Wo bleibt da die Pädagogik?

Unser Sohn, 4. Klasse, BW, hat in den letzten drei Wochen zwei Abschreibetests geschrieben. Der erste ist dumm gelaufen, ein sehr unkonventionell gesetztes Goethe-Gedicht in altmodischer Sprache, 5 Fehler, pro Fehler eine Note, also 6. Ok, war halt so, und auch Gedankenstriche, Apostrophe etc. müssen halt richtig abgeschrieben werden.
Er hatte schon gemeint "Abschreiben kann ich halt nicht", aber er hat die Kurve gekriegt, und seit dem jeden Tag ein Diktat oder einen. Abschreibetext freiwillig geübt. Und zwar ohne zu murren, denn er will bist zum Start der 5. Klasse das Thema Rechtschreibung vom Tisch haben. (In Aufsätzen ist er 2+ bei einer sehr streng korrigierenden Klassenlehrerin, er ist ein Viel- und Gerneleser, also kein Kind, das mit Deutsch Probleme hat. Seine Rechschreibschwierigkeiten liegen an der Konzentration, nicht am Können.)

Jetzt hat er letzten Freitag wieder einen Abschreibetest geschrieben, die Lehrerin hat seinen gleich durchgelesen, und ihm gesagt, auf den ersten Blick habe sie keinen Fehler entdeckt. Er war selig und hatte einen gutgelaunten Wochenendstart.

Gerade ruft mich die Lehrerin an und teilt mir mit, dass er zwar null Fehler im Text hat, aber die Überschrift vergessen. Die hatte 7 Wörter, also 7 Fehler, Note 6. Es tue ihr leid, aber nach Rücksprache mit Kolleginnen müsse das konsequent so benotet werden, wenn auch ein fehlerfreier Text mit fehlender Überschrift eigentlich nicht "ungenügend" sei. Sie sei hin und hergerissen als Pädagogin müsse sie das eigentlich anders lösen, aber die Gesamtlehrerkonferenz schreibt an dieser Schule alles vor, und dort herrscht die Pseudogerechtigkeit und nicht die Pädagogik.
Sie hat es ihm schon gesagt: er hat sehr geweint, sie sagte, es war ein Schlag ins Gesicht, und ich kenne ihn, das war es wirklich. Die Jahresendnote ist dabei überhaupt kein Thema, wie gesagt, ich WEISS dass er in Deutsch gut ist, egal, ob er im Zeugnis eine zwei oder eine drei hat. Die Schulentscheidung ist ohnehin gefallen, darum geht es nicht.

Es geht darum ob Schule Kinder ermutigen sollte, oder zumIndest nicht ENTmutigen. Schule soll auch die Anstrengung der Kinder wertschätzen. Sie soll den Kindern den Spaß am Lernen nicht austreiben. Ich bin traurig und auch wütend ob dieser klein-kleinen bürokratischen Vorgehensweise.

Wäre ich der Lehrer, hätte ich in einem solchen Fall (und ganz sicher bei jedem betroffenen Kind) eine pädagogisch angemessene Lösung gefunden. Den Kindern soll nichts geschenkt werden, aber umgekehrt sollen sie auch nicht geduckt werden. In eineinhalb Stunden kommt unser Großer von der Nachmittagsschule nach Hause. Dann machen wir was Schönes zusammen.
Ich bin überzeugt, so muss Schule nicht sein.....

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Ich sehe es leider so, dass diese Tests Abschreibetests sind und demnach hat dein Sohn schlicht zuviele Fehler gemacht.

Er vergaß die Überschrift, aufgrund mangelnder Konzentration.

Ermutige ihn weiter und übt zusammen, dass er sich bald besser konzentrieren kann.

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Hallo,

es ist toll, dass er geübt hat und sich so verbessert hat, allerdings kann ich die Lehrerin hier verstehen. Ich glaube, wenn du als Lehrer Ausnahmen machst, dann hast du verloren, weil du dann wirklich angreifbar wird. Er hat sieben Wörter vergessen - was ist mit dem Kind, das alles hat, aber in der Überschrift drei Fehler? Oder mit dem Kind, das den letzten Satz vergisst?

Weißt du, was ich meine. Du würdest dich als Mama auch total aufregen, wenn du erfahren würdest, dass für ein Kind der Klasse ein anderer Benotungsmaßstab zählt als für deins.

Sorgfältig arbeiten (mit Überschrift) kommt deinem Kind ja auch später zu Gute. Wir haben im Bekanntenkreis ein Kind, das immer recht schlurig war - der Hit war dann die Englischprüfung, wo er 60 Minuten früher abgab (als erster, obwohl nie schnell) und hinterher feststellte, dass er eine Seite mit Aufgaben übersehen hatte.

GLG
Miss Mary

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Keine Frage geht es um die Sorgfalt.
Aber ein fehlerfreier Text ohne Überschrift ist nicht "ungenügend", sagt übrigens auch die Leherin. (Hätte ja auch ein Wort sein können, dann wär's eine 2 gewesen.)

Mir geht es um das Signal an's Kind, nicht um die Note.

Abgesehen davon käme ich nie auf die Idee mich über die "zu gute" Benotung eines anderen Kindes aufzuregen. Gibt es tatsächlich Eltern, die das tun? #kratz

LG doremi

3

Ich hätte ihn die Überschrift noch nachschreiben lassen. Aber wenn er diese richtig abgeschrieben hätte, hätte ich ihm ,nur' eine 3 gegeben, da beim 1. Mal übersehen.

Frag doch nochmal bei der Lehrerin nach, ob da wirklich nichts mehr geht und ob es nützen würde noch einmal beim Schulleiter nachzufragen. Manchmal muss man einfach ein bisschen nerven oder mit der nächsthöheren Instanz ,drohen'. Aber bitte dennoch Höflichkeit und Wertschätzung nicht missen lassen.

4

Naja, die Überschrift hat zum Text gehört, oder?
Ein anders Kind hätte den letzten Satz vergessen....hätte das auch nicht benotet werden sollen?
Mein Sohn hat mal die zweite Zeile im Mathetest komplett übersehen,,,,persönliches Pech

Fehler ist Fehler....Aber eins kann man sagen...ihm wird das nie wieder passieren

Und da seine Note nicht betroffen ist oder die Schulform....ist es ein Lerneffekt.

Lisa

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Hätte er eine drei gekriegt statt der eins, von der er ja am Freitag ausgegangen ist, wäre der Lerneffekt "nicht schludern" auch und nach meiner Meinung sogar eher gegeben. Jetzt lernt er gerade: "egal wie ich mich anstrenge, es bringt eh nichts...."

LG doremi

7

Er wurde lt. Notenschlüssel beurteilt.

Oder hat er diesen Nachteilsausgleich wg. seiner Schwäche? Wenn nicht, ist doch alles OK.

...."egal wie ich mich anstrenge, es bringt eh nichts..." naja, wenn er sich das einredet und von Dir bestärkt wird, dann wird er auch nichts dabei lernen.

Man kann es aber auch positiv sehen... er hat " alles" richtig abgeschrieben, Null Fehler!!!!
Und das man etwas vergißt ist menschlich,ist halt in dieser Situation blöde gelaufen. Sonst hat er eine perfekte Arbeit abgeliefert und das solltest DU vermitteln, anstatt jetzt gegen die Pädagogik der Lehrerin zu gehen. Das bekommt er doch bestimmt mit, oder?

ich würde mein Kind sogar noch belohnen für diese gute Arbeit!!! Hat ja nicht immer was mit der Benotung zu tun.

Lisa

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8

Hallo!

ganz ehrlich: was hat Abschreiben mit Deutsch zu tun??? Das würde ich aber weder mit der Lehrerin noch mit dem Kind diskutieren.

Warum hat sie die Kinder nicht gleich Hochsprung machen lassen und es "Deutsch" genannt?

Ich würde aber dem Kind schon sagen, dass ich es extrem unglücklich finde wie es gelaufen ist, dass er vermutlich ab der 5. nie wieder an einer normalen Schule eine Abschreibearbeit machen muss und er soll mal ganz schnell das vergessen.
Erkläre ihm auch, dass es wenig Sinn hat hier mit der Lehrerin zu diskutieren. Sie ist der Chef / Schiedsrichter (nicht jeder Chef / Schiedsrichter ist toll) und man hat diese Meinung zu tolerieren, muss sie aber nicht teilen. ;-) Die letzten Wochen wird er wohl rumkriegen!

Ich bin auch überzeugt, so muss ein Lehrer nicht agieren und dann noch die Lehrerkonferenz vorschieben!

LG, I

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Danke für Deine Antwort, ich bin froh, dass ich nicht die Einzige bin, die das so sieht.

:-)
LG doremi

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Hallo!

Ja, ich fand es schade, dass die TE "rechtfertigen" musste, dass das Kind eigentlich keine Probleme in Deutsch hat.

Ne, das Kind hat weder Defizite noch Probleme in DEUTSCH und muss deswegen auch kaum mehr DEUTSCH üben.

Es hat nur eine blöde Aufgabenstelleung bekommen, die leider unter Deutsch läuft und deswegen in Deutsch eine 6 kassiert. man muss das Kind nciht demoralisieren!

LG, I.

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Hallo,

mein Sohn hat auch schon aus Schludrigkeit zwei Teilaufgaben im Mathetest übersehen - natürlich wurden entsprechend Punkte abgezogen, obwohl mein Sohn als Erster mit der Arbeit fertig war und die gelösten Aufgaben richtig waren.

Pro Wort in der Überschrift hätte dein Sohn theoretisch 1 Fehler angestrichen bekommen können und hat jetzt entsprechend 7 Fehler.

Was das mit "wo bleibt die Pädagogik?" zu tun haben soll, verstehe ich nicht.

Wie wäre denn deine Lösung, wenn jemand ein leeres Blatt abgibt?

Ich würde meinem Kind erklären, dass es toll ist, dass im geschriebenen Text keine Flüchtigkeitsfehler gemacht hat, aber dass die Überschrift genauso zum Abschreiben dazu gehört hat und er entsprechend viele Fehler dafür angerechnet bekommen hat.

Und ich denke auch: eine Überschrift (z.B. beim Übersetzen von Englisch nach Deutsch im Englischtest in der weiterführenden Schule) wird er nie mehr vergessen :-) Ob es diesen Lerneffekt auch geben würde, wenn man da ein Auge zudrückt, bezweifle ich.

"Ich bin überzeugt, so muss Schule nicht sein..... "

Die Schule soll die Kinder u.a. auf die Arbeitswelt vorbereiten, und jemand, der seine Aufgaben im Job nur teilweise durchführt, wird von seinen Vorgesetzten auch ein "Ungenügend" bekommen.

LG,
J.

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Meine Lösung, wenn jemand ein leeres Blatt abgibt?
Eine sechs. Die gleiche Note wie wenn jemand alles richtig hat und die Überschrift vergessen hat...

Im übrigen sehe ich die Schule und ganz besonders die Grundschule nicht als die Vorbereitung auf die Arbeitswelt somdern als Zeit für Entwicklung, Lernfreude, soziale Reifung. Du magst das anders sehen.

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"Die Schule soll die Kinder u.a. auf die Arbeitswelt vorbereiten, und jemand, der seine Aufgaben im Job nur teilweise durchführt, wird von seinen Vorgesetzten auch ein "Ungenügend" bekommen."

Ja richtig, die Schule soll VORBEREITEN. Und der Kindergarten soll auf die Schule VORBEREITEN. Heißt das dann, dass das Kind schon mit 3 alle Kenntnisse haben muss, die es für die Schule braucht. Oder doch besser gleich alles, was es fürs Arbeitsleben braucht? Oder ist es nicht viel eher so, dass eine Vorbereitung auch als solche gehandhabt werden sollte: Langsam und schrittweise....

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Hallo,

ganz ehrlich und so ärgerlich das ist, es heiß "Abschreibtest" und das sollten die Gedanken einfach zusammengenommen werden. Natürlich ist das entmutigend, aber er ist auch nicht mehr im Kindergarten, von daher sollte er an seinen Defiziten arbeiten und gut.

LG

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"Schule soll auch die Anstrengung der Kinder wertschätzen. Sie soll den Kindern den Spaß am Lernen nicht austreiben."

Richtig muss es heißen: "SOLLTE".

Leider ist es nicht so. In der Schule wird man für Leistung bewertet und nicht für Anstrengung. Das ist ein Problem und entspricht nicht unbedingt den modernen Erkenntnissen des kindlichen Lernens. Aber so ist es leider.

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Hallo,

was er daraus lernt, ist nicht: "Ein Fehler ist eben ein Fehler" sondern "Ich habe sinnlos Zeit mit Üben verschwendet"

Konzentrationsschwierigkeiten sind in diesem Alter "normal". Das Problem ist, dass das Kind noch einen Entwicklungsschritt machen muss - das kann man nicht trainieren. Das ist wie die Sache mit den Wackelzähnen - die fallen auch wie sie wollen.

Leider kommt bei deinem Sohn die negative Erkenntnis VOR dem nächsten Entwicklungssprung.

Echte "Pädagogen" gibt es an unseren Schulen kaum noch. Schule muss so nicht sein - ist sie aber.

Sag deinem Sohn, dass du anderer Meinung bist als seine Schule und dich über den fehlerfrei abgeschriebenen Test enorm freust.

LG