Hallo ihr Lieben,
ich hatte heute eine Diskussion mit meiner Mutter, ehem. Gymnasiallehrerin.
Es geht um meine Nichte, 3. Schuljahr.
Sie hat auf dem Zeugnis eine 4 in Rechtschreiben und eine 4 im Lesen.
In Mathe eine gute 2.
Die übrigen Fächer wurden zum Großteil mit 2 bewertet.
Meine Nichte zeigt zudem ein wechselhaftes Arbeitsverhalten, träumt, vergisst Hsg. usw.
Meine Mutter ist trotzdem der festen Überzeugung, da sei eine eingeschränkte Gymnasialempfehlung "drin". Und regt sich tierisch über die Lehrerin auf, die zu meiner Schwester sagte, es sei nächstes Jahr nur eine Realschulempfehlung zu erwarten, wenn sich nichts verändert.
Wir wohnen in NRW, bei uns gibt es keine verbindlichen Notenstandards.
An meiner (Grund)schule haben wir in der Lehrerkonferenz die Richtschnur festgelegt:
Eine Gymnasialempfehlung gibt es bis zu einem 2er-Schnitt in den Hauptfächern, eine eingeschränkte Gymnasialempfehlung bei einem Schnitt zwischen 2 und 3.
Natürlich kommt das Arbeitsverhalten als wichtiges Kriterium hinzu, doch das scheint bei meiner Nichte ja auch nicht so pralle zu sein.
Sprich: ICH kann absolut nichts falsches an dieser Ansage der Lehrerin entdecken.
Meine Mutter behauptet nun steif und fest, zu ihrer Zeit am Gymmi habe sie oft Schüler mit einem Zeugnis wie das meiner Nichte gehabt. Die Vorgabe aus unserer Lehrerkonferenz sei entweder zu stramm, oder wir würden zu gute Noten geben.
Mich würde sehr interessieren, wie eure Schulen das handhaben.
LG
Empfehlungen weiterführende Schulen - wer spinnt hier?
Hallo,
warum kann das Kind nicht erstmal einen guten Realschulabschluss machen und später eventuell noch auf´s Gymnasium gehen? Ich meine, die Noten sprechen in dem Fall für sich.
LG
es gibt für die Oberstufe Zulassungsbeschränkungen.
Das sollte man nicht vergessen.
Gruß
Manavgat
weil eine schulwechsel nicht so einfach ist.
HI
wir haben gerade im Radio diese Woche die Schul-Aktion....was läuft falsch, heute morgen ist sogar zuständige Minister dort um Rede und Antwort zu stehen.
30% der Gymnasiumschüler schaffen den Abschluss nicht!!!
Vermutet wird hier, das die Schüler, die nach der vierten Klasse gar nicht reif für diese Schulart waren auch den Leistungsstand nicht schaffen Außerdem sind die Kids oftmals restlos überfordert mit dem G8.
Naja, ich würde mir zweimal überlegen, ob ich mein Kind aufs Gym schicke, auch wenn es eine Empfehlung hat. Da ist die Kindheit sofort vorbei, bei diesem Leisungsdruck.
Ich halte das nicht als Erstrebenswert!
Grüße
Lisa
Hallo,
wenn es umgekehrt wäre (Deutsch 2 / Mathe 4) könnte man vielleicht (!!!) eher übers Gymnasium nachdenken, aber mit Deutsch 4... geht gar nicht!!! Überleg mal wieviel Lernstoff im Gym. "lesend" aufgenommen werden muss und die Rechtschreibung fließt bei allen Klassenarbeiten in die Noten mit ein.
Kat
Aehm....mit mathe 4 kaemst du auf dem gymi aber auch nicht weit! Da die meisten kinder (spreche aus erfahrung) sich dort oft um eine note verschlechtern. Und mit einer fuenf in mathe bist du praedestiniert eine ehrenrunde zu drehen. Sehr foerderlich fuer das selbstbewustsein eines 5. oder 6. Klaesslers,
Lg conny
Hallo,
deine Mutter hat Recht.
Das Arbeitsverhalten einer Drittklässlerin kann man nicht als Grundlage für die Prognose über das Lernverhalten in den nächsten Schuljahren zu Grunde legen.
Eine dritte Klasse wird ausschließlich von KINDERN besucht. Abitur machen junge ERWACHSENE.
Wenn Deutsch ihr einziges Problem ist, dann kann ein bisschen Nachhilfe am Institut, das auf LRS spezialisiert ist, helfen.
Unser Schulsystem ist nur von oben nach unten durchlässig. Das sollte man auch bedenken.
Deine Nichte ist in fast allen Fächern GUT. Das sollte doch wohl reichen.
Gruß Marion
>>>Deine Nichte ist in fast allen Fächern GUT. Das sollte doch wohl reichen<<<
bei uns ist dieses Jahr die "verbindliche" Grundschulempfehlung weggefallen. Für die Empfehlung wurden nur die Noten in Mathe und Deutsch berechnet. Mit ner 2 in Mathe und ner 4 in Deutsch (da kommmt es noch aufs "Komma" an") hätte das Kind keine Gym und je nach Komma eine Realschulempfehlung bekommen.
Notendurschnitt beider Fächer für die Rel max. 3,0 wobei in D oder in M keines schlecher als 4,0 sein durfte.
lg bambolina
Das benachteiligt Kinder aus Elternhäusern mit wenig Büchern.
Hallo,
mal ehrlich, wer schon in der Grundschule nur eine 4 im Lesen und in Rechtschreibung hat, gehört meiner Meinung nach (erstmal) nicht auf's Gymnasium.
Ich hatte damals (NRW) nur Einsen und Zweien auf dem Zeugnis der Grundschule und bin in der 5. Klasse Gymnasium überall auf 3 runter gerutscht. Im Gymnasium fallen ja die ganzen Kinder weg, die vorher in der Grundschule langsamer waren. Da zieht das Niveau deutlich an. Wo soll denn da bitteschön Deine Nichte landen?
Sie kann ja auf eine Gesamtschule gehen oder nach der Realschule noch Abi machen, wenn sich ihre Leistungen bessern.
Deine Mutter hat vermutlich Angst, daß aus ihrer Enkelin nichts wird, wenn sie nicht auf's Gymnasium geht und redet sich das deswegen schön.
LG
Heike
Hallo,
spinnen oder nicht spinnen - die Sache ist so einfach nicht, finde ich.
Mein Mann z.B. wurde gegen den Willen der Grundschule mit einer 4 in Deutsch und einer 4 in Mathe von seinen Eltern aufs Gymnasium geschickt, einfach, weil sie wussten, dass er ein abstrakt denkender Mensch ist und mit praktischen Arbeiten schlicht nichts anfangen kann. Er hatte in der Grundschule einfach einen schlechten Lauf, aus welchen Gründen auch immer.
Er hat sein Matheleistungskursabitur mit 2er-Schnitt bestanden und sein Ingenieur-Diplom mit 1,0.
Es ist im Einzelfall schon schwer zu entscheiden.
Ich sehe im Gymnasium nicht die Hölle, als das es hier oft dargestellt wird, sondern als Chance auf beste Bildung.
LG
rem
Ich lehne es grundsätzlich ab, mit irgendwelchen Notenskalen zu arbeiten.
Jedes Kind ist individuell verschieden und - wenn man die Kinder lässt - dann entwickeln sie sich noch.
Rechtschreibung kann man lernen und auch das Lesen könnte man gut fördern. Deine Mutter ist doch vom Fach, warum übernimmt sie das nicht?
Grundsätzlich hat sie Recht, auch Kinder, die in einem Fach nicht so toll sind, können auf das Gymnasium gehen. Allerdings müsste man etwas tun.
Gruß
Manavgat
Hi,
ich habe vor 35 Jahren in Bayern aufs Gymnasium gewechselt. Damals gab es eigens Prüfungen, die über den Übertritt entschieden haben. Meine damalige Glanzleistung war eine satte 4 im Diktat, die ich durch eine 1 in Grammatik - zumindest formal - ausgleichen konnte. Der Rest war "gut".
Ich war in den Fremdsprachen immer grottenschlecht, regelmäßig 4 mit Tendenz zur 5. Deutsch hatte ich später als LK und dann mein Abi mit 2,2 bestanden.
O.K., meine Erfahrungen sind nicht ganz aktuell, aber sie werden durch die aktuellen Beobachtungen von bekannten Lehrern (wiederum Bayern) bestätigt:
Für Erfolg auf dem Gymnasium sind weder besonderer Fleiß noch blendende Grundschulnoten nötig. Wichtig sind ein gewisses Mindestmaß an Abstraktionsvermögen, Lernfreude und Neugier und Spaß und Selbstvertrauen beim eigenständigen Weiterdenken.
Da kann ein fauler Chaot u.U. auf dem Gym besser aufgehobe sein als auf der Realschule. Und das fleißige Lieschen mit den guten Realschulnoten tut sich beim Abi blutig schwer, weil Transferaufgaben eben nicht durch das Pauken von Musteraufgaben zu bewältigen sind.
M.E. geht es beim Unterschied zwischen Realschule und Gymnasium weniger um leichter - schwerer als vielmehr um eine unterschiedliche Herangehensweise an den Stoff. Welcher Lern- und Denktyp jemand ist, sieht man nicht unbedingt an den Noten.
LG Helga
Wow- grandios geschrieben!