Antrag zur Förderung bei Dyskalkulie - sehr merkwürdig

Hallo,
ich muß nun doch mal hier meine Frage stellen, da mir der Ablauf etwas merkwürdig vorkommt.
Es geht um meine Tochter (8 Jahre alt - 3. Klasse ).

Bereits in der 1. Klasse zeigte sich, dass sie vermutlich eine Dyskalkulie habe. Die Lehrerin " testete" sie in der 2. Klasse und riet uns die Schulpsychologin aufzusuchen. Muß kurz dazu erklären, dass sie in Berlin zu Schule geht, wir aber im Umland wohnen ( also 2 Zuständigkeiten ). Sie wurde zunächst von Berliner Seite vorab getestet (Schulpsychologin / Bezirksamt ), die uns auch ein Dyskalkulie bestätigen konnte. Soweit so gut , zur weiteren Bearbeitung sei aber das Bezirksamt nicht mehr zuständig, wir sollten uns nach Brandenburg wenden( da wir ja dort wohnen ). Es geht um eine außerschulische Förderung , die von Amtswegen bewilligt werden muß.

Das zuständige Jugendamt in Brandenburg arbeitet sehr langsam, so verging ein gutes 3/4 Jahr, bis wir einen Termin bei der hiesigen Schulpsychologin bekamen. Diese befragte dann unsere Tochter ( nun schon 3. Klasse ), wie es ihr in der Schule erginge und ob sie darunter leiden würde. Sie bejahte die Fragen und für die Psychologin war klar, dass sie außerschulische Förderung erhalten solle. Wir sollten uns schon mal nach einem Platz in einem Dyskalkuliezentrum umschauen. Den Bescheid zur Kostenübernahme würden wir dann in ca. 4 Wochen bekommen. Gesagt getan, Platz gesucht, Platz gefunden. Mit der Lerntherapie begonnen und lange Zeit keine Rückmeldung aus Brandenburg. Rief dann vor Weihnachten noch mal an ( da hatte sie schon 3-4 Std ) und es wurde mir mitgeteilt, dass das ja alles noch gar nicht klar sein würde, das Gutachten allein reiche nicht aus. Er würde noch ein Sozialarbeiter kommen müssen, um sich das Kind und das Umfeld anzuschauen, denn nur wenn eine seelische Behinderung drohe, würde man die Kosten zur Therapie übernehmen.
Jetzt kommt also jemand her und schaut sich unser Umfeld an. Das super intakt ist. Mein Mann und ich sind 18 Jahre zusammen, wohnen in nem Reihenhaus, sind Pädagogin und Beamter, Oma in der Nähe, Geschwister, alles gut. Also es droht ganz offensichtlich sozial bedingt keine seelische Behinderung....
Ist dieser Vorgang normal ?
Also aus Berlin kenne ich den Ablauf so nicht.

Was sagt ihr dazu ?
Gruß asile

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Leider ist es, soweit ich weiß, bei der Bewilligung von Förderung bei LRS und Dyskalkulie so, dass dieses Vorgehen üblich ist. Das Jugendamt übernimmt die Kosten nur, wenn das Kind sozusagen psychisch beeinträchtigt ist. Das heißt jetzt nicht, dass ein Sozialarbeiter bei Euch nach einem nicht intakten Umfeld sucht, aber damit Vater Staat hier Geld gibt, muss eben eine gravierende Beeinträchtigung vorliegen.
Die Ergebnisse fallen unterschiedlich aus: Eine Kollegin von mir musste die Dyskalkulie-Therapie ihres Sohnes selbst bezahlen, bei einer anderen wurde die LRS-Therapie ihrer Tochter bezahlt. Bei beiden Familien ist das familiäre Umfeld, soweit ich das beurteilen kann, intakt.
Ich komme aus NRW; ob die Vorgaben je nach Bundesland unterschiedlich sind, kann ich nicht sagen.
Liebe Grüße
Anja

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Ja das ist normal. Eine Dyskalkulietherapie bezahlt das Jugendamt nur, wenn das Kind eine seelische Erkrankung hat oder von einer solchen bedroht ist.

So ist es in Bayern auch. Da die Kommunen zu wenig Geld haben versuchen sie es natürlich zu vermeiden zu zahlen. Also müssen die meisten Eltern die Therapie selbst bezahlen.

Eigentlich zuständig für die Förderung dieser Schüler sind die Schulen, abdreht die Lehrer wurden dafür nicht ausgebildet.

Ich kann mir nicht vorstellen, dass das in Berlin anders ist.

3

Hallo,

"Jetzt kommt also jemand her und schaut sich unser Umfeld an. Das super intakt ist. Mein Mann und ich sind 18 Jahre zusammen, wohnen in nem Reihenhaus, sind Pädagogin und Beamter, Oma in der Nähe, Geschwister, alles gut. Also es droht ganz offensichtlich sozial bedingt keine seelische Behinderung...."

Ich würde Argumentieren, daß gerade ihr eine seelische Behinderung droht. Denn Grundsätzlich hat sie ja alle Vorraussetzungen eine gute schulische Ausbildung zu machen. Wenn es das Matheproblem nicht gäbe könnte sie ohne Probleme den gleichen Bildungsstand wie alle anderen in Ihrer Familie erreichen.

Wenn der Freundeskreis, die Familie alle mittlerer bis gehobener Bildungsstanddard sind, ist es für ein Kind doch seelisch belastend, wenn sie wegen Mathe, nur auf die Hauptschule kann.

In unserem Fall haben wir leider noch nicht die Diagnose Dyskalkulie. Aber auch unsere Tochter hat ein stabieles Umfeld und sie ist ein lebensfroher Mensch. Trotzdem leidet sie unter ihrem Problem. Sie kommt oft frustriert nach Hause und sagt, die anderen haben sie ausgelacht, weil sie die Langsamste in Mathe war. Das belastet sie sehr.

Liebe Grüße:-D

Martina

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Hallo Martina,
ja das wäre evtl. ein Argument :)

Sie ist wirklich oft frustriert deswegen, aber ansonsten fröhlich und total ausgeglichen ( wenn auch manchmal nachdenklich und verträumt ).
Echt blöde Situation .
Na schauen wir mal, was der Herr vom Jugendamt so von uns wissen will. Blöd finde ich die Situation trotzdem - das ganze Verfahren ist so was von umständlich.

Gruß zurück
asile :)

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Hallo,

genau aus dem Grund haben wir es nicht über das Schulamt laufen lassen.
Denn auch wenn unser Sohn eine leichte Dyskalkulie hat, eine seelische Behinderung ist nicht abzusehen. Da wollten wir ihm diesen ganzen Stress nicht antun. Durch diese Testerei und Befragungen würde er wohl noch mehr verunsichert.
Wir haben lange gesucht und ein Institut gefunden, bei dem man nicht in den Ruin getrieben wird durch die Förderung.
Die Pädagogin ist fachlich super ausgebildet und er fühlt sich wohl dort, das ist entscheidend.

LG
Tanja

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Hallo,

ihr wollt eine Kostenübernahme für eine Dyskalkulietherapie?

Sie übernehmen die Kosten gern erst, wenn die seelische Behinderung bereits da ist.

Also: Trennt euch, schlagt euch die Köppe ein, schmeißt die Geschwister raus und unterbindet den Kontakt zur Oma. Sorgt dafür, dass eure Tochter weder Freunde noch Hobbys hat. Gut wäre auch, eine leichte bis schwere Depression und noch ein paar Verhaltensweisen beim Kind, die sehr altersuntypisch sind.

Sonst wird das im ersten Antragsverfahren eher nichts. Die werden routinemäßig abgelehnt.

LG

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Das ist vermutlich wirklich das was sie hören wollen .... so ein blödes Verfahren - da bleibt doch ein "normales" Kind voll auf der Strecke ....

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Huh, das hört sich aber gruselig an #zitter

Bei uns zahlt das Amt, wenn eine reine Dyskalkulie (also keine allgemeine Lernbehinderung) vorliegt und die Eltern nicht genug Einkommen haben, um die Therapie selbst zu zahlen.

Eigentlich logisch und nachvollziehbar.

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Ja so etwa hatte ich mit das ja auch vorgestellt - man bescheinigt die Dyskalkulie und die Kosten werden übernommen. Immerhin gibt es bei uns ja von 3 Stellen ein Gutachten (Lehrerin Schwerpunkt Dsykalkulie, Psychologin JA Berlin, die einen entsprechenden Test gemacht hat und ein Gutachten der Psychologin aus Brandenburg , die bestätigt, dass unser Kind unter der Rechenschwäche leidet).

Was nun der Sozialarbeiter noch will ??? ...

Da machen die sich Arbeit mit "Kleinkram" vom JA, wo die Hilfe an anderer Stelle dringend benötigt wird ... Sie haben wohl Akten die bereits über ein Jahr unbearbeitet da liegen.

Kann man nur den Kopf schütteln ...

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Hallo,

leider ist der Antragsweg korrekt. Ich stehe ganz am Anfang. Wir haben jetzt nach mehreren Testungen auch das Gutachten erhalten, dass unsere Tochter eine Dyskalkulie hat. Wenn man die Therapie bezahlt haben möchte, geht das einerseits über das Bildungs- und Teilhabepaket für Geringverdiener, ansonsten über § 35a SGB Eingliederungshilfe. Und da erfordert der Antrag genau die Dinge, die du genannt hast. Ein Kinderpsychater muss die seelische Behinderung oder die Bedrohung einer solchen feststellen. Das Gutachten, dass wir machen ließen ist von einem Therapiezentrum und wird deshalb nicht anerkannt. Also müssen wir das ganze von einem Schulpsychologen nochmals testen lassen. Und natürlich hat die gute Frau vom Amt uns es richtig mies geredet, überhaupt erst den Antrag zu stellen#nanana.

Ich gebe sonst nicht einfach auf, aber das tue ich meinem Kind nicht an. Ich zahle die Therapie alleine und gucke, wo ich das Geld dafür an anderer Stelle einspare.

Was ich nicht so richtig verstehe ist, warum andere Therapien für andere Lernprobleme wie AD(H)S, motorische Schwierigkeiten, Sprachprobleme etc. von der Krankenkasse übernommen werden, aber solche nicht minder schwerwiegenden Teilleistungsstörungen wie LRS oder Dyskalkulie nicht. Weiß das hier vielleicht jemand?

Nachdenkliche Grüße
Maxi#kratz

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Hallo Maxi,
das mit den anderen Therapien verstehe ich auch nicht, denn Ergo - Therapie bekommt sie problemlos seit letzten März durchgängig bis jetzt ( grad wieder ne neue Verordnung erhalten ).
Sie wurde ja bereits von eine Psychologin in Brandenburg "begutachtet", die sie gefragt hat, ob sie starke seelische Probleme in der Schule haben. Dieses Gutachten liegt uns auch vor, darin ist auch die Bedrohung der seelischen Behinderung aufgeführt. Was allerdings im Kleingedruckten steht ist, dass dieses Gutachten eben noch keine Zusage darstellt , da das Kind obendrein noch von einem Sozialarbeiter besucht werden muss, der das soziale Umfeld des Kindes prüft. Also zu uns nach Hause kommt. Ist hier in Brandenburg wohl so üblich - in Berlin kenne ich das Verfahren so nicht - nicht bei "Kleinigkeiten" wie einer Dyskalkulie .
Also was will der Herr hier ? Was soll geprüft werden ?

Was mich obendrein noch stört, ist das lange Verfahren. Die Schere wir größer, das Mitkommen zu den anderen Schülern schwieriger.

Unsere Mathetherapeutin war aber so nett zu sagen, dass wir einfach weiter machen, auch wenn die Sache mit der Kostenübernahme noch nicht durch ist, denn mehr Zeit wollten wir nicht verlieren .... Sie sagte, ich solle mir um die Kosten keine Gedanken machen, sie wird sie uns nicht berechnen, denn ich wollte die Sache schon absagen so lange die Kostenübernahme nicht steht.
Schade, dass es einem so schwer gemacht wird :(

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Ich vermute mal, alles was von Krankenkassen bezahlt wird entspricht einem Krankheitsbild und hat v.a. körperliche Ursachen.

LRS und Rechenschwäche sind aber kognitiv bedingte Teilleistungsstörungen.