Hallo!
Wir waren heute bei Freunden zu Besuch. Die Kinder haben toll zusammen gespielt. Irgendwann haben sich alle verkleidet, die Tochter meiner Freundin (7) hat ein besonderes Sommerkleid angezogen. Meine Tochter (7) sagte erst: "oooh, die H. sieht aber schööön aus!" und aus ihrer Bewunderung wurde Ärger und Neid. Sie fing an, H. zu beschimpfen, sie wolle immer die Schönste sein, nie würde sie das schöne Kleid bekommen, etc. pp.! Ich sagte, sie könne sich doch einfach mit H. freuen, weil diese ein tolles Kleid hat (was sie zu einer Hochzeit getragen hat), doch meine Tochter gönnte H. nicht das Schwarze unter den Nägeln, so eifersüchtig war sie. Als sie richtig wild wurde, habe ich mit ihr unter 4 Augen gesprochen, sie gefragt, wie sie sich fühlen würde, wenn H. ihr das schöne Outfit madig machen würde, sie beschimpfen würde. Keine Reaktion. Sie bockte dann herum und irgendwann hat es mir gereicht, wir sind (war sowieso 18.30 Uhr) nach Hause gefahren. H. war traurig, meine Tochter bockig. Im Auto habe ich ihr auch nochmal versucht zu erklären, dass Freundinnen sich füreinander freuen sollten, es der anderen ruhig mal gönnen können, etwas zu haben, nicht ihren eigenen Ärger am anderen ablassen sollten - nix, null Einsicht. Zu Hause wurde sie dann richtig maulig, hat mich nicht mehr angesehen - habe sie dann ins Bett geschickt.
Sonst war es immer so, dass ich Dinge erklären konnte, zu 99% hat sie es dann auch eingesehen ("wie würdest du dich dabei fühlen...?") - aber in diesem Fall? Fehlanzeige. Ich habe jetzt 2 Möglichkeiten:
a) morgen nochmal ansprechen, klar machen, dass so ein Verhalten verletzend ist und ich es nicht gut finde, das Thema dann beenden.
b) auf Einsicht / Verständnis hoffen, weitere Beispiele aufführe, sodass sie versteht, warum ich sauer bin, erklären, dass Neid menschlich ist, es aber andere verletzen kann.
Ich bin mir nicht sicher, ob sie es wirklich nicht versteht, oder (was ich vermute) es ihr um's Prinzip geht (Mama sagt etwas, ich mache genau das Gegenteil). Sie ist momentan sowieso gerne mal in einer Prä-pubertären Laune...
Wie macht ihr das in solchen Situationen? Lasst ihr es dann gut sein, wenn ihr ausführlich erklärt habt, dass etwas nicht i.O. war - oder erhofft / erwartet ihr Einsicht?
Es geht jetzt nicht konkret um das Beispiel, sondern im Allgemeinen. Also bitte nicht zu sehr Bezug nehmen auf die o.g. Story.
Viele Grüße und schönen Abend!
Erwartet / erhofft ihr immer Einsicht vom Kind?
Huhu,
die Reaktion deiner Tochter ist entwicklungspsychologisch gesehen noch altersgemäß.
Sicherlich erwartet man von seinen eigenen Kindern meistens ein angepassteres Verhalten, in vielen Fällen legen sich das ja auch an den Tag. Aber mit 7 sind die meisten Menschen noch sehr egozentrisch.
Außerdem hegen auch Erwachsene manchmal solche Gefühle, sie beherrschen sich (meistens) nur besser.
Ich versuche in solchen Situationen immer ein bisschen Empathie mit ins Spiel zu bringen:
" Stell Dir mal vor, Du wärst in der Haut von H. ......"
" Stell Dir mal vor, Du hättest Dein allerschönstes Kleid an und Deine Freundin ...."
Gleichzeitig würde ich ihr auch sagen, dass es in manchen Situationen ganz menschlich ist, neidisch zu sein, aber dass die Reaktion gegenüber der Freundin so nicht in Ordnung war und ihr andere Möglichkeiten und Alternativen mit Neid umzugehen aufzeigen.
Und dann sollte es auch gut sein, ich glaube auch, dass dieses Verhalten in dem Alter noch normal und im Rahmen ist .
Meine Tochter fängt oft an rumzubocken, wenn sie müde ist. Die Kinder spielen schön miteinander und plötzlich geht das Gezicke los. Ich kann fast die Uhr danach stellen (17 Uhr). Wenn es so ein Gezicke ist, dann hilft kein Reden und Lamentieren, sondern nur ein ruhiges verständnisvolles "Ja, mein Schatz ja und jetzt ist es bitte gut!" Hört sie nicht auf, dann ist es Zeit das Spielen zu beenden, d.h. wir fahren oder ich rufe auch mal die Eltern an, dass sie ihr Kind abholen.
Wenn etwas so arg ausartet, dann würde ich am nächsten Tag schon nochmal das Gespräch suchen, so in der Art: "Was war denn da gestern eigentlich los? Ich kenne dich gar nicht so missgünstig. Hat dir das Kleid so gut gefallen? (...)"
Hallo,
ich hab irgendwann mal ein Buch gelesen, in dem es um Emotionen geht-- und das man von seinem Kind oft "gute Emotionen" verlangt/erwartet, also dass man sein eigenes Kind gerne fröhlich, großzügig etc sehen möchte--und die "schlechten Emotionen" nicht so zulässt.
Seitdem mache ich meiner Tochter nur noch bewusst, WIE sie sich fühlt (also das Gefühl benennen) und versuche mit ihr herauszubekommen, was man stattdessen tun kann, wenn man sich so fühlt.
Also bei dir zB dass man ruhig sagen kann, dass man auch so ein schönes Kleid haben will, aber das man dann nicht was Schlechtes über das Mädchen sagt (sondern vielleicht lieber gar nix, wenn man gerade ganz schlimm eifersüchtig ist.) Das klingt jetzt eventuell blöd, aber ich schlage ihr nix vor sondern frage sie halt immer, also "Was glaubst du, wie es der X damit gegangen ist?Was hättest du stattdessen sagen/tun können?" Und witzigerweise kommt sie immer auf eine ganz tolle Lösung, unsere Kinder sind oft weiter, als wir denken.
Ich klinge jetzt vielleicht zu verkopft, aber es funktioniert echt toll und ich finde es viel sinniger und natürlicher, so mit ihr zu reden.
Früher habe ich gedacht, ich helfe ihr am meisten, wenn ich in so einem Fall wie deinem sage :"Ach Schatz, du musst doch nicht neidisch sein, du kannst ihr doch auch was gönnen etc. pp" aber dann wurde mir klar, dass ich damit auch ihre Gefühle "wegwünsche", also nicht möchte, dass sie sowas negatives empfindet/ausdrückt.
Kenn ich auch von Zuhause "Du musst doch nicht traurig/böse/irgendwas sein, denk doch nur..." ist von Eltern eigentlich gut gemeint, aber ich erinnere mich, dass ich eben wirklich nicht traurig sein durfte, das konnte meine Mutter nicht aushalten.
Ich hab darüber auch mit meinem Mann geredet und er meinte nur so zu mir:
"Ja, ist doch logisch, wenn du über was traurig bist, willst du von mir doch auch nicht hören, dass du das nicht fühlen musst."
Da hat er recht.
Ich möchte, dass meine Tochter lernt, ihre Gefühle zu kennen/benennen und auch damit umgehen kann, ohne andere leiden zu lassen.
Beim Benennen kann ich ihr helfen, bei dem Umgang mit den Gefühlen fallen ihr selbst gute Sachen ein.
Als sie einmal richtig wütend war und ich sie fragte, was ihr denn helfen würde, dachte ich, jetzt käme "Ins Kissen boxen" oder so was. Stattdessen stand das kleine Wutbündel vor mir und sagte "Kuscheln".
Der Gag ist, wenn ich sie in diesem Moment einfach "so" versucht hätte, in den Arm zu nehmen oder da vorgeschlagen hätte, wäre sie dazu nicht bereit gewesen. Wenn sie selbst über sowas nachdenkt, wird sie dadurch ganz anders.
Oh, und dieses Gefühle zulassen/benennen hat nix mit antiautoritärer Erziehung zu tun, also nicht "Günther-Joachim, wie fühlst du dich, wenn du die Katharina-Sofie mit der Schaufel verhaust? Möchtest du darüber mit Mama reden? Willst du stattdessen den Dackel treten, um deine Aggressionen abzubauen?"
Soll heißen, wenn sie sich schlecht benimmt, soll sie damit sofort aufhören und je nach der Umgebung reden wir sofort darüber oder verschieben es auf eine passende Zeit am selben Tag. Ihr Gefühl darf sie ja behalten, aber sich schlecht fühlen und sich schlecht benehmen sind für mich 2 Paar Schuhe.
Meine Lütte ist 5 und ich finde, es tut ihr richtig gut, dass sie sich mit ihren Gefühlen ernst genommen fühlt.
Lg, Jette
Ups, es ist schon spät:
Ich finde es auch sehr wichtig, dass Kinder Empathie entwickeln.
Dadurch, dass sie ihre eigenen Gefühle besser kennt/benennt, ist ihr auch viel klarer, was andere wohl empfinden, wenn sie etwas macht.
Ich frage darum auch, wie sich der/die andere jetzt wohl fühlt-- nicht, damit sie sich noch schlechter fühlt, sondern damit sie merkt, dass ihr Verhalten auch für andere Folgen hat und dass sie das evtl auch gar nicht so möchte....
Lg, Jette
""Günther-Joachim, wie fühlst du dich, wenn du die Katharina-Sofie mit der Schaufel verhaust? Möchtest du darüber mit Mama reden? Willst du stattdessen den Dackel treten, um deine Aggressionen abzubauen?"
Danke, Du hast mich gerade so zum Lachen gebracht, daß ich gerade noch verhindern konnte meine Cola auf die Tastatur zu prusten.
Im Ernst: Du hast ziemlich viel, aber logisch geschrieben. Es stimmt, daß man seinen Kinder früh beibringr, welche Gefühle erwünscht und welche nicht erwünscht sind, aber auch die sogenannten schlechten Gefühle haben ihren Sinn. Wut macht uns bewußt, daß etwas falsch läuft, Neid, daß wir noch bestimmte Wünsche haben usw.
LG
Kathi
Hi.
Gefühle sind einfach da.
Gute und schlechte.
Und manchmal ist das einfach stärker als jede Einsicht - zumindest im aktuellen Moment...
Ich würde sie jetzt einfach in Ruhe lassen und lieber zu einem späteren Zeitpunkt ein Gespräch kommen lassen, in dem sie sich äussern kann, wenn sie losgelöst von so einer Situation ist.
Bei uns waren es meistens die Mittagessen, wo sich auch den Gesprächen über den Tag interessante Diskussionen über Gewalt auf dem Schulhof, Verhalten usw entwickelt haben-
Kinder sind oft sehr viel "klüger" als es in der aktuellen Situation ausssieht; da kommt ihnen meistens ihre Emotion in den Weg
Ich finde es schwierig für sie - da rollt grade eine Welle über sie rüber aus Gefühlen und mit der müssen sie klarkommen und dann sollen sie auch noch empathisch und verständnisvoll sein... Uff, verflixt schwer... Muß man erstmal lernen...
Fällt auch vielen Erwachsenen schwer, stimmts?
GlG, Locke
Hallo,
ich erwarte von meinem Sohn nicht, dass er Einsicht zeigt, solange er noch emotional in die Sache, die er einsehen soll, verstrickt ist.
Wenn die Sache aber emotional abgeschlossen ist und ich dann nochmal ruhig und sachlich mit ihm darüber spreche, ob er verstanden hat, dass sein Verhalten falsch war, DANN erwarte ich sehr wohl Einsicht (spätestens, wenn ich erklärt habe, warum sein Verhalten falsch war).
Bis jetzt hatte ich aber nie das Problem, dass mein Sohn - wenn er sich wieder beruhigt hatte - keine Einsicht gezeigt hatte.
Ich bin (wie mein Sohn) ein recht emotionaler Mensch und ich bin selber total uneinsichtig, wenn sich bei mir die Emotionen hochgeschaukelt haben, obwohl ich innerlich genau weiß, dass ich im Unrecht bin.
LG,
J.
Hallo,
Neid ist eine völlig menschliche Reaktion.
Erwachsene gehen nur anders damit um (die meisten zumindest). Kinder können das noch nicht und müssen es auch nicht.
Ihre Freundin soll sich freuen, dass Deine Tochter das Kleid so gefallen hat, dass sie es selber gerne hätte.
GLG
Wenn meine Tochter mittendrin steckt, dann erkläre ich ihr zwar auch warum wieso weshalb.
Aber auf wirkliches Verständnis und EInsicht treffe ich dann in den seltensten Fällen.
Ich spreche dann später noch mal in Ruhe mit ihr, abends oder am nächsten Tag.
Dann klappt es auch, sie kann darüber sprechen WAS sie so ärgerte, das klappt in Rage gar nicht. Ihr fehlen dann die Worte um ihre Gefühle zu beschreiben.
In Ruhe, mit einigem Abstand geht es recht gut.