Huhu,
mein Sohn ist ein "Kann"-Kind. Er wurde aber erst eines, denn als er in den Kindergarten kam, war er (Geburtstag Mitte Oktober) noch ein "Muss"-Kind. Nach zwei Jahren im Kindergarten und diversen Veranstaltungen im Hinblick auf die Einschulung (Delfin 4 etc) wurde das Gesetz in NRW geändert und der Stichtag auf den 31. September festgelegt. Ursprünglich war es vorgesehen, den Stichtag jährlich um einen Monat bis zum 31 Dezember zu verschieben. Dazu gehört auch das Konzept der "flexiblen Schuleingangsphase" und die Abschaffung der Vorschule / Schulkindergärten, sowie die Aussage "Keine Rückstellungen mehr wg. mangelnder Schulfähigkeit, sondern entsprechende flexible Förderung in der Schuleingangsphase". Das Konzept der Schuleingangsstufe selbst hat nach wie vor Bestand. (Und ja, ich weiss, die Praxis sieht hier anders aus als die schöne Theorie.)
In Deutschland ist das normale Mindesteinschulungsalter je nach Bundesland bei 5 Jahren 8 Monaten (Berlin) und 6 Jahren 2 Monaten (Schleswig-Holstein), also ein halbes Jahr Unterschied. In anderen europäischen Ländern kommen bereits 4-jährige Kinder in schulähnliche Einrichtungen, in denen es Tische zum Stillsitzen und Arbeitsblätter und Hausaufgaben gibt. Da sieht man doch schon, dass das alles mehr als willkürlich ist.
Ich glaube, wir können uns modernen Unterricht gar nicht so richtig vorstellen. Mir geht es jedenfalls so. Die Klassenlehrerin meines Sohnes sagt z. B., dass sie eine Sportstunde flexibel dann in den Unterricht einbaut, wenn sie merkt, dass die Kinder sich nicht mehr konzentrieren können. Genauso macht sie ein Thema einfach länger, wenn sie merkt, dass die Kinder es gerade ganz spannend finden. Im Stundenplan meines Sohnes stehen ausser Sport und Religion nur "X"e drin, so flexibel ist der Unterricht. Wenn ich sehe, was im Moment im Unterricht behandelt wird, dann ist das noch Vorschulniveau (Bilder zuordnen, die sich reimen, Silben klatschen, Mengen einkreisen, etc).
Ich finde die Schule bei uns sehr kindgerecht, so wie uns das Konzept erläutert wurde. Ein Ende der Kindheit kann ich noch nicht entdecken.
Ich persönlich glaube, dass Kinder irgendwann zwischen 5 und 7 bereit für die Schule sind. Es ist bei jedem Kind anders und als Eltern hat man die schwierige Aufgabe, "DAS RICHTIGE" zu tun. Schult man ein Kann-Kind ein und es gibt Probleme, haben das ja alle kommen sehen. Ein Kind, was mit 6+ Jahren ganz normal eingeschult wird, ist dann einfach nur "schwierig".
Im Moment sehe ich, dass es meinem Sohn gut tut. Er überrascht mich jeden Tag mit neuen Fähigkeiten und ist richtig aufgeblüht.
Ich hatte *natürlich* trotzdem Bedenken (solche Entscheidungen sind selten einfach und eindeutig zu treffen), denn mein Sohn ist nach meiner Wahrnehmung bei Langeweile ziemlich hibbelig und laut. Bisher hält er sich aber gut an alle Regeln, ist konzentriert, macht seine Hausaufgaben ohne Meckern und ist sehr stolz auf alles, was er lernt. Und er malt wie ein Weltmeister tolle Bilder, was er bisher nie so gerne gemacht hat!
Ja, es sind erst vier Wochen. Vielleicht bin ich in einem halben Jahr verzweifelt und frage mich, warum ich das getan habe. Vielleicht wäre ich aber auch in einem halben Jahr verzweifelt gewesen, wenn mein Sohn im Kindergarten verhaltensauffällig geworden wäre, wie einige der knappen Kannkinder im letzten Jahr, die im KiGa geblieben sind…
Wer weiss das schon?
Der grösste Schwachsinn an der Sache ist ja nur der, dass er aufgrund einer Gesetzesänderung vom Muss- zum Kannkind geworden ist und ich mir deswegen so einen Kopf machen musste. Wäre die Wahl in NRW anders ausgegangen, wäre er ohne Diskussion regulär eingeschult worden. Mit den individuellen Fähigkeiten meines Kindes hat das also rein gar nichts zu tun.
LG
Hanna
Ich "kann" es nicht mehr hören... (Silopo)
wenn du für dein kind diese entscheidung getroffen hast, warum macht es dir dann so viel aus, was andere sagen?
mein kind war ein kann kind, wurde nicht eingeschult und ich rechtfertige mich für diese entscheidung nicht. obwohl bei usn immer widder nachgefragt wurde, warum wir gewartet haben, er wäre doch so fit... vor allem von freunden udn verwandten aus anderen bundesländern, deren kind dort in dem alter schon eingeshcult worden wären...
mein hauptgrund für die regelkonforme einschulung war nicht die grundschule, sondern der übertritt in die weiterführenden schule. meine mutter ist an einer weiterführenden schule tätig udn ich studiere lehramt gymnasium. durch sie und aus meinen eigenen erfahrungen weiß ich, wie schwer dieser übergang mitunter ist. und da will ich meinem kind gerne einen vorsprung geben. die grundschule hätte er auch letztes jahr gut gepackt anzufangen. aber wäre das mit dem gymnasium später dann genauso verlaufen? so kommt er dann mit 11 ans gymnasium und ist hoffentlich gefestigt. ich erspare ihm den stress, der dann definitiv auf ihn zukommt um ein jahr.
lg
Hmmm, das sollte von mir weniger eine Rechtfertigung als ein Plädoyer für "das muss man ganz individuell betrachten" werden. Kinder in Schleswig Holstein sind in ihrer Entwicklung statistisch sicher nicht ein halbes Jahr hinter Berliner Kindern zurück. Ich finde auch, das Zurückstellen sollte in NRW wieder einfacher sein, denn sicherlich gibt es auch Kinder, die mit knapp sechs eben noch nicht so weit sind.
Ich fände es gut, wenn die Regelungen in Deutschland einheitlicher und gleichzeitig flexibler wären, aber ich fürchte, das wird nicht passieren. Und so sind es halt unterschiedliche Stichtage, die über die Schulfähigkeit der Kinder entscheiden, und nicht die individuellen Fähigkeiten des Kindes.
Ich denke, ein bisschen hat man das Problem auch erkannt und versucht, das mit diesen Schuleingangsphasen, in denen Kinder je nach Vorkenntnissen in Gruppen arbeiten, etwas abzufedern. Es ist heutzutage nicht mehr die Voraussetzung oder das Ziel, dass alle Kinder zum gleichen Zeitpunkt dasselbe können.
LG
Hanna
"Ich fände es gut, wenn die Regelungen in Deutschland einheitlicher und gleichzeitig flexibler wären, aber ich fürchte, das wird nicht passieren. "
das hast du gut ausgedrückt. so sehe ich das auch. und wenn ich die macht hätte, wüsste ich auch, wie ich alles ändern würde. aber ich glaube kaum, dass jemand schullek von urbia die macht über die bildung in die hand geben würde
ich sehe halt die übergangsprobleme ab der 5.klasse auch mit anderen augen, da ich das hautnah miterlebe. erster oder zweiter hand und das immer mit im blickfeld habe bei dieser diskussion.
lg
"Bilder zuordnen, die sich reimen, Silben klatschen, Mengen einkreisen, etc"
ganz normal...Lehrplan 1. Klasse hier bei uns...erkennen von Mengen, Silben und Reimwörter...viele können das nicht....meine Kleine hatte mit den richtigen Mengen einkreisen wahnsinnige Probleme
So ist es!
Leider greifen viele Kindergärten diesem vor, so dass sich viele Kinder dann langweilen, die die Buchstaben und Zahlen bereits im Kiga in der Vorschule gelernt haben (wo sie in meinen Augen auch nicht hingehören!)
Mein Großer war hier in einem tollen Kiga. Sie haben die Kinder im Vorschulbereich emotional- sozial und kreativ gefördert und es gab weder Schwungübungen noch Zahlenland oder die Alphas (usw)
Mein Sohn ist ganz glücklich in der Schule!
Lg Basket
für DIESEN Beitrag.
Ich hatte in einer ähnlichen Diskussion schonmal folgendes zu denken gegeben.
Wir hören hier immer:
AUF JEDEN FALL später einschulen! Das letzte Jahr Kindergarten hat ihm/ihr soooo gut getan!
Das glaube ich jedem, der es hier schreibt.
Aber KEINER schreibt, was daraus im Verlauf geworden ist. Kinder merken dass sie ÄLTER sind und das teils erheblich jüngere Kinder BESSER sind als sie (was an der normalen Intelligenzverteilung liegt).
Oftmals entsteht bei den Älteren in der 2./3. Klasse ein Tief im Selbstbewusstsein, weil sie merken, dass die deutlich jüngeren Kinder super mithalten können. Das kann sich alles im Laufe einer Schullaufbahn NEGATIV auswirken.
In meiner eigenen Schulzeit habe ich Mitschüler erlebt, die am Ende der Schule KEIN Auslandsjahr, KEIN freiwilliges soziales Jahr oder etwas in der Art gemacht haben, obwohl sie es so gern getan hätten, weil sie ja schon so alt sind.
Das betrachtet und bedenkt komischerweise KEINER!
Was ist das denn für eine verquere Denkweise?
<<<Kinder merken dass sie ÄLTER sind und das teils erheblich jüngere Kinder BESSER sind als sie <<<<
---es wird immer intelligentere Menschen geben, auch unter den Jüngeren. Genau wie es hübschere, schlankere, reichere usw. geben wird. Also dieses Argument geht überhaupt nicht.
Ps:
Mein Sohn hat die Hausaufgaben seines Cousins gemacht. (das war letztes Jahr, mein Sohn 1. Klasse, mein Neffe 3. Klasse - mein Neffe hat jetzt keinen Knacks bekommen, nur weil mein Sohn die HA kapiert hat und er nicht)
Deine Theorie kann ich nicht bestätigen.
Bei unseren Kindern in der jeweiligen Klasse ist es eher so, dass die Kinder sich alle "gleich alt fühlen", d.h. für einen 3.-Klässler ist ein 4.-Klässler älter und ein 2.-Klässler jünger. Innerhalb der Klasse machen sie da überhaupt keine Unterschiede vom Alter her.
Wenn überhaupt, dann ist es eher so, dass die Älteren in der Klasse beneidet werden, weil sie bereits etwas dürfen, was andere noch nicht dürfen, z.B. wenn bestimmte Sachen in der Freizeit erst ab einem bestimmten Alter sind.
Ich halte es auch für ziemlich gewagt, derart zu pauschalisieren, dass die jüngeren Kinder besser in der Schule sind als die älteren.
http://www.spiegel.de/schulspiegel/wissen/britische-studie-september-kinder-sind-glueckskinder-a-795169.html
Zudem haben z.B. jüngere Schüler das Problem, dass sie ein freiwilliges soziales Jahr/Auslandsjahr o.ä. machen MÜSSEN, weil sie noch zu jung für eine bestimmte Ausbildung sein können. Z.B. gab es in meiner Klasse Mädchen, die gerne eine Ausbildung als Krankenschwester beginnen wollten, nach der 10. Klasse dafür aber noch zu jung waren, das es ein Mindestalter von 17 Jahren für den Beginn der Ausbildung gab.
ich denke alles ist relativ mache brauchen ein jahr länger
die anderen kommen schon früher gut mit
meine ist " normal" eingeschult worden feb/05 geboren
und das was ihr als x habt haben wir in bayern als grundunterricht
wo dt, mathe, kunst,Musik, usw drinnen ist
extra ist wtg ( handarbeit ) rel und sport und die ags
dazu kommt das wir diff lernen haben heißt kinder die gleich weit sind sind dt
ca 10 stk sind in kleingruppen zusammengefasst und lernen zusammen
heuer in der 2. klasse haben wir es nun in dt und mathe
was mir aber auch aufgefallen ist nach einem jahr schule
die kids müssen sehr viel an sozialen kompetenzen bereits mitbringen
ich denke wenn es da noch fehlt hat das kind es schwerer mitzukommen
denn der stoff wird knallhart durch gezogen
in mathe haben wir das arbeitsheft ( welt der zahlen ) plus rund 150 kopien zb gehabt
dann dt/lesen das luna arbeitsbuch in druckschrift komplett durch und das von der vereinfachten schreibschrift auch schon zu 2/3 durch
und dazu noch locker 70 kopien
Ich finde, dass Silben-Klatschen und Wörter finden, die sich reimen und Mengen einkreisen nicht unbedingt Vorschulinhalte sind.
Nun ist es ja heute so, dass viele Kinder von ihren Eltern viel gefördert werden (und diese Eltern bilden ja das Grundklientel von Urbia ). Aber leider gibt es auch viele Kinder, die in ihrem Leben bis zur Einschulung noch kein Lied mit ihren Eltern gesungen oder bei keinem Lied den Takt mitgeklatscht haben. Und es gibt auch genügend Kinder, die bis zur Einschulung noch NIE einen Stift in der Hand hatten und zwar vielleicht zählen können, nicht aber Mengen visuell erfassen können (das wird ja beim Einkreisen u.a. auch geübt).
Und deshalb finde ich gut, dass die Schulen mit so einem "Pipikram" ansetzen, um auch die Kinder zu motivieren, die noch nicht von Haus aus oder vom Kindergarten aus so gut gefördert/betreut waren...
Ansonsten kann ich von deinem Beitrag durchaus unterschreiben, dass diese unterschiedlichen Einschulungsregeln durchaus verwirrend und auch nicht unbedingt nachvollziehbar sind.
LG
cori
habe deinen Beitrag zwar jetzt nur überflogem, aber ich kann dir voll und ganz zustimmen.
Sobald man auch nur überlegt, sein Kind "vorzeitig" (alleine das ist schon so ein doofe Wort) einzuschulen, wird man von vielen doof angeschaut. Als würde man nur angeben wollen oder so.
Wir haben uns jetzt allerdings bei unseren beiden für eine "normale" Einschulung entschieden. Meine Tochter ist jetzt in der 3.Klasse und es läuft super gut. Ich bereue überhaupt nicht diese Entscheidung, allerdings weiß ich natürlich nicht, ob es ein Jahr früher nicht auch genauso gut gelaufen wäre....
Wäre sie aber eher eine schlechte Schülerin geworden, hätte ich mir womöglich Vorwürfe gemacht.
Bei meinem Sohn denke ich einfach, dass es für Jungen sicherlich oftmals von Vorteil ist, wenn sie eher etwas älter eingeschult werden, und nicht gerade die Kleinsten sind.
Aber du hast Recht, der Unterricht ist in der ersten noch sowas von spielerisch, da würde ich mal sagen, das "normal" entwickelte Kinder immer gut mitkommen können.
Eine schöne Schulzeit für euch!
Hallo,
meine Tochter war das jüngste Musskind ihrer Klasse - Kannkinder gab es nicht, sie war also die Jüngste. Sie hat es sehr gut gepackt (vom Stoff) und geht nun in die 5. Klasse
ABER: Gleich am Anfang war ein Kind in der Klasse, das bald 8 wurde (hat die 1. Klasse freiwillig wiederholt). Dieses Kind hat den Ton angegeben und mein Kind war ja fast 3 Jahre jünger. Das war schon eine Menge!
Unser Fazit: Vom Stoff war es kein Problem, aber vom Sozialen. Sie ist recht kindlich und hat in 4 Grundschuljahren nicht wirklich sozialen Anschluss in der Klasse gefunden (trotz großer Bemühungen).
GLG
Miss Mary
Mein Sohn sitzt seit letzter Woche neben einem Jungen, der die 1. Klasse wiederholt.
Die zwei haben sich offenbar gut genug verstanden, denn mein Sohn hat sich von ihm die Hausaufgaben machen lassen und ihm dafür 3 Glitzerstifte geschenkt. Grrrrr.
Mein Sohn gehört auch zu den Jüngsten der Klasse (3 andere Jungs sind genauso alt wie er, alle August- und Septemberkinder), aber er hat Anschluss in der Klasse und mehr Freunde als im Kindergarten.
Probleme gibt es nur, weil die Lehrer und Erzieher offenbar die geballte Energie und Tüddeligkeit von vier gerade mal 6jährigen Jungs nicht so richtig gewuppt kriegen. Unbequem halt.
Da kann ich froh sein, dass mein Sohn intellektuell fit genug ist, dass er sich auf die sozialen Aspekte konzentrieren kann, während die Aufgaben eher Nebensache sind. Er muss halt mit 6 mit einem Haufen knapp 7jähriger mithalten. Schwer und anstrengend, aber er gibt sich wirklich Mühe, auch wenn der Spaß an der Schule schon verflogen ist. Leider.
Hi,
schön, dass es für deinen Sohn gut läuft.
Bei unserer Tochter war es so, dass es am Anfang noch "okay" war, aber in Klasse drei und vier - da hat sie noch viel gespielt, die anderen Mädchen in der Klasse fingen schon an, sich zu schminken (!), Mode war ein großes Thema, die anderen gingen alleine in die Stadt zum Shoppen (!) - da lebte sie dann schon in einer viel kindlicheren Welt.
GLG
Miss Mary