Ritalin - kein ADHS / Soziale Schwierigkeiten / Erfahrungen?

Hiiiiilfe!
Unser 8jähriger Sohn hat eine diagnostizierte "nonverbale Aufmerksamkeitsstörung". Das heisst er findet sich im Raum und im sozialen Raum schlecht zurecht. Zudem ist er sehr impulsiv und kann seine Gefühle nicht gut kontrollieren. Wir waren bereits in einer Therapie mit ihm beim Kinderpsychologen, was nicht viel gebracht hat. Wir sind sehr konsequente Eltern, das sage ich nicht nur so.

Im Kindergarten lief es ganz schlecht, weil er immer wieder störte und mit anderen Kindern aneinander geriet. Die Kindergärtnerin konnte ihn nicht leiden, was die Situation verschlimmerte. Dann hatte er die ersten zwei Schuljahre einen tollen Lehrer, der sehr streng und konsequent war - ihn aber mochte und ihm das auch zeigte. Da lief es recht gut. Nun hat er eine Lehrerin und nach nur 7 Wochen herrscht wieder Chaos! Kein Tag ohne dass irgendwas abgeht in der Schule!
Er ist sehr intelligent, hat gute Noten und kann sich konzentrieren. Aber im Sozialen klappt es einfach nicht - er würde gerne Freunde haben, vergrault aber alle! Ich meine hier nicht mit Schlägereien oder so, er provoziert einfach dauernd und lässt sich schnell provozieren. Zuhause weint er dann oft und macht auch wieder ins Bett.
Der Kinderarzt meinte nun, wir sollten uns überlegen, doch Ritalin zu geben. Bisher war ich strikt dagegen. Aber ich sehe ja, wie er leidet, und wie man ihm nicht helfen kann - so sehr wir uns auch bemühen! Wer hat Erfahrungen mit einem ähnlichen "Fall"??
Danke für eure Beiträge!

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Ich finde es unheimlich schwer Ratschläge zu geben, wenn man das Kind nicht kennt und daher nicht einschätzen kann, wie es mit den anderen Kindern umgeht.

Aber wenn Kinder offensichtlich Schwierigkeiten haben, positiven Kontakt zu anderen Kindern aufzubauen und sich einfach selbst im Weg stehen, weil sie nicht wissen wie sie Freunde finden und halten können - dann gebe ich gerne Eltern den Ratschlag es einmal mit einem Sozialtraining zu versuchen. Kinder lernen dort wie sie mit ihrem Verhalten positive Reaktionsweisen bei ihren Mitmenschen hervorrufen können und üben diese ein - in Zusammenarbeit auch mit den Eltern.

Sozialtrainings werden oft von der örtlichen Erziehungsberatungsstelle angeboten, eventuell auch vom Jugendamt. Einfach mal nachfragen.

Alles Gute!
#sonne

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ich hab ihn schon vor wochen beim schulsozialarbeiter amgemeldet - er macht mit ihm so ein 15punkte- programm, das verhaltenstherapeutisch aufgebaut ist. aber es scheint einfach nicht zu reichen :-( er wird auch immer mehr gemobbt auf dem schulplatz weil alle wissen dass man ihn schnell provozieren kann!

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Die lehrer sollen ihn da eine zeitleng begleiten und ihm bei Provokationen beistehen, alleine kann er sonst den Teufelskreis nicht brechen...

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hallo

Ich würde mit Ritalin warten, resp. Das Problem nicht damit lösen.

Meine Tochter ist sehr ähnlich! Ich gebe Ihr Vitamin B12, was enorm die Nerven stärkt.
Zudem gehe ich jeden Tag mit ihr in den Wald? manchmal joggen wir, manchmal bauen wir etwas, manchmal laufen wir einfach.

Ausserdem bekommt sie Belohnungen! wen sie bewusst Streit aus dem Weg gehen konnte.

Diese Massnahmen verhalfen extrem zur Verbesserung!

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Wow, das finde ich toll! #pro

Lg
Salo

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Hallo,

dein Sohn weist autistische Züge auf, da es gerade im Sozialverhalte nicht klappt. Ich rate dir dringend von Medikamenten wie Ritalin ab. Die stellen ein Kind ruhig, weiter nichts. Nach dem Absetzen ist dein Sohn genau der Gleiche wie vorher.

Es gibt mittlerweile deutschlandweit Sozialkompetenztrainings, die oft über die Krankenkasse abgerechnet werden. Mein Sohn ist Autist (nur leicht davon betroffen). Er hat an so einem Training (das ist für alle Kinder) teilgenommen. Es waren 6 Kinder und zwei Therapeuten. Dieses Training fand in unserer Ergotherapie statt, wurde über die Krankenkasse finanziert und ging fast 4 Monate. Seit dem haben wir mit unserem Sohn in der Schule keine Schwierigkeiten mehr. Er hält sich in der Schule an die Regeln, die er vorher missachtet hat und er konnte Freunde für sich gewinnen. Vorher hatte er keinen einzigen Freund.

Ich kann Dir dieses Training nur wärmstens empfehlen. Dein Sohn sollte diese Mittel nicht bekommen. Sie sind sehr fraglich, haben viele Nebenwirkungen (Appetitlosigkeit, Wachstumsstörung, Teilnahmslosigkeit usw.) und sie steigern auch das Krebsrisiko enorm.

LG

Carola

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*dein Sohn weist autistische Züge auf*

WOW, das nenn ich mal ne Ferndiagnose!

Mich beschleicht manchmal das Gefühl, Autismus ist so ne Art neuer Hype... #kratz

Jetzt isses nicht mehr das AD(H)S, weil das ist ja die blöde Modediagnose für Erziehungsfaule.

Besser, das Kind ist gleich autistisch. Das klingt doch irgendwie schicker und dieser Rainman war ja echt ein niedlicher Kerl! #gruebel

Ich finde deinen Rat mit dem Kompentenztraining wirklich hilfreich. #pro Aber beim ersten Absatz deines Posts rollen sich mir die Fußnägel auf. #sorry

Gerade für die Betroffenen finde ich es fatal, dass der Begriff Autismus derzeit so inflationär gehandelt wird. Ich wette, in 2 bis 3 Jahren müssen die Eltern von autistischen Kindern mit den gleichen Vorurteilen kämpfen, wie es die Eltern von AD(H)S-Kindern heute schon tun.

LG

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Es gibt heute tatsächlich wesentlich mehr Kinder mit Autismus als früher. Die Forscher wissen auch nicht wie es zu der Häufung kommt. Während ADHS weiterhin sehr umstritten ist. Ich habe ja nicht geschrieben, dass das Kind Autist ist. Autistische Züge sind keine Diagnose. Bei dem Beitrag ging es ja darum, dass das Kind gerade im sozialen Bereich Probleme hat.

Mein Sohn hat z.B. das Problem nicht richtig auf andere reagieren zu können, weil er die Gesichtsmimik nicht ausreichend interpretieren kann. Er lacht auch oft, wenn es eigentlich ernst wird und denkt dabei, dass er traurig aussieht. Was meinst Du wohl wie andere auf ihn reagieren, wenn er falsch reagiert ohne das er es möchte. Deshalb ist so ein Sozialkompetenztraining gut, weil man hier viel über sich und andere erfährt. Wie wirke ich, welche Signale muss ich aussehen, wie schaffe ich es ein guter Zuhörer zu sein etc.

Übrigens haben die meisten Autisten überhaupt nichts mit Rainman zu tun. Das sind zwei paar Schuhe. Du kennst Dich mit Autismus nicht sonderlich gut aus, möchtest hier aber wenigsten ein paar "schlaue" Kommentare loswerden.#klatsch

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Hallo....

mein Sohn hat es auch das er sehr impulsiv ist (was ich persönlich nicht schlimm finde wenn man weiß wie man es kontrollieren kann selbst) Mein Sohn hat ganz doll Schwierigkeiten seine Bedürfnisse zurück zu schrauben und ist auch oft mit zu viel Reizüberflutung überfordert.

Meiner wird jetzt 6 Jahre und kommt nächstes jahr zur Schule.

Die ganzen Erzieher machen MIR schon Panik.

Mein Sohn bekommt seit 2 Jahren Frühförderung und Ergotherapie und das bringt sehr viel. Ritalin würde ich meinem Kind nicht geben weil es auch anders geht.

Man solle auch den Charakter des Kindes sehen und nicht immer nur interpretieren es ist krank (allgemein nicht auf dich bezogen).
Wir haben auch schon soooo viele Ärzte durch und jetzt reicht es.

Der Kiga möchte sogar das wir eine Schulbegleitung beantragen...Hä?????
geht's noch??????
Dann hat er ja erst recht den Stempel auf der Stirn.....ne ne...das geht gar nicht los.

Zum Glück machen die Lehrer sich ein eigenes Bild von ihm. Oft kommt es auch das es dann *Peng* macht und in der Schule is gar nix los.

Warst du schon mal los zur Ergotherapie mit deinem Sohn?
Kann ich dir ans Herz legen....:-)

Lg

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Hallo,

du willst deinem Kind nicht ernsthaft Medikamente geben, weil die Lehrerin sich anders verhält als der Lehrer vorher.

Grundsätzlich würde ich ohne vernünftige Diagnose gar kein Medikament geben - schon gar nicht eins, das das Verhalten verändert.

Habt ihr die Ursache, könnt ihr am Problem arbeiten.

Such einen vernünftigen Psychologen für dein Kind (das muss nicht der erste sein).

Gruß

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Hallo,

der Beitrag hätte vor Jahren auch von mir sein können ;-).
Mein Sohn ist mittlerweile 16 J. und lässt sich -zum Glück- nicht mehr so leicht provozieren. Es war ein schwerer Weg!

Aber eins kann ich Dir sagen: Es wird besser!! :-)

Meinem Sohn hat damals - neben Therapien etc. - ein kleiner Wutball geholfen. Den durfte er, mit Zustimmung der Schule, IMMER bei sich tragen und wenn er geärgert wurde, hat er sich erstmal mit seinem kleinen Wutball beschäftigt. "Er" hat ihm geholfen, zwar nicht immer, aber meistens ;-).
Viell. wäre das auch eine Option für Deinen Sohn.

Alles Gute
Lorino

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Hallo,

bei meinem Sohn habe die Ärzte ADS diagnostiziert als er 6 J. alt war.er konnte sich sehr schlecht konzentrieren und hatte auch einige Probleme mit seinen Mitschülern. Leider hat die Lehrerin es versäumt, die Kinder ausreichend zu informieren. Er hat die Mitarbeit nach und nach immer mehr verweigert.

Wir haben mehere Medis ausprobiert, Medikinet, Ritalin und Stattera. Bei meinem Sohn hatte es auf die Konzentration gar keinen Einflus, wohl aber auf sein Gewicht/ Appetit. Da er kurz vorm Untergewicht stand und es eh nichts nützte, haben wir es abgesetzt.

Nun ist er auf einer Förderschule mit dem Schwerpunkt - emotionale- und soziale Verhaltensauffäligkeiten. Er ist seit den Sommerferien dort und jetzt geht es so langsam aufwärts.

Mein Fazit aus der Medikamentengabe: Versuchen würde ich es, jedoch ist der Appetitmangel nicht zu unterschätzen.

Ich hoffe, ich konnte dir ein wenig weiterhelfen.

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Hi,

uns geht es mit unserem Großen sehr ähnlich. Er war schon immer anders, kann keine sozialen Kontakte knüpfen scheint manchmal sogar grundlos aggresiv zu sein laut Aussage der Erzieher bzw. Lehrer.. Er war schon immer ein Sonderling. Er hat eine getestete Hörverarbeitungsstörung. Konnte erst sehr spät sprechen, hat laut. Psychologin eine emotionale Störung und ua. auch eine sensomotorische Störung. Seine Wahrnehmung über die Haut, Hören und Gleichgewicht sind nicht ganz so wie es sein sollte. Er hat auch ein reduziertes Schmerzempfinden. Diverse Untersuchungen haben bisher ergeben, Kein ADHS und auch kein Asperger lt. Psychologe... mh.. jetzt soll er in eine teilstationäre Tagesklinik für 4 Monate ... die nehmen ihn dann auch noch mal genauer unter die Lupe. Er ist auch sehr klein und leicht für sein alter mit fast acht jahren gerade mal 1,23. Seine Reflexe sind auch nicht so toll ... Schon im Kindergarten war er auffällig, hat die Kinder gebissen keinen Anschluß gefunden. Augen sind ok und Ohren wurden mit 41/2 Jahren via Paukenröhrchen wieder in Ordnung gebracht. Wir haben Gruppenergo und hatten lange Logo. Auch beim Orthopäden waren wir schon er hatte wohl mal eine Blockade als er kleiner war... Essen und trinken tut er auch schlecht... Wir stehen auch oft im Wald weil wir einfach nicht wissen warum das manchmal einfach so ist.. Wie krass der Unterschied wirklich ist haben wir jetzt an unserem Jüngsten gesehen.. die könnten nicht unterschiedlicher sein...

Also meine Erfahrung mit Ritalin sind negativ. Meine Nichte hat das auch bekommen und das gar nicht so gut vertragen, viele Nebenwirkungen. Das Medikament verändert die Kinder. Bei uns ist überhaupt nicht die Rede von Medikamenten. Würde auch keiner verschreiben.

Wir haben bereits eine Schulbegleitung beantragt allerdings müssen wir erst alle kassenärztlichen Massnahmen abgeschlossen haben bevor wir weiter kommen.

Ach ja und gut in der Schule ist er auch. nur das Sozialverhalten ist stark beeinträchtigt. Er redet auch viel vor sich hin und stört dadurch auch im Unterricht.

Also ich biete mich gerne als Gesprächspartner an :)

LG Melly

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Mein Sohn ist mit ADHS disgnostiziert. Wir warten derzeit noch auf die kardiologische Abklärung und planen für Januar einen Versuch mit MPH. Er ist in psychotherapeuthischer Behandlung, wir Eltern werden begleitend beraten und die Klassenlehrerin unterstützt ihn und uns, hat eigenständig ein Tokensystem eingeführt und andere Hilfsmittel. Er hatte zeitweilig ein gewaltiges Sportpensum, das im Moment ausgesetzt ist.

Wir sind also rundum versorgt, aber trotzdem steht sich unser Sohn nach wie vor mit seiner Impulsivität und oppositionellem Verhalten häufig stark selber im Weg. Er leidet darunter.

Sobald wir das OK haben, wird der Versuch zunächst mehrere Wochen laufen, danach entscheiden wir, ob ein positiver Effekt für ihn zu merken ist und ob es sich lohnt.

Das Ziel ist nicht ihn ruhigzustellen, sondern ihm zu ermöglichen sich selber zu kontrollieren, so wie es andere auch können. Da auch immer mehr Erwachsene ADHSler diagnostiziert und behandelt werden, hat man ja nun mittlerweile einen besseren Eindruck davon, welchen Effekt MPH auf Betroffene haben kann.

Ich selber bin vermutlich auch ADSlerin und kenne viele Probleme, die mein Sohn hat, aus eigener Erfahrung. Vor allem die Unfähigkeit der Selbstorganisation und Störung der Impulskontrolle kommt mir so bekannt vor. Man fühlt sich sich wie ein Vollidiot, weil man wider besseren Wissens handelt. Wieder und wieder.

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Vielen Dank für all eure Antworten und Tipps! Unterdessen habe ich schon wieder ein Telefonat von Eltern gekriegt :-( Mich belastet die Situation enorm - schon vor 3 Jahren hatte ich deswegen einen Zusammenbruch und musste selber in eine Therapie, damit ich überhaupt noch weiterkonnte.
Ich bin froh, dass ihr mich nicht angegriffen oder als schlechte Mutter dargestellt habt - das ist nicht zu unterschätzen, was das bewirkt! Ich weiss eigentlich schon, dass wir eben konsequent, streng aber auch liebevoll sind, wir haben einen sehr stark eingeschränkten TV/PC-Konsum für unsere Kids (max. 30Min pro Tag, oft auch gar nicht, Ausnahme am Wochenende wenn wir zusammen mal einen Familienfilm schauen), wir sind viel draussen, spielen viel zusammen etc. Gerade deshalb trifft es mich jeweils sehr hart, wenn irgendwelche Eltern, die "Norm-Kinder" haben, das Gefühl haben ich sei eine schlechte Mutter oder mir sei egal wie mein Kind sich verhält! Wir werden nun noch einmal ein Gespräch mit der neuen Lehrerin, dem Schulsozialarbeiter und dem Kinderarzt führen. Ich tendiere auch zu einer Ergotherapie - nur bis die dann mal anschlägt (falls überhaupt) dauert es natürlich lange....und jetzt sind die Probleme plötzlich wieder so akut.
Danke euch jedenfalls nochmals!!