Hallo zusammen!
Ich würde zu folgender Sache gerne mal die Meinung von Außenstehenden hören:
Es geht um den Sohn einer Freundin. Unsere Jungs sind beide dieses Jahr in die Schule gekommen. Mein Sohn geht auf eine "normale" katholische Grundschule und ihrer geht auf eine Grundschule wo jeweils die 1. und 2. und dann die 3. und 4. zusammen unterrichtet werden.Sie haben immer gerne zusammen gespielt. Im letzten Jahr hat sich der Sohn meiner Freundin aber sehr verändert. Mein Sohn sagt, er "kann nicht richtig spielen" und ich weiß, was er meint. Dieser Junge wirkt total erwachsen. Er benutzt Fremdwörter, die selbst ich nicht benutzen würde. Innerhalb weniger Wochen konnte er auf einmal perfekt lesen und schreiben. Rechnen bis 100 auch. Ich hab meine Freundin gefragt, woher das auf einmal kommt. Sie sagt, das Lesen hat er sich beim Scrabbeln selber beigebracht.
Ich muss sagen, dass er wirklich viel mit Erwachsenen zusammen ist. Er geht zwar zwei Mal in der Woche zum Fußball, hat aber dort keine wirklich Freunde. Drei Mal in der Woche ist er bei Oma und Opa. Meine Freundin hätte zwar Zeit, sagt aber, er sei so gerne bei Oma und Opa. Er schläft auch jedes zweite Wochenende bei den Großeltern.
So, jetzt sagte mir meine Freundin, dass die Lehrerin gesagt hätte, er könnte vielleicht im Frühjahr schon in die Dritte Klasse wechseln, da er den 2-Klässlern schon bei den Aufgaben helfen würde. Ich finde das sehr schwierig. Denn in der Schule gibt es ja noch mehr als Mathe und Deutsch. Die fangen jetzt mit Englisch an. Wenn er in die 3. Klasse kommt, sind die doch schon viel weiter? Die malen in Kunst doch ganz anders. Und Sport erst! Und wenn man dann hochrechnet, würde er mit 8 (fast 9) schon aufs Gymnasium gehen. So bekommt er doch nie Freunde in seinem Alter.
Meine Freundin hat mich zwar um Rat gefragt, platzt aber auch vor Stolz. Meine Einwände kann sie nicht verstehen und es ist sogar schon das Wort "Neid" gefallen.
Ich bin mir halt einfach nicht sicher, ob der Junge wirklich so schlau ist oder ob das alles antrainiert ist. Ich merke nur, dass der Kontakt immer weniger wird, weil sie kein anderes Thema mehr kennt und die Jungs so langsam nichts mehr miteinander anfangen können.
Hat jemand Erfahrungen mit sowas?
Direkt von 1. in 3. Klasse hochstufen lassen?
Hallo
Wir stehen vor einem ähnlichen Problem..Meine Tochter ist gestern 6 geworden und wurde am Samstag eingeschult..Ich hab vor einer Weile hier schonmal ein Thema eröffnet um nach Erfahrungen mit Kindern wie ihr in der GS zu fragen, "Problem" ist das sie einfach schon so viel kann das sie zu 99% sich selbst beigebracht hat und immer mehr wissen will,lernen will und und und
Sie hat bevorzugt Freunde die älter sind oder sich für ihr Alter "reif" verhalten hat aber auch keine Probleme mit Kinder in ihrem Alter die sich "kindlich" verhalten, sie kann mit ihnen nur nicht so viel anfangen.
Ihr Sozialleben ist ganz normal,sie hat einige Hobbys,trifft sich gerne mit Freunden und am liebsten bearbeitet sie Übungshefte oder generell Sachen aus der Richtung
Antrainiert ist da nichts und ich sehe es nicht wirklich als Segen...
Heute nach dem 4,bzw. 3 richtigen Schultag, hat mir ihre Lehrerin jetzt eine E Mail geschickt weil sie sich gerne mal mit uns unterhalten würde und mir graut es ehrlich gesagt jetzt schon etwas..
Das der Junge gezwungen wird kann ich mir ehrlich gesagt weniger vorstellen, das würde auf Dauer nicht klappen wenn es das Kind nicht will und es gibt eben einfach Kinder die ihrem Alter vorraus sind
Was man dann mit dem Kind am besten macht muss man individuell entscheiden und natürlich auch mithilfe von Fachpersonen
Bei dir kann man nur hoffen das deine Freundin da nichts übertreibt wenn sie jetzt schon so auf gut gemeinten Rat und berechtigten Einwand reagiert
LG
Danke für deine Antwort.
Ich stelle mir die Situation auch nicht leicht vor und neidisch bin ich bestimmt nicht!
Ich weiß halt nur, dass meine Freundin und ihr Mann beide Abitur haben, studiert haben und beruflich viel erreicht haben. Sie kommen beide aus Lehrer-Haushalten. Deswegen dachte ich, dass die Erwartungshaltung an den Sohn recht hoch ist und sie vielleicht öfter mit ihm gelernt haben.
Ich hoffe einfach, dass die Schule qualifiziert genug ist, um eine richtige Entscheidung zu treffen und die Lehrerin sich nicht einfach "überfordert" mit ihm fühlt und ihn deswegen hochstufen will.
Solche Entscheidungen sind immer schwierig, natürlich kommt es in der Schule (und im Leben) nicht nur auf die kognitiven Fähigkeiten an, sondern auch auf die sozial-emotionale Reife. Dass ein Erstklässler zu solchen Leistungen "gedrillt" wird, glaube ich aber eher nicht.
Mein Sohn ist von der ersten in die zweite Klasse vorversetzt worden - in der Grundschule gab es danach schon einige Probleme, weil er vom Sozial- und Arbeitsverhalten her nicht so weit war. Auf die weiterführenden Schule kam er, als er noch keine 10 war, er fühlt sich (mittlerweile 7. Klasse) dort sehr wohl.
Wegen des JÜL-Konzeptes gleich zwei Klassen zu überspringen, erscheint mir etwas übertrieben, aber dazu muss man einfach das Kind kennen und alle Aspekte des Überspringens beachten.
LG
Anja
Ich halte es für relativ unwahrscheinlich, dass ein normalbegabtes Kind das Interesse und Durchhaltevermögen hat, um es künstlich auf Hochbegabtenniveau zu hieven. Und davon sprechen wir hier doch anscheinend.
Ein Kind, dass mit Gleichaltrigen wenig anfangen kann und die Gesellschaft von Älteren bevorzugt, dass Informationen und Wissen aufsaugt wie ein Schwamm und so schnell und leicht lernt, dass die Schule erwartet, dass er möglicherweise in einem halben Jahr den Stoff der zweiten Klasse so weit festigt, dass er dann in die dritte Klasse wechseln kann.
Ich würde davon ausgehen, dass der Junge da einfach ein Spezialfall ist.
Viele Alternativen gibt es nicht, um solche Kinder mit Input zu versorgen. Ja, möglich, dass er in der Kindheit und der Teenagerzeit nie Freunde im gleichen Alter mehr haben wird.
Es muss immer ganz individuell entschieden werden. Du sagst ja selber, dass der Junge nicht sehr kindlich wirkt. Gut möglich, dass er weder zwischen den Erst- und Zweitklässlern, noch zwischen den Dritt- und Viertklässlern richtig Anschluss findet. Dagegen lässt sich nicht viel machen.
Das Kind zu bremsen und zu Freundschaften in seiner Altersgruppe zu zwingen, wird nicht funktionieren.
Ich kann deine Sorgen gut verstehen, denke aber auch, dass du das entspannter sehen solltest. 'Freunde in seinem Alter' scheinen für ihn gar nicht so wichtig zu sein und oft wird es auch überbewertet. Unsere Kinder haben viele Freunde, die älter oder jünger sind. Viel wichtiger ist doch, dass sie auf einer Wellenlänge sind. Du sieht ja, dein Sohn sagt schon, dass sein Freund nicht richtig spielen kann. Du findest, er verhält sich viel erwachsener, als es seinem Alter entspricht. Vermutlich würde er sich in einer Klasse mit Älteren wohler fühlen.
Es ist auf Dauer auch nicht gut für ein Kind, seinen Klassenkameraden immer voraus zu sein. Für Freundschaften ist das nicht unbedingt förderlich. Ich mein, stell dir mal einen Zweitklässler vor, dem ein gerade Eingeschulter was vormacht. Ob da große Sympathien wachsen? Sicher wird auch durch den Wechsel nicht alles wunderbar und supertoll sein, aber für ein hochbegabtes Kind - und so hört es sich an - ist das oft der bessere Weg.
Erfahrung naja, indirekt. Meine Freundin hat das mit ihrem Sohn gemacht. Er hat einen IQ von 148, ist Autodidakt, hat eine extreme Begabung im sprachlichen und künstlerischen Bereich ... wahrscheinlich Asperger Autist. Letzteres würde nie getestet, alle anderen Punkte schon.
Er hat in der Grundschule 2 Klassen übersprungen und besucht jetzt ein Gymnasium für Hochbegabte. Freunde am Gym hat er eigentlich keine. Dort herrscht Konkurrenz vom feinsten. Er lernt noch ein Instrument in seiner Freizeit und eine Kampfsportart.
Freunde hat er in der Nachbarschaft. Dafür sorgen auch seine Eltern.
Sein Sprachbild ist sehr auffällig. Er spricht wie ein Erwachsener. Schon in der Grundschule hat man wirklich zu tun gehabt, um seiner Rede Folgen zu können...heute ist das unmöglich. Er ist jetzt 13 Jahre.
2 Klassen zu überspringen ist möglich. Aber die Eltern müssen sich im Klaren sein, dass das Kind dort wahrscheinlich als "kleiner Klugscheisser" nicht Willkommen ist. Er ist jünger, kleiner, schwächer...passt er nicht gut auf, wird er zum Mobbingopfer, weil er eben deutlich besser ist in der Schule. Da hilft es auch nicht, dass ihm 2 Jahre Schulstoff fehlen. Die holt er schnell auf. Was noch ein Grund ist für die Anderen, ihn nicht unbedingt zu mögen.
Genau das ist auch meine Befürchtung, dass er als "Klugscheißer" dargestellt wird. Was auch nicht abwegig ist. Zu meinem Sohn sagt er immer: Warum kann du denn noch nicht lesen? Und: Guck mal, ich weiß schon was da steht... usw.
Das kommt eben darauf an. Es gibt einfach Kinder, die wirklich schon schnell lesen und schreiben können. Aber diejenigen, die hochgestuft werden, sind eigentlich ausnahmslos Hochbegabte und Genies. Das wird hier auch vorher getestet - das ist Pflicht.
Warum hilfst du deinem Sohn in solch einer Situation nicht? Er ist dem Kind rhetorisch hoffnungslos unterlegen. Zeig diesem Kind doch mal, dass du deutlich mehr weißt und dass es nicht so schön ist, wenn man das von jemanden auf die Nase gebunden bekommt. Echt? Er kann das lesen? Das ist aber schön! Und du kannst eben auch die englischen Bücher lesen...er etwa nicht? Wieso denn nicht?
Vom kognitiven her, scheint er es drauf zu haben.
Die Frage ist, hat er es auch emotional und sozial drauf. Das ist eine Frage, die dir in einem Forum keiner beantworten kann.
Hallo !
Wurde er denn schon einmal getestet ? Das ist ja meistens der erste Schritt, bevor der Sprung in Angriff genommen wird. Ich denke, gerade bei einem solchen Sprung (2 Klassenstufen) sollte man wirklich genauer schauen.
Wichtig ist vor allem auch, ob er mental und sozial in die 3. Klasse passt und wie groß der Leidensdruck ist, wenn er derzeit so unterfordert ist.
Bei meinem Großen wurde jetzt auch ein überdurchschnittlicher IQ festgestellt, für ihn wäre so ein Sprung jedoch nichts. Er ist zwar kognitiv sehr fit, aber vom Verhalten doch noch sehr Kind. So bekommt er halt innerhalb seiner Klassenstufe differenzierte Aufgaben und das scheint ihm vorerst zu genügen.
Auf jeden Fall muss bei solchen Kindern unbedingt gehandelt werden, da dauerhafte Unterforderung nicht gut ist. Es leidet das Lernverhalten und die Motivation sehr darunter. Das Kind lernt sozusagen nie, wirklich zu lernen und schaltet quasi ab. Das kann auch ein schleichender Prozess sein.
Bei uns war es so, daß es eine Stelle gibt, die eben diese Tests durchführt und sich dann mit der Schule in Verbindung setzt und das weitere Vorgehen zu besprechen. Die schauen nicht nur auf den IQ sondern auch auf das Psychische des Kindes. Es wird eine Art soziales Profil erstellt (war auch für mich seeeehr interessant), z.B. welche Fächer es mag, wie wohl es sich derzeit fühlt, ob es Freunde hat und, und, und.
Ich denke also, eine pschologische Beratung ist in diesem Fall sicher hilfreich, aber vielleicht hat das Deine Freundin schon durchführen lassen ?!
Ines
Nein, hat sie noch nicht.
Ich habe das auch schon mal angesprochen, aber da habe ich mich wohl auf sehr dünnem Eis bewegt, als ich fragte, ob er denn psychisch auch schon soweit sei...
Huhu,
ich denke, jede Mutter erfüllt es mit Stolz, wenn das Kind den Leistungen in der Schule gerecht. Ich denke auch, dass eine Hochbegabung ein Segen, aber auch Fluch sein kann.
Hochbegabung entspricht nicht der Norm, alles was nicht der Norm entspricht, erfordert Gesprächsbedarf.
Sei eine gute Freundin und höre ihr zu, das Thema ist so frisch, ich denke, deine Freundin freut sich über ein offenes Ohr.
Die wenigsten können über die Hochbegabung ihrer Kinder sprechen, ohne als stolz, eingebildet oder eitel zu wirken.
Aber wenn die Kinder ADHS, Lernbehinderungen oder sonstig Verhaltensauffälligkeiten haben hören wir alle gerne zu :-P
Um die Freundschaft mit deiner Freundin aufrecht zu erhalten, solltest du sie öfters mal fragen, wie es ihr mit ihrem Sohn geht?
Und wenn die Kinder nicht mehr so einen guten Kontakt zu einander haben, dann ist das einfach so.
LG