufgrund schlechter Deutschkenntnisse auch sehr viel Aufmerksamkeit der Lehrer benötigen.
Aber das alles zusammen -wie soll das funktionieren? Auf eine Lehrkraft sollen 30 Kinder im Schnitt kommen. Diese Lehrkraft kann sich ja gar nicht auf einen guten Unterricht konzentrieren, da die Aufmerksamkeit immer auf die schwächeren geleitet werden muss. Und somit natürlich auch der gesamte Lernstoff angepasst werden muss.
Selbst "Spätzünder" könnten ja so niemals auf einem normalen Gymnasium mithalten, denn dort ist das Lerntempo ja gegenüber der bisherigen Realschule auch schon etwas ganz anderes.
Wenn man allerdings dann von einer solchen Sekundarschule kommt, wird es ja noch viel schwieriger.
Lg Celia.
Hi,
bei uns nett sich das "Realschule+".
Aus meiner Sicht macht das ganze System nicht so richtig Sinn.
Es ähnelt den Gesamtschulen in Hessen, aber eben ohne Orientierungstufe (5.-6. Klasse) und ohne Gymnasialzweig.
Die Probleme, die an vielen Hauptschulen bestehen (weniger Schüler, viel Schüler mit Migrationshintergrund, etc.) werden mMn nur verlagert - und nicht behoben.
Vorteil ist, dass die Schüler wohl auch von HS auf RS wechseln können, Hauptschüler das 10. Jahr machen können etc. ansonsten ändert sich aber nicht wirklich etwas. Die 15jährige Tochter meiner Nachbarn geht auf eine Realschule+ (diese gibt es seit dem Schuljahr 2009/2010) und macht dort den Hauptschulabschluß. Vorher war sie an der gleichen Schule - die nannte sich da aber auch noch "Hauptschule". Geändert hat sich lt. ihrer Aussage nichts. Um den realschulabschluß zu machen, wird sie trotzdem ein Berufsvorbereitungsjahr machen müssen - an einer Brufsschule...
Ich finde Gesamtschule super (war selbst auf einer), aber dies Realschule+ ist mMn völlig falsch konzipiert.
Gruß
Kim
Hallo,
in Bremen wurde das System 2004 eingeführt und dieses Jahr wieder geändert (jetzt haben wir die "Oberschule" = Schule für alle + ein paar reine Gymnasien, die sich noch ihren Weiterbestand erkämpft haben).
Ich halte von diesem "Einheitsbrei" gar nichts! Aufgrund der großen Klassen und der oftmals problematischen Schülerschaft ist ein differenzierter Unterricht kaum möglich und die Schüler sind entweder über- oder unterfordert.
Bei dem System Sekundarschule + Gymnasium leiden vor allem die "guten Realschüler", da sie auf dem Gym überfordert sind, aber auch nicht zwischen die Hauptschüler gehören.
in SH ist das schon länger so.....meine Tochter geht auf solch Schule nachdem wir aus NDS hierher gezogen sind. Vorher war sie auf einer Realschule.
Früher gabs bei uns diese Kurse L, B und G.......und jetzt gibts das halt für bessere und etwas schwächere Schüler.
Naja........und das die Schulen integrative Kinder aufnimmt wird ja auch mal Zeit........denn JEDES Kind sollte das Recht haben eine normale Schule zu besuchen!
Mein Sohn geht auch auf eine Realschule plus.
Er ist ein extrem-Frühchen gewesen (26.ssw) und hatte sehr lange Probleme mit der Feinmotorik.
Er konnte beispielweise bis zur dritten Klasse nicht wirklich Schreibschrift, feine Arbeiten wie basteln, malen..... auch nicht.
Daraufhin meinten seine Lehrer er hätte max Hauptschulniveau.
Dank ausgiebiger Ergotherapie hat sich seine Schwäche aber gut gebessert.
In der weiterführenden Schule hat er sich zu einem richtig guten Schüler gemacht. Er steht Mathe im Realschulkurs auf 1-2. Deutsch 2-3.......
Das Konzept ist meiner Meinung nach gut durchdacht, es gibt auch Fächer wie Lernen lernen......
Wir haben auch ADS/ADHS Schüler und Schüler mit Migrationshintergrund. Aber dafür gibts ja die verschiedenen Kurse und ich habe bei unserem Sohn noch nicht festgestellt, das diese Kinder in seiner Klasse ein Problem darstellen.
Ja, ich freu mich schon total an einer solchen Schule unterrichten zu können.
Da hat man wieder irgendwas in Gang gebracht, ohne genau zu wissen, wie man das umsetzen soll. Und Gott sei Dank kann man dann wieder neue Bücher und Lehrmaterialien produzieren.
Bin auch gespannt, wie man Schüler, die aus der Förderschule, Sonderschule (Stichwort Inklusion), Hauptschule und RS innerhalb einer Klasse (keine mehreren Kurse!) unterrichten soll.
Ob wir dann auch mehr Geld bekommen-so wie die RS Lehrer?
Aber durch den Wegfall der Bildungsempfehlungen (wieso sollen auch die Lehrer entscheiden, die jahrelang die Kinder unterrichteten, welche Schulart geeignet ist, sondern die Eltern,die sich teilweise null drumm scheren bis Klasse 4?), bleibt den HS/WRS nichts anderes übrig, als die Schulart umzustellen,wenn sie nicht untergehen wollen!
Lange angebahnt und endlich führen die kleinen Schritte, die von oben aufgezwungen wurden, zum Erfolg!
Bei uns gibt es schon lange nur 2 Schularten, die Mittelschule und das Gym.
In der 3. Klasse wird schon vorentschieden wo das Kind später mal hin kommt. Bei der Kleinen war es so das sie bis 2,0 Notendurchschnitt von Mathe, Deutsch und Sachkunde augs Gym darf, ab 2,1 dann nur noch in die Mittelschule.Dafür zählte dann das Halbjahreszeugniss der 4. Klasse
In der Mittelschule kommen alle Kinder aus Förder-und Grundschule die es nicht aufs Gym geschafft haben.
Bei meiner Tochter (jetzt 9. Klasse) war es so das die Kinder mit L/R Schwäche und Intigrationshintergrund alle komplett in die A Klasse kamen (5a)der Rest wurde in B und C also 5b und 5c aufgeteilt.
In der A- Klasse wurde etwas langsamer gelernt , sie hatten aber den selben Stoff wie in den anderen Klassen.Im Stundenplan ist immer eine bis 2 Stunden Förderunterricht mit drinnen, wo alle Kinder daran teilnehmen müssen, aber jeder nur in dem Fach wo das Kind seine Schwächen hat. Da werden die Kinder für diese Stunden aufgeteilt, so das nur 5-7 Kinder an dem Förderunterricht teilnehmen.
Die Schüler haben den gleichen Unterricht in Hauptfächern, später wird die Klasse in Hauptschüler und Realschüler geteilt. Das heißt die Hauptschulfächer machen alle zusammen und zu den Realschulfächern gehen dann nur die Realschüler.Diese haben dann eben öfters mal länger Unterricht.
Bei meiner Tochter ist es so das die A-Klasse von Anfang an den "Stempel" weghatte und diese Klasse war auch immer schlechter von den Zensuren her.Alle Störenfriede kamen irgendwann in die A-Klasse die dann schon als Drogenklasse betitelt wurde.
Seit diesem Jahr ist es so, das es keine A-Klasse in dem Sinne mehr gibt.
Die Kinder sind in jeder Klasse bunt gemischt, haben auch wie oben beschrieben Förderunterricht. Von 24 Kinder gehen beispielsweise 8 Kinder in Mathe, 8 in Deutsch und 8 in L/R .Förderunterricht. Von den je 8 Kindern wird ab Januar nochmals ausgesiebt, da gehen die guten Kinder nur noch alle 2 Wochen zum Förderunterricht so das einmal 8 und einmal nur 3 oder 4 Kinder da sind.
Bei uns ist es so das Kinder nach der 6. oder nach dem Realschulabschluß auf das Gym wechseln können.
VG 280869