Hilfe!!! Nacht Trauerfall klammert sich unsere Tochter an mich in der Schule!

Hallo,
ich brauch hilfe, bin total überfordert.

Leider hatten wir in der letzten Zeit viele Trauerfälle in der Familie und unsere Tochter verlor innerhalb 3 Monaten beide Opa´s. Beide waren noch nicht alt ( 60 und 63 Jahre), beide waren krank.
Seitdem hat meine Tochter extreme Verlustangst, klammert sich morgens wenn ich sie in die Schule bringe an mich ( wie zu den besten Kindergartenzeiten), sie hat Angst das jetzt auch der Papa oder die Mama sterben könnten.

Was kann ich den noch tun?
Die Klassenlehrerin weis bescheid, gibt sich auch morgens echt mühe um unsere Tochter abzulenken. Wir haben jetzt auch mal den Kompromiss das ich bis zu den Osterferien mit in die Schule gehe ( vorher war verabschiedung vor der Schultüre - was meine Tochter auch super gemacht hat) und sie vor der Klassenzimmertüre verabschiede.

Ich habe bereits Bücher gekauft ( Leb wohl lieber Dachs und wo ist Opa) Sie versteht was in den Büchern steht und mittags wenn ich sie abhole von der Schule ist auch alles super, dann erzählt sie auch wie toll es war. Nur der Prozess morgens ist ein Graus, die Verabschiedung sozusagen.
Meine Tochter ist jetzt 6 Jahre alt, ich verstehe ihre Ängste, aber was kann ich noch tun??
Natürlich rede ich viel mit ihr, hab ihr auch erklärt da sich oder der Papa jetzt nicht sterben werden.

Hat jemand auch sowas mitgemacht? Gibt sich das wieder? Was kann ich noch tun?

Mir zerreist es jeden morgen das Herz.

Liebe Grüße

1

Hi du!
ICh behaupte jetzt mal deine Tochter reagiert, verständlicherweise, sehr sensibel auf diese ganzen Vorfälle weil sie eben auch nicht absehbar gewesen sind.

Ihr macht es mit Sicherheit schon richtig das ihr euer Tochter Zeit lasst und auf sie eingeht. Von daher glaube ich das man außer fachlicher Unterstützung nicht mehr viel machen kann sofern sie sich nicht zu sehr reinsteigert. Sie braucht einfach ihre Zeit und wird dann schon merken mit der Zeit das nicht immer gleich Angst gehabt werden muss wenn ihr sie vor der Schule verabschiedet.

Gru´ß Ela

2

Mein Sohn musste jeden Morgen von der Lehrerin festgehalten werden, damit er mir nicht hinterher rennt nach der Verabschiedung. Ich glaube es ging über ein Jahr. Und plötzlich war es weg, nachdem ich schon fast einen Termin beim Kinderpsychologen hatte. Man selbst kann da glaube ich nicht viel tun, außer dem Kind zu vermitteln, dass man es versteht, es aber nun halt mal nicht anders geht.

Lg, Anne

3

Hallo,

ich kann das sehr gut verstehen.

Nachdem meine Eltern mit 2004 mit 60 und 2007 mit 69 überraschend verstorben sind, habe ich eine ganze Zeit lang auch nur darauf gewartet, wer denn als nächstes mal eben tot umfällt. :-(
Dass das ein Kind noch viel mehr erschüttert, wundert mich nicht.

Ich denke, da kann man nicht viel mehr machen, außer dem, was Ihr schon tut. Leider gehören solche Ängste zum Leben. Mit der Zeit wird es besser werden.

Wenn nicht, könnt Ihr dann noch psychologische Hilfe suchen, aber so, wie es jetzt ist, finde ich das erstmal normal und noch nicht behandlungsbedürftig.

LG

Heike

4

Hallo,

meine Tochter (heute 13) hatte auch als Kind viele Verluste zu bewältigen.

Mit 2 die eine Oma, mit 3 die andere Oma, mit 5 ihr Vater, mit 6 der Opa.

Da sie durch den Tod ihres Vaters stark traumatisiert war und sich Verhaltensauffälligkeiten zeigten, hatten wir über einen längeren Zeitraum hinweg drei Anläufe für eine Therapie. Aus verschiedenen Gründen hat das aber alles nichts gebracht.

Erst seit einem Jahr ist sie in einer Kindertrauergruppe, die vom Kinderschutzbund geleitet wird und hier ist sie angekommen. Mit mir spricht sie immer noch sehr wenig über ihre Trauer, aber dort hat sie Ansprechpartner und kann (wenn sie will) reden. Der Tod ist dort kein ständiges Thema, die Kinder spielen zusammen, essen zusammen, gehen spazieren, was auch immer. Aber sie erleben, dass sie nicht allein sind und dass das anderen Kindern auch passieren kann.

Die Gruppe tut ihr sehr gut und jetzt endlich (nach viel zu vielen Jahren) wird sie langsam ein ausgeglichenes Mädchen, das auch mal herzhaft lachen kann.

LG Kirsten

5

ich kann nur sagen: nimm sie ernst (wie Du es ja schon tust) und geht auf Sie ein -- und schaut genau auf sie....

bei meinem Patenkind wars leider so, dass ihn der Tod von Opa so aus der Bahn geworfen hat, dass er den Anschluß verloren hat und es um Weihnachten rum hieß, er müsse zurück in die Förderklasse bzw. zurückgestuft werden... er war in der ersten Klasse.

die eltern und er haben dann aber mit viel arbeit die Kurve noch gekriegt, - aber trotzdem war es wirklich arg beeinflussend für den Kleinen....

klar: weiter zur Schule und diesbezüglich nicht schonen - aber seid sensibel auf die Gefühlswelt eurer Tochter .... - bei meinem Patenkind hat man lange nicht gemerkt, wie arg das dann doch war....

lg
tanja

6

"...hab ihr auch erklärt da sich oder der Papa jetzt nicht sterben werden."

Da sehe ich schon mal das erste Problem, denn das ist glatt gelogen. Niemand kann sagen, dass er jetzt nicht sterben wird. Und deine Tochter weiß das instinktiv.

Sag ihr ruhig die Wahrheit. Sag ihr, dass jeder Mensch jederzeit sterben kann. Sogar sie als Kind. Sag ihr aber auch, dass sich auch dann daran nichts ändert, wenn sie 24 Stunden an Euch klebt. SIE wird es nicht verhindern können.

Die eigentliche Angst ist meistens: Was passiert mit mir? Bei wem werde ich leben usw.? Das sind normale Existenzängste, die jeder Mensch hat, wenn er an einen anderen gebunden ist (sei es finanziell oder einfach weil er noch hilflos ist wie ein Kind). Sprecht diese Dinge offen an und schmiedet einen Plan für den Fall der Fälle. Das gibt Sicherheit.

7

Hallo,

ich sehe das auch so und die Idee mit dem Plan für den Fall der Fälle sehr gut.

Ich finde auch die Formulierung, dass ihr jetzt nicht sterben werdet schwierig, da ihr das u.U. ja gar nicht beeinflussen könnt. Allerdings fällt es mir auch nicht leicht einem Kind zu sagen: "Jeder kann jederzeit sterben." Meine Tochter macht sich auch manches Mal Sorgen darum und ich sage ihr dann, "Wir wollen nicht sterben, wir wollen so lange bei dir sein, wie du uns brauchst" Denn auch das ist die Wahrheit.

Grüße

8

Hallo,

ich bin da ganz deiner Meinung. Wir haben vor 1,5 Jahren leider den Fehler gemacht diesen Satz zu sagen. Mein Papa starb Ende November 2012 an Lungenkrebs. Meine Kiner (da 6 und 3 Jahre alt) haben wahnsinnig getrauert um ihren Lieblingsopa. Neun Tage danach waren wir zusammen mit den Kindern auf dem Friedhof und mein großer sagte dann zu seiner Oma (meine Mama): "Ich hab jetzt Angst dass du auch noch stirbst."
"Ach M... warum soll ich denn jetzt sterben, ich bin doch gar nicht krank, Ich will doch auch noch ganz viel mit dir erleben".

Am nächsten Morgen ist sie nichtmehr aufgewacht. Sie war auch tot.

Jetzt kann sich jeder vorstellen was bei uns los war bzw. immernoch ist.Meinen Sohn hat das total aus der Bahn geworfen.

Lieber ehrlich sein und mit den Kindern offen drüber reden.

Liebe Grüße

Maximama

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