Zurückstellung gem. § 35 III SchulG NRW gegen unseren Wunsch. Was können wir tun?

Hallo zusammen!

Wir haben eine etwas ungewöhnliches Anliegen: unser Sohn wird im Frühjahr 2013 sechs Jahre alt und somit schulpflichtig. Er ist sehr groß für sein Alter (1,25 m, dünn (futtert aber wie ein Großer), stets blass mit Augenringen (sehr, sehr hellhäutig und hellblond) und hat keinerlei Defizite.

Nun ist er im Sommer schwer erkrankt, der Anfangsverdacht lautete Gehirntumor. Glücklicherweise konnte dieser schnell ausgeräumt werden, die Ärzte gehen nun von einer Virus-Enzephalitis aus, die von selbst wieder ausheilt. Er lag, wohlgemerkt während der Ferien (der KiGa hatte allerdings schon wieder geöffnet), eine Woche im KH und blieb danach noch zwei Wochen zuhause, weil er sich erst weiter erholen musste. Im KH wurde ein psychometrischer Test durchgeführt, den er nicht bestanden hat, weil er sich irgendwann verweigert hat. Es war wohl alles zu viel für ihn.

Am vergangenen Mittwoch kam ein Amtsarzt in den KiGa, um die Vorschulkinder auf Seh- und Hörfähigkeit hin zu untersuchen. Diesem fiel auf, dass unser Sohn so blass ist, und nachdem er die Krankengeschichte durch die Erzieher mitgeteilt bekommen hat, hat er schon empfohlen, das Kind zurückstellen zu lassen. Am Do musste unser Sohn den psychometrischen Test ambulant wiederholen, hierbei ergaben sich keinerlei Einschränkungen mehr. Es ist alles wieder altersgerecht und in der Norm.
Gestern wurde mir nun mitgeteilt, dass das Gesundheitsamt im KiGa angerufen hat und unseren Sohn defintiv zurückstellen will. Die Ärztin hat ihn noch nicht einmal gesehen! Der KiGa unterstützt dieses Ansinnen, weil, Zitat: " es bleiben ja noch drei andere Kinder, die auf Wunsch der Eltern zurückgestellt werden, dann wird das ja nicht so schlimm für ihn sein". Dazu muss gesagt werden, dass zwei dieser Kinder integrativ betreut werden und einen erhöhten Förderbedarf haben, das andere Kind ist kleinwüchsig.
Wir sind absolut fassungslos, weil unser Sohn unbedingt in die Schule gehen will. Er ist sehr wißbegierig, hat keine Schwierigkeiten mit Schreiben, Rechnen usw. Ein viertes Jahr im KiGa würde ihn so hoffnungslos unterfordern (es handelt sich um eine Waldorf-Einrichtung).

Er ist noch nicht einmal in der Schule angemeldet (erfolgt erst im November) und schon gerät man in die Mühlen der Verwaltung. Was können wir nur tun, um uns gegen eine solche Entscheidung zu wehren? Ich habe gestern mit dem behandelnden Neuropädiater gesprochen, der auch der Meinung ist, dass er in die Schule muss.

Das ist doch verkehrte Welt! Wir wissen, dass wir ihm keinen Gefallen tun, wenn er noch länger zuhause / im KiGa bleiben muss. Wir haben Angst, dass es auf ihn zurückfällt, wenn wir uns juristisch wehren würden. Dann hat er gleich den Stempel "renitente Eltern" in der Akte.

Wer kann uns einen Tip geben?

Lieben Dank!

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Hallo,

ich habe gerade nach Virus-Enzephalitis gegoogelt. Was hat denn dein Sohn für eine - eine akute oder chronische?

Weiter schreibst Du: "Es ist alles wieder altersgerecht und in der Norm". War denn mal was nicht in der Norm? Weil du davor geschrieben hast, dass er sich bei dem Test nur verweigert hat und nicht, dass er es nicht konnte.

Ich denke, dass sind wichtige Faktoren die auch berücksichtigt werden müssen. Wenn jetzt wieder alles ok ist, er (wieder) altersgerecht entwickelt ist, alles aufgeholt hat und keine erhöhte Gefahr mehr besteht, dass so etwas wieder passiert könnte er eingeschult werden. Aber evtl. besteht ja eine erhöhte Gefahr und das würde ihn gleich wieder zurück werfen und wenn dann noch in der Schule einiges verpasst wird und nachgeholt werden müsste...

Oftmals sieht man als Mutter die eigenen Defizite nicht, vor allem wenn das Kind sich nach einer Krankheit gut erholt, sieht man oft nur die Fortschritte aber nicht die Defizite. Das soll jetzt auch nicht heißen, dass es so bei dir und deinem Kind ist, das kann hier keiner beurteilen. Hast Du mal andere Mütter nach deren Meinung gefragt? Wie sehen die deinen Sohn? Auch würde ich so etwas auf alle Fälle mit den Kinderarzt besprechen.

Auch sollte man nicht vergessen, dass so eine Krankheit, der Verdacht auf eine schwere Krankheit, Aufenthalt im Krankenhaus, 3 Wochen fehlen im Kiga, etc. einen psychisch mitnimmt. Bei meiner Tochter geht auch ein Mädchen in die Klasse, welches sehr zierlich, hellhäutig, Augenringe hat und diese wird leider öfter von den anderen Kindern (und auch Eltern) angesprochen, ob sie krank ist. Dies ist sicherlich auch belastend für ein Kind.

LG janamausi

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Hallo

mein Sohn wurde auch zurückgestellt aber auf meniem Wunsch weil er sehr lange richtig krank war.Er konnte alle Tests bei der Untersuchung machen ohne Fehler.

Was soll ich sagen das Jahr hat wahre Wunder bewirkt!! Er ist jetzt ein Schulkind und es ist so ein Unterschied.

Gesundheitlich hat er sich gefangen und ist einfach gewachsen und hat zugenommen.

lg

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Hallo

Wie kommt das Gesundheitsamt dazu den Kiga zu informieren und euch nicht?

Ich würde Montag beim Gesundheitsamt mal anrufen und um einen Termin bitten und das Attest vom Neuropädiater gleich mitnehmen (ohne das Kind mitzunehmen).

Ob nun andere Kinder im Kiga bleiben sollte euch und dem Kiga schnuppe sein.

Doch ich würde da einen Aufstand machen.

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Sprich auch mit der Schulleitung an der Schule, die er besuchen soll und wende dich ans Schulamt. Hier ist es so, dass der Amtsarzt nur Empfehlungen gibt aber nichts entscheidet. Kann mir nicht vorstellen, dass es gegen euren Willen geht.

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Hallo,

wehrt euch gegen die Empfehlung des Amtsarztes. Ich hab mal gegoogelt, da wird gesagt, dass der Rektor der Schule die Entscheidung über die Einschulung trifft, sich aber am schulärztlichen Gutachten orientiert. Wenn es keine wirklichen Bedenken gegen eine Einschulung gibt sprecht vor der Schulanmeldung mit der Schule. Von einmal anschauen kann der Amtsarzt das Kind doch nicht einschätzen. Und euer Kindergarten scheint vielleicht euer Kind auch aus anderen Gründen (finanziell?) behalten zu wollen. Wenn ihr als Eltern der Meinung seit, das Kind soll zur Schule, müsst ihr euch durchsetzen. Wir haben das getan, ohne dass es auf unseren Sohn zurückgefallen ist.

LG bluehorse

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Empfehlung des Amtsarztes hin oder her - eigentlich müsst ihr ja trotzdem ganz normal die Unterlagen für die Schulanmeldung bekommen, und - zumindest bei uns ist das so - dann bei der Vorstellung in der Schule einen Termin für die Untersuchung im Gesundheitsamt.

Wenn die Schule sich für eine Einschulung ausspricht, ist das schon mal der erste Schritt. Und die Untersuchung beim Gesundheitsamt erfolgt ja erst später (ist von Ort zu Ort unterschiedlich, ob dies Ende dieses Jahres oder Anfang kommenden Jahres ist) - da kann es doch dann keine Rolle spielen, was zu einem viel früheren Zeitpunkt mal untersucht wurde.

Vom Prozedere finde ich es auch unmöglich, dass das Gesundheitsamt einfach so den Kindergarten unterrichtet, denn die Entscheidung über die Einschulung liegt bei den Eltern, auch wenn es natürlich sinnvoll ist, auch den Kindergarten zur rechten Zeit zu Rate zu ziehen.

LG

Anja

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Hi

Warum stört es dich denn so #gruebel
Ich habe meinen Sohn (08.08 geboren) als Kannkind später eingeschult und glaub mir. Ich habe es nicht einen Tag bereut.
Er hätte vom Kopf auch schon mit 6 zur Schule gekonnt, ich wollte aber die Freiheit noch etwas behalten, ihn auch mal außerhalb der Ferien in den Urlaub fahren zu lassen oder ohne schlechtes Gefühl mal ne Woche krank zu hause zu sein.

Du schreibst er verweigert sich wenn er mal einen Test mitmachen soll, der vielleicht ne Stunde geht.
Ist er dann wirklich reif genug um jeden Tag 4 Stunden Schule + ne 3/4 Stunde Hausaufgaben zu schaffen?
Warum willst du ihm das Jahr das man euch schenken will, nicht einfach annehmen.
Bei uns wären einige Eltern froh gewesen ;-)
Die Schule läuft euch doch nicht weg!!! Ich kann das immer nicht verstehen.
Gruß Annette

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DU wolltest die freiheit haben, noch Urlaub machen zu können wie Du willst.
#klatsch
Du hattest ein Kann- Kind, alo war es Deine Entscheidung und nicht die Entscheidung des Amtes.

Hier ist das Kind aber weit über 7,5 wenn es ein Jahr später eingeschult wird. Und wenn es fit ist, bin ich auch dafür das die Kids in diesem Alter eingeschult werden, wenn sie weit über 6 Jahre alt sind!!!

Lisa

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Um es deutlicher zu machen, er musste nicht "mal" einen Test machen, sondern wurde zwei Tage nach erfolgter Vollnarkose (wegen MRT und Lumbalpunktion) in die Situation hineingeworfen. Die behandelnde Stationsärztin hielt es für eine gute Idee. Er war körperlich sehr schwach und hatte extreme Kopfschmerzen, verursacht durch die LP. Wer weigert sich da nicht, Zahlenreihen nachzusprechen, Sterne zu malen und nicht fertiggemalte Bilder zu erkennen.

Vorgestern hat er über zwei Stunden vor einer fremden Psychologin gesessen und alles mit Bravour gemeistert.
Vor Allem geht es uns darum, dass unser Kind glücklich und entspannt ist. Und er WILL in die Schule, alle seine Freunde gehen, wie sollen wir ihm plausibel machen, dass er zurückbleiben muss? Diese Situation wäre für ihn weitaus belastender. Es geht hier ja auch nicht um eine Rückstellung aus entwicklungsphysiologischer Sicht, das könnten wir nachvollziehen, sondern aus gesundheitlichen Gründen, die mittlerweile keinen Bestand mehr haben. Zudem würde er sich nicht wohlfühlen, wenn er als 7 1/2 Jähriger mit Kindern eingeschult wird, die ggf. noch nicht einmal sechs Jahre alt sind. Er ist jetzt schon tlw. zwei Köpfe größer als seine Altersgenossen. Er hat die geistige Reife, besitzt Sozialkompetenz und ist motorisch fit. Er war nur in den letzten drei Wochen der Sommerferien krank, dies wird ihm jetzt zum Verhängnis.

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Hallo,

wir hatten bei unserer Tochter genau das gleiche Problem. Bei uns hat die Kooperationslehrerin zwei Kinder verwechselt (das andere Kind war auf einmal schulfähig! und die Eltern fielen aus allen Wolken. Unserem Kind wurde die Schulunfähigkeit attestiert.

Wir haben zunächst ein Gespräch mit dem zuständigen Rektor geführt, der aber hinter seiner Kooperationslehrerin stand - felsenfest. Daraufhin haben wir das Schulamt kontaktiert und SCHRIFTLICH Widerspruch gegen die Entscheidung eingereicht.

Unser Kinderarzt hat die betreffende Schule angeschrieben und wollte sich die "Diagnose" schicken lassen - Wie erhoben? Qualifikation des Erhebenden? Angewandte Untersuchungsmethode? Befund? - die Schule hat sich geweigert, Auskunft zu geben.

Wir haben unser Kind dann im SPZ vorgestellt und komplett durchtesten lassen und einem Test beim lokalen Gesundheitsamt zugestimmt. Beide Tests fielen 100% zugunsten unseres Kindes aus. Da hat das Schulamt einer Einschulung zugestimmt, aber geraten, diese an einer anderen Schule vornehmen zu lassen!

Bei uns hat es geklappt und war auch die richtige Entscheidung. Unsere Tochter kam gut durch die Grundschule. Bei uns kamen auch so beknackte Argumente wie "Lisa, die beste Freundin Ihrer Tochter geht doch auch in die Förderklasse" - na und?

GLG
Miss Mary

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Hallo,
ich würde dir folgendes empfehlen:
1. Ihr setzt zusammen ein Schreiben auf, verlangt Einsicht in die Schulakte und unterschreibt dies beide. Das schickt ihr an die zuständige Grundschule.
2. Ihr wartet bis der Rektor euch die Einsicht (schriftlich) gewährt und geht beide dorthin. Ihr dürft nicht alle Unterlagen der Schulakte kopieren, denn viele Sachen sind auch private Notizen, jedoch dürft ihr alles lesen. Nehmt also Zeit mit.
3. Ihr solltet euch niemals gegenüber der Schule, KiGa,... irgendwie äußern.
4. Ich hoffe, ihr habt keine Einverständniserklärung unterschrieben zur Datenweitergabe von Kiga, allen Ärzten, Therapeuten,... zur Schule. Wenn ja, dann zieht sie zurück und wenn nein, dann gebt sie auch in Zukunft nicht.

Ich wohne nicht mehr in NRW, soweit ich aber weiß, ist genau der Fall, den dein Sohn betrifft, einer der wenigen, weswegen man in NRW überhaupt zurückstellen darf. Nur weil ein Kind ein I-Kind ist, wird es nicht zurückgestellt. Das würde eigentlich eher bedeuten, dass es inclusiv oder integrativ beschult wird oder auf eine Sonderschule geht. Laß doch mal die zuständige Direktiorin oder Sekretärin etwas "plaudern". Vielleicht bekommst du so den wahren Grund heraus, dass plötzlich so viele Kinder bei euch zurückgestellt werden. Vielleicht sind ja die Klassen schon voll und es müsste bei Einschulung deines Sohnes eine Neue aufgemacht werden?

Solche schweren Erkrankungen, wie sie dein Sohn hatte, hinterlassen Spuren. Vielleicht bemerkst du sie jetzt noch nicht, aber ich kann dir (leider aus eigener Erfahrung) versprechen, dass so etwas gar nicht so selten ist. Bei meinem Sohn waren es "nur" 3 lächerliche Tage. Zunächst ging es ihm auch ganz gut und alles war wie vorher (monatelang) aber dann stagnierte seine Entwicklung zunächst und er machte in Teilbereichen sogar Rückschritte. Ganz besonders betraf es bei ihm die Sprache. Letztendlich hat er über den Zeitraum von einem halben Jahr gar keinen Ton mehr gesagt. Irgendwann fing er dann wieder an bei NULL. Jetzt ist er knapp 5 und plappert ohne den Sinn zu verstehen alles nach, wie ein Papagei. So ganz grundlos ist die Regelung bei euch im Schulgesetz also nicht.

Ich habe letztes Jahr das selbe Problem mit meinen Ältesten gehabt: zu "schlau" für den Kiga, schulreif, aber so richtig dann doch noch nicht... - Wir haben gekämpft und haben es letztendlich geschafft, dass er in die Vorschule eingeschult werden konnte. Jetzt geht er jeden Tag zur Schule, hat 21 Stunden/Woche, lernt schon alle wichtigen Fähigkeiten, die ein Schüler haben sollte (ruhig sitzen, Konzentration, still sein,...) und darf aber auch noch spielen und toben. Er hat schon wahnsinnige Fortschritte gemacht in dem einen Monat.
Den "Stempel" hatten wir vielleicht mal, aber den bekommt man auch wieder los, wenn man den Lehrern und dem Direktor die Chance gibt, einen kennenzulernen. Wenn ihr also zeigt, dass euch euer Kind wichtig ist, ihr vielleicht auch noch aktiv in der Schule mitarbeitet, dann stört das niemanden.