Referendarin hat schlechte Lehrprobe - Schülernoten nachträglich "korrigiert"

Hallo ihr Lieben,

heute habe ich ein etwas kniffliges Problem.

Die Klasse meiner Tochter wird dieses Jahr in Deutsch von einer Referendarin unterrichtet. Die junge Lehrerin hat es geschafft, die ganze Klasse für das Fach zu begeistern und zu motivieren.

Neulich wurde eine Schulaufgabe zum Thema "Leserbrief an eine Zeitung" geschrieben. Die Beispiele dazu fand ich interessant, wenn auch nicht spitzenmäßig, die Übungs-Leserbriefe, die in der Vorbereitung geschrieben wurden, bekamen "mündliche" Noten.

Meine Tochter hatte sowohl in den Übungen als auch in der Schulaufgabe 1er. Ich persönlich fand noch ein paar Dinge verbesserungsfähig, aber nun gut, es ist 8. Klasse und ich weiß nicht, wie das bewertet wird. Ich schätze, die vorherige Lehrerin hätte eine 2 oder 3 gegeben.

Neulich hatte dann die Lehrkraft ihre Lehrprobe, bei der sie mit Sang und Klang durchrasselte. Dabei stand das Ergebnis eigentlich schon zuvor fest, da in letzter Zeit alle Lehrproben in Fächern, wo es ein Überangebot von Lehrern gibt, katastrophal ausfielen.

So weit so schlecht, aber nun wurden auch die Benotungen der Schulaufgaben unter die Lupe genommen und durchwegs nach unten korrigiert. Meine Tochter hat jetzt z.B. in der letzten Schulaufgabe eine 4 statt einer 1, ihren Klassenkameraden geht es genauso.

Nun ist ein 4 für meine Tochter zwar frustrierend, aber nicht tragisch. Eine Klassenkameradin dagegen, die zwar sehr begabt ist, aber eine LRS hat, kämpft trotz teilweiser Berücksichtigung sowohl mit ihrer Deutsch- als auch mit ihrer IT-Note; bei der ist jetzt die Versetzung gefährdet.

Kann das sein? Man kann doch nicht feststellen, dass die Lehrerin angeblich grottenschlecht unterrichtet, aber trotzdem sind die Schüler schuld, wenn sie's hinterher nicht können und sich nach den Besprechungen der Übungsaufgaben richten?

An wen kann ich mich da im Ernstfall wenden? Nächste Woche habe ich erst einmal eine Besprechung mit der Rektorin.

LG Dany

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Hallo!

Zum einen finde ich den Umgang mit Referendaren echt mies. Klar haben diese Lehrer sehr wenig Erfahrung (vor allem was die Benotung angeht), aber da könnte man im Vorfeld Hilfe bei der Bewertung anbieten und gemeinsam mit erfahrenen Kollegen Schülerarbeiten benoten. Aber das nur am Rande....

Wichtig wäre es in deinem Fall herauszubekommen, wer nachträglich die Noten korrigiert hat. Da Noten immer eine Lernstandsmessung sind, muss man dabei auch die vorangegangenen Lerninhalte berücksichtigen.
Sollte diese nicht dem Anspruch der Lehrpläne genügen, kann man dafür nicht im Nachhinein die Schüler bestrafen.

Wenn also nur die Referendarin unterricht hat, sind die daraus entstandenen Noten gerechtfertigt. Hat sie jedoch den Unterricht unter der Betreuung einer anderen Lehrkraft durchgeführt, würde das m.E. anders aussehen, da diese Lehrkraft ja dann die Verantwortung hat. Dann würde ich nämlich dieser Lehrkraft auf die Füße treten, da diese nämlich nicht nochmal kontrolliert hat.
Wenn ich in meinem Ref. bei jemandem in der Klasse unterrichtet habe, dann habe ich auch nur Notenvorschläge gemacht, die dann angenommen oder abgelehnt wurden.

Sollten die Noten von Personen geändert worden sein, die die Klasse nicht bei der betreffenden Unterrichtseinheit unterricht bzw. beaufschtigt haben, würde ich der nachträglichen Änderung deutlich widersprechen. Vor allem, da es hier um einen Notensprung über 3 Noten geht, der formal begründet werden muss.

Im Fall der Fälle würde ich aber nochmal im Landesschulgesetz die Kriterien für die Benotung/ Leistungsmessung nachschlagen und dies mit der Rektorin besprechen.

Soweit ich es weiß, gibt es bei uns in Nds. zum Beispiel keine einheitlichen Richtlinien, wie schriftliche Arbeiten zu bewerten sind. Das geht auch gar nicht, da das ja echt immer von den unterrichteten Inhalten abhängt. Und auch, wenn es nur um die Überprüfung von Kompetenzen geht, hängt es davon ab, wie diese Kompetenzen vermittelt wurden bzw. welcher Schwerpunkt gelegt wurde.

Gruß,
Kundera

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Hallo Kundera,

vielen Dank für deine ausführliche Antwort!

Ja, ich werde wohl mal die Vorschriften suchen und mich gut vorbereiten, bevor ich den Termin bei der Rektorin wahrnehme.

In erster Linie geht es mir nicht nur um die Note, sondern darum, dass man eine motivierte Klasse total frustriert hat, ohne auch nur eine Erklärung abzugeben (die arme Referendarin musste auch noch die schlechte Nachricht überbringen...)

Übrigens hat in der Klasse meiner Tochter immer nur die Referendarin unterrichtet, es war laut meiner Tochter nie jemand dabei (bis zur Lehrprobe).

LG Dany

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Hallo,

es kommt ganz darauf an, wer auf die Noten Einfluss genommen hat.

Bei uns an der städtischen Realschule hier gibt es einen Lehrer, der dafür bekannt ist, dass er große Probleme im Unterricht hat. Er gibt dafür ausnahmslos gute Noten, es gab wohl schon Fälle, wo der NC für die weiterführende Schule nicht geknackt werden konnte und er ließ bereitwillig mit sich verhandeln. Es ist ein offenes Geheimnis, dass die Eltern es toll finden, wenn er Abschlussklassen unterrichtet, einfach, weil das Zeugnis eines jeden Schülers dann toll aussieht.

Eine 1 soll in Deutschland ja nur für "herausragende Leistungen" vergeben werden. Eventuell war es hier aber so, dass die Referendarin die Eltern mit guten Noten besänftigte. Ich kenne das von mir - meine Tochter erzählt daheim nicht so viel, aber wenn sich im Elternabend Eltern beschwerden, denke ich total oft "ah, da hat meine eine 2, da ist wohl alles okay".

Dem nachfolgenden Lehrer gegenüber ist es sehr unfair, wenn sie wirklich zu gut benotet hat, vermutlich war die vermasselte Lehrprobe der Anlass auch mal die Noten kritisch zu hinterfragen.

GLG
Miss Mary

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Hallo Miss Mary,

ich persönlich hatte nicht das Gefühl, dass diese Lehrerin die Eltern "besänftigen" muss und/oder Probleme im Unterricht hatte .

Der Unterricht machte wohl Spaß, den Einträgen nach zu urteilen wurden die Themen sorgfältig besprochen (ob das dem Lehrplan entsprach und vollständig war, weiß ich natürlich nicht), und die Lehrerin schaffte es sogar, die Schüler für Sachen wie Schillergedichte zu begeistern, indem sie gruppenweise verschiedene Darstellungsformen erarbeiten ließ. Da hat sie meinen vollen Respekt, bei uns war das damals stinklangweilig!

Mit einer 2 oder 3+ hätte ich mich noch abfinden können, aber einen Sprung über 3 Noten finde ich erstens der Arbeit nicht angemessen (okay, da bin ich Laie) und zweitens eben deshalb unfair, wenn die Schüler zuvor für eine vergleichbare Arbeit mit ähnlichem Aufbau die Rückmeldung bekommen haben, das sei sehr gut. Woran sollen sie sich denn sonst orientieren?

LG Dany

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Also.

Zum Thema mündliche Noten: es ist, denke ich, tatsächlich bei Referendaren (da nehme ich mich nciht aus) so, dass tendenziell zu gute mündliche NOten vergeben werden. Einfach weil wir uns noch unsicher sind, was die richtige Schwierigkeit ist und was wir erwarten können. Und weil wir keinen Ärger mit Eltern haben wollen, den man ja leider inzwischen auch bei einem begründbaren Vierer kriegt.
So oder so bleiben mündliche Noten recht subjektiv - ist anders nicht gut zu machen, besonders weil man hier endlich mal die individuelle Bezugsnorm wählen kann. Sprich: man benotet dahingehend wie sich der einzelne Schüler verbessert/verschlechtert hat.

Schriftliche NOten sind da aber eine ganz andere Angelegenheit. Wenn die Referendarin im Einsatzjahr ist oder eigenverantwortlichen UNterricht im letzten Halbjahr hat, dann muss sie für diese Noten geradestehen. So einfach ändern kann man sie aber meines Wissens nach nicht. Normalerweise läuft es so, dass man eben einen Kriterienkatalog hat und anhand dessen die NOten vergibt. Der kann sich schon bei der KOrrektur ein wenig ändern, aber nicht in DEM Maße. Aber auch hier hätte es soweit nich tkommen dürfen, da man auch im Einsatzjahr Betreuer zugewiesen bekommt, die Exen und Schulaufgaben nochmal anschauen, bevor die herausgegeben werden.

Wenn sie im ersten Halbjahr ist, dann ist hier klar das Versagen bei ihren Betreuern zu sehen, die sie nicht angeleitet haben, wie sie das eigentlich sollten. Denn im ersten und letzten Halbjahr werden die Angaben der Prüfungen normalerweise dem Seminarlehrer vorgelegt und auch diese fertigen auch zumindest stichprobenartig eine Zweitkorrektur an. Dabei hätten solche Fehler eigentlich entdeckt werden müssen.

Zentral wichtig wäre hier: WER hat die Noten geändert und nach welchem Maßstab und mit welcher Begründung. Allgemein heißt es nämlich dass Noten, wenn sie erstmal herausgegeben wurden, nicht mehr zu Ungunsten des Schülers geändert werden. Bsp: ich verzähle mich, gebe einen Punkt zu viel - der Schüler entdeckt es - ich darf die NOte nicht heruntersetzen. Ich verrechne mich - der Schüler entdeckt es - ich muss die Note heraufsetzen.

Ich würde erstmal die Referendarin selbst fragen, schließlich aht sie die KLasse unterrichtet. Bitte gehe dabei erstmal so nett wie möglich vor - Refis sind Anfänger und können schlicht noch nicht so gut mit sehr forsch vorgetragenen Wünschen und Beschwerden vorgehen. Aber wir versuchen es! Möglicherweise gibt es hier ja schon eine Erklärung. Wenn diese ausbleibt, dann wären der Seminarlehrer (wenn Seminarschule), der Fachbetreuer oder der Direktor zuständig. Ich würde dir in so einem Falle dazu raten, den Direktor anzurufen, deinen Fall zu schildern und ihn zu bitten, ein Gespräch mit der Referendarin, dem Betreuer und ihn zu organisieren.

Ich wünsche dir und deiner Tochter alles Gute. Und auch der Referendarin - eine Achte für Deutsch zu begeistern ist nicht einfach!

Und mir wünsche ich Glück für meine Lehrprobe nächste Woche. AUch meine Fächer sind wenig gefragt...

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Viel Glück, das wird schon! :-) #klee

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Hallo,

vielen Dank für deine lange Antwort!

Die Übungsnoten, die ich meine, wurden übrigens nicht wirklich "mündlich" erteilt (also durch Ausfragen), sondern es wurden schriftliche Übungsaufsätze aufgegeben, auf die es dann eine "mündliche Note" gab (sprich sie zählte von der Gewichtung her wie Ausfragen); bei uns steht das auch so in den Notenberichten, sorry, wenn es missverständlich war.

Genau das stört mich eben: woran sollen sich die Schüler denn halten, wenn nicht an den korrigierten und bewerteten Übungsaufsätzen (oder in diesem Fal eben Leserbriefen)? Selbst wenn die Lehrerin die zu gut oder ganz falsch bewertet hat, woher sollen die Schüler wissen, dass sie's dann in der Schulaufgabe anders machen müssen?

Gibt es übrigens Vorschriften dafür, dass Noten nicht nachträglich runterkorrigiert werden dürfen, oder ist das eine interne Regelung eurer Schule?

Keine Ahnung, was ein "Einsatzjahr" ist, aber die Lehrerin gibt selbständig und alleine Unterricht in dieser und anderen Klasse. Zumindest in der Klasse meiner Tochter war nie jemand anders dabei.

Wahrscheinlich ist es wirklich besser, zuerst mit ihr selbst zu reden. Und natürlich will ich SIE überhaupt nicht kritisieren. Klar kann man als Anfänger nicht perfekt sein, und den Unterlagen und den Erzählungen meiner Tochter nach ist sie sehr gründlich und engagiert. Und ich bin ganz deiner Meinung: eine achte Klasse für Schillergedichte zu begeistern, stelle ich mir nicht einfach vor!

Aber ich werde auf jeden Fall auch mit der Rektorin reden, denn die ganze Vorgehensweise wie auch schon die dubiose Lehrprobe davor muten seltsam an.

Dir drücke ich ganz fest die Daumen für deine eigene Lehrprobe nächste Woche! #klee

LG Dany

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Hi,

wann und von wem wurden die Schulaufgaben runterkorrigiert? Ich habe auch Nachkorrektur bzw. Betreuung und bekomme die Aufsätze etc. bevor die Schüler sie zurück bekommen. Wir besprechen sie und dann kommen die Noten drauf und die Arbeiten werden zurück gegeben. Heraus gegebene Arbeiten dürfen bei uns in Bayern nicht mehr nachträglich verschlechtert werden - eine schon heraus gegebene Eins bleibt eine. LRS wird immer so berücksichtigt,wie es das individuelle Attest verlangt - in allen Fächern. Wo lebt ihr denn? An unserer Schule werden dieses Jahr 14 Refis fertig und bis auf zwei hatten alle wirklich gute Lehrproben - unabhängig von der Nachfrage.
Sprich mit der Kollegin und dann wird sich sicherlich viel klären.

LG Mimi

PS Aussagen, die die eigenen Kinder über andere und deren Noten / Versetzung machen, würde ich immer kritisch hinterfragen - oft sind die Kinder, v.a. die Mädchen (her mit den Steinen!) etwas hysterisch!

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Hallo Mimi,

vielen Dank für deine Hinweise.

Leider weiß ich noch nicht, wer die Noten runterkorrigiert hat. Die arme Referendarin musste auch noch die schlechte Nachricht überbringen, und die Details - falls mitgeteilt - kamen wohl in der Aufregung nicht bei den Schülern an.

Da wir auch in Bayern wohnen, wäre es interessant, wenn du mir die Vorschrift nennen könntest, nach der herausgegebene Arbeiten nicht verschlechtert werden dürfen, das wäre ja prima :-)

Aber du willst doch nicht etwa behaupten, dass Mädchen im allgemeinen (und besonders MEINE Tochter) oft hysterisch sind??? Äh, da müsste ich dir nämlich Recht geben #huepf

Aber die Aussagen über das andere Mädchen stammen nicht von meiner Tochter, sondern von der Mutter des Mädchens (die Familie wohnt auch bei uns am Ort). Und wenn ich sie richtig verstanden habe, wird die LRS wohl nur gemäß den Empfehlungen des Schulpsychologen berücksichtigt. Wäre eine richtige Legasthenie diagnostiziert worden, wäre es wohl anders (?). Jedenfalls wird zwar die Rechtschreibung nicht bewertet, aber anders als noch in der Grundschule bekommt sie keine zusätzliche Zeit für die Schulaufgaben. In Deutsch hat sie Probleme, wenn vor Bearbeitung lange Texte zu lesen und anschließend selbst zu schreiben sind; sie braucht einfach zu lange. Genauso in IT, da kassiert sie bei den Tippübungen regelmäßig schlechte Noten, weil sie durch ihre Verunsicherung bei der Rechtschreibung auch länger braucht. Wenn es da andere Vorschriften dazu gibt, wäre ich auch hier dankbar für Angaben, wo die zu finden sind.

LG Dany

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Hi,

schau mal einer an ... ich hab gesucht und etwas Neues gefunden :

http://www.km.bayern.de/schueler/was-tun-bei/rechte-und-pflichten.html

Wie gesagt, bei uns wird es anders gehandhabt.

Zu der LRS der Klassenkameradin: normalerweise wird im Attest auch die Zeit berücksichtigt, meist sind das aber blos 3-5 Minuten auf die Stunde gerechnet, was einem Kind, das sich sichtlich schwer tut, wenig hilft.

LG MImi

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