Hallo!
Ich weiß gar nicht, wo ich anfangen soll.
Es geht um meinen ältesten Sohn. Er ist in der 4. und hat sich leider seit der dritten Klasse stetig verschlechtert. Nun muss ich irgendwie wahrhaben, was ich nie und nimmer geglaubt hätte: Er muss auf die Hauptschule. Ich meine "müssen" muss er nicht, denn wir leben in Ba-Wü, wo Eltern selber entscheiden dürfen, aber die Noten sprechen für sich. Im Fach Deutsch hat mein Sohn enorme Sprünge gemacht. In der 2. Klasse galt er als extrem verzögert in der Entwicklung seiner LEse-/ und REchtschreibkompetenz. Ich staune selber, wie er es geschafft hat diese Defizite aufzuholen, aber es reicht eben nur für eine 4 und lesen hasst er nach wie vor. Keine guten Vorraussetzungen egal für welche Schule! Vor allem die Grammatik ist für ihn ein Buch mit sieben Siegeln. Im Fach Mathematik hat er sich von einer guten 2, zu einer schlechten 3 hinentwickelt.
Ich bin so ratlos bei diesem Kind. Am allermeisten steht er sich selber im Weg. Er hat eine extrem niedrige Frustrationstoleranz. Beim allerkleinsten Widerstand will er einfach nicht mehr. Sofort verliert er die Motivation. Nicht selten fliegen hier einem Hefte und Bücher um die Ohren. Ehrgeiz ist für ihn ein Fremdwort. Wenn Klassenarbeiten bevorstehen, muss ich ihn zig mal erinnern, mich mit ihm hinsetzen, alles durchkauen, wenn ich will, dass er eine gute Note schreibt. Wenn ich ihm diese Verantwortung selber überlasse und ihn nur stütze, schreibt er nur schlechte Noten, egal in welchem Fach. Ständig fühle ICH mich verantwortlich für seinen schulischen Erfolg und demzufolge fühle ICH mich verantwortlich, dass es nun nur für die Hauptschule reicht. Denn ich konnte und kann nicht jeden Mittag exclusiv für ihn da sein. Ich habe noch 2 jüngere Kinder. Und von ihm kommt so wenig Eigeninitiative. SEine Hausaufgaben erledigt er gewissenhaft. Da habe ich keine Probleme. Aber jeden STrich zusätzlich sieht er als Zumutung.
Er ist ein guter Junge, absolut gewissenhaft und ziemlich ernst für sein Alter. ER interessiert sich auch für alles Mögliche. Für Technik, Politik und Geschichte. Aber eben nicht für Satzglieder und auch nicht für schriftliches Dividieren. Englisch ist jetzt schon sein selbsterkorenes Hassfach, dabei geht es im nächsten Jahr erst richtig los...
Mich nervt es jetzt schon, wenn Bekannte gleich voraussetzen dass er ja sicher auf das Gymnasium kommt. Wenn ich durchblicken lassen, dass es wahrscheinlich die Hauptschule sein wird, ernte ich nur ungläubige Blicke. Und ein: Ja, wie denn das?!?! DEIN Sohn?!?!
Klar haben wir auch den Hinweis bekommen ihn auf Hochbegabung testen zu lassen. Aber was bringt mir dieser Test? Auch wenn er sich als hochbegabt herausstellen würde, was sollte ich mit ihm tun? ER liest schlecht, Aufsätze schreiben hasst er, lernen NUR, wenn es zufällig sein Interessensgebiet streift. So funktioniert Schule einfach nicht und so funktioniert das Leben auch nicht. Ich bin einfach so ratlos mit diesem Kind.
Natürlich ist das alles nicht das Ende der Welt. Wir haben hier in der Nähe eine Privatschule, die Grund- und WErkrealschule ist. Sie hat einen ausgezeichneten Ruf und das beruhigt mich doch enorm. Trotzdem hadere ich mit mir selber: Wie schaffen es andere? Überall hört man nur ERfolgsgeschichten, Kinder, die mit Leichtigkeit gute Noten in der Schule erzielen und man fragt sich einfach, was man falsch macht. Doch zu selten gemeinsam gelernt? Zu wenig Druck gemacht? Zu schnell nachgegeben?
Ich weiß ja, dass man auch mit dem niedrigsten Abschluss noch alles machen kann, aber ich weiß auch, dass es ein schwieriger Weg ist.
Klar könnte man auch erst einmal die Realschule probieren. Aber mit diesen Noten? Ich habe einfach kein gutes Gefühl. Wenn ich jetzt schon daran denke, wie es sein wird, wenn er regelmäßig Englischvokabeln büffeln muss...wie ich ihn dazu werde zwingen müssen, neben allen anderen Lernfächern...die Wahrscheinlichkeit, dass das gut geht, ist in meinen Augen gering.
Ansonsten ist er natürlich unser geliebtes Kind. Wir sind eine normale, gut funkionierende Familie mit allen kleinen Probleme des Alltags. JEder hat hier seinen Platz und Schule ist sicher nicht das Dauerthema. Aber Schule und Bildung ist nunmal wichtig, man kann die Probleme auch nicht totschweigen. Zwischendurch reden mein Mann und ich uns also schon den Mund fusselig, aber mein Sohn quittiert alles mit "ist mir egal" oder "Ich werde eh Schrotthändler." Das sind so seine Standardsprüche... Jetzt, wo es mir der Hauptschule langsam amtlich wird, merke ich plötzlich, dass es ihm doch nicht egal zu sein scheint. Eigentlich freue ich mich über diese erste Gefühlsregung in Richtung Schule, nur leider ist es für Lippenbekenntnisse nun zu spät.
Was meint ihr zu alledem?
Danke fürs LEsen.
Matea
Hauptschule.
Ich finde es normal, das Kinder in dem Alter nicht selbstständig lernen. Mein grosser Sohn würde niemals, nie einen Handschlag mehr machen als unbedingt nötig. Er ist zwar erst in der dritten Klasse, aber ich glaube der Zusammenhang Lernen -> Klausurnote -> Zeugnisnote ist noch zu abstrakt als das Belohnungssystem im Gehirn da direkte Zusammenhänge herstellen könnte.
Das mein Sohn trotzdem sehr gute bis gute Noten nach Hause schleppt, liegt einzig daran, das er im Unterricht voll dabei ist. Sogar in seinen 'Hassfächern' (alles bis auf Mathe und Sport). Ich habe übrigens zu dieser bewunderswerten Eigenschaft nix beigetragen - das macht er schon immer so.
Schwierig wird es, wenn Dein Sohn schon in der 'Versteh-ich-eh-nicht'-Spirale hängt und im Unterricht geistig abschaltet. Und so hört es sich an. Und ich halte Eltern für schlechte Nachhilfelehrer - immer. Eltern sind auf einer zu persönlichen Ebene involviert und ihr didaktisches Rüstzeug besteht meist nur aus persönlichen Schulerfahrungen.
Ich würde mich schleunigst nach einem sehr guten Nachhilfelehrer / Nachhilfeinstitut umschauen (nicht der Abiturient von nebenan), auch wenn 'Hauptschule' nun nicht mehr abwendbar ist, muss Dein Sohn doch dringend raus aus der Frustspirale und ein paar 'Hey, das ist ja ganz einfach!'-Erlebnisse haben.
Grüsse
BiDi
Guten Morgen,
ich finde das hört sich eher nach Lese-rechtschreib-Schwäche an, als nach Hochbegabung.
Denn da würde er den Unterrichtsstoff locker beherrschen (gerade Lesen, Mathe und Rechtschreibung), würde ihn aber evtl. im Unterricht nicht machen wollen, weil es ihm zu langweilig ist.
Mein Sohn ist 6, 1. Klasse, und hochbegabt. Er hat einen eigenen Lehrplan (Stoff 3. bis 4. Klasse im Moment) und er liest bergeweise Bücher (ab 12 J., weil ihm die Kinderbücher langweilig sind).
Er hatte auch schon Phasen, wo er nicht mitgemacht hat, weil er sich mit rechnen im 20er Bereich gelangweilt hat (er rechnet x und geteilt schon im 1000er Bereich alleine, sucht sich die Aufgaben alleine).
Lass Dein Kind mal durchchecken, denn nach Hauptschule hört es sich eig. auch nicht an. So vielseitig interessiert, wie er ist.
Alles Gute
sbl
Ich denke dein Beitrag ist zwar schön für dich und dein fleissiges Kind aber nicht sonderlich hilfreich für die TE.
Ich habe schon von hochbegabten gehört, die einfach so taten als könnten sie nicht lesen, weil sie in der Klasse nicht auffallen wollten.
Also nicht von deiner Situation auf andere schliessen.
http://de.wikipedia.org/wiki/Minderleister
Vor allem das du so bestimmt schreibst: "Denn da würde er den Unterrichtsstoff locker beherrschen...", als Vermutung würde ich es noch unkommentiert lassen, aber diese scheinbare Gewissheit die in dem Satz steckt ist einfach falsch.
Womit ich aber jetzt nicht behaupte der Sohn der TE ist ein Underachiever.
Hast Du schön geschrieben, war auch mein erster Gedanke.
Ach war die Zeit noch schön, in der auch Hauptschüler am Ende der Lehrlaufbahn als Akademiker sein Geld verdienen konnten. Und da gabs bei uns eingige...
Gib deinem Sohn doch noch etwas Zeít. Im Moment tut er sich halt schwer. Selbst wenn er den Weg über die Hauptschule geht, stehen ihm danach auch alle Möglichkeiten offen.
Deine Einstellung solltest du überdenken. Wenn interessiert es, was andere Menschen denken???
Mein Kind hat eine schwere Wahrnehmungsstörung und muss jetzt auf der Förderschule eingeschult werden. Ja und?? Ich suche doch den besten Weg für mein Kind. Eine Schule, die nicht geeignet ist, bringt rein gar nichts. Ich prügel ihn doch nicht durch die Regelschule oder verpass ihm 5mal die Woche Nachhilfe, wenn er sich eben so schwer tut.
Und nochmal, was andere denken, ist mir sch.... Und eins denk ich mir immer, wenn so klug über Gymnasium oder so geredet wird: Abgerechnet wird zum Schluß. Und dann schauen wir mal, wer dann Abitur oder sonst was hat.
Hallo Matea,
ich finde es sehr verantwortungsvoll von Euch, dass ihr euer Kind nicht auf Gedeih und Verderb auf eine Realschule oder ein Gymnasium schicken wollt, nur weil in BaWü die verbindliche Grundschulempfehlung weggefallen ist.
Ich fand den Wegfall der verb. Grundschulempfehlung überfällig habe aber immer
den Glauben an dem gesunden Menschenverstand der Eltern gehabt. Meine Tochter ist mit einer Gymi-Empfehlung auf die RS (ebenfalls BW) und glaub mir eins - die Kinder, deren Eltern die Empfehlung HS ignoriert haben, haben es verdammt schwer.
Zum Halbjahr werden die ersten Gespräche geführt und ich sehe schon einen grossen Teil der Klasse nach dem ersten Schuljahr eher auf einer Haupt- oder Gemeinschaftsschule. Wem hat es was gebracht? Den Kindern am wenigsten.
Das Niveau an der RS ist sehr hoch und so wie du deinen Sohn beschreibst und so wie ich die RS kennengelernt habe - ist es besser du lässt ihm noch Zeit und schickst ihn auf eine für ihn passendere Schule.
LG
B.
Ich verbringe so manchen Nachmittag auf dem Spielplatz. So, wie mein Mathelehrerin in der Realschule, die die Großmutter der besten Freundin meiner Tochter ist. Daraus ergeben sich natürlich so manche Gespräche. Auch um Schule/Übertritt und Ähnliches. Sie hat mir gesagt, dass es die dümmste Idee seit Menschengedenken war, den Übertritt in die Realschule vorzuverlegen. Gerade Jungs hätten in der 3./4. Klasse oft einen Absacker und hätten die Zeit bis zur 6. oft gebraucht, um wieder in die Spur zu finden.
Bei deinem Sohn hört es sich an, als wäre ihm die Schule im Moment einfach herzlich egal, verbunden vielleicht mit einer Lese-Rechtschreib-Schwäche. Daran bist du nicht schuld.
Mein Ältester hat eine teilweise Hochbegabung und ist ein kleines Mathe-Genie. Bei ihm zeigten sich von Anfang an in der Schule Probleme. Das fing bei ständigen Konflikten mit den Schulkameraden an und hörte bei nicht bearbeiteten Probeaufgaben auf. Hausaufgaben hat er auch nicht gemacht. Inzwischen geht er auf ein spezialisiertes Gymnasium mit ganz vielen, kleinen Mathe-Genies und ist glücklich und zufrieden.
Aber 'klick' hat es auch bei ihm erst vor etwa einem Jahr gemacht. Erst da ist ihm mal klar geworden, dass er sich mit seinen Noten den Grundstein für sein späteres Leben legt. Seit dem wird sogar zu Hause mal gelernt, was er bis dahin nie getan hat.
Ich schätze, für deinen Sohn ist es einfach noch zu früh, die Wichtigkeit der Noten wirklich zu erfassen. Seine Aussage, dass er ohnehin Schrotthändler wird, passt zu dem Bild.
Die Hauptschule ist nicht das Ende der Welt, wie du selbst sagst. Natürlich wird es dadurch nicht leichter, aber ich denke, wenn er die Fähigkeiten hat und mit den Jahren den notwendigen Ehrgeiz entwickelt, kann er sein Ziel - wie auch immer das dann aussehen mag - auch über Umwege schaffen.
Gibt es bei Euch Gesamtschulen?
Hi,
habt ihr ansonsten Hausaufgabenbetreuung in der Schule?
So dass Du für die anderen Kids Zeit hast und wenn der Große nach Hause kommt dann die Zeit zum Üben nimmst. Nicht nur, weil er " nur" auf die Hauptschule geht sondern, um jetzt auch den Anschluss nicht zu verpassen!!!!
Diesen frühen Übertritt finde ich auch totaler Schmarrn,,zu meiner Zeit war es erst nach der 6. Klasse, wo die Kids schon gelernt haben zu lernen. Die Kids sind meiner Meinung nach in der Vierten noch viel zu Jung um zu verstehen, was ihr Nicht-Lernen für die Zukunft bedeutet
lg
lisa
Hallo, so schlimm ist die Hauptschule auch nicht.Allerdings braucht ich auch eine Zeit um mich mit dem Gedanken anzufunden. Mein Sohn besucht eine Gemeinschaftschule mit einer Haupschulemfehlung. In SH gibt es keine Haupschulen mehr. In unserer Gegend gib es nur noch Gemeinschaftschulen( Gesamtschulen) und Gymnasien.
Mein Sohn ist schlau (fast Hochbegabt) aber er hat eine Hörverarbeitungsstörung ( eine starke Legastenie und Englisch macht im Angst).Allerdings muß auch dort Englisch gelernt werden.
Jedenfall besucht er eine I-Klasser mit nur 19 Kindern. Die Klasse ist sehr nett. Sehr gute Lehrer, durch die I-Klasse gib es oft zwei Lehrer in der Klasse.Mein Sohn ist jedenfalls aufgeblüht. Die Schule ist auch technisch sehr gut ausgestattet, es gibt tolle Werkräume.
Ich helfe grade in dem Witschaftkurs die Jugendlichen bauen den Schulkiosk wieder auf. Sie werben, müssen den Einkauf planen, verkaufen und abrechen. Außerdem mit den seltsamkeiten des Lebensmittelsrecht auseinanderer setzen. Es dürfen z.B. keine Biolebensmittel gekauft werden. Biolebensmittel dürfen nur an Endverbraucher gehen.
Die Schule kooperieren mit eingen Firmen aus unserer Stadt. Außerdem gibt es eine enge zusammenarbeit mit der Berufschule. Falls er noch besser wird, kann er dort noch sein Abitur machen.
Mein Sohn währe am Gymnasium und an den anderen Schulen in unserer Stadt bestimmt gescheitert. Ich bin froh das er eine Platz in dieser kleinen überschaubaren Schule bekommen hat.
Suche dir einen kompetenten Ansprechpartner, frag mal bei der Schulleitung oder beim Schulamt nach.
Lass deinen Sohn mal "durchchecken" - das hört sich nach "mehr" an, aber nicht (sorry) nach Hochbegabung.
Trotzdem versuche einen Weg zu finden, um deinem Kind gerecht zu werden und ich denke da ist die Hauptschule der falsche Weg.
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