Hallo!
Ich mache mir momentan ein wenig Sorgen um meine große Tochter (6). Sie ist ein sehr umgängliches Kind, sehr beliebt bei Klassenkameraden, in der Schule läuft alles prima. Und doch: Sie bricht manchmal einfach so in Tränen aus (vielleicht alle 3-4 Wochen), wenn man sie nach dem Grund fragt, dann sagt sie: "Ich weiß selber nicht, warum ich weinen muss".
Gestern abend nach dem zu Bett bringen, hab ich sie in ihrem Bett weinen hören. Ich hab sie getröstet und sie wieder nach dem Grund gefragt. Sie sagte: "Mama, ich will nicht groß werden" . Was genau ihr Angst macht, konnte sie mir nicht sagen.
Das Gleiche hatte sie schon mal, vor einem halben Jahr vielleicht. Da sagte sie, sie will nicht groß werden, weil sie dann irgendwann uns nicht mehr hat.
Ist das noch normal, oder muss ich mir Sorgen machen?
Wie schon gesagt, ansonsten ist sie echt ein sehr fröhliches Kind. Nur manchmal hat sie so einen "sensiblen" Augenblick...
LG, Bettina
Tochter (6) weint: "Mama ich will nicht groß werden"
Hallo
Schaut sie Caillou?
Deine Beschreibung paßt auf den Film wo er nicht groß werden will.
Ist jemand verstorben? War das Thema in der Schule? Hat sie einen Film gesehen?
Anscheinend ist sie traurig, weil ihre Eltern irgendwann sterben werden. In der Regel dann, wenn sie selbst Erwachsen ist.
Mach ihr klar, dass ihr noch lange leben werdet. Dass sie erst einmal den Führerschein macht, heiratet und ein Kind bekommen wird. Natürlich weiß niemand wie lange er lebt. Aber sie braucht diese Sicherheit jetzt.
"Natürlich weiß niemand wie lange er lebt. Aber sie braucht diese Sicherheit jetzt."
Da bin ich ganz anderer Meinung, weil diese "Sicherheit" wie Du sie nennst, eine glatte Lüge ist. Kein Mensch braucht Lügen, auch nicht als Trost.
Außerdem geht es dem Kind ja in dem Moment so schlecht, WEIL ihm bewusst geworden ist, dass die Eltern eben nicht ewig geben wird und dass sie theoretisch jederzeit ableben könnten. Dann zu sagen: "Ich werde noch lange leben." dürfte in diesem Bewusstseinszustand für Verwirrung und auch zu Misstrauen führen.
Besser wäre, dem Kind eine andere Sicherheit zu geben, nämlich die, dass man vorgesorgt hat und es nicht alleine sein wird. Man kann Namen nennen: "Wenn wir mal nicht mehr sind und Du noch nicht alleine leben kannst, dann wird XY um dich kümmern." Meiner Tochter hat das auf jeden Fall sehr geholfen.
,Lüge' kann man aber so auch nicht sagen, denn im Normalfall versterben die Eltern nicht bevor das Kind selbstständig ist. Und wenn doch, ist die ,Lüge' das geringste Problem.
Hallo,
willkommen in der Sechsjahreskrise!
Mein Sohn (jetzt 9 Jahre) hat diese Phase auch ziemlich ausgeprägt - im Gegensatz zu meiner Tochter, bei ihr war nichts.
Du wirst sehr viele Artikel im Netz dazu finden. Am Besten, Du liest quer durch.
LG
Karin
"hatte", nicht "hat", zum Glück ist sie schon länger vorbei!
Hallo Bettina,
dass es dafür sogar einen Ausdruck gibt, wusste ich gar nicht, aber unser jüngerer Sohn hatte dies auch über ein Jahr lang, vor seinem 5. und 6. Geburtstag. Erklären konnte er es auch nicht, aber die Angst, irgendwann nicht mehr bei uns zu wohnen, steckte wohl auch dahinter. Hinzu kam die Angst vor der Schule, vor dem Hort, das bekannte und geliebte, in diesem Fall sein Kindergarten, hinter sich lassen zu müssen. Vor seinen Geburtstagen durften wir nicht sagen, dass er älter wird, dann brach er in Tränen aus.....Auch er wollte einfach nicht groß werden.
Hinzu kam, dass er damals körperlich auch eher klein war und noch Oskar heißt, so dass wir immer an das Oskarchen aus der "Blechtrommel" denken mussten. Kreischen kann er heute noch
Aber es hörte auf, und nun wird er bald 10 Jahre alt und kann seinen Geburtstag kaum erwarten.
LG, Gabriele
Hallo!
Ich würde mir da keine großen Sorgen machen. Es scheint eine Phase zu sein. Ich erinnere mich daran, dass mein Cousin das sehr ausgeprägt hatte. Er ist inzwischen aber groß (22) und es macht ihm nichts aus
Unsere Tochter (wird im August 7) hat auch so sensible Momente. Sie formuliert es nur etwas anders: "Mama, ich möchte immer immer bei euch sein." oder "Ich will nie heiraten, denn dann müsste ich ja ausziehen."...
LG
Ulrike
Ja, das kenn ich auch von meiner Tochter. Sie ist 8.
Lest mal gemeinsam "Peter Pan". Der will auch nicht erwachsen werden und schafft das auch. Zumindest ist nicht bekannt geworden, dass er es mittlerweile doch ist.
Das Thema ist schon fast philosophisch. Überleg doch mal... warum könnte man nicht groß werden wollen? Mir fallen Millionen Gründe ein... oder zumindest ziemlich viele. Ist es wirklich so toll, erwachsen zu sein? Oder ist das Leben nicht auch geprägt von Zeitmangel, Druck, Verpflichtungen? Und - da wird es dann wirklich philosophisch - wo ist der Sinn des Lebens? An dieser Stelle verweise ich dann auch noch auf "Per Anhalter durch die Galaxis", wo "die Antwort auf die Frage nach dem Leben, dem Universum und allem anderen" "42" ist. Vielleicht kann deine Tochter etwas damit anfangen
Auf jeden Fall wird deiner Tochter so langsam bewusst, dass auch sie erwachsen wird. Vielleicht ist dir das neu, aber ein kleines Kind denkt "hier und jetzt" und hier und jetzt ist es 3 Jahre alt. Es hat keine Vorstellungskraft, dass es irgendwann einmal 30 sein wird. Diese Erkenntnis kommt aber irgendwann, manchmal sogar schlagartig und viele Kinder ängstigt das. In der Schule hat sie Bekanntschaft mit Verpflichtungen und Druck macht. Sie hat also längst gecheckt, dass es um den Vergleich mit den anderen geht und der Bessere gewinnt. Das lässt sich überhaiupt nicht vermeiden, selbst wenn Ihr als Eltern ihr keinen Druck macht.
Sie hat auch längst gecheckt, dass Erwachsene noch mehr Pflichten haben und es, was das angeht, eigentlich nur noch bergab geht. Willkommen beim berühmten "Ernst des Lebens".
Gleichzeitig ist sie überfordert davon, weil sie diese ganze Verantwortung, die ihr da bevorsteht, noch gar nicht tragen kann. In ihrem kindlichen Denken braucht sie Euch dafür. Sie weiß aber als 6jährige auch, dass ihr sterben werdet. Was dann? Wie soll das gehen? Also kurz gesagt: Im Moment ist sie von ihrer Erkenntnis, dass das Leben schwer ist, überfordert. Und deswegen weint sie. Das ist zwar etwas depressiv, aber vollkommen normal, denn temporäre Depressionen (bei Frauen "Heultage") gehören meiner Meinung nach zu einer normalen Phase im Leben eines jeden Menschen. Erst wenn sie so etwas ständig hätte, würde ich mir ernsthafte Sorgen machen und Hilfe suchen.
Was ihr zur Zeit noch nicht bewusst ist, ist die Tatsache, dass sie reifen und die Verantwortung tragen kann, wenn sie älter, weiser und erfahrener geworden ist. Diese Zuversicht musst Du ihr geben: "Du bist stark und mutig und großartig! Du schaffst das" So verhinderst Du auf jeden Fall auch, dass sie sich allein gelassen fühlt.
Heute erst hat mir ein guter Freund gesagt: "Einen alten Baum verpflanzt man nicht und ein kleiner Baum braucht ein Stöckchen, damit er nicht umknickt." Das war süß und ich wollte es noch in meine Antwort unterbringen, weil es auch irgendwie passt. Deine Tochter braucht keinen Therapeuten, sondern manchmal ein "Stöckchen". Meine auch. Die ist übrigens hochsensibel, was solche "Heultage" manchmal noch darmatischer aussehen lässt. Das ist wohl auch der Grund, dass ich mir so viele Gedanken um Aussagen wie "Ich weiß selber nicht, warum ich weinen muss" gemacht habe. Exakt so hat es meine Tochter auch gesagt und: "Was soll ich denn hier eigentlich auf der Welt."
Hallo,
nun, danke für eure herzlichen Antworten. Ich werd mir jeden einzelnen Tipp zu Herzen nehmen und einfach versuchen, sie zu stärken und ihr Mut machen.
Bettina