Hallo,
mein Sohn ist ein halbes Mädchen und steht auch dazu, schon immer. Er ist sich seiner Identität als Junge aber bewusst, hat keinerlei Depressionen oder den Wunsch, sein Geschlecht zu ändern. Er möchte einfach, wie so manches Mädchen eben gerne klettert, rauft oder mit Autos und Dinos spielt, rosa Pullis, lila Hausschuhe und zu Weihnachten ne neue Barbie für die schon sehr große Sammlung.
Wir haben ihn immer bestärkt in seiner eigenen Art und ihm fast alles erlaubt, im Kindergarten war dies auch nie, nie ein Problem und er war akzeptiert und hatte viele Freunde.
Nun in der Schule scheint das anders zu sein. Die Jungs kapseln sich zunehmend von den Mädchen ab und lachen ihn aus. "Du Mädchen!" - gleichzusetzen in dem Fall mit "Du Blödmann..."......das merkt er natürlich und er sagt, das findet er total blöd. Er hat auch schon die Lehrerin angesprochen, die hat total komisch reagiert, ihn nach seiner großen Schwester gefragt (wahrscheinlich denkt sie, er müsse die lila Sachen von der auftragen...er hat aber keine große Schwester...).
Nun ja. Was tun.
Und jetzt bitte keine Antworten wie "selber Schuld" usw...! Es gibt keinen Grund, jemanden zu hänseln, der anders ist als die Norm. Das fängt bei den Billigturnschuhen an, geht bei der Hautfarbe weiter und hört bei der lila Jacke auf.
Wie kann ich ihn bestärken, trotzdem auf die Jungs zu zugehen? Soll ich überhaupt? Lieber gleich in die Sprechstunde und darüber reden? Die Lehrerin ist ein bisschen streng und von der alten Schule....alles nicht so leicht,
Danke schonmal,
B.
Wenn das Kind ausgelacht wird - "du Mädchen"
Warum spielt er dann nicht mit den Mädchen. In der Klasse meines Sohnes ist auch ein sehr femininer Junge, der beschäftigt sich nur mit den Mädchen und die haben ihn auch akzeptiert, die Jungs können mit ihm nicht so viel anfangen weil er einfach andere Interessen hat. Wir hatten ihn mal zum Geburtstag meines Sohnes eingeladen, das hat nicht so wirklich geklappt da er für die "Jungsspiele" einfach nichts übrig hatte. Mein Sohn spielt manchmal mit ihm wenn er mal eine "ruhige Phase" hat, d.h. so Sachen machen will wie Bügelperlen, Bilder malen oder mit dem Webrahmen was machen. Mein Sohn grenzt ihn jetzt nicht unbedingt aus, sagt aber klar das die Sachen die er mag, rennen, klettern, sich schmutzig machen mit diesem Kind nicht möglich sind da er dazu einfach keine Lust hat.
Kinder sind grausam, das waren sie schon immer, sei froh das dein Sohn nur "du Mädchen" genannt wird, da haben sie bei uns oft viel schlimmere ( verletztendere) Bezeichnungen.
Ich denke dein Sohn sollte nicht auf Biegen und Brechen versuchen sich den Jungs anzuschließen, das geht meist schief, bzw verschlimmert ehr seine Situation. Bei uns wurde mal in einem Elternabend über dieses Problem gesprochen da aber auch viele Eltern dem gegenüber intolerant sind kann man ja von deren Kindern nichts anderes erwarten. Mein Sohn ist jetzt in der 3. Klasse, die Situation hat sich sehr beruhigt, der Junge wird kaum noch gehänselt, ist aber der Schwarm der Mädchen, in ein paar Jahren werden ihn die anderen darum sicher beneiden.
LG
visilo
Er spielt ja mit den Mädchen, ausschließlich, und die stehen auch weiterhin zu ihm. Es scheint ihn aber zu ärgern und ihm wehzutun, dass die Jungs plötzlich so ablehnend auf ihn reagieren (wo er sich als ganz normal vorkommt und im Grunde nicht viel gegen die Anfeindungen machen kann...).
Im Grunde finde ich es einfach nur sehr, sehr schade, dass mein Sohn gleich zu Schulbeginn lauter solche Negativ-Erfahrungen machen muss....
Mädchen oder Junge ist kein biologischer Zustand, sondern eine soziale Zuschreibung.
Es kommt darauf an, wo man wohnt. Je ländlicher, desto schwieriger. Letzenendes sind diese Jungs arme Würstchen, werden sie doch schon in jungen Jahren in ihrer Entwicklung gehindert.
Die beste Reaktion wäre, wenn er diese Jungs auslachen würde und entsprechend kontert: kann ja nicht jeder ein Rambo sein, so wie Du
zum Beispiel.
Freundlich, offen, direkt.
Gruß
Manavgat
Tja, du sagst es. So macht er es ja teilweise auch, nur kapieren das die Dorfdeppen eh nicht...und ja, wir leben sehr ländlich...im CSU-geführten Land....all das erschwert das Ganze enorm, aber vielleicht macht es ihn auch stärker - und die Leute hier etwas offener irgendwann für "die Anderen"....
....hatte letzte Woche auch so ein Erlebnis, da wurde über eine Familie geredet mit drei Kindern, ich glaube sie kommen aus dem Senegal, die "sind kohlrabenschwarz" und "lungern auf der Straße herum" und "ach, die sind ja ganz nett, hätte ich nicht gedacht" und sowas, das nervt mich so...das N-Wort fällt hier auch noch überall, es ist schlimm.
Insofern halten wir die Stellung und wenn es zu schlimm wird, schrecken wir auch nicht vor einem Umzug nach Preussen zurück...
Hi,
naja, an der Partei liegts garantiert weniger, als an den "Dorfstrukturen", und DIE hast du überall mehr oder weniger stark. Meine Kinder sind z. B. nicht getauft. Auf dem Land, ein paar Kilometer weiter von hier, gäbe es deswegen garantiert Probleme, zumal hochkatholisch. Hier in der Großstadt kümmert sich kein Mensch drum - im Gegenteil: total tolerant, nichtmal bei den (kirchlichen!) Pfadfindern spielt es eine Rolle. Daher glaube nur nicht, dass, wenn du woanders hinziehst, es unbedingt besser wird.
Zu eurem Problem: Da würde ich tatsächlich mal psycholoigsche/pädagogische Hilfe in Anspruch nehmen. Ganz einfach um zu lernen, mit der Situation richtig umzugehen und dadurch euren Sohn zu unterstützen.
Aber ich denke eher nicht, dass ihr da wirklich so schnell was ändern könnt (also, ich meine jetzt nicht eueren Sohn, der soll so bleiben wie er ist, sondern das Verhalten der anderen Kinder). Kinder sind grausam - das war schon immer so und wird auch so bleiben! Sie sind zudem das Spiegelbild der Eltern (wenn sie klein sind, denn von den Eltern lernen sie ja, wie sie sich verhalten sollen), und daher müsste an den dumpfen, erwachsenen Dorfköpfen angesetzt werden.
*Schmunzel* - ich musst trotzdem ein wenig lachen über deinen Thread. Vor ein paar Tagen war der Schulfreund meiner Tochter (2. Klasse) hier und hat sich sehnsüchtig ihr Prinzessinnenbuch angeschaut. Naja, so nach dem Motto "ist Mädchenbuch". Naja, ich habs ihm in die Hand gedrückt und gesagt, er solls mitnehmen und lesen, evtl. gefällts ihm. Mädchen dürfen ja auch Jungenbücher lesen, wieso sollen Jungen dann nicht Bücher von/für Mädchen toll finden. Und meine Tochter weiß, dass es total o.k. ist, wenn Jungs rosa Glitzer tragen, genauso wie sie halt ihre blauen "Jungs"-Turnschuhe mag. Weils halt wirklich keine Rolle spielt. Was aber leider im wirklichen Leben nicht so ist.
VG
Gael
Hallo,
Dein Sohn ist anders als die meisten anderen Jungs. Dadurch gerät er in eine Außenseiterrolle. Das ist in diesem Fall glaube ich unvermeidlich. Ich glaube nicht, dass Du da so viel machen kannst. Es ist doch bei uns Erwachsenen auch so, dass wir uns unsere Freunde nach der "Wellenlänge" aussuchen. Und wenn Dein Junge eher "typische Mädchensachen" klasse findet, dann wird er wohl auch eher bei den Mädchen "Gleichgesinnte" finden. Frag ihn doch, mit welchem Kind er sich gerne auch nach der Schule treffen mag und dann siehst Du wo Freundschaften entstehen werden. Blöde Sprüche wird es immer mal wieder geben. Da sollte sich Dein Sohn ein dickeres Fell anschaffen und eben kontern.
Zur Toleranz erziehen ist eine Sache, aber "Zickereien" sind unter Kindern doch auch normal. Bewerte es nicht über, denn das macht Dein Kind noch mehr zum Außenseiter.
lg tomama
Also ich werde dich ganz bestimmt nicht auslachen wieso auch. Ich finde den Weg, den ihr geht, absolut richtig. WEnn dein Sohn das möchte dann unterstütze ihn auch weiterhin. Er wird seinen Weg machen und seine Identität finden. Als Junge oder was auch immer er möchte. Mein Sohn ( auch keine Ambitionen zum SChwul sein zwinker) liebt Rosa Duschgel mit Glitzer!
Also was solls. Ich würde den Kindern eher sagen das man sie auslachen müßte weil schließlich kann jeder machen was er mag!
Ela
Hi,
gib ihn Sätze und Selbstvertrauen an die Hand:
wenn er ausgelacht wird wg. den Klamotten....
" wenn Du nicht weißt, welche Farben derzeit modern sind, dann solltest Du Dich mal richtig informieren"
( wohlgemerkt....nie Mädchenkleidung sondern farbige Jungskleidung tragen)
wenn er wegen Spiele, Hobbies ausgelacht wird
" was mischst Du ich in mein Leben ein, ich sage ja auch nichts negatives, weil Du mit Autos spielst,"
Mein Sohn hat das schon im Kiga gelernt....und geht in der Schule damit sehr gut um.
lisa
dein sohn macht die erfahrung, die jeder macht, der sich nicht vollständig angepaßt verhält.
in alle regel wird fast jedes kind im laufe der schulaufbahn auch mal diese erfahrung machen müssen oder dürfen.
Meinen Jungs gebe ich als argument mit auf den weg, daß alles, was ein mädchen darf, auch von jungs gemacht werden darf.
wer sich selsbt etwas verbietet, daß mädchen serh wohl machen dürfen, ist selbst schuld.
ich würde meinen jungs die freie wahl lassen und sie in jder unterstützen. ob sie nun ab sofort auf rosa verzichten wollen oder ob sie den knallpinken nagellack extra dick auftragen wollen würden beides wäre für mich in ordnung.
ich würde nur mit ihnen darüber sprechen, welche der optionen welche ausirkungen haben wird.
mein 5 jähriger wollte in diesem sommer unbedingt rosa sandalen. da sie nicht gerade billig waren, habe ich vorab mit ihm abgeklärt, daß es sein kann, daß (besonders die größeren jungs, mit denen er viel spielt hier) ihn als "mädchen" betitulieren könnten bzw. ihm sagen könnten, daß dies mädchenschuhe seien. wir haben dies besprochen und er wollte weiterhindie schuhe haben. also war klar: ich kaufe sie ihm, aber ich kaufe ihm keine neuen, nur weil irgend ein depp die "mädchen karte" spielt.
Ich verstehe Deinen Frust - allerdings denke ich, dass auch DU mal reflektieren solltest: über Deine Toleranzgrenze. Die anderen Kinder als "Dorfdeppen" zu bezeichnen klingt mir ja nun auch SEHR nach Schublade - wenn das Eure Einstellung als (vermutlich selbsternannte "Freigeister") im "CSU-geprägten" "schwarzen" Umland ist sind Konflikte wahrscheinlich nicht nur in der Schule vorprogrammiert.
Nicht, dass Du mich falsch verstehst: ich bin völlig Deiner Meinung, dass es nicht nur o.k., sondern auch wünschenswert ist mal anders als die Norm zu sein. Und selbstverständlich erziehe ich meine beiden Jungs zu weltoffenen, toleranten Menschen (jedenfalls ist das mein Ziel!). Aber Kinder sind nun mal Kinder - und gerade im Alter Deines Sohnes haben sie eine Phase, in der sich ihre Identität als "Mädchen" oder eben "Jungs" sehr akzentuiert herausbildet und da schießen sie schon auch mal über das Ziel hinaus. Mein Älterer ist gerade ganz klar in seiner "Mädchen sind blöd" Phase, übrigens: desgleichen die Mädchen in seiner Klasse. Für die sind eben momentan "alle Jungs doof". Das mag mir nicht passen, aber es ist eben so und ich nehme das auch nicht tragisch. Nichts wird so heiss gegessen wie gekocht und irgendwann lockert sich das Rollenverhalten auch wieder. Ich denke es ist wirklich ein bisschen viel verlangt von 6-jährigen Jungs, NICHT sich NICHT über roten Nagellack und Barbiepuppen bei einem Jungen zu wundern. Du kannst Deinem Sohn nur ein starkes Selbstbewusstsein mitgeben. Aber das hast Du ja offenbar schon getan. Kindergarten ist Kindergarten. In der Schule wird vieles anders, nicht nur für Dein Kind. Das ist für alle ein ganz schöner Kulturschock. Ich weiß noch genau, wie mein Großer am Anfang auf dem Schulhof Bauklötze gestaunt hat über den rauen Ton. Im Vergleich zu den Schimpfwörtern die da so rumflogen ist "du Mädchen" sicherlich noch milde.
Lg, evi
Hallo!
Bestärke ihn und unterstütz´ ihn in dem was er macht, stärke ihm den Rücken und gib´ ihm das Gefühl, absolut okay zu sein. DAS muss er nach Außen ausstrahlen, mit einer großen Portion Selbstbewusstsein, aber auch Toleranz gegenüber Menschen, die nicht so sind wie er.
Du wirst die Lehrerin nicht groß veranlassen können, irgendwas zu tun und die "grausamen" Kinder wirst du ebensowenig ändern können. Schaff´ ihm zusätzliche soziale Kontakte und sei es über einen Verein (Judo z.B.).
Wir haben eine ähnliche Situation, vielleicht auch bedingt durch die große Schwester und unser Junge wird in dem, was er macht nur bestärkt.
Viel Erfolg und alles Gute!