Aufs Gymnasium wechseln ?

Hallo Ihr Lieben,

vorgestern hat mir unsere Tochter eröffnet, dass sie mit ihrer jetzigen Schule eigentlich nicht so zu frieden ist. Ich selbst merke auch, dass sie in der Klasse nicht so recht ankommt. Hat zwar mit 2-3 Mädels sporadischen Kontakt aber so richtig als Freundin bezeichnen, würde ich keine von denen. Und nun hat sie angesprochen, doch lieber aufs Gymnasium gehen zu wollen. Ihre Begründung "Ich will Latein lernen".

Kurz zur Vorgeschichte:

In der 4. Klasse hatte sie keine so berauschenden Noten, fast alles 3er. Der Grundschullehrer meinte damals, dass sie keineswegs dumm aber stinkend faul wäre und er sie eher auf einer Gemeinschaftsschule sieht. Im Saarland gibts nur noch Gymnasien und Gemeinschaftsschulen (ehemals Gesamtschulen). Dem Lehrer konnte ich da nicht widersprechen und wir haben sie auf die Gemeinschaftsschule geschickt -auch weil sie selbst nicht aufs Gymnasium wollte.

Heute ist sie 11 (wird im Juli 12) und geht in die 6. Klasse. Was soll ich sagen ? Sie langweilt sich zu tode. Sie hatte auf dem letzten Zeugnis 4 einsen und der Rest waren zweien. Die zweien kamen aber nur Zustande, weil sie sich mit der Heftnote die eins versaut hatte. Sprich sie schreibt einfach nix mit, macht keine Hausaufgaben. Ich bekomme immer wieder Zettel, dass ich meine Tochter doch zu Hausaufgaben motivieren soll. Das versuche ich natürlich, nur mit was soll ich das begründen? Sie hat auch ohne Hausaufgaben gute bis sehr gute Leistungen erbracht. Im Moment lernt sie sonntags für 10 Minuten Vokabeln und das war unser Hausaufgaben-Pensum.

Ich habe diese Langeweile in der Schule angesprochen, man versucht zu fördern mit Schach-AG, Matheolypiade aber das ist alles doof. Keiner spielt mehr gegen sie Schach oder sie langweilt sich, weil keiner richtig Schach spielen kann - Ihre Aussage.

Also denke ich erstmal, dass der Wechsel auf eine andere Gemeinschaftsschule eigentlich keinen Sinn machen würde. Bliebe, wie gesagt, nur ein Gymnasium allerdings mit G8. Ich bin der Meinung, dass sie es von der Intelligenz zweifellos schaffen könnte - allerdings sehe ich schwarz, wenn ich daran denke, dass sie viel zu Hause arbeiten müsste - da kommt dann wieder die Faulheit durch. Zudem ist sie jetzt in einer Englisch-Klasse. Das ausgesuchte Gymnasium fängt aber mit Französisch an.

Selbst wenn Sie die 6. Klasse dort wiederholt, müsste sie ein Jahr Französisch in Eigenregie nachholen.

Mensch ich weiß wirklich nicht was wir tun sollen - wenn wir sie dahin schicken und sie packt es nicht, müsste sie ja dann zum zweiten Mal die Schule wechseln. Aber ich sehe auch, dass sie im Moment schier verzweifelt vor lauter Langeweile.

Was würdet Ihr denn tun ?

Liebe Grüße

Tiffy

1

Hallo,

ich finde es toll, dass sie aufs Gymnasium wechseln möchte und nach deiner Erzählung hat sie definitiv das Potenzial und ein gutes Abitur auf einerm Gymnasium öffnet nunmal die meisten Türen, was ihre weitere Ausbildung angeht.

Das einzige Problem, was ich sehe, liegt in den unterschiedlichen Anfangssprachen. Aber dadurch ergibt sich auf ein Ansatz, ihr den Sprung zu erleichtern;

Stellt eurer Tochter einen Nachhilfelehrer zur Seite, der ihr primär beim Französisch lernen hilft, aber sekundär auch beim "Lernen lernen".

Ich kenne das von mir, ich habe bis zu Studium nie gelernet - es gab auch keinen Anlass, ich hab daws Abitur locker gepackt, allerdings nicht birlliert. Zu faul :-p Und jetzt bereue ich das!

Alles Gute euch!

2

hi,

ich sehe das größte problem in der französisch-sache! alles andere wäre kein problem, du musst ihr nur verklickern, dass sie arbeiten muss und mit fast 12 sollte sie in der ölage sein, das zu begreifen. gibt es denn kein anderes gymnasium?

lg

3

Hallo!

Von der Beschreibung deiner Tochter müsste sie das Gymnasium packen.

Bleibt die Frage, welches Gymnasium?
Wenn sie sagt, sie will Latein lernen, bleibt wohl nicht so viel Wahlmöglichkeit. Oder will sie nur Latein wählen, damit es dieses eine Gymnasium wird?
Welche Schule im Saarland bietet denn Latein ab der 8. Klasse an?

Davon abgesehen, sollte sie sich darauf einstellen, dass sie mit der momentanen Hausaufgaben-Einstellung Schwierigkeiten bekommen kann.

Macht doch einfach mal einen Gesprächstermin an der Wunschschule und lasst euch beraten.

#winke

8

Hallo,

danke für Deine Antwort. Das Gymnasium in Sulzbach bietet Latein als 2. Fremdsprache ab Klassenstufe 6 an.

Termin ist vereinbart und nun schauen wir mal was passiert.

Liebe Grüße

Tiffy

11

Cool, wohl die gleiche Sprachenfolge wie meine "alte" Schule: 5. Französich, 7. Latein, 9. Englisch.
Dann wünsch ich euch ein gutes und informatives Gespräch!
Berichte doch dann bitte, wie ihr euch entschieden habt.

LG

4

Wenn Deine Tochter selber wechseln will, dann würde ich das unterstützen.

Im Gegensatz zu den anderen sehe ich das Problem mit Französisch nicht ganz so dramatisch. Sie hat noch die Oster- und die ganzen Sommerferien um 1-2 Schuljahre aufzuholen. Das kann man schaffen. Am einfachsten mit intensivem Einzelunterricht.

Ich hab das mal mit Spanisch gemacht (nach der Schulzeit). 3x die Woche eine Doppelstunde. Nach 3 Monaten konnte ich deutlich besser Spanisch als Französisch nach 4 Schuljahren.

5

Hallo,

ich würde sofort beginnen mit Französisch nachlernen und dann auch schauen wie ihr Arbeitsverhalten dabei ist. Außerdem würde ich wieder in der 6. Klasse im Gym einsteigen, so dass nur 1 Jahr Franz nachgelernt werden muss. Bei uns gibt es bisher kaum Gemeinschaftsschulen. Aber wenn bei uns ein Kind von Real auf Gym wechselt, wird eigentlich immer die jeweilige Klasse wiederholt, ebenso bei Wechsel von Hauptschule auf Realschule (war zumindest bei allen Kindern, die mir bekannt sind so). Meine Tochter geht in die 5. Kl. Gym und ich habe noch etwas Kontakt zu Eltern aus der Grundschulzeit. Die Realschule hat zwar fast den gleichen Stoff, aber z. B. noch kein Bio. Auch ist der Schwierigkeitsgrad der Test und Arbeiten ein anderer. Definitiv kann ich sagen, dass wenn ein Kind hier am Gym keine Hausaufgaben macht, dann hat es keine Chance mitzukommen. Oft wird eine Sache nur kurz angesprochen und durch die Hausaufgaben dann geübt. Außerdem drohen hier gleich "Sanktionen" wenn Hausaufgaben dreimal nicht oder nur teilweise erledigt werden.

9

Hallo,

das mit dem Wiederholen hatten wir ohnehin vor. Sie ist ja ohnehin ein Jahr zu früh eingeschult worden, sodass das gar nicht weiter auffällt :-)

Das mit den Sanktionen ist nicht weiter schlimm - sie beschwert sich ja auch jetzt schon darüber, dass in der Schule nicht durchgegriffen wird. *lach*

Liebe Grüße
Tiffy

6

Vielleicht gibt es ja die Möglichkeit einer Probephase an einem Gymnasium? Eine Mitschülerin meines Sohnes (Gesamtschule 6. Klasse) fühlte sich wegen Unterforderung und auch des Konzeptes wegen nicht wohl und hat kurz vor dem Halbjahr 14 Tage probeweise ein Gymnasium besucht. Letztlich hat sie sich dann gegen den Wechsel entschieden, weil die Anforderungen bzgl. der Hausaufgaben doch deutlich höher waren als von ihr erwartet, auch sie hätte wegen der zweiten Sprache eine Klasse tiefer einsteigen und viel Stoff zu Hause nachholen müssen - das war ihr dann doch zuviel.
Vielleicht ist es bei Deiner Tochter anders, und ein Jahr Französisch sollte sich bei gezielter Vorbereitung bei ausreichender Lernbereitschaft nachholen lassen.

Ich habe - lang ist es her - erst in der 9. Klasse Französisch begonnen, aber trotzdem mit gezieltem Nachholen in der 11. Klasse Leistungskurs Französisch belegt, das war weniger Aufwand als zuvor befürchtet.

LG
Anja

7

Hallo Tiffy,

ich kann nur von BW reden. Hier gibt es Hauptschule, Realschule, Gymnasium und seit 2013 auch Gemeinschaftsschulen.

Mein Kind wollte trotz Gymnasialempfehlung auf die Realschule. In der 5ten Klasse war sie kreuzunglücklich und sie spielte mit dem Gedanken auf's Gymnasium zu gehen. Kurz haben wir auch darüber nachgedacht und unser Weg war folgener:

Wir haben gute Freunde, deren Kinder auf's Gymnasium gehen und die in der Grundschule in ihrer Klasse waren. Wir haben Bücher, Hefte und Tempo verglichen.

Da die zweite Fremdsprache (Gymnasium/ BW) in der sechsten Klasse anfängt, hätte sie mit der Sprache kein Problem gehabt ... ABER es ist ja nicht nur das. Während in der Realschule das Tempo etwas langsamer ist, ging es bei den Gymi-Kindern sehr schnell voran. Am Beispiel Mathe. Die Klasse(6te) meiner Tochter rechnet noch Brüche, Dezimalzahlen etc. und im Gymnasium war die 6te Klasse schon schon bei negativen Zahlen, Textaufgaben Geometrie, Volumenberechnungen etc..

Ebenso wurde in der ersten Fremdsprache ein sehr schnelles Tempo hingelegt. Das alles nachzuholen - das ganze Paket, schafft sie das und zu welchem Preis? Meine Tochter hätte das nie geschafft und das trotz sehr guter Noten auf der RS. Ausnahmne: Ihr Problemfach Mathe. Hast du das Gefühl, deine Tochter wuppt das gut?

Wir haben damals noch ein Gespräch mit einer befreundeten Hauptschullehrerin geführt, die mir u.A. erklärt hat, dass die 5te Klasse Hauptschule eine reine Wiederholungsklasse ist.

1) weil die Kinder noch Defizite aus der GS aufholen müssen und 2) Um den Kindern das Selbstbewusstsein zu gegen, da sie sich schlecht fühlen und "dumm" weil ja die anderen Klassenkameraden auf "besseren" Schulen sind.

Ich weiß nicht wie es auf einer Gemeinschaftsschule aussieht aber die Kinder die hier im Ort eine Besuchen sind begeistert und schreiben wunderbare Noten, die Eltern sind sehr zufrieden. Der Faktor kleine Klasse (Bei uns sind es 2 Klassen á 16 Schüler - ein Traum) RS und Gym sind bis zu 30 Kinder in einer Klasse.

Hauptschule wird bis zum Halbjahr 6ten vieles wiederholt. Realschule in der 5ten sehr viel Wiederholung aber immer wieder neues dazu. Gymnasium 4-5 Monate Wiederholungen und dann geht es los mit neuen Themen.

Wäre die Option deine Tochter auf der Gemeinschaftsschule eine Klasse überspringen zu lassen denkbar?

Ich will euch das Gymnasium nicht ausreden aber bedenkt bitte alle Faktoren. Redet mit Lehrern, Gymnasiallehrern und Gymnasialkinder. Vertraut ihrer Einschätzung und vergleicht auch den Stoff und welche Menge nachzuholen sein könnte.

Leute die dein Kind kennen und die Umstände.

LG
B. und mein Text ist ganz schön lang geworden :-D

10

Hallo.

Kann sie nicht auf ein anderes Gymnasium wechseln, wo man in der 6ten Klasse mit der zweiten Fremdsprache beginnt? Dann könnte sie doch direkt mit Latein starten.

Ich kenne viel Kinder hier im Umfeld, welche auf der Sekundarschule (bei euch Gemeinschaftsschule) sind. Der Lernstoff ist fast identisch mit dem Lernstoff auf dem Gymnasium (jedenfalls hier in NRW), weil ja die Klasse 5 und 6 die sog. Erprobungsstufe ist und man eben hoch- und auch runterwechseln kann. Diese Kinder haben fast alle viele 1en in den Fächern, aber die lernen wirklich ganz anders als auf dem Gym. Das sollte man wissen!

Viele Hausaufgaben hat mein Kind nicht auf, aber es ist schon anders als auf anderen Schulen. Faulheit kann und darf man sich nicht leisten, das sollte man wissen, das sollte klar sein! Eigeninitiative ist ständig gefragt, vieles wird einfach vorausgesetzt (auch Mithilfe der Eltern). Ansonsten ist auch G8 zu schaffen und nicht jedes Gymnasialkind beendet die Schullaufbahn mit der Abinote 1,X.

Zu Latein: Mein Kind lernt Latein als 1. Fremdsprache seit der 5ten Klasse. Es ist kein Zuckerschlecken und wirklich eine Fleissarbeit. Tägliches Lernen ist angesagt, auch bei den Topschülern in der Klasse.

Bei den meisten Gyms kann man auch mal hospitieren, das würde ich auch jeden Fall in Erwägung ziehen!

Wenn dein Kind es selbst will (und bitte nicht nur wegen Latein, was wirklich teilweise sehr trocken ist), ehrgeizig und lernbereit! ist, würde ich ihr auf jeden Fall diese Chance nicht verwehren.

Alles Gute!