Problemkind 1. Klasse / Disziplinprobleme

Heute bräuchte ich mal euren Rat:
Meine Tochter geht seit zwei Wochen in die erste Klasse. Die Klassengemeinschaft ist nicht ganz einfach, einige sehr nette Kinder, aber auch etliche etwas "kompliziertere". Der absolute Extremfall ist allerdings ein Junge, der wohl massive Disziplinprobleme, oder wie man es auch immer nennen möchte, hat.
Es gab in diesen zwei Wochen schon etliche Vorfälle, im Schnitt ungefähr jeden zweiten Tag, bei denen er absolut ausrastet. Auf sanfte Ermanungen der Lehrerin reagiert er nicht, bei schärferen Verwarnungen schmeißt er seinen Stuhl, seine Bücher und Hefte quer durchs Klassenzimmer, brüllt die Lehrerin an "Du hast mir garnichts zu sagen, du bist nicht mein Chef!" und stürmt aus dem Klassenzimmer. Die Lehrerin rennt ihm dann hinterher und beredet ihn drausen am Gang so lange, bis er gnädigerweiße wieder bereit ist, mit ins Klassenzimmer zu kommen.
Nun haben natürlich etliche Kinder Angst, wenn sich ein Mitschüler so aufführt und die Stühle fliegen. Ein Junge ließ sich nach so einem Vorfall neulich wegen "Bauchschmerzen" von der Mutter abholen, meine Tochter ist an solchen Nachmittagen auch nicht sie selbst und weint viel, allerdings ohne einen "offiziellen" Grund anzugeben. Auch andere Kinder leiden unter der Situation.
Von daher die Frage an euch: Welche Möglichkeiten haben wir? Über die Eltern ist wohl nicht ranzukommen, die sprechen praktisch kein Deutsch und scheinen mir auch eher von der Sorte zu sein "von einer Frau lässt sich unser Sohn sowieso nichts sagen".
Nun muss aber die Lehrerin regelmäßig die Aufsichtspflicht verletzen, entweder gegenüber der ganzen Klasse, wenn sie dem Jungen nachrennt, oder aber eben gegenüber ihm, wenn sie ihn rennen lässt. Ganz abgesehen davon, dass es einfach kein Zustand ist, wenn der Junge mit Stühlen durchs Klassenzimmer schmeißt.
Morgen Abend ist die erste Elternsprecherversammlung, natürlich mit Direktorin etc., wie gehen wir am besten vor, hatte jemand schon so einen Fall und kann uns Tips geben?
Danke für eure Hilfe!

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Ich weiß du möchtest lieber Antworten von Eltern die Erfahrungen damit gemacht haben. Allerdings möchte ich dir einfach als Mutter antworten die sich darüber Gedanken macht.

Solche Probleme sind in meinen Augen hausgemachte Probleme. Ein Kind wird nicht einfach so, sooo stark unberechenbar. Natürlich muss da eine Lösung her, denn so ist das wie du schreibst kein Zustand, weder für die ganze Klasse noch für die Lehrerin und auch nicht für den Schüler.

Meiner Meinung nach sollte man auf die Eltern des Kindes einwirken, zur Not mit Hilfe des Jugendamtes. Dann sollte man auch auf das Kind einwirken und ihm zeigen das es auch anders geht. Solche Aussagen wie..."Du hast mir nichts zu sagen, du bist nicht mein CHEF" das kommt doch von zuhause.

Wenn die Eltern der deutschen Sprache nicht mächtig sind und auch die Einstellung vertreten von Frauen muss sich das Kind nichts sagen lassen, sollte überlegt werden was die Eltern nun wollen.

Wichtig ist mir eigentlich das man das Kind nicht als den Übeltäter hinstellt und gar aus der Klasse haben will. Die Probleme werden dadurch nicht besser. Vielmehr sollte das Kind intensiver integriert werden, mit z.B. speziellen Aufgaben. Das Kind kann am wenigsten dafür, es zeigt nach Außen was es vorgelebt bekommt.

Versteh nicht warum den Eltern sowas egal ist. Leider so ein Fall wo es daheim keine Erziehung gab und in der Schule wirds ausgebadet.

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Natürlich kommt ein Kind nicht von alleine auf solche Sprüche, mir ist klar, dass das Problem vom Elternhaus her kommt, nur leider kann man, wie gesagt, mit den Eltern nicht in Kontakt treten, das haben wir schon versucht. Was die Eltern eigentlich wollen weiß von daher niemand.
Aufgaben übernehmen klingt gut, allerdings ist der Junge wohl nicht dazu bereit sich irgendwie zu integrieren oder Aufgaben in der Klasse zu übernehmen, zumindest bisher.
Was das Jugendamt angeht weiß ich nicht, ob die Familie dort schon bekannt ist, daran hatte ich auch schon gedacht, allerdings weiß ich von einer anderen Klasse, in der ein Junge von Jugendamt so intensiv betreut wurde, dass er teilweise mit dem Taxi (!) von der Schule abgeholt wurde, viel geholfen hat es in dem Fall allerdings auch nicht, er war in der vierten Klasse immernoch stolz darauf, wenn er einen Klassenkameraden so massiv gegen das Klettergerüst geschubst hat, dass der eine Beule hatte.
Der Satz "Das Kind kann am wenigsten dafür" ist meiner Meinung nach nur teilweise richtig, die Klassenkameraden können nämlich noch viel weniger dafür und leiden massiv unter seinem Verhalten.

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"Der Satz "Das Kind kann am wenigsten dafür" ist meiner Meinung nach nur teilweise richtig, die Klassenkameraden können nämlich noch viel weniger dafür und leiden massiv unter seinem Verhalten. "

Ganz deiner Meinung!

Ich habe durchaus Verständnis und Mitleid für verhaltensauffällige Kinder, die so sind, weil ihre Eltern ihnen nie beigebracht haben, wie man sich richtig verhält bzw. krank sind und wo die Eltern nicht schon frühzeitig externe Hilfe gesucht haben.

Jedoch würde ich nicht tatenlos zuschauen, wie mein Kind unter so einem Kind leidet.

Die Schule muss entweder dafür sorgen, dass das Kind im Unterricht eine 1:1-Betreuung bekommt (Sonderpädagoge, Psychologe o.ä.) oder das Kind muss auf eine Förderschule für Kinder mit Problemen im Sozialverhalten.

Die Situation, wie sie jetzt ist, ist weder für die anderen Kinder noch für die Lehrerin tragbar.

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Hey,
das MUSS die Schule lösen. Ihr habt da gar keine Handhabe als Eltern. Ihr könnt nur immer wieder in der Schule Druck machen.
Bei uns ist das so gelöst, dass es Auszeitpläne gibt. Sprich, wir haben Fachkräfte (Sonderpädagogen) und die werden dazugeholt und haben "Notfalldienst". Läuft also ein Kind raus, wird den Sonderpädagogen Bescheid gesagt und die kümmern sich. Dann haben die Kinder eine Auszeit von ner halben Stunde mit der Fachkraft und wenn es dann nicht geht, wird im Notfall der Krankenwagen gerufen. (So weit kam es bisher aber nie! Meistens haben die Eltern dann das Kind abgeholt.)

So muss keine Aufsicht verletzt werden. Mal ganz abgesehen davon, dass ich als Lehrer immer für die ganze Gruppe entscheide. Die Kinder sind belehrt und somit bin ich natürlich oberflächlich abgesichert. Ich hatte vor 3 Jahren ein Kind mit massiven (auch psychischen) Problemen. Der hat auch auf die anderen Stühle geworfen. Erste Regel ist: Die anderen MÜSSEn geschützt werden. Hab also oft meine ganze Gruppe in den Nebenraum geschickt. Das waren für alle harte Zeiten.
Ihr müsst morgen deutlich machen wie sehr eure Kinder leiden. Die Schule ist hier in der Pflicht.

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Danke für deine Antwort! Das mit dem Notfalldienst klingt gut, das werde ich morgen mal anregen. Ich habe eben auch Angst, dass zuerst etwas passieren muss, bevor die Schule handelt. Eine ganz normale Regelschule ist, denke ich, mit solchen Schülern erstmal überfordert.

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Hallo,

ich bin auch der Meinung, dass das die Schule klären sollte. Ich würde jedenfalls nicht die Eltern ansprechen, weil es ja in der Schule passiert sondern der Schule Druck machen und der Lehrerin erklären, wie es den anderen Kindern geht.

Bei uns in der Klasse gibt es auch so einen Jungen (das geht seit der 1. Klasse so). Allerdings haben die Kinder keine Angst, sondern lachen ihn aus weil es selbst die Kinder lächerlich finden, dass er sich wie ein kleiner Junge benimmt.

Wenn der Junge wieder einen "Anfall" hat, wird er immer zu Direktor geschickt. So weit ich es auch mitbekommen habe, musste er auch schon mal von den Eltern abgeholt werden. Und je nach dem was er macht, fällt die "Strafe" aus. Einmal hat er ein Heft zerrissen, da musste er dann die Sachen in ein neues Heft abschreiben.

LG janamausi