Hallo,
meine Tochter ist 5 und Vorschulkind. Sie ist kognitiv und motorisch normal entwickelt, hat wohl aber einige Defizite im sozial-emotionalen Bereich.
Ihr größtes Problem ist ihr Perfektionismus, der schon als Baby auffiel. Wo andere Kinder sich neugierig mit Holzpuzzlen, Formenboxen etc. beschäftigten, saß sie davor, guckte zu und griff erst zu den Teilen, wenn sie sich sicher war, dass sie keinen Fehler machte und die Teile auf Anhieb einordnen konnte. Wenn es im Kiga Gruppenaktivitäten gibt, macht sie nicht mit, denn sie könnte ja nicht die beste sein. Als wir uns Turnen im Turnverein ansahen, machte sie nicht mit, denn sie könnte ja irgendetwas falsch machen....usw.usf. IMMER bricht sie in solchen Situationen in Tränen aus, sie kann dem Druck, unter den sie sich selbst setzt, nicht statthalten. Auf der anderen Seite würde sie total gerne mitmachen und ist immer ganz unglücklich, wenn sie wieder mal unverrichteter Dinge die Sache beenden muss.
Jetzt ist sie also Vorschulkind und unsere erste Schuleingangsuntersuchung (findet in Ba-Wü schon mit 4 statt) lief total schief. Sie verweigerte sich komplett und wir mussten ein zweites mal hin. Mit viel gutem Zureden machte sie dort ein paar Sachen unter Tränen mit, aber bei weitem nicht alles - laut Schulärztin aber noch ok.
Heute war die Kooperationslehrerin der Grundschule zum ersten mal im Kiga. Meine Tochter war wohl hochmotiviert und nannte "sogar" ihren Namen (hätte sie vor zwei Monaten wohl noch nicht gemacht), als es aber darum ging, gemeinschaftlich eine Aufgabe zu lösen, brach sie in Tränen aus und verkroch sich auf dem Schoß der Erzieherin, die mit dabei saß. Hinterher war sie wieder kreuzunglücklich, als alle anderen ihr "Arbeitsblatt" ausgefüllt hatten und sie keines hatte, weil sie sich nicht getraut hatte. Dann, mit der Erzieherin alleine, füllte sie ihr Arbeitsblatt in Nullkommanix aus, denn jetzt war sie sich ja sicher, wie's "richtig" geht.
Mir tut sie in solchen Situationen so leid, und ich würde ihr so gerne helfen. Ich weiß nicht, wie oft wir ihr schon versichert haben, dass es nicht schlimm ist, wenn man verliert, wenn man etwas nicht weiß oder wenn man etwas nicht versteht... wie oft wir ihr beim Memory-Spielen schon spielerisch "vorgemacht" haben, dass die Welt nicht untergeht, wenn man verliert.... Aber keine Chance. Es ist immer wieder dasselbe.
Kennt jemand von euch so etwas? Wie kann ich ihr helfen?
LG
Mavie
Sie setzt sich so unter Druck....
Für wie perfektionistisch hälst du dich selbst?
Ich halte mich für nicht besonders perfektionischtisch, und meinen Mann auch nicht. Drum können wir das ja auch gar nicht so wirklich verstehen. Der dreijährige Bruder zum Beispiel ist auch ganz anders - der probiert einfach aus, und wenn was nicht so funktioniert, ist das auch ok und er probiert's halt nochmal. Ich glaube also nicht, dass sich da was von mir auf sie überträgt - falls du das meinst.
Ich wollte dich nicht kränken. Aber sehr oft haben solche Verhaltensweisen ja etwas mit den Eltern zu tun.
Gab es in eurer Familie Stress? Schwierige Situationen? Konflikte in der Ehe? Wirtschaftliche Probleme? Sowas alles kann dazu führen, dass das Kind den Eindruck hat, es müsse funktionieren und alles richtig machen.
Es kann auch ein Hinweis auf eine Hochbegabung sein.
lg die hinterwäldlerin
Hallo,
suche nicht verzweifelt nach einem Fehler bei Dir! Wir haben 2 Kinder, einen Pesimisten und einen Optimisten.
Hab mal eine Geschichte gelesen die ich total passend fand.
Ein Vater hat 2 Kinder, einen Optimisten und einen Pesimisten. Er macht einen Test.
Zum Geburtstag legt er dem Pesimisten nachts eine Menge Geschenke in das Zimmer, dem Optimisten nur ein paar Pferdeäpfel.
Am nächsten morgen kommt er zum Pesimisten ins Zimmer. Der Sitzt da und weint!
Er meint "Ach, so viele Geschenke, da brauch man doch Batterien und bestimmt sind alle neidisch, und wollen mit spielen und dann gehen sie kaput"
Der Vater geht zum Optimisten ins Zimmer und hört schon von weiten das Lachen.
Der Vater fragt warum freust Du dich den so, es sind doch nur Pferdeäpfel"
Da lacht das Kind und meint " Da wo Pferdeäpfel sind muß doch auch ein Pferd da sein"
Das ist passend für meine Kinder und wird sich nie wirklich änderen.
Ich kann deine Sorgen gut nachvollziehen, als mein großer knapp 4 Jahre alt war, saß ich öfter heulend da. Der hatte Motorische Schwierigkeiten, aber das schlimste war, daß kann ich nicht, das mach ich nicht. Meine Sorge war immer, was soll aus ihm werden wenn er nie übt.
Hilfe fand ich nur von außen. Denn ich konnte meinem Kind 100 mal sagen, daß es nicht schlimm ist und ich ja auch nicht alles kann. Aber es half alles nichts.
Die Therapeuten bei der Logo und der Ergo haben es geschafft aus meinem Kind einen aufgeschlossenen Jungen zu machen.
Aber selbst in der 1 Klasse war er noch sehr unzufrieden mit sich. (Da gab es keine Noten) z.B. Er hatte alles richtig in einem Test, aber er war trotzdem unzufrieden mit sich selbst. Ich konnte erklären soviel ich wollte, aber er glaubte mir einfach nicht, daß das super war. Erst mit den Noten in der 2 Klasse ist sein Selbstbewußtsein nochmal gestiegen. Eine 1 ist eine 1 da gab es dann noch nicht mal mehr für meinen Pesimisten etwas daran auszusetzen.
Meine Tips:
1) Lerne damit zu leben und bemuttere nicht zu arg. Denn erst wenn sie auf die "Nase fällt" stellt Sie fest es war ja gar nicht so schlimm.
(Meiner redet heute mit jedem, geht alleine Einkaufen usw.) Es gab oft Tränen, wenn er kein Eis bekam, weil ich sagte kaufe es selber oder es gibt keins. Es gab auch einigemale keins.
2) Suche Dir hilfe, entweder Ergo, Logo oder wenn kein Bedarf besteht, dann Psychologe. Die machen Spiele mit den Kindern und wissen genau wie sie das Selbstbewußtsein stärken
Hoffe konnte Tips geben.
Liebe Grüße
Martina
Hallo,
oh Mann, so einen kleinen Perfektionisten haben wir auch zuhause. Da bekam ich im KiGa immer gesagt, er ist zu ehrgeizig, setz ihn nicht so unter Druck. Gestern beim Elternsprechtag 2. Klasse bekam ich gesagt "Er besitzt einen gesunden Ergeiz, will alles schnell verstehen und sehr gut machen". Bis zur Einschulung hatte er diese ganze extrem Ehrgeizphase, in der er mit sich selber unzufrieden war, von alleine überwunden. Er hatte erkannt, er muss nicht alles super können, sondern jeder hat seine Stärken und Schwächen.
Wir haben ihm auch immer gesagt und gezeigt, dass es nicht schlimm ist, wenn er etwas falsch macht, aber es hat gedauert, bis er das wirklich für sich akzeptiert und umgesetzt hat. Er hat z.B. im Kindergarten nie gerne gemalt, weil eine Erzieherin ihn sein Bild mal hat überarbeiten lassen, weil er ein Tier mit Wasserfarbe statt wie gefordert mit Wachsstiften gemalt hat. Er war danach kreuzunglücklich, weil ihm sein erstes Tier so viel besser gefiel und das jetzt überklebt war. Danach hieß es immer "Ich kann nicht malen! Dann mal ich auch nicht!"
Gezählt hat er erst, als er ganz sicher war, keine Fehler darin zu machen. Dasselbe Spiel hatten wir als er klein war bei allem.
Er hat dann zuhause oft und gerne Vorschulbücher etc. bearbeitet, wo er selbst korrigieren konnte, da auf der Rückseite des Blattes die richtige Lösung stand. Dabei hat er dann gemerkt, dass die Welt nicht untergeht, wenn er mal etwas falsch macht.
Auch Spiele zu verlieren, war bei uns lange Zeit ein Drama. Was half war Spielgenre wechseln, wech von Memory und Glücksspielen hin zu Quiz und Strategiespielen. Wenn Gewinnen und Verlieren vom können und nicht vom Glück abhängt, kommt er damit viel besser klar.
Ich kann dir nur raten, unterstützt deine Tochter, nimm sie, wie sie ist. Aber frage sie auch mal, was sie sich denn vorstellt, was passiert, wenn sie etwas falsch macht.
LG,
Denise
"Bis zur Einschulung hatte er diese ganze extrem Ehrgeizphase, in der er mit sich selber unzufrieden war, von alleine überwunden."
Ich glaube auch, dass Kinder diese Phase durchaus auch von allein überwinden können. Allerdings werden manche Kinder aufgrund der neuen Regelungen so früh eingeschult, dass sie dann in der Schule einfach noch nicht so weit sind. Und WENN diese Kinder noch nicht so weit sind, glaube ich, dass die Schule diese Phase noch verschlimmern kann und sie sich manifestiert. Auch kann man das Kind als Elternteil nur noch schlecht begleiten (im Sinne von "man kann die Situation beurteilen"), bekommt wenig Rückmeldung, kann keine Strategien mit Trainern oder Erziehern absprechen, wie wir es getan haben. Da wird es dann schwer.
Deswegen denke ich, dass man schon versuchen sollte, das Ganze vor der Schule in den Griff zu kriegen.
"Auch Spiele zu verlieren, war bei uns lange Zeit ein Drama. Was half war Spielgenre wechseln, wech von Memory und Glücksspielen hin zu Quiz und Strategiespielen. Wenn Gewinnen und Verlieren vom können und nicht vom Glück abhängt, kommt er damit viel besser klar."
Da muss ich wiedersprechen, denn bei uns half auch GERADE die Erfahrung, dass gewinnen und verlieren manchmal vom Glück abhängt. Es musste bei uns einfach eine gute Mischung von Spielen her. Mal Glück, mal Können, mal waren wir besser, mal unsere Tochter, mal hat sie verloren, mal gewonnen, mal war sie zweite. Im Moment spielen wir ein Spiel, wo sie noch nie gewonnen hat, sich aber stetig verbessert. Und sie hat gelernt, auch mit diesen persönlichen Bestleistungen absolut zufrieden zu sein. Das wiederum hat sie vor allem beim Sport gelernt. Sie macht Rollkunstlauf und da ist es oft schwer, die Beste zu sein. Also genügt es ihr, z. B. besser zu sein als im Training.
Unserer ist so ein Früheinschuler, kam noch mit 5 in die Schule und wurde Ende September 6. Da in seiner Klasse aber kein Direktvergleich stattfindet, sondern die Schüler von der Lehrerin rücksprache bekommen, inwiefern sie sich verbessert haben bezogen auf ihre eigenen Leistungen, gab es da keine Ehrgeizprobleme. Ganz anders als im Kindergarten. Nur als beim Lesenlernen die Erstlesebücher mit der Großdruckschrift bei uns zu Hause genommen wurden, das ging gar nicht, er wollte normel gedrucktes Lesen. Klappte auch.
Ich kann ja bei den Spielen nur von meiner Erfahrung sprechen. Wir haben unseren Sohn halt gefragt, was ihn dann so stört am verlieren, und er meine, dass er das nicht beeinflussen könne, sondern alles nur vom Glück abhänge. In so einem Fall sind eben Spiele, die über Können oder Wissen gespielt werden, besser, da er das Gefühl hat, mehr Einfluss auf den Spielverlauf nehmen zu können. Inzwischen spielt er aber auch Glücksspiele ohne Probleme, aber wie bei mir, werden diese nie zu seinen Lieblingsspielen zählen.
Klar sollte man versuchen, das Ganze in den Griff zu kriegen, deswegen habe ich ja geschrieben, sie soll mal mit der Tochter sprechen, wovor sie Angst hat, wenn sie etwas nicht kann oder meint, nicht zu können. Denn das ist ja nicht bei jedem Kind der gleiche Grund. Du schreibst unten, dass deine Tochter sich nicht in die Gruppe einfügte. Das war bei unserem Sohn nie ein Problem, er hat auch nie geweint, er hat bei Sachen, bei denen er sich nicht sicher war den Clown gespielt. So hatte er die Lacher der Kinder auf seiner Seite und was "cool". Beim Malen hat er gesagt, phh.. will ich nicht. Wenn er dann mußte, hat er einfach was Hingekritzelt ohne sich Mühe zu geben und blöde Sprüche dabei gemacht, so nach dem Motto "Wenn ihr das unbedingt wollt, aber mir ist das total latte!"
Ich habe dann zuhause mit ihm geschaut, warum das mit dem Malen nicht so klappt, wie er das gerne hätte und ihm dann gezeigt, wie es eben geht. Im Kindergarten war immer nur Malen lassen ohne Anleitung und dafür hat er kein Talent, weil er sich immer alles als ganzes vorstellt, und der ganze Dino eben nicht einfach so auf das Blatt passt. Inzwischen malt er gut, nicht herausragend, aber so, dass er zufrieden ist, weil es so aussieht, wie er es gerne wollte.
Frustrationsumgang im Sport zu lernen ist wirklich gut, unserer macht Wing Tzun, da sind sein Kumpel und er bei den Jüngsten, die Ältesten sind je nach Trainningstag 4 bis 8 Jahre älter. Dass die, die den Sport ja auch schon länger ausübern als er, besser sind, kann er gut akzeptieren. Hauptsache er merkt, dass er selber besser wird.
Ich habe hier gestern erst wieder von meiner Tochter geschrieben, finde den Text aber nicht mehr. Deswegen schreibe ich jetzt nochmal (wen es langweilt, der möge es bitte ignorieren).
Also meine Tochter kam mit 3 in den Kindergarten und es stellte sich schnell raus, dass sie oft in Tränen ausbrach, wenn etwas Neues gemacht wurde (Bewegungsspiele etc). Auch beim Mittagessen weinte sie viel und "erfand" Schmerzen (Arm, Bein, Hand, Bauch usw. - ich glaube, es tat ihr dann wirklich was weh, aber das waren eher psychosomatische Schmerzen). Später fand ich heraus warum: Sie hat sich schon sehr früh Gedanken über ihre Aussenwirkung gemacht und wenn beim Essen alle Kinder lachend zusammenkamen, dachte sie wohl, die lachen sie aus. Außerdem war es ihr schlicht und ergreifend zu laut (denn sie ist hochsensibel - google mal danach).
Wir waren noch unerfahren und letztlich gab es auch aufgrund von Zeitmangel der Erzieher keine andere Möglichkeit als sie erstmal vom Essen zu befreien. Ich denke aber, dass das ein Fehler war, denn ich denke "Was man nicht kann, das muss man üben und nicht vermeiden."
Im Winter war dann eine ältere "Aushilfserzieherin" da und die hat es dann so gelöst, dass sie das Kind wie selbstverständlich zum Essen in den Raum geschoben hat. Da gab es quasi keine Möglichkeit zur Flucht. Und wenn sie weinte, hat sie ihren Rücken gestreichelt. Das reichte dann schon. Auch das Weinen in neuen Situationen besserte sich, hörte aber erst nach 1,5 Jahren im Kindergarten ganz auf.
Mit fast 4 Jahren wollte sie dann zum Ballett. Typisch, auch später, war, dass die ersten Stunden immer gut liefen. Das Weinen fing erst so nach 5/6 Wochen an, wenn der erste Reiz verflogen war. Beim Ballett hat es die Ballettlehrerin sehr schnell in den Griff bekommen, denn sie hat nicht selbst getröstet, sondern die Gruppe zusammengeholt, die dann alle den Schmerz weggepustet haben. Hier gewöhnte sie sich in zwei/drei Wochen ein und fühlte sich wohl. Wahrscheinlich auch, weil es beim Ballett eher diszipliniert zugeht, sich alle erstmal hinsetzen usw. Das liegt meiner Tochter. Und auch die sehr souveräne und etwas autoritäe Art der Ballettlehrerin gefällt ihr.
Mit 4,5 kam sie dann, ebenfalls auf eigenen Wunsch, zum Rollkunstlauf. Anfangs klappte es gut, aber nach einigen Wochen, ging es auch hier wieder los. Sie sagte immer wieder, dass ihr der Sport viel Spaß macht. Sie wollte, aber sie konnte irgendwie nicht. Ich dachte, dass ihr die Trainerin vielleicht Angst macht, denn sie schwrie auch mal rum. Da mir das sowieso nicht recht war, wechselten wir den Verein. Im neuen Verein musste meine Tochter aber auch viel weinen. Immer wieder, oftmals auch ganz plötzlich und unvermutet. Das Ganze ging mehr als ein Jahr lang so.
Ich war echt verzweifelt. Sie wollte den Sport soooo gerne machen, aber oft sah es so aus, als würde man sie quälen. Manchmal war sie schlicht überfordert, dann konnte ich verstehen dass sie weint. Aber warum weinte sie vor allem dann, wenn die anderen Kinder am meisten Spaß hatten? Bei Bewegungsspielen etc. Das war rätselhaft.
Na ja, sie hatte einfach Schwierigkeiten, sich in die Gruppe einzufügen. Sie schämte sich, wenn sie was nicht konnte und scheiterte an ihrem eigenen Perfektionismus. Ich überlegte, inwiefern ich darauf Einfluss nahm, ob ich "schuld" daran war. Aber es passierte auch, wenn ich gar nicht da war, z. B. im Kindergarten.
Mit viel Geduld, Gesprächen, Beratung und Tipps hat sie es dann aber letztlich auch geschafft, sich zu überwinden. Im Hintergrund habe ich auch viel mit der Trainerin gesprochen und wir haben uns gemeinsam "Strategien" überlegt, z. B. auch es wie beim Ballett zu machen und die anderen Kinder trösten zu lassen. Meine Tochter neigte nämlich dazu, sich auch an die Erwachsenen zu halten. Heute trainiert sie wie alle anderen Kinder auch, hat viel Spaß, hat Freunde gefunden. Und das Wichtigste: Sie hat das Gefühl, dass SIE das ganz allein geschafft hat.
Zwischen Januar und Juli 2012 hat sie dann noch verschiedene andere Sportarten ausprobiert. Anfang des Jahres war es noch genau wie beim Rollkunstlauf. Wegen der nahenden Schule habe ich mir da schon Sorgen gemacht. Im Juli beim Rock'n'Roll lief es dann aber prima. Wenn sie angesprochen wurde, hat sie zwar leise gesprochen, aber sie hat gesprochen und sie hat auch mitgemacht ohne Tränen. Sie sagt, dass sie diese "doofen" Tränen einfach runtergeschluckt hat. Das ist offenbar für sie die Strategie geworden, damit klarzukommen. (Geweint werden darf hier natürlich trotzdem noch, aber sie wusste, dass diese ganz bestimmten Tränen eigentlich nicht nötig sind, weil ja nichts Schlimmes passiert und sie empfand sie selbst als belastend).
Seit September geht sie in die Schule und das klappt alles ganz prima. Im Sportunterricht gab es wohl so zwei Situationen, wo die alten Tränen wieder kamen (es ging um Bälle und das kann sie nicht), aber ich denke, das ist noch recht normal und im Rahmen. Geht anderen Kindern auch manchmal so.
Zu Hause ist es übrigens so, dass sie phasenweise auch ganz schlecht verlieren konnte. Dann verschwand sie unter dem Tisch, bekam einen hysterischen Anfall oder rastete aus. Das haben wir einfach mit viel Geduld ausgesessen. Ganz besonders schwierig war zuletzt das Spiel "Zebraschwein". Da muss man jweils zwei Tiere miteinander kombinieren und dann zeichnen. Die anderen müssen raten, welche Tiere das sind. Und das fiel ihr sehr schwer: Sie zeichnet, alle gucken und vielleicht zeichnet sie so schlecht, dass es niemand errät. Bis sie sich getraut hat, das erste Tier zu zeichnen, verging über eine Stunde und es gab ganz viel "Ich kann das nicht!" und "....wenn...." und "...aber...". Wir haben nur da gesessen, gesagt "Na los, das schaffst Du!" und gewartet. Letztlich zeichnete sie dann ein Tier, wir haben es erraten können und seitdem ist es ihr absolutes Lieblingsspiel. Das war wohl so die letzte große Übung vor der Schule, denn genau so etwas muss sie dort ja können.
Ich würde dir den Tipp geben, mit deiner Tochter Situationen, die ihr unangenehm sind, zu üben. Sie sollte das Gefühl bekommen, dass sie "normal" ist, dass es dir auch manchmal so geht und Du solltest ihr erklären, was Du dann tust. Sie braucht einfach Tipps und Begleitung, um das in den Griff zu kriegen. Und dann Übung, Übung, Übung. Die Situationen zu vermeiden, sprich das Spiel abzubrechen oder den Turnverein zu verlassen, wäre immer das Letzte, was ich tun würde.