In NRW soll ein Fitness-Test für Grundschüler eingeführt werden

Hallo,

heute morgen stand in der Zeitung, dass in NRW ein Fitness-Test für Grundschüler eingeführt werden soll.

Klingt ja erstmal nicht schlecht, auch wenn es wieder ein weiteres Testszenario ist, mit dem die Kinder getriezt werden.
Aber anscheinend gibt es ja mittlerweile nicht so wenige Kinder, die sich kaum noch bewegen. (wobei ich keine kenne, aber das mag an unserem Wohnumfeld liegen)

Jetzt habe ich mir den Test durchgelesen und muss sagen, dass ich da als 2. Klässler so meine Schwierigkeiten mit gehabt hätte.
Ich war zwar in meiner Freitzeit ständig irgendwo draußen unterwegs, bin früh sehr gut Ski gefahren und später geritten, aber diese ganzen angeleiteten Sportarten in der Schule lagen mir zu 80 % nicht. Ich bin nie über eine 3 hinaus gekommen und hatte sogar ein oder zweimal die 4.

Leider finde ich die Kriterien zum Bestehen nicht online. Daher aus unserer Zeitung:

- 20 m Sprint in 5 sec
(hätte ich vermutlich hingekriegt, Das konnte ich einigermaßen.)

- Standweitsprung 1 m
(das wohl auch)

- Sit-ups in 40 Sekunden (13 -16)
(das auch)

- Liegestützen (8- 9)
(Hallo? Geht's noch? #schock Das konnte ich in der 2. Klasse nicht. Das kann ich heute nicht, und zwischendurch konnte ich es auch nie. An guten Tagen schaffe ich mal 2.)

- Seitliches Hin- und Herspringen in 15 Sekunden (14 -16 mal)
(ja)

- Balancieren rückwärts (20 - 24 Schritte in sechs Versuchen) auf einem schmalen Balken
(Da bin ich mir nicht sicher, ob ich es geschafft hätte. Balancieren konnte ich nie sonderlich gut. Gibt es eigentlich Menschen jenseits von Sportlern und Artisten, die das irgendwann in ihrem Leben einmal brauchen? #kratz)

- Rumpfbeuge
(ja)

- 6-Minuten-Lauf (800 m)
(Das hätte ich nicht gekonnt. Ich hasse Langstreckenlaufen. Ich habe damals nach kurzer Zeit immer Seitenstiche bekommen. Heute bekomme ich auch noch Seitenstiche und, wenn ich Pech habe, noch Knieschmerzen oben drauf.)

So, also hätte ich wohl eine Förderung gebraucht, weil ich so ein unsportliches Kind war und hätte sie vermutlich nach Strich und Faden gehaßt, weil das wieder dieses Schulsport-Zeugs gewesen wäre. Die hätten vermutlich so richtig Spaß mit mir gehabt. ;-) Aber ich hatte damals keine, weil es ja diesen tollen Test noch nicht gab.
Hm, gut.

Meine Spielkameradin damals hätte dieses Test wohl geschafft (vielleicht mal abgesehen von den Liegestützen). Sie hatte immer eine 1 in Sport.

Sehen wir mal 30 Jahre weiter.

Meine ehemalige Spielkameradin und ich haben jeweils zwei Kinder und arbeiten in Bürojobs.
Sie ist doppelt so breit wie ich und macht gar nichts mehr an Sport.
Ich gehe einmal pro Woche reiten, versuche mich alle zwei Tage auf unseren Cross-Trainer zu begeben und bin problemlos schnell genug, um kleine Kinder auf Laufrädern und 12" Fahrrädchen wieder einzufangen.

Was sagt dieser Test also aus? #kratz

Hättet Ihr ihn als Kinder geschafft, oder glaub Ihr, dass Eure Kinder ihn schaffen würden (unsere sind noch nicht in der 2. Klasse)? Was haltet Ihr davon?

LG

Heike

1

Meine (Schul-)Kinder würden das schaffen. Vor allem die beiden Jungs, die sehr sportlich sind und im Verein Fußball spielen, der Kleine wechselt im September in ein Leistungszentrum, ist also topfit.

Ich hätte den Test aber niemals nicht geschafft. Ich war immer übergewichtig als Kind und habe nie Sport gemacht. Für mich war der Sportunterricht die Hölle, vor den Bundesjugendspielen habe ich eine Woche vorher schon mit Bauchkrämpfen zu kämpfen gehabt. Weil ich wusste, ich würde 'versagen' und mich zum Gespött der ganzen Klasse machen. Ich habe schon vorher die spöttischen und mitleidigen Blicken auf mir gespürt, ehe ich überhaupt zu einem Lauf oder sonstwas angetreten bin. Ich war immer diejenige, die natürlich keine Sieger- oder gar Ehrenurkunde bekommen hat.

Deswegen finde ich einen solchen Fitness-Test auch nicht gut, weil er den fitten Kindern gar nix bringt und die, die eben nicht fit sind, unnötig unter Druck setzt, um nicht zu sagen 'vorführt'.

7

Hallo,

Sieger- oder gar Ehrenurkunden habe ich auch nie bekommen.

"Deswegen finde ich einen solchen Fitness-Test auch nicht gut, weil er den fitten Kindern gar nix bringt und die, die eben nicht fit sind, unnötig unter Druck setzt, um nicht zu sagen 'vorführt'. "

Ja stimmt. Den Aspekt hatte ich noch nicht bedacht. Da wird von den sportlichen Schülern bestimmt gelästert, wenn Klassenkameraden 'durchfallen'. :-(

LG

Heike

2

HI,

was heißt Grundschüler? Welche Klasse.....ab der 1. Klasse oder eher für die älteren Grundschülter?

Nachdem bei uns in der 2. Klasse ein "versteckter" Pisa-Test durchgeführt worden ist, glaube ich langsam echt alles.

Lisa

5

Hallo,

der Test soll in der 2. Klasse durchgeführt werden und später nochmal in der 4. überprüft werden (Aber da sind vermutlich die Kriterien anders. Das stand nicht in unserer Zeitung.).

LG

Heike

3

Hi,
ich sehe das zwiespältig. Auf der einen Seite finde ich solche Test total doof für die Kids, weil sie schon genug Druck mit Deutsch,Mathe und Englisch haben.
Jetzt sollen sie auch noch mit Sport Druck bekommen? Ganz klares "Nein" von mir.

Auf der anderen Seite gibt es wirklich immer mehr Grundschüler, die motorisch echte Probleme haben und noch nicht mal auf dem Rad ein anständiges Handzeichen hinbekommen. Solche Kids könnte man leichter fördern.

Ich persönlich hätte diesen Test nie bestanden, was aber auch daran liegt, dass bei mir ganz lange Asthma unentdeckt blieb. Sport war für mich automatisch keine Luft bekommen.

LG,
Lina

4

Ich hätte das als Kind problemlos geschafft. Ich war allerdings im Leistungsturnen.

Heute würde ich bis auf die Liegestütze auch alles hinkriegen.

Ich denke, dass meine Tochter in der 2. Klasse wohl den Test auch ganz gut bewältigt hätte (sie ist jetzt in der 4.), vielleicht mit Ausnahme der Liegestütze - das kann ich nicht einschätzen, wie viele sie schaffen würde, haben wir zu Hause jedenfalls noch nie ausprobiert.

800 m sind übrigens Mittelstrecke und nicht Langstrecke...

6

Für mich ist das schon eine Langstrecke. ;-)

8

Und was soll passieren, wenn man durchfällt?

9

Hallo
Und was ändert sich durch das Ergebnis dann? Gibt es dann zusätzlich Förderung für die Unsportlichen?
Das Geld sollte wohl in den Schulsport grundsätzlich investiert werden.
Ich sehe es so wie du! Kinder brauchen doch Spass beim Sport, alles, was den Spass vermiest, gehört dort nicht hin (vielleicht noch nicht einmal Noten).
Meine Grosse (7) ist sportlich und würde alles (inkl. Liegestütze ;-)) hinbekommen. Die Prognose bei unserem Kleinen (4) fällt längst nicht so gut aus. Trotzdem bewegt er sich gerne und ich hoffe inständig, dass es so bleibt und dass der Schulsport es auch unterstützen wird.
Mein Mann und ich (schlanke und aktive Menschen) tauschen uns hin und wieder über unsere Erfahrungen im Schulsport aus: Da war der Junge, der nicht gerne Fussball spielte und das Mädchen, dass mit ihren viel zu langen Beinen einfach nicht fürs Turnen gemacht war... Aber wir haben es überstanden ;-)
LG Paula

10

Für die Leichtathletik gibt's ja heute schon die Bundesjugendspiele. An den hiesigen Schulen verbindlich für alle Schüler.

Ich finde es richtig, die Fitness und Geschicklichkeit der Kinder bewusst im Auge zu behalten, da manche Kinder mangels Gelegenheit da wirklich deutlich unterentwickelt sind. Ich leite eine Waldkindergruppe, und manchmal haben wir Fünfjährige, die sich nicht trauen ohne Hand auf einem liegenden Baumstamm zu balancieren. Ebenso auf einem Bein hüpfen, klettern, was auch immer. Im Alltag werden Sport und Bewegung einfach immer weniger (außer vielleicht hochspezialisierte Bewegungen wie Karate oder Tennis, aber das ist ja eigentlich ein anderes Thema). Ob zur sportlichen Bildung ein Fitnesstest weiterhilft - ich weiss nicht so recht. Für unsportliche Kinder ist das ja wieder eine ggf. unangenehme und mit Versagensängsten belastete Prüfungssituation.

Ich fände es gut, wenn Eltern die in einem bestimmten Alter "erwarteten" motorischen Leistungen kennen würden, das z.B. ein Punkt beim Elternabend wäre. Oft weiss man ja schlichtweg nicht, was im Schulsport so Thema ist. Und dann könnte man mit den Kindern auch zuhause mal Ballweitwurf etc. üben, nicht nur dass das Spaß machen kann, man kann ja auch den Fortschritt sehen, der durch das Üben gelingt. Ich denke das Hauptproblem ist doch, dass viele Eltern Sport nicht als Allgemeinbildung sehen. Das sollte sich ändern.

13

Hallo

Was empfiehlst du denn ängstlichen Kindern, die z.B. nicht gerne klettern? Es entsprechen nicht alle der Norm und es gibt Kinder, die einfach nicht alles können oder wagen...

Ich habe zwei Kinder, die sehr unterschiedlich an die Sache "Sport" herangehen.

Unsere Grosse ist mutig, probiert alle Dinge aus und ist ziemlich ehrgeizig. Das führt dazu, dass sie ständig testet, was sie kann und wie weit sie gehen kann. Somit "trainiert" sie eigentlich ständig irgendetwas.

Der Kleine (4) ist hingegen ängstlich, was neue Bewegungen und vor allem Höhe angeht. Wir gehen u.a. zum MuKi-Turnen und ich finde, dass er nicht alle "erwarteten" motorischen Leistungen bringt. Aber: er sucht die Gelegenheiten auch nicht sonderlich, obwohl wir sie ihm bieten und ihn viel motivieren.

Soll man dann alle damit stressen oder das Kind einfach mal in Ruhe lassen? Oder ihn die Dinge machen lassen, die ihm Spass machen und die er gut kann (wie z.B. Fahrrad fahren)?

LG Paula

16

Bewegung muss Spaß machen und soll natürlich niemanden stressen ;-) Ermutigen darf man dagegen schon. Gerade wenn die Eltern mitmachen ergibt sich vieles selbst.

Ich finde mit vier reichen Spielplatz und Waldspaziergang völlig aus, Laufrad und Fahrrad sind perfekt. Schaukeln ist sehr wichtig für die Entwicklung, gerade auch wenn das Kind Gleichgewichtsprobleme hat.

Ich sehe nur, dass viele motorisch ängstliche Kinder eben so gut wie nie auf dem Spielplatz oder im Wald sind, und da mangelt es dann schon an Gelegenheit.

LG doremi

11

Hallo Heike,
mein Sohn ist in der 2. Klasse (NRW) und er könnte all die Dinge relativ problemlos - wenn man ihm vorher zeigen würde, was er machen muss.

Er ist aber auch ein sehr sportlicher, drahtiger Kerl, der eine unglaubliche Körperspannung besitzt.

Meine große Tochter (5. Klasse) hätte wohl bei einigen der Themen Probleme #hicks sie ist leider eine ziemliche Großmotorikerin - keine Ahnung, von wem sie DAS hat #schein

Grundsätzlich finde ich es wichtig und gut, dass die Kinder viel Sport machen und sich gern auch in Wettkämpfen messen können - ob das als Test laufen sollte? - und was sollte das Ergebnis dann bringen? Diese Frage stellt sich mir wirklich...

LG

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Hallo,

so aus dem Stand ohne Vorbereitung?

Würde meine Tochter (4. Klasse) nur einen Teil können, obwohl sie eine 2 in Sport hat und auch privat viel Sport macht.

Sprint: Keine Ahnung. Da sie im letzten Schuljahr kaum draußen waren, haben sie das wahrscheinlich gar nicht gemacht. Das gleiche gilt für 800 m.

Balancieren kann meine Tochter gut (da war ich ganz schwach, ich hatte Todesängste auf dem Balken und bin ich permanent runtergefallen).

Liegestütz schafft sie 15.

Sit- ups und Rumpfbeugen: Weiß ich gar nicht, ob meine Tochter das kennt.

Ich hätte ihn als Kind eh nicht geschafft, da ich schwer übergewichtig war.

GLG