Guten Morgen zusammen!
Ich war hier bei urbia ewig nicht aktiv - jetzt schreibe ich hier mal aus einer Hilflosigkeit heraus. Gestern hatte ich das selbe Posting schon mal in Kindergartenalter reingesetzt, aber ich glaube, Eltern älterer Kinder können mir vielleicht eher helfen... Wer hat/hatte auch ein Kind mit ständigen Tics? Wie geht ihr damit um?!
Kurz zur Situation und zu meinem Kind:
Ich war bis vor einem halben Jahr alleinerziehend, hatte bis zu Maximilians 4. Lebensjahr mit 2 Männern furchtbares Pech - sie haben meine Gefühle mit Füßen getreten und mein Sohn hat leider viel mitbekommen - selten eine ausgeglichene, glückliche Mama erlebt. Ich gab mir immer Mühe, meinen Kummer zu verbergen, aber Kinder haben ja bekanntlich feine Antennen. Hinzu kommt unsere Wohnsituation - ich bin nach der Trennung vom KV zurück zu meinen Eltern gezogen, seit Maximilian ein Baby ist leben wir quasi wie in einer großen WG zusammen. Alles prima soweit, weil wir alle ein inniges, tolles Verhältnis haben. Aber vor 12 Wochen ist Maximilians Opa, mein Vater überraschend an Krebs erkrankt. Mitten aus seinem Leben als Arzt mit langen Arbeitstagen herausgerissen. Plötzlich war unser aller Leben völlig anders, auf den Kopf gestellt und plötzlich wurde Maximilian mit dieser schlimmen Krankheit konfrontiert,erlebt nun ständig die Aufs und Abs unter der Chemotherapie mit und muss wieder eine angespannte Mama ertragen. Ich bin zwar privat inzwischen mehr als glücklich liiert aber ansonsten eben voller Sorgen um meinen schwerkranken Vater. Ein Umzug zu meinem Freund und damit die Aussicht auf ein wenig mehr Ruhe in seinem Umfeld ist erst nächstes Jahr geplant...
Kurz gesagt, Maximilian hat immer schon viel Durcheinander und extreme Situationen erlebt.
Er ist ein intelligentes, sensibles, wissbegieriges Kind, das leidenschaftlich gerne in den Kindergarten geht, eine schnelle Auffassungsgabe hat und gut neues lernen kann. Er hat Freunde und geht zum Judo, er bastelt tollste Sachen, ist kreativ und spielt ausdauernd alleine, manchmal eine Stunde und länger am Stück. Er erfindet Spielsituationen, die so kreativ und spannend sind, dass ich manchmal staune. Er verkleidet sich gerne und er ist ein aufmerksames, helles Köpfchen.
Aber da wären halt siese Tics... Kopf nicken, Augen rollen, Mund aufreißen, Augen zwinkern, ... Manchmal ist's ganz schlimm, dann verschwindet der Zauber für einige Zeit von einem Tag auf den anderen. Wenn ich angespannt bin ist's mehr, wenn ich ruhig bin, dann etwas weniger. Beim Fernsehen gucken macht er meist ger nichts, auch nachts nicht, wenn er schläft. Dann liegt er ganz ruhig in seinem Bett. Mich macht das alles ganz verrückt und ich ermahne ihn ständig. Das ist wie ein Teufelskreis. Dann wird es nämlich schlimmer.
Kennt jemand das?! Was tun?! Ich habe bloß mal gelesen, dass solche Tics wieder verschwinden. Ach ja, mein Vater ist auch unser Hausarzt, er und auch meine Schwester, die ebenfalls Ärztin ist, sagen immer ich soll mir keine Gedanken machen.
Maximilian nimmt sich alles sehr zu Herzen, denkt furchtbar viel nach und ist wirklich sehr sensibel... Vielleicht hat hier jemand Tipps für mich.
Danke und liebe Grüße,
Astrid
Mein Sohn (5 Jahre) hat ständig Tics...
Liebe Astrid,
ich finde es total toll wie du über deinen Sohn schreibst.
Man liest die Liebe aus jeder Zeile und allein das ist schon total viel Wert!
Ich denke auch, dass du selbst den Schlüssel schon in der Hand hast!
"Wenn ich angespannt bin ist's mehr, wenn ich ruhig bin, dann etwas weniger"
Er drückt Deine Angespanntheit aus.
Als Erwachsener ist man sehr beherrscht und je mehr man seine Gefühle unterdrückt desto deutlicher zeigen die Kinder sie.
Er zuckt also besonders im Gesicht. Das Gesicht ist quasi das offensichtlichste Körperteil für alle Menschen. Das wo es am meisten auffällt wenn etwas "nicht stimmt". Wahrscheinlich gibt es schon vorher wenn bei Dir die Anspannung steigt, bei ihm andere, nicht so deutliche, Zeichen.
Du kannst also gut erkennen wann es ihm und demnach auch Dir zu viel ist, wann die Anspannung zu groß wird. Also schimpfe nicht mit ihm sondern schau genau in dem Moment was in Dir gerade passiert. Finde heraus wie du Deiner Anspannung begnen und sie wieder in Ruhe umwandeln kannst.
Bei manchen Menschen hift es sich für 5 bis 10 Minuten zurückzuziehen und sich nur auf das tiefe ein- und ausatmen zu konzentrieren. Manchen helfen Mediatationen, manchen eine Badewanne oder ein kurzer Spaziergang.
Achte auf deine Bedürfnisse und tue jeden Tag etwas, was DIR gut tut!
Wenn Deine Grundanspannung eine andere ist, wird auch er sich entspannen!
Alles Liebe
Sunny
Ich glaube ganz sicher, dass er aufhört wenn Du Deine Anspannung
Das ist eine wirklich tolle, sehr sensible Antwort.
Klingt für mich alles absolut logisch und ich möchte mich daher einfach anschließen.
Das würde ich dann doch mal einem Facharzt (Kinderarzt oder Neurologen) zeigen.
Mein erster Gedanke: Tourette. Aber ich bin kein Fachmann.
Hallo
Mein Mann (auch Arzt) behandelt viele Tourette-Patienten, die oft wahre Odysseen hinter sich haben. Ich will damit ganz gewiss überhaupt keine Diagnose stellen, aber ich würde einfach mal zu einem Profi gehen (Kinderarzt oder sogar Kinder- und Jugendpsychiater), der sich mit Tics gut auskennt. Denn ich denke, das geht halt doch über das normale Hausarztwissen hinaus (vor allem, wenn der Hausarzt auch noch der Opa ist und der vielleicht bei solchen Themen weniger objektiv ist, als ein Aussenstehender).
Und ansonsten bin ich der Meinung, dass auch für Kinder Stress und traurige Momente zum Leben dazugehören. Wichtig ist, dass man lernt damit umzugehen.
Ich wünsche Euch (und vor allem Deinem Vater) alles Gute,
Paula
Hallo!
Ich kenne dieses "Problem" auch von meinem Jungen. Er hat auch mit dem Kopf genickt,Mund aufgerissen und andauernd geräuspert.Wenn er aufgeregt oder nervös war, wurde es ganz extrem. Und wenn er Ruhe hatte, war es weg. Da hat der Kiga mich dann drauf angesprochen, das er die Gruppe stört.
War beim Kinderarzt und der hat mich mich beruhigt. Das es schon wieder weggeht.
Und so war es auch. Die Tics haben glaube ich fast ein halbes Jahr gedauert und jetzt hat er sie nicht mehr. Es war nur so ne Phase. Der Kinderarzt hat gesagt, das dieses viele temperamentvolle Kinder haben.
Also ich würde mir keine Sorgen machen sondern abwarten.
LG Claudia
Hallo,
auch ich fühl mich ziemlich hilflos. Mein Sohn (7) rollerte das letzte viertel Jahr mit den Augen. Aber eigentlich nur Nachmittags zum Abend hin, wenn er konzentriert Hausaufgaben macht, Wii spielt oder Fern sieht. Eine Sehstörung hat der Augenarzt ausgeschlossen, nun steht der nächste KiÄ Besuch an.
Mittlerweile ist das 'Rollern' weniger geworden, aber er räuspert sich ständig.
Von solchem Streß wie bei Dir, kann bei uns keine Rede sein. Außer 'Einschulung' hatten wir keinen Streß. Kann dieser Streßfaktor/Umstellung sowas hervorrufen???
Alles läuft wie immer, nichts ist anders als in der Kita.
Ich geh zwar Vollzeit arbeiten, Papa ist oft auf Lehrgang... ich fühle mich im Dauerstreß aber das war in der Kita auch schon so.
Wir warten nun die nächste Aussage unserer KiÄ (die auch Kinderpsychologin ist) ab und werden weitersehen...
Bin gespannt, ob noch andere Meinungen kommen.
Hallo Astrid,
ach je, ist sicher nicht leicht für Euch gerade,...
Was Deinen Kleinen angeht. So finde ich es auch sehr wichtig noch einmal zu einem Facharzt zu gehen -wenn Du weiterhin beunruhigt bist-.
Die Termine dort sind rar und wenn Du einen hast, dann hast Du auch das Gefühl etwas getan zu haben.
Was die Tics angeht, so sprich ihn bitte -so schwer das auch klingen mag- nie wieder darauf an. (Bringt gar nichts, verschlimmert es eher)
So wie Du es beschreibst klingt es noch nicht ganz so schlimm, da er ja Phasen hat, wo er nichts macht -da besteht mehr als gute Hoffnung, das diese Tics nur kurzweilig sind und wieder von alleine weggehen-. Richtige Tics bleiben -wenn auch mal mehr und mal weniger oft-.
Unser Sohn räuspert sich seit vielen Wochen und atmet danach komisch laut aus. Dies macht er quasi immer. Ob abgelenkt oder nicht und der Kinderarzt schickte uns zum Psychiater, der ihn nun testet was dahintersteckt. Verdacht auf ADS etc.
Ich denke, wenn Dein Bauchgefühl sagt, es wird wieder weggehen, wenn es bei Euch ruhiger wird, dann erspare Deinem Sohn die Arztbesuche aber wenn dem nicht so ist, würde ich einen Termin machen.
Ganz viel Erfolg für den Kleinen und Deinem Vater alles Gute und Euch viel Kraft.
LG, Tina
Vielen lieben Dank für Eure Meinungen und Erfahrungen...
Gestern war echt ein schlimmer tag, aber ich war auch extrem angespannt, weil mein Vater wieder schlechte Blutwerte hat...
Vor lauter Frust habe ich Maximilian nicht gerade feinfühlig gesagt, er solle doch bitte aufhören mit den nervigen Grimassen. Ich könne es nicht länger ertragen.
Das hat mir anschließend total leid getan. Heute früh ist es etwas besser. Ich bemühe mich, die Tics zu orientieren und mache meinem kleinen Schatz heute einen tollen Ferientag...
Ich habe in einem Monat einen Termin beim Kinderpsychiater - das dauert noch ne Weile aber für einen Facharzt geht's fast noch... Es ist so vieles im Argen bei Maximilian, ich habe auch oft das Gefühl, dass seine Interessen und Bedürfnisse in seinem Freundeskreis und in seinem Kindergarten zu kurz kommen. Er passt sich ständig an um dazu zu gehören. Das baut glaube ich einen enormen Druck und einen Konflikt in so einem kleinen Kerl auf. Gestern sagte er mir z.B. dass er nur zum Judo geht, weil seine Freunde da sind... Mmmm, schon blöd!
Maximilian würde lieber Forschen, basteln, konstruieren...
Tja und eben gerade erreichte uns wieder die Nachricht, dass mein Papa wieder ins Krankenhaus muss, weil er kaum noch Leukos hat... Und das Zittern beginnt aufs Neue!
Lieben Gruß
Astrid
gute besserung an deinen papa
zu dir:
bitte sag deinem sohn nicht er solle aufhören grimassen zu schneiden oder so - egal wie sehr es dich nervt und egal wie angespannt bist. davon wird es höchstens noch schlimmer als besser - denn er wird versuchen dir zu helfen und das nicht zu tun ... noch mehr stress, noch mehr tics, noch mehr ... naja, teufelkreis wie du halt schon sagst. ihr seid in ner "wg" - nimm dir ab und an mal wirklich auszeiten und meditiere oder sonst was!
zu den tic's:
das ist eine unwillkürliche handlung. manche kinder bekommen das nicht mal mit ... und kontrollieren können sie das gar nicht! also bringt es auch nix, wie du oben schreibst ihn zu ermahnen! dann fühlt er sich gleich 2x schlecht. 1x weil er das hat und alle ihn komisch finden und zum anderen weil auch du sagst dass er doch damit aufhören soll, was er aber nicht kann ... und kinder versuchen IMMER ihre eltern glücklich zu machen - ihr leben steht und fällt mit glücklichen eltern, dass die aber selber dafür verantwortlich sind und nciht die kinder verstehen sie nicht!
dann: ein tic ist eine abgebrochene bewegung - da steckt noch mehr dahinter. also beschützt er dich schon. er versteckt was er gerne am liebsten machen würde, und wenn das so intensiv ist wie du sagst würd da vermutlich die post abgehen
geh wirklich zu nem psychater mit ihm, hol dir vielleicht selber hilfe - vielleicht auch nen psychater wo du jede woche deinen stress und seelenmüll abladen kannst.
und was judo angeht: lass ihn doch mal eine woche daheim und lade ein paar freunde ein anderes mal für ihn ein (kann auch eine nette abwechslung für euch alle sein ) für den fall dass die wirklich judo gehen. und dann guck mal ob er die nächste woche nicht wieder gern hingeht, weil er merkt das macht ihm spaß. oder aber guck ob du nicht eine bastelgruppe für das alter findest wo er hinkann - dann kann er judo gehen und sich bewegen (was ihm sicher auch gut tut, auch wenn er es nicht merkt) und seinem bastel/forschertrieb nachgehen ...
lg
me
Hi,
ich kenne die Tics auch bei meinem Sohn. Wir haben auch schon bissi hinter uns und unsere Söhne ähneln sich wohl vom Character... sensibel, kreativ, nachdenklich, wissbegierig...
Jedenfalls habe ich noch nicht raus, WANN die Tics beginnen oder aufhören, aber es hört jedes Mal von alleine auf. Jetzt grad rümpft meiner immer die Nase und besonders wenn er erzählt, dann ist er aufgeregt. Er hatte schon Nase hochziehn alle geschätzten 3 Sek, räuspern, "Pseudo"-hüsteln, Kopfwackeln... ach schon einiges. Zwischen den Tics ist immer Ruhe. Dann fängt der nächste an. Es hilft wirklich am besten, wenn du den Tic ansprichst, aber nicht schimpfst oder sagst er soll es lassen. Denn die kids merken es ja nicht mal und so geraten sie unter Druck, dass sie etwas lassen sollen von dem sie ja gar nicht wissen, dass sie es tun?! Verstehst du?
Ich gerate auch immer wieder in diese Schimpfsituation, aber es hilft echt besser, wenn ich meinen darauf anspreche und sage "Du rümpfst aber ganz schön oft die nase im Moment - sieht irgendwie süß aus" und nach ein paar Wochen ist der Tic dann wieder weg, 2 Wochen Ruhe, dann kommt das nächste
Mach dir echt nicht so viele Gedanken.
LG
Maren