reine 1. Klasse oder Jahrgangsübergreifende Schulklasse?

Wir haben Erfahrungen und diese schilder ich mal kurz:

Meine Tochter kam letztes Jahr in die Schule. Da sie bereits vor Schulbeginn flüssig lesen konnte und sich gern selbst Dinge angeeignet hat, haben wir schon sehr zeitig beschlossen, dass es jahrgangsübergreifend sein soll. Wir haben den Wunsch auf erfüllt bekommen und sie war in einer dieser Klassen.

ABER: An der Schule, an der meine Tochter war, wurde das ÜBERHAUPT nicht gut umgesetzt.

Gründe: Im Teilungsunterricht, also erste und zweite getrennt (Mathe, Deutsch) wurde streng nach Lehrplan wie vor 500 Jahren unterrichtet. Individuelle Lernzeit: Fehlanzeige. Sogar in der Freiarbeit wurde nach strengen Vorgaben gearbeitet: KLasse 1 Arbeitsblatt sowieso, Klasse 2 Abreitsblatt xy. Wer fertig war, durfte sich still beschäftigen und warten. In den Teilungsstunden waren nur 14 Schüler, aber individuelle Förderung gab es in dieser Zeit dennoch nicht. Nach ein paar Monaten war meine Tochter so traurig und unterfordert, dass sie nur noch weinte und keine Freunde mehr hatte.

Der Hammer und der ausschlaggebende Punkt, das Ganze als Fehlentscheidung zu bewerten, war aber das freie Spiel auf dem Schulhof. Meine Tochter kam regelmäßig weinend nach Hause, sie durfte nich mit dem und dem spielen. Wenn ich sie fragte, warum, war die Antwort: Der ist doch zweite Klasse.

Da gehen also Kinder in eine Klasse, die doch nicht zusammen gehören. Ich hab die Nachteile (jährliche Wechsel der Klassenzusammensetzung, mehr Unruhe im Tagesverlauf etc.) bewusst in Kauf genommen, da ich mir individuelle Förderung versprochen habe: Fehlanzeige! Das ist aber stark abhängig von der Schule und von den Lehrern! Wir hatten da einfach Pech.

Schweren Herzens sah ich zum Halbjahr keine andere Chance, als sie von der Schule zu nehmen (tausend Bauchschmerzen, sag ich dir!). Von da an ging sie in eine "normale" erste Klasse. Und siehe da, ich hab ein ausgewechseltes Kind.

Einziger Kritikpunkt der Lehrerin: In den Freiarbeitsphasen sucht sie sich zu wenig selbstständig Lehrmaterial aus. Und das, obwohl sie doch eine jahrgangsübergreifende Klasse besucht hat...

Ach nee.....

Also das ist sicherlich ein Extrembeispiel, bei dem in der jahrgangsübergreifenden Klasse wirklich ALLES schief lief und in der normalen Klasse ALLES wieder in Ordnung ist.

Aber ich kann in dem Fall nur sagen: Bitte keine Experimente....

Ich habe vor meiner Elternzeit an einer jahrgangsübergreifenden Grundschule unterrichtet. Allerdings wurden hier die Klassen 1-4 gemeinsam unterrichtet.

Klasse 1+2 fänd ich absolut toll. Allerdings war dort nicht die Schuleingangsstufe Grundlage der Arbeit. Es war einfach nur eine ganz kleine Dorfschule mit wenigen Schülern.

Ich würde mein Kind in die jahrgangsübergreifende Klasse geben. Es gibt ein paar wirklich gute Bücher zu dem Thema (Amazon hilft ) und ich würde mich an deiner Stelle ein bisschen einlesen.

Wenn du gezielte Fragen hast, gerne Ich habe jetzt aber zu wenig Zeit, um hier richtig auszuholen

nur kurz:
- Kinder können besser gefördert werden
- Kinder lernen nicht nur vom Lehrer, sondern sehr viel voneinandner
- meine "jahrgangsübergreifenden" Schüler empfand ich immer als überaus sozial untereinander (Verantwortung untereinander)
- weniger Leistungsdruck
- leistungsstarke Schüler werden nicht gebremst
- leistungsschwache Schüler haben mehr Zeit

LG

Hallo!

Ich bin GS-Lehrerin und Mutter einer Tochter, die im August eingeschult wird:

Jahrgangsübergreifendes Lernen (JÜL) ist im Ansatz ein tolles Projekt. Steht und fällt aber mit dem Personal, der Ausstattung und dem "Herzblut", das von Lehrern hineingesteckt wird.

Wenn die Schule jahrelange Erfahrung mit JÜL hat, würde ich es machen, wenn mein Kind vermutlich zu den leistungsstärkeren gehören wird, weil es z.B. schon lesen kann.

Vor den Hintergrund, dass (zumnidest bei uns in SH) die Gelder für Grundschulen massiv gekürzt wurden und in JÜL-Klassen vermutlich nur höchst selten 2 Lehrkräfte gleichzeitig unterrichten, was immens hilfreich wäre bei so einer heterogenen Lerngruppe, würde ich es nicht machen.

An meiner Schule haben wir JÜL vor 3 Jahren getestet und wieder abgeschafft: Der Aufwand stand nicht im Verhältnis zum Lernerfolg der Kinder. Die guten Schüler wurden häufig als "Helfer" eingesetzt und machten nicht die Fortschritte, die sie eigentlich machen könnten. Die schwächeren konnten leider auch viel zu oft "abtauchen", weil man als alleinige Lehrerin in großen Klassen einfach nicht alle gleichermaßen im Blick haben kann.

Die zukünftige Schule meiner Tochter wollte mit JÜL beginnen, hat es aber vorerst wieder gecancelled, weil schlicht das dafür ausgebildetete Personal fehlt.

LG

d.

Ich danke Euch dreien für eure Antwort.

Da wir in einer kleineren Gemeinde leben,wo jeder jeden kennt,habe ich eigentlich ein gutes Gefühl.
Es ist auch nur eine kleine Grundschule,mit kleinen Klassen.
Daher geben wir dem Experiment gerne eine Chance.

Die Schule hat heute angerufen und nachgefragt.Wir haben gesagt das er,wenn genug andere zustimmen,in die Jahrgangsübergreifende Klasse gehen soll.
Da er dieses Jahr 7 wird und demnach letztes Jahr schon in die Schule gekonnt hätte(durch einen Umzug haben wir das aber gelassen),denke ich das es eher das passende sein könnte.
Selbst dem Kindergarten fiel schon recht bald auf,das er sehr weit ist,und viel wissen möchte.
Er gibt sich auch nicht mit kurzen Erklärungen ab,er möchte alles bis ins kleinste Detail wissen.

Na schauen wir mal wie viel Eltern sich dafür entscheiden.

Lg

Meine Tochter ist in einer jahrgangsübergreifenden Klasse. Bisher habe ich damit ausschließlich gute Erfahrungen gemacht. Das Tempo kann idividuell auf die Kinder angepasst werden. Es sind Klassen mit max. 22 Kinder. Jedes neue Kind (grün) bekommt einen Paten (rot).