Qualität der Schulbildung - Konsequenz für späteres Leben?

Hallo,

wir wohnen in einem Strukturschwachen Land, die hinsichtlich der südlichen Länder in der Qualität der Lehre grundsätzlich schlecht abschneiden.

Bekannte von uns machen darum jetzt einen ziemlichen Aufwand. Sie würden gern in den Süden ziehen, damit ihre Kinder die bestmögliche Bildung erhalten.

Diese Panik kann ich nicht verstehen. Ich bin selbst hier zur Schule gegangen und hatte das Glück, eine gute Schule, eine gute Klasse und viele gute Lehrer zu haben. In Studium und Arbeitswelt habe ich - bis auf evtl. Abschläge bei der Bewertung meiner Abschlussnote bei internen Rankings - deswegen keine Nachteile gehabt und fühle mich auch nicht "dümmer" oder schlechter gebildet als jmd. anderes aus Deutschland.

Ich würde behaupten, dass die Qualität der Lehre z.T. eine weitaus geringeren Einfluss auf die spätere "Karriere" des Kindes oder gar seine Fähigkeiten hat - vielmehr sind es doch die Vorbilder aus der Familie und Peargroup, die prägen.

Gibt es hier Familien, die ggf. während der Schulzeit der Kinder in ein anderes Bundesland gezogen sind und ggf. von Unterschieden berichten können?

Vielen Dank!

Curacao75 - die von dem Nord-Süd-Gefälle-Gerede doch etwas genervt ist.

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Versteh deinen Text nicht so ganz. Was heißt für dich "Qualität der Lehre"?

Natürlich prägt dich dein Umfeld (es heißt übrigens peergroup), aber ich denke, dass es schon ein Unterschied ist, ob ich studiert habe und mich mit meiner Familie in Akademikerkreisen bewege oder ob ich bei Aldi an der Kasse sitze und mit den entsprechenden Leuten zusammen bin? (Ja, steinigt mich!)
Ich bin aus Bayern und kann nur sagen, dass das Niveau der Abiprüfung um einiges höher war als bspw. in Berlin, wo die Texte des Deutschabis vorher bekannt waren. Deswegen bin ich nicht gescheiter, aber man hat an der Uni (Bayern) gesehen, dass sich die bayr. Abiturienten vielmals leichter getan haben, da sie ein höheres Niveau gewohnt waren.

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"man hat an der Uni (Bayern) gesehen, dass sich die bayr. Abiturienten vielmals leichter getan haben, da sie ein höheres Niveau gewohnt waren. "

War bei meinem Unistudium genauso. Bei vielen Erstsemestern, die nicht aus Bayern kamen, fehlten wesentliche mathematischen Grundlagen komplett.

Allerdings halte ich es für maßlos übertrieben, wegen des höheren Schulniveaus (wenn es denn heute noch so ist, ich bin Abi-Jahrgang 1992) in ein anderes Bundesland umzuziehen. Ich denke mal, ein intelligenter Mensch wird auch trotz niedrigerem Schulniveau intelligent bleiben. Die intelligenten Erstsemester in meinem Jahrgang hatten keine Probleme, ihr fehlendes Schulwissen aufzuholen :-)

LG,
J.

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Ich finde es eigentlich nur schade, dass die Schulbildung so sehr am echten Leben vorbei geht. Man lernt so viel Zeugs in der Schule, was man eigentlich nur bis zur nächsten Arbeit behält, dann ist es wieder weg. Viele Kinder - und dabei ist es egal, ob sie im Norden oder Süden leben - beherrschen nicht mal Kopfrechnen oder den Dreisatz. Na ja, wenigstens hatten sie Integralrechnung... sowas Bescheuertes.

Ich persönlich hatte zu 85% doofe Lehrer. Alkoholiker, Medikamentenabhängige, Langweiler und zwei/drei echte Psychopathen. Die wären als Diktator besser dran gewesen. Einer hat sich regelrecht daran ergötzt, die schwächeren Schüler zu quälen. Na ja und der Rest waren Freaks mit ungewaschenen Haaren, jahrzehntealten Birkenstocklatschen oder einer Schaffellweste, die schon Motten anzog. Lehrer sind Vorbilder und die sehen anders aus, ehrlich!!!

Wenn ich so darüber nachdenke, dann fallen mir spontan nur drei gute Lehrer ein. "Gut" bedeutet für mich vor allem fair, freundlich aber bestimmt, gelassen und - ganz wichtig und sehr selten - gut und individuell vorbereitet, spontan auf Bedürfnisse der Klasse eingehend... so im Wesentlichen.

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Jetzt packst du aber sämtliche Vorurteile aus, die es über Lehrer gibt.#contra
Oder in welchen Bezirken bist du groß geworden, dass da so eine geballte (!)Lehrerelite unterrichtet hat?

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Schubladendenken ist halt so schön einfach..............

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hallo,

also meiner meinung nach liegt es eher am bildungssystem allgemein. natürlich gibt es hier und da unterschiede zwischen einzelnen bundesländern, aber dennoch fallen einfach viele viele schüler bundesweit einfach durchs raster.

was will man heutzutage als lehrer? am liebsten doch 24 absolute durchschnittsschüler.
keine groben ausreißer sowohl nach unten als nach oben denn dass macht ja zusätzlich arbeit und stiftet unruhe.

leider sind aber eben viele kinder nicht durchschnitt und haben deswegen auch hierzulande oftmals schlechte karten.

dennoch liegt es auch in der veantwortung der eltern die kinder zu fordern und zu förden. egal ob bayern, nrw oder berlin.

vg

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Deine Erfahrungen spielen keine Rolle. Du bist ein Teil einer völlig anderen Kohorte, insofern kannst Du keine Vergleiche, die valide wären, anstellen.

Und ja, schlechte Schulbildung führt zu Nachteilen.

Allerdings sind die Schulen - gerade auch angesichts des Geldes welches ausgegeben wird - in Gesamtdeutschland überwiegend schlecht. Da muss man sich nur die Kritik (die ja jährlich wiederholt wird) der OECD ansehen.

Gruß

Manavgat

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Ich bezweifle nicht, dass schlechte Schulbildung zu Nachteilen führt. Ich zweifle, ob schlechte Schulbildung durch einen Wohnortwechsel (Bundesland, Land oder sogar Stadt) verhindert werden kann. Meiner Einschätzung nach wiegt der Einfluss der Eltern/ Peergroup (danke für´s berichtigen weiter oben) weit mehr.

LG, Curacao

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Nun erstmal ist die Qualität gemessen in PISA etc. immer ein Durchschnitt - damit kann in einem strukturschwachen Gebiet es eben auch eine super Schulausbildung geben , wie in einem vermeindlich starken Bundesland es eben auch das totale Chaos gibt.

Letzendlich ist der einzelne Lehrer wichtig, wie auch die schulischen Fähigkeiten des Kindes.
Wobei eine gute Bildung deutlich mehr umfasst als eine schulische Bildung.
Nicht jedes Kind ist in der Schule ein Star, und nicht aus jdem Schulstar wird ein glücklicher Mensch.

Neben der Schule ist natürlich das Umfeld nicht unwichtig , weniger ob akademisch als das z.B. der Zugang zum Lesen besteht etc.

In der Hoffnung auf "bestmögliche Bildung" umzuziehen, halt ich für Blödsinn.

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umgezogen sind wir nicht, aber mit dem Gedanken haben wir gespielt. Ich finde es schlimm wie mit dem Potenzial unserer Kinder in einigen Schulen umgegangen wird.

Wir bieten unseren Kindern außerschulisch das, was in der Schule auf der Strecke bleibt.
Zeitaufwendig und kostet einiges aber wir tun es gerne.

lg

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hmmm wir können uns nicht beschweren bis jetzt, unsere Große wird dieses Jahr noch 9 und geht in die 4. Klasse einer Grundschule, sie hat sich zwischen durch mal gelangweilt und bekommt dann extra Aufgaben von den Lehrern und wird gefördert. Es kommt auf die Lehrer selber an und natürlich auf die Kinder, denn was hilft es, wenn ein Kind überfordert ist? Es sind nicht alle Kinder gleich und bei einem Akademiker heißt es nicht gleich, dass das eigene Kind auch Abi macht. Ich kenne genügend Ärzt, Rechtsanwälte, wo die Kinder gerade mal den Realschulabschluß geschafft haben. Und das nicht im Norden, sondern bei München.

Ich persönlich finde, dass die Schulpolitik nicht Ländersache sein sollte, sondern Bundessache.

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Hallo,

also ich könnte schon verstehen, wenn jemand wegen der Schule umzieht. Es gibt sicher Stadtteilschulen (in Problembezirken), die sich mit so vielen Problemen herumschlagen müssen, daß das Lernen auf der Strecke bleibt und die Kinder sich gegenseitig eher runterziehen. Ob man deswegen gleich das Bundesland wechseln muß, kann ich ehrlich gesagt nicht beurteilen.

Ich komme selbst aus Bayern und kenne es lediglich, daß einer meiner Mitschüler nach Hessen umgezogen ist, damit er dort eine Chance aufs Abi hatte - hätte er híer nie geschafft. (ebenso sind viele auf die Privatschule gewechselt um das Abitur erreichen zu können).

Ich fand es eher ungerecht, daß in Deutschland so unterschiedlich gelernt und bewertet wird. Was nützt mir mein qualitativ hochwertiges Bayern-Abi, wenn ich hier niemals den notwendigen Schnitt erreichen kann für mein Traumstudium. Tja, da liegen dann die Bewerber aus anderen Bundesländern vorn, weil sie leichter einen guten Abi-schnitt ablegen konnten und dann ihr Traumstudium beginnen können.

Also ich wäre für eine Angleichung innerhalb Deutschlands und der EU (muß ja ned alles gleich sein, aber doch gewisse Standarts).

Grüße
Bianka

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Hallo,

"Was nützt mir mein qualitativ hochwertiges Bayern-Abi, wenn ich hier niemals den notwendigen Schnitt erreichen kann für mein Traumstudium. Tja, da liegen dann die Bewerber aus anderen Bundesländern vorn, weil sie leichter einen guten Abi-schnitt ablegen konnten und dann ihr Traumstudium beginnen können."

zu meiner Abizeit gab es Bonus und Malus.

Ein Bayern-Abi von 2,0 war deutschlandweit 1,8 "wert" (Bonus von 0,2), während ein 1,9 Abi in NRW mit (ich weiß es nicht genau) 2,1 (Malus von 0,2) deutschlandweit bewertet wurde.
So wurde schon ein gewisser Ausgleich deutschlandweit geschaffen. Wie es heute ist, weiß ich natürlich nicht.

LG,
J.

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Hallo,
ich denek nicht, daß es lebensentscheidend ist. Genauso wie ein guter Schulabschluß keine Garantie für beruflichen Erfolg oder Wohlstand darstellt.
Ich persönlich bin ein Nordlicht. ich würde im leben nicht wegen sowas nach Süddeutschland ziehen, um da unglücklich zu werden. ;-)
LG
kiddymummy

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Hallo!

Ich halte einen Umzug auch für übertrieben. Ich denke wie du, dass andere Faktoren wichtiger sind.

Wenn Kindern und Jugendlichen jede Begeisterung für's Lernen aberzogen wird, dann nützt auch ein Bayern-Abi nichts im Studium.

Meine Schwester ist 20 und hat gerade Abitur gemacht, ich selbst habe sehr spät angefangen zu studieren und hatte überwiegend Kommilitonen, die 10 - 15 Jahre jünger sind als ich.

Ich beobachte in der Alterstufe der 18 - 25jährigen, dass es kaum noch Begeisterung und Leidenschaft für die Inhalte gibt. Es wird gelernt, eher: gepaukt für die Note, echtes Interesse an einem Fach habe ich selten erlebt. Das Studienfach wird nach oberflächlichen Kriterien ausgewählt (mit fatalen Folgen insbesondere für die Lehramtsstudiengänge) und so hetzen dann viele durch's Bachelorstudium, um schnell einen Abschluss zu erreichen (diesen Eindruck bestätigen mir übrigens auch Hochschuldozenten und Professoren).

Natürlich kann man sich nicht für alles brennend interessieren, aber ich habe den Eindruck, dass es den Jugendlichen (und Eltern) immer mehr nur noch um die Hülle (Abinote, Abschluss, Jobaussichten) und weniger um die Inhalte und Wissen geht.

Dieses Verständnis von guter Bildung hält scheinbar auch Einzug in die Grundschulen, regelmäßig lese und höre ich von Eltern, die ihre Kinder woanders anmelden, weil die Sprengelschule nicht gut genug ist und sie Angst haben, ihrem Kind die Zukunft zu versauen. Mein Kind ist noch sehr klein, und vielleicht überdenke ich meine Meinung bis zu seinem Schulalter nochmal, aber ich bin der Meinung:

Wir Eltern können unser Kind bis zu einem gewissen Alter prägen. D.h. ich möchte, dass er sich begeistern lässt, und dadurch vielleicht gute Noten schreibt, aber nicht, weil er stur auswendig lernt.

Später gewinnen die Freunde an Einfluss, und ich sehe es als meine/unsere Aufgabe an, ihn so aufwachsen zu lassen, dass er auf die richtigen Dinge achtet.

Komplizierte Gedanken einfach widerzugeben ist nicht meine Stärke, ich hoffe du/ihr versteht trotzdem, was ich meine.

LG!

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Ja, verstehe ich und ich denke, ich teile deine Meinung.

LG, Curacao

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Deinen Beitrag fand ich super... so sehe ich das auch größenteils.

Das Problem ist nicht das Lernen ansich an den Schulen, sondern wie es vermittelt wird. Die Begeisterung bleibt auf der Strecke. Das System hinkt einfach nur total. Sie arbeiten bereits in der 1. Klasse tweilweise ganz krass mit Belohnungssystemen, die aber nicht dazu führen, dass die Schüler/innen sich für´s Lernen begeistern, sondern nur noch für die Belohnung... #kratz Das ist sowas von hirnverbannt. Und was dazu führt, dass sich nur schwer ein wiklicher Eigenantrieb entwickeln kann, sondern es nur mehr "um die Hülle" geht, wie Du so schön schreibst.

Natürlich gibt es trotzdem gute Lehrer/innen in den staatlichen Systemen, aber sie sind halt trotzdem an ihre Lehrpläne gebunden und das engt im Grunde alle ein.

LG
V.

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