Tabletten bei ADS

Hallo,

ich bin am grübeln und hoffe ihr habt Erfahrung und könnt mir weiterhelfen.

Meine Tochter ist 9 Jahre und geht in die 3. Klasse.
Das sie sehr lebhaft ist, weiß ich. Ab und zu hab ich auch schon in jüngeren Jahren überlegt, ob sie ADS oder ADHS hat, aber da ich immer gut mit ihr klar kam, habe ich mir da nicht groß Sorgen gemacht.

In den ersten 2 Schuljahren gab es keine Noten und auch immer ein positives Zeugnis, was Mitarbeit usw. betraf. Deutsch fiel ihr schon immer leicht, nur in Mathe hat sie auch da schon Probleme gemacht, im Sinne von, sie hatte einfach keine Lust, sich anzustrengen. Wenn Hausaufgaben gemacht werden sollten, hat sie gleich gesagt, das kann ich nicht und einfach nichts gemacht, wenn ich mich daneben gesetzt habe, konnte sie alles problemlos allein.

Jetzt in der 3. Klasse hat sie eine neue Klassenlehrerin und da es jetzt Noten gibt, wirkt sich dieses "Keine Lust was zu machen" natürlich nicht gut aus.

Die erste Mathearbeit war eine 1, die zweite Mathearbeit war eine 5, da die Aufgaben einfach gar nicht erst gemacht wurden.

In Deutsch ist sie, wenn es ums lesen, auswendig lernen usw. geht sehr gut, wenn es um Fleißaufgaben, also Wörter richtig abschreiben geht, hat sie auch keine Lust.

Im Oktober letzten Jahres kam dann ihre Klassenlehrerin auf mich zu und bat mich, sie auf ADS testen zu lassen, da sie so gut wie keine Konzentrationsfähigkeit zeigt.

Ich war beim Kinderpsychologen, das EEG und der psychologische Test ergaben ADS. Ansonsten von der Entwicklung alles prima.

Der Psychologe möchte mir heute einen Nachteilsausgleich für die Schule schreiben, dadurch würde meine Tochter anders bewertet werden. Und ich soll mir Gedanken darüber machen, ob wir nicht mal für 6 Wochen Tabletten während der Schulzeit probieren sollen.

Ich bin völlig hilflos bei dieser Überlegung. Auf der einen Seite tut es mir verdammt leid, wie sie sich ihre Noten und ihre schulische Laufbahn womöglich dadurch kaputt macht, auf der anderen Seite habe ich kein gutes Gefühl dabei, meine Tochter mit Tabletten ruhig zu stellen bzw. ihr Verhalten zu ändern.

Ich weiss nicht, ob ich dieses ADS als Krankheit sehen soll, gegen die Tabletten helfen, oder es einfach als ihre Art sehen soll.

Habt ihr Erfahrung mit ADS mit oder ohne Tabletten.

Lg

Sandy

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Hallo Sandy!

Mein Sohn wird in 2 Monaten 9 und geht auch in die 3. Klasse.

Bei ihm wurde vom Kinder-und Jugendpsychiater auch ADS diagnostiziert. In der Schule ist er relativ unauffällig, aber er sitzt halt fast jeden Tag im Schnitt 4 Stunden an den Hausaufgaben.
Wir haben eine medikamentöse Behandlung erst mal hinten an gestellt und er macht jetzt eine Verhaltenstherapie. Dazu kann ich allerdings noch nicht viel sagen, weil noch nicht viele Sitzungen waren bis jetzt. Ich denke, man kann immer noch zu Medis greifen, wenn das andere nicht hilft oder nicht ausreichend. Mir war eben wichtig, dass er Strategien erlernt, wie er seine Konzentrationsschwäche kompensieren kann und Tipps bekommt, wie er seine Arbeit strukturieren kann, weil das lernt er dann für sein ganzes Leben. Die MEdis wirken nur, so lange man sie nimmt.
So ist jetzt wie gesagt erst mal unser Plan, mal sehen, we weit wir damit kommen.Es ist mit Sicherheit der längere und härtere Weg, aber ich will erst mal alles probieren, bevor ich solche Hämmer gebe.

LG, Sonja

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Um welches Medikament / welchen Wirkstoff handelt es sich denn genau?

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Das weiß ich leider noch nicht. Er sagte nur irgendwas von Appetitlosigkeit als Nebenwirkung.

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Lass Dir den Namen mal aufschreiben, dann kannst Du Dich zumindest mal genauer informieren, was er da geben will. Und eben auch, was da alles noch an Rattenschwanz bzgl. Nebenwirkungen dran hängt.

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hallo,
die jungs meiner freundin haben beide ads/ adhs. Sie war mit den beiden bei einem pte institut und hat selber mit ihrem mann das elterntraining gemacht. Seitdem klappt das eigentlich in allen bereichen super. Jungs haben gute noten, sind relativ fleissig... haben gelernt zu lernen etc... und die eltern haben zahlreiche möglichkeiten gezeigt u erklärt bekommen, wie sie ihre kids damit gut in den griff kriegen.
Mein sohn ist tendenziell auch so ein kandidat... (bis jetzt noch alles gut.) ich war dort nur zu einer beratung..... u bei uns waren die total nett... und die tipps waren hilfreich.
die institute kannst Du googeln. wir waren in bremen.... gibts aber verteilt.
grüsse u alles gute a

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Erfahrung mit ADHS. Mein Sohn geht in die 2. Klasse. Seine Leistungen sind gut, aber er stört den Unterricht und leidet unter geringer Frustrationtoleranz, mangelnder Anstrengungsbereitschaft, Ängsten und leichten Zwängen.

Er hat eine gute Auffassungsgabe und kompensiert seine probelamatische Arbeitsweise (bis hin zur Arbeitsverweigerung) noch über seinen Grips, aber ewig geht das nicht so weiter.

Nach einer mehrmonatigen Diagnostik ist er nun seit einem halben Jahr in Verhaltenstherapie und hat ein Sportpensum (extrzusätzliche Sportstunde, mehrmals pro Woche Taekwondo), bei eingeschränktem Medienkonsum und einem Belohnungssystem für das Arbeitsverhalten in der Schule.

Seit Oktober ist klar, dass diese Maßnahmen nicht ausreichen, so dass er Ende dieser Woche auf Medikamente eingestellt wird. Zuvor haben wir ihn gesundheitlich gründlich durchchecken lassen.

Sinn der Medikaments ist Situationen zu erleichtern, in denen sein Vater und ich nicht da sein können, um ihn zu unterstützen bzw. die Lehrerin, die sich sehr bemüht und auch sher erfahren ist, einfach an die Grenzen des Machbaren gerät. Das sind vor allem Situationen, in denen er sich selbst im Weg steht.

Ich kann nicht sagen, dass ich überglücklich bin oder mich darüber freue, dass er Dauermedikation bekommen soll, aber in Kombination mit den anderen Maßnahmen könnte es sein, dass er besser zurecht kommt.

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Ich würde es erstmal mit Ergotherapie versuchen, ihre Konzentrationsfähigkeit zu steigern.

Bei dem, was ich lese, scheint deiner Tochter einer der weniger schweren Fälle zu sein, da würde ich es zuvor mit alternativen Behandlungen versuchen.

Wenn du alles durch hast und immer noch kein positives Feedback von der Lehrerin bekommst, kannst du immer noch gucken, ob eine Medikation das Richtige wäre.

Gruß Hezna #klee

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Hallo,

bevor Du Deine Tochter mit Tabletten vollstopfst, hole Dir bitte noch eine zweite Meinung bei einem anderen Kinderpsychologen bzw. SPZ.

Ich bin immer wieder verwundert, sprachlos und schockiert wie schnell heute Kinder in die Schublade ADHS gesteckt und von angeblichen "Experten" so ein Psychozeug verschrieben bekommen!

Vor allem die Einschätzung der Lehrer und wie schnell diese Kinder als "krank" abgestempelt werden ist wirklich erschreckend und traurig......#heul

Lg Luna

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Hallo,

sei mir nicht böse aber das was du von deiner Tochter erzählst hat recht wenig mit ADS zu tun. Grade dass deine Tochter sehr lebhaft ist, passt nicht. ADS Kinder sind im Gegensatz zu Kindern mit ADHS eher ruhig und unauffällig.

Wie lange hat der Test denn gedauert? Für mich klingt das echt komisch und ich würde mir noch eine zweite Diagnose einholen bevor ich meinem Kind Medis gebe, die ja auch nicht ganz unproblematisch sind.

lg Sanni

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hi Sandy,

ich bin selbst keine betroffene Mutter, habe aber in der BBS Schüler mit ADS und ADHS-Diagnose. Von einem Schüler möchte ich dir gern berichten.

Er hat diese Diagnose "erst" mit 12 Jahren bekommen, bis dahin war er einfach der Klassenclown, der sonst nix auf die Reihe kriege, außer natürlich Unterrichtsstörungen. Er ist das jüngste von 4 Kindern, die Eltern beide sehr mit sich und ihrer Arbeit beschäftigt. Als klar war, dass er so nicht weiter klar kommt, wurde schnell ein Psychologe gesucht, die passende Diagnose hatte er auch schnell parat: ADHS. "Dagegen", so hieß es, "gibt es Medikamente". Die nahm die Mutter dankend an, sie hatte genug von ihrem aufmüpfigen Sohn, der sonst (im Gegenteil zu den anderen 3 Kindern) nix richtig auf die Reihe bekam. Die Mutter benutzte seine Diagnose von jetzt an als Rechtfertigung für sein Verhalten, der Vater schämte sich für das Verhalten der Mutter und schwieg mehr oder weniger...

Er nahm die Medikamente und wurde ruhiger, konnte sich konzentrieren, Aufgaben in der Schule bearbeiten, sozial mit anderen umgehen usw. - alles war bestens. Nur dass es ihm nicht gut ging unter den Medikamenten - er hatte keinen Appetit mehr und je länger die Einnahme dauerte, desto mehr verstärkte sich seine Appetitlosigkeit. Also wurden die Medis abgesetzt - das ganze ging von vorn los. Bald war es wieder so schlimm, dass die Eltern drauf bestanden, dass er die Medikamente wieder nehmen musste. Dann ging das ganze Theater wieder von vorn los.

Bis heute hat er nicht gelernt, wie er seine Konzentration auch ohne Medikamente verbessern kann, wie er zielgerichtet arbeiten kann, ohne aus dem Konzept zu kommen, wie er klar kommt im Leben und soziale Kontakte herstellt und pflegt. In seiner Ausbildung ist er im Grunde ein Pflegefall - ein handwerklich begabter, aber sozialer Pflegefall. Er wird vermutlich die theoretische Prüfung vergeigen, weil er es gar nicht schafft, sich 90 Min. für eine schriftliche Prüfung zu konzentrieren.

Und das alles nur, weil seine Eltern es nicht mal versucht haben, sich mit dieser Diagnose zu beschäftigen, sie zu hinterfragen und ihm auch das praktische Rüstzeug zum Bewältigen seiner Verhaltens zu geben....

Darum meine Bitte: lass dich nochmal eingehend in alle anderen Richtungen beraten! Es gibt viele Alternativen zur sofortigen Medikation. Und wenn ihr nicht drumrum kommt: die Medis sollten ja auch nicht ein Lebenlang gegeben werden und Kinder müssen lernen, ihr Verhalten auch ohne Medis irgendwann in den Griff zu bekommen - soweit möglich.

LG
cori

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Hallo Sandy,

Nun wo fange ich an, der nachteilsausgleich der dir bzw deiner Tochter angeboten wird ist vielleicht im Notfall ( Dyslexie zB ) sinnvoll, bei einer ( in deinen Augen ) nicht gefestigten Diagnose ADS / ADHS hat deine Tochter damit für ewig den " Stempel" aufgedrückt.
Viele Lehrer und nicht nur die, werden so oder so dir die schuld in die Schuhe schieben, du kannst dein Kind wohl nicht erziehen, daheim herrscht sicher das Chaos, Mutter ist zu doof .........glaube mir ich kenne das leider aus Erfahrung. Ob am Ende eine halbe Schulnote diesen Stempel rechtfertigt ?

Zu den Tabletten, mein Sohn hat jahrelang methylphenidat genommen, später dann Amphetamine, momentan testfase ohne Tabletten.

Wenn du diese Tabletten in Erwägung ziehst wirst du normalerweise bei Einnahme eine schnelle Änderung / Besserung merken. Mein Rat wäre es im Zweifel probeweise zu nehmen. Spiel dann mit offenen Karten bei der Lehrerin und halte engmaschig Kontakt in dieser fase mit der Lehrerin.

Methylphenidat wirkt nur bei Kindern die es " brauchen" daher müsste die Lehrerin schnell berichten können ob es was ändert im verhalten deiner Tochter, wir als Eltern sehen ja nicht wie es in der Schule läuft. Bei nicht betroffenen Personen wirkt der Wirkstoff aufputschend und macht hibbelig ( wie Speed )

Die genaue Beobachtung wird dir helfen zu entscheiden ob es längerfristig sinnvoll ist.

Ansonsten ist eine zweite Meinung immer sinnvoll und das abklären der Schilddrüsenwerte wichtig ( Schilddrüse kann ähnliche Symptome machen)

Außerdem brauchst du ein Arzt dem du vertraust, ich habe damals bei einer Selbsthilfegruppen angerufen und mir jemanden empfehlen lassen.

Liebe Grüße,

Patrix